Lesezeichen
 

Huch, die Zinsen steigen

Ok: Die Niedrige-Leitzinsen-Enteignen-Die-Sparer Fraktion um Sparkassenpräsident Georg Fahrenschon haben argumentiert, die letzte Zinssenkung der EZB sei ein weiterer Beleg für Financial Repression. Lustig nur, dass die Renditen auf zehnjährige Staatsanleihen das nicht hergeben.

Grafik: Renditen 10-jähriger Bundesanleihen
Quelle: Bloomberg

Was sehen wir? Genau – seit der Zinssenkung steigen die Zinsen ziemlich stark an. Das hat mit Bernanke zu tun, aber auch damit, dass die Märkte ein wenig zuversichtlicher geworden sind, was die wirtschaftliche Entwicklung angeht. Blöd für alle, die jetzt Immobilien finanzieren wollen, aber gut für die Sparer.

Der aktuelle Leitzins ist eben nur ein Einflussfaktor. Wenn die Konjunktur nicht läuft und niemand Geld leihen will, sinkt der Preis des Geldes. Wenn sie anzieht, steigt er natürlich. Nicht nur deshalb sind niedrige Zinsen in einer schweren Krise im langfristigen Interesse der Sparer.

 

Aktien sind nicht mehr billig

Seit seinem Tiefpunkt am 6. März 2009 ist der DAX von 3.666,41 auf aktuell rund 8.300 Punkte geklettert. Das ist ein Anstieg um 127 Prozent oder 21,4 Prozent pro Jahr. Das ist mehr, als Sie in der Zeit mit Ihrem Sparbuch verdient haben. Zugegeben, eine etwas effekthascherische Einleitung! Dennoch enthält sie eine klare Botschaft: Die Aktienkurse sind ziemlich hoch. Wer jetzt einsteigt, lebt gefährlich. Ich erwarte eine größere Korrektur, wenn nicht jetzt, dann doch in der näheren Zukunft. Was sind die Gründe?
Weiter„Aktien sind nicht mehr billig“

 

Financial Non-Repression

Big Ben sagt es wie es ist – wenn die Zentralbank zu früh die Zügel anzieht, bleiben die Zinsen im Endeffekt länger niedrig, weil die Konjunktur sich nicht erholt. Darüber sollten all jene nachdenken, die sich über die vermeintliche Enteignung der Sparer beklagen.

A premature tightening of monetary policy could lead interest rates to rise temporarily but would also carry a substantial risk of slowing or ending the economic recovery and causing inflation to fall further. Such outcomes tend to be associated with extended periods of lower, not higher, interest rates, as well as poor returns on other assets. 

 

Die Zombiebanken verhindern den Aufschwung

Der Rückgang des realen BIP von Euroland im ersten Quartal war der siebte in Folge. In den USA dagegen hatte es eine Zunahme gegeben, wie in jedem der vergangenen 14 Quartale zuvor. Ähnlich krass waren die Unterschiede bei den Arbeitslosenquoten: In der europäischen Währungsunion steigen sie unaufhaltsam – auf zuletzt 12,1 Prozent –, während sie in Amerika seit Ende 2009 stetig von damals zehn Prozent auf jetzt 7,5 Prozent gesunken sind. Kein Wunder, dass der Euro vor allem in den Krisenländern der „Peripherie“, aber auch in Frankreich, immer mehr mit Akzeptanzproblemen zu kämpfen hat.
Weiter„Die Zombiebanken verhindern den Aufschwung“

 

Was bringt makroprudenzielle Regulierung

Ok, der Begriff ist ein Alptraum und solange kein besserer gefunden ist, ist es kein Wunder, dass jenseits der Fachpresse kaum jemand über das Thema schreibt. Doch die Steuerung des Kreditprozesses – meine Umschreibung – ist eines der wichtigsten makro-ökonomischen Themen für die kommenden Jahre, weil sich bekanntlich gezeigt hat, dass für die Stabilität der Wirtschaft mehr nötig ist als stabile Preise.

Nun beschäftigt sich ein neues Paper empirisch mit der Frage, wie gut makro-prudenzielle Instrumente, die in den USA schon seit einiger Zeit zur Anwendung kommen, wirken. Ergebnis:

Ongoing statistical work  suggests that macroprudential tightening lowers consumer debt but  macroprudential easing does not increase it.

Es ist offensichtlich immer leichter, eine Wirtschaft abzubremsen, als sie anzukurbeln.

 

Entmachtet die Bundesbank!

Wie würden wir heute über die Schuldenkrise, die Euro-Krise sprechen, wenn die Gründungsväter des Euro konsequent gewesen wären – und die nationalen Notenbanken abgeschafft hätten? An ihre Stelle wären Notenbankdistrikte getreten, wie in den USA, die wenig bis nichts gemein haben mit den Bundesstaaten beziehungsweise in unserem Fall, den Nationalstaaten. Diese Idee, die der Berliner Makro-Ökonom Michael Burda bei der Buchvorstellung der Inflationslüge vehement vertreten hat (und die ich für die Berliner Zeitung aufgeschrieben habe), fasziniert mich. Ich habe Michael Burda gebeten, die Landkarte Euro-Lands neu zu zeichnen und in seine präferierten fünf Distrikte einzuteilen.
Weiter„Entmachtet die Bundesbank!“

 

Die kalte Enteignung der Sparer?

Der Spiegel steigt diese Woche ganz groß auf das Thema financial repression ein und attackiert die Politik der EZB.

Viele Träume auf einen gesicherten Lebensabend zerstören die Dauer-Niedrigzinsen aber schon jetzt.

Ich halte diese Sichtweise für problematisch. Unser Bild vom Sparen ist geprägt von der Vorstellung, wir seien in der Situation in der Robinson auf seiner Insel war. Sparen ist die Ansammlung von Vorräten. Es bedeutet, die Kokosnuss nicht sofort aufzuessen, sondern sie für morgen aufzuheben. Geld kann man aber nicht essen. Seine Kaufkraft erlangt es dadurch, dass es zur Finanzierung produktiver Investitionen verwendet wird. Nur der dadurch entstehende Kapitalstock – im weiteren Sinn ausgebildete Arbeitskräfte, Straßen, Maschinen – ermöglicht die Verschiebung von Ressourcen in die Zukunft. Sparen im volkswirtschaftlichen Sinn ist die Bildung von Sachkapital.

Das bedeutet, dass das Einkommen der Rentner in 20 oder 30 Jahren davon abhängt, wie leistungsfähig die Wirtschaft in 20 oder 30 Jahren ist.  Aus diesem Grund ist die Höhe des Zinsniveaus für sich genommen erst einmal irrelevant. Schädlich sind die niedrigen Zinsen, wenn sie zu einer Fehlallokation von Kapital oder sonstigen Verwerfungen führen. Nützlich sind sie, wenn sie zu einer Modernisierung des Kapitalstocks beitragen. Man kann also durchaus Argumente gegen das niedrige Zinsniveau vorbringen, aber es sind andere, als die, die in der Debatte über die Altersvorsorge gebraucht werden.

Aber leidet nicht jeder, der sein Geld sicher in deutschen Staatsanleihen anlegen will, unter dem niedrigen Zinsniveau? Ganz klar – aber jeder Euro, der dem Bürger fehlt, spart sich der Finanzminister, der weniger Geld für den Schuldendienst aufwenden muss. Der Punkt ist: Letztlich handelt es sich um eine Verteilungsfrage. Eine Änderung des Zinsniveaus stellt, die Effekte auf das gesamtwirtschaftliche Angebot und die gesamtwirtschaftliche Nachfrage lasse ich jetzt einmal außen vor, eine Volkswirtschaft insgesamt nicht besser oder schlechter. Es stellt einige besser und andere schlechter. Und wenn das als störend empfunden wird, kann es im Rahmen kollektiven Handelns, sprich durch politische Entscheidungen, korrigiert werden. Zum Beispiel – ich phantasiere einmal – indem der Staat das gesparte Geld den Sparern zukommen lässt.

Die Betrachtung gilt natürlich streng genommen nur für eine geschlossene Volkswirtschaft. Nun ist Deutschland eine offene Volkswirtschaft und noch dazu ein Nettogläubiger mit enormen Auslandsforderungen. Eine Änderung des Zinsniveaus führt also auch zu einer Umverteilung zwischen einzelnen Ländern und kann damit in seinen Verteilungswirkungen nicht vollständig durch nationale Eingriffe kompensiert werden. Allerdings bringt der Status des Nettogläubigers auch mit sich, dass Deutschland ein Interesse an der Zahlungsfähigkeit seiner Schuldner hat. Wenn diese die niedrigen Zinsen erhalten, dann profitieren davon die deutschen Sparer: Sie bekommen zwar weniger Geld von der Bank, aber immerhin ist das Geld noch da und die Bank nicht pleite.

Ein Wort noch zum Begriff financial repression. Er wurde bekanntlich von Carmen Reinhart geprägt und geht zurück auf die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Staaten ihre Bürger dazu zwangen, niedrig verzinste Anleihen aufzukaufen. Der große Unterschied zu damals ist, dass es heute in den meisten Ländern der westlichen Welt einen freien Kapitalverkehr gibt. Wer also keine Lust auf Bundesanleihen hat, kann sich ja italienische oder spanische Papiere ins Depot holen.  Klar, damit steigt auch das Risiko, aber es gibt kein Recht auf risikolose Rendite. Mit anderen Worten: Ich kann die Repression in der finanziellen Repression nicht erkennen.

 

Drei Wahrheiten über den Dax

Grafik: Dax Performance-Index, täglich ab Jan 1999
Dax Performance-Index, täglich, letzter Wert vom 07.05.2013

Ziehen wir ganz kurz den Hut vor 8.200 Zählern. Diese Marke hat der Deutsche Aktienindex (Dax) am Dienstag genommen. So hoch stand der Dax noch nie. Nicht im März 2000, nicht im Juli 2007. Diese beiden Monate markierten die bisherigen Gipfel. Das ist die Wahrheit eins: Wir haben heute einen echten Rekord im Performance-Index begehen dürfen.
Weiter„Drei Wahrheiten über den Dax“