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Target 2, US edition

Für alle Freunde eines „Ausgleich“ der Targetsalden nach Vorbild der USA:

Die Grafik zeigt die so genannten Interdistrict Settlement Accounts. Richmond ist das Griechenland der neuen Welt.

 

Draghis Dicke Bertha

Mario Draghi hat wieder zugeschlagen. 530 Milliarden Euro haben sich die Banken beim heutigen Dreijahrestender (LTRO) geliehen, das bringt die Gesamtsumme der Operation auf 1.019 Milliarden Euro. Ich war anfangs skeptisch, was die Wirksamkeit des Manövers angeht, weil ich davon ausgegangen war, dass die Banken das Geld gleich wieder bei der Zentralbank deponieren. Aber inzwischen habe ich meine Meinung geändert. Die LTRO ist vielleicht einer der cleversten Schachzüge der Zentralbankgeschichte. Weiter„Draghis Dicke Bertha“

 

Finanziert die EZB Leistungsbilanzdefizite?

Der Wirtschaftswurm nimmt ein Argument auf, dass in der Target-2-Debatte häufiger zu lesen ist. Demnach ist die Politik der EZB problematisch, weil die EZB die Leistungsbilanzdefizite der Staaten der europäischen Peripherie finanziert.

Schieritz tut ferner so, als ob die Ursachen für die Target-2-Defizite der Südländer (einschließlich Frankreichs) unklar sind. Sowohl ein Leistungsbilanzdefizit als auch Kapitalflucht würden als Ursache in Frage kommen. Schieritz vergisst aber: Ohne die Möglichkeit zu Target-2-Defiziten gäbe es aktuell überhaupt keine Möglichkeit für die Südländer, ihr Leistungsbilanzdefizit aufrecht zu erhalten. Denn private Kapitalgeber für seine Finanzierung finden sich nicht mehr. Insofern muss tatsächlich ihr gesamtes Leistungsbilanzdefizit über Target 2 finanziert werden.

Richtig daran ist: Wenn die Anleger ihr Geld abziehen und die Peripheriebanken damit von der Liquiditätszufuhr abgeschnitten wären, könnten sie je nach Struktur ihrer Bilanz möglicherweise (noch) weniger Kredite vergeben. Die inländische Nachfrage würde einbrechen, ihre Leistungsbilanz würde sich schlagartig verbessern. Daraus folgt: Die EZB stützt Leistungsbilanzen, auch wenn sie Kapitalflucht kompensiert.

Die politisch relevante Frage ist: Wird damit eine künstlich überhöhte Nachfrage in den betroffenen Länder staatlich aufrechterhalten? Weiter„Finanziert die EZB Leistungsbilanzdefizite?“

 

Deutschland wird immer exportlastiger

Die eigentlich interessanten Informationen, die in dem heute veröffentlichten gesamtwirtschaftlichen Zahlenwerk für das vierte Quartal stecken, sind nicht die Zuwachsraten des realen BIP – minus 0,2 Prozent gegenüber dem dritten Quartal, und für 2011 insgesamt plus 3,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr –, sondern die diversen Strukturzahlen. Einige Beobachtungen: Weiter„Deutschland wird immer exportlastiger“

 

Warum wir nicht in der (Euro-)Falle stecken

Lehrbücher der Volkswirtschaftslehre beginnen meist mit Robinson Crusoe und seinen Kokosnüssen. Robinson sitzt auf seiner Insel und kann sich nun überlegen, ob er seine Früchte aufisst oder sie einpflanzt, damit sie sich vermehren. Isst er sie alle auf, hat er morgen nichts mehr zu essen. Pflanzt er sie ein, wird er vielleicht heute nicht statt, dafür verhungert er morgen nicht.

Deutschland hat seit dem Ende des zweiten Weltkriegs ziemlich viel gepflanzt und ziemlich wenig gegessen – und für die von Hans-Werner Sinn und anderen angestoßene Debatte über Risiken aus der Euro-Rettung ist das ein sehr wichtiger Befund.

Auch Länder stehen in gewisser Weise vor der Frage, die Robinson zu beantwortet hatte. Sie können ihre Ersparnisse im eigenen Land bilden, oder sie können in anderen Ländern investieren. Deutschland hat wenn man so will praktisch seit Kriegsende unter seinen Verhältnissen gelebt: Die Deutschen wurden zu einer der größten Gläubigernationen der Welt. Die sogenannte Nettoauslandsposition – die Forderungen an Ausländer abzüglich der Verbindlichkeiten – belaufen sich aktuell auf 877 Milliarden Euro.

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Haben die PIIGS eine Chance?

Eine der Wahrheiten über die Krise ist, dass es sich in vielerlei Hinsicht nicht um eine Staatsschulden-, sondern um eine Zahlungsbilanzkrise handelt. Die Einführung des Euro hat zu internen Ungleichgewichten – Leistungsbilanzdefiziten im Süden und Leistungsbilanzüberschüssen im Norden – in der Währungsunion geführt, die zuerst nicht entdeckt und dann geleugnet wurden und uns nun das Leben schwer machen. Weiter„Haben die PIIGS eine Chance?“

 

Rechtsnihilismus

Nur ein kleiner Trick, so stellen wir Zentralbanker es dar. Es wurden nur die Wertpapierkennnummern ausgetauscht bei den griechischen Staatsanleihen. Sonst nichts, alles nicht der Rede wert. Allerdings, so fügen wir freundlich hinzu, gibt es Nebenabreden. Unsere neu nummerierten Anleihestücke werden bei einer eventuell beschlossenen Entwertung (Teilentwertung, Haircut, Umschuldung oder was auch immer) ausgenommen. Hübsch nicht?
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Einspruch, Professor Sinn!

Ich wollte mich eigentlich schon anderen Themen zuwenden, aber nach der Lektüre des Interviews mit Hans-Werner Sinn in der FAZ sind doch noch ein paar Zeilen über Target und die Geldpolitik der EZB nötig. Ich halte Sinn wie gesagt für einen brillanten Ökonomen, aber seine öffentliche Rolle für problematisch. Und weil ich weiß, dass ab Montag mindestens zehn Bundestagsabgeordnete der Union ohne jede Ahnung von Makroökonomie seine Thesen nachbeten werden (wenn sie nicht schon Post aus München mit klaren Handlungsempfehlungen bei der nächsten Abstimmung über das nächste Rettungspaket erhalten haben), ist der Sachverhalt von ausreichendem öffentlichen Interesse für einen weiteren Eintrag hier. Weiter„Einspruch, Professor Sinn!“