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Target 2 – Versuch einer Bilanz

Wir haben uns sehr gefreut, dass Hans-Werner Sinn am Wochenende an der Debatte über die Target-Salden auf diesen Seiten teilgenommen hat. Es zeigt, dass er – und das war trotz vieler inhaltlicher Differenzen schon immer meine Meinung – tatsächlich eine Ausnahmeerscheinung in der grauen deutschen Ökonomenlandschaft ist. Die Auseinandersetzung, auch in den Kommentaren, kann ich nur empfehlen. Möge der Diskurs uns alle klüger machen, denn darum geht es in der Wissenschaft und in der öffentlichen Auseinandersetzung.

Ich möchte gerne vier Punkte machen: Weiter„Target 2 – Versuch einer Bilanz“

 

Klarheit über Target-Salden – Ein offener Brief von Hans-Werner Sinn

Von Anfang an haben wir im HERDENTRIEB die Target-Debatte ausführlich und kritisch begleitet. Nun äußert sich mit Hans-Werner Sinn ihr geistiger Vater hier im Blog. Er nimmt Mark Schieritz gestrigen Beitrag („Hatte Hans-Werner Sinn doch recht?“) zum Anlass auch unseren Lesern den vertrackten Sachverhalt „noch einmal klar zu legen“. Für die offene Debatte möchten wir Ihm ausdrücklich danken.

Hier also der Brief von Hans-Werner Sinn: Weiter„Klarheit über Target-Salden – Ein offener Brief von Hans-Werner Sinn“

 

Hatte Hans-Werner Sinn doch recht?

Die Target-2-Debatte hat in den vergangenen Wochen die deutschen Medien im Sturm erobert, mittlerweile wird das Argument fast täglich in einem Artikel zur Geldpolitik verwendet. Und Hans-Werner Sinn hat seine Analyse im Vergleich mit seinen ersten Einlassungen zu dem Thema so sehr überarbeitet (unter anderem wurde die Behauptung fallen gelassen, die Inanspruchnahme der EZB durch die Südstaaten verringere das Kreditvolumen in Deutschland), dass man dagegen zumindest was die innere Logik des Arguments angeht nicht viel sagen kann. Insofern ist ein Teil meiner ursprünglichen Einwände gegenstandslos. Weiter„Hatte Hans-Werner Sinn doch recht?“

 

Hilft die EZB den Griechen?

Ich höre, dass der Bericht des Wall Street Journal über eine mögliche Beteiligung der EZB an der Umschuldung in Griechenland so wohl nicht ganz der Wahrheit entspricht. Unabhängig davon stellt sich die Frage, was eine solche Maßnahme bringen würde. Das Journal schreibt bekanntlich, die EZB sei bereit, ihre Griechenlandanleihen zum Einkaufspreis an den EFSF zu verkaufen, der sie dann an Griechenland zurückverkauft. Sehen wir uns das im Detail an: Weiter„Hilft die EZB den Griechen?“

 

Wie berechtigt ist die Kritik am Sachverständigenrat?

Heike Göbel kritisiert bei Fazit den Zustand des Sachverständigenrat:

In seinem derzeitigen kraftlosen, unentschlossenen Zustand und mit seinen sprunghaften Empfehlungen ist der Sachverständigenrat nicht hilfreich.

Nun kann man sich tatsächlich fragen, wie sinnvoll ein solches Beratungsgremium grundsätzlich ist Weiter„Wie berechtigt ist die Kritik am Sachverständigenrat?“

 

Kurzfristig sinken die Rohstoffpreise – langfristig aber auch

Russlands gefährliche Abhängigkeit von den Rohstoffpreisen

Diese Woche bin ich in Russland, und muss gleich etwas sagen zum Thema Rohstoffpreise, dem ökonomischen Hauptthema hier. Mehr als drei Viertel der russischen Exporte entfallen direkt oder indirekt auf Öl, Gas, Kohle, Metalle, und der Aktienmarkt des Landes wird dominiert von Unternehmen, die in diesen Sektoren tätig sind. Die Rohstoffe sind zugleich Russlands Fluch und Segen.
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Thilo Bode, Josef Ackermann und die Lebensmittelzocker

Ok, die Kommentare zu diesem Beitrag werden nicht nett sein: Die Nichtregierungsorganisation Foodwatch und die Deutsche Bank streiten sich über die Frage, ob der Handel mit Agrarrohstoffen die Lebensmittelpreise treibt und damit mitverantwortlich ist für den Hunger in der Welt. Thilo Bode, der Chef von Foodwatch, fordert Josef Ackermann auf, sich aus solchen Geschäften zurückzuziehen. Als Grund verweist er auf eine Studie des Kollegen Harald Schumann, der Belege zusammengetragen habe, wonach Finanzgeschäfte tatsächlich die Preise beeinflussen. Die Deutsche Bank will sich die Sache aber erst ausführlich anschauen und dann entscheiden.
Weiter„Thilo Bode, Josef Ackermann und die Lebensmittelzocker“

 

Sind wir zu blöd zum Retten?

Richard Koo vom Nomura Research Institute in Tokyo ist für mich einer der klügsten Ökonomen weltweit. In einem neuen Papier hat er das Dilemma der Politik in der Krise ziemlich gut auf den Punkt gebracht. Seine Ausgangsfrage: Sind Demokratien zu einer wirkungsvollen Krisenpolitik strukturell nicht in der Lage. Hier die Antwort, sie passt gut zur gestrigen Preisverleihung (danke für die Glückwünsche).

Even those who manage to prevent an economic meltdown by implementing necessary fiscal stimulus before the crisis are likely to be bashed instead of praised by the public. This is because the general public typically cannot envision what might have happened in the absence of fiscal stimulus. Seeing only a large deficit and no crisis, they assume the money must have been wasted on useless projects.

That is exactly what happened to Liberal Democratic politicians in Japan, President Barack Obama in the U.S. And former Prime Minister Gordon Brown in the U.K. Although their actions saved their economies from devastating deflationary spirals, they were bashed because the public is unable to contemplate the counterfactual scenario. The man or woman who prevents a crisis never becomes a hero. For a hero to emerge we must first have a crisis, as Hollywood movies will attest.

Man müsste sich jetzt natürlich noch anschauen, warum die Bevölkerung so reagiert wie sie reagiert und was das mit den Machtverhältnisse in der Öffentlichkeit zu tun hat. Aber dazu vielleicht ein andermal mehr.

 

Publizistik-Preis für von Heusinger und Schieritz

Wer hätte das gedacht? Gleich zwei Hirten des HERDENTRIEBs erhalten heute Abend in Berlin einen Publizistikpreis. Nein, keinen von der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, wo das Wort Herdentrieb gar nicht bekannt sein dürfte. Und auch nicht den Klassiker der deutschen Ordnungspolitik, den Ludwig-Erhard-Preis. Sondern den mit 1000 Euro dotierten Preis für Publizistik der Keynes-Gesellschaft!

Die Keynes-Gesellschaft, die das wissenschaftliche Erbe des großen britischen Ökonomen in Ehren und im aktuellen wirtschaftspolitischen Diskurs lebendig halten möchte, vergibt den Keynes-Preis erstmals und er geht für das Jahr 2010 an Robert von Heusinger und das Jahr 2011 an Mark Schieritz. Zur Begründung heißt es dann auch, dass die Preisträger „in zahlreichen Artikeln die Grundeinsicht von Keynes von der Bedeutung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage dort, wo sie relevant war, in ihre Überlegungen ernsthaft einbezogen [haben].“

Da bleibt uns nur noch zu sagen: Endlich ist es raus! In diesem Blog schreiben Keynesianer!

Herzlichen Glückwunsch den zwei Hirten und auf eine schöne Feier.