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Adolf Nazi, die Inflation und die Euro-Krise

Die Angst der Deutschen vor der Inflation ist bekanntlich ein wesentlicher Grund für die Zurückhaltung der Bundesregierung, wenn es um radikale Vorschläge zur Lösung der Euro-Krise – Eurobonds, aggressive Anleihekäufe durch die EZB, ein höheres Inflationsziel – geht. Aber was ist die Ursache dieser Angst? Und ist sie berechtigt? Und was hat das alles mit dem Euro zu tun? Weiter„Adolf Nazi, die Inflation und die Euro-Krise“

 

Eine Finanzunion muss nicht teuer sein

Eurolands Wirtschaft ist dabei, außer Kontrolle zu geraten. Wenn die Eurokrise nicht schnellstens beigelegt wird, steuert die Währungsunion geradewegs auf eine neue Rezession zu. Der Euro würde dafür verantwortlich gemacht und damit zunehmend in Frage gestellt. Währungsunion gleich Rezessionsunion? Das kann es nicht sein. Wir brauchen eine große Lösung, Flickschusterei reicht nicht mehr. Weiter„Eine Finanzunion muss nicht teuer sein“

 

Mit Rainer Hank ins 19. Jahrhundert

Vielen liberalen Ökonomen ist ja vorzuwerfen, dass sie den Staat zwar kleinmachen wollen, ohne zu Ende zu denken, welche Konsequenzen das hat. Rainer Hank – willkommen in der Blogwelt, liebe Kollegen von der FAZ – ist ein ziemlich liberaler Ökonom, aber wenigstens ist er ehrlich. Und so beschwört er in seinem Text über die Euro-Krise die gute, alte Zeit: Weiter„Mit Rainer Hank ins 19. Jahrhundert“

 

Was Friedrich Merz nicht versteht

Die Lektüre des Gastbeitrags von Friedrich Merz im Handelsblatt zeigt, wo die Krise ihren Ursprung hat: Die Wirtschaftspolitik in Europa hat schlicht keine europäische Dimension. Das konnte man in die Südländern beobachten, wo die Zinsgewinne der Euro-Einführung verfrühstückt wurden, aber das kann man auch in den Nordländern beobachten, wo die Löhne so hemmungslos gedrückt wurden, dass die eigene Wirtschaft nur noch auf Kosten einer zunehmenden Verschuldung bei den Handelspartner am Laufen gehalten werden konnte.

Und wenn sich Merz jetzt darüber echauffiert, dass die französischen und italienischen Banken bei der EZB Liquidität nachfragen, die sie am Interbankenmarkt nicht mehr bekommen – genau darum geht es in der Target-2-Debatte –, dann sagt er damit letztlich, dass die EZB nur noch die Zentralbank des Nordens sein soll. Die Liquiditätsversorgung des Bankensystems, die klassischste aller Notenbankaufgaben, soll dem Süden also ganz offensichtlich verweigert werden.

Wenn ein Mitgliedsstaat aus dem Euro ausscheiden sollte, dann fallen beim Eurosystem in der Tat Verluste aus den Liquiditätsoperationen an, auch wenn sich Merz, oder wer auch immer ihm das aufgeschrieben hat, schließlich ist er bislang nicht als Experte für Geldpolitik aufgefallen, mit den Zahlen verrechnet.

Aber die Idee einer Währungsunion ist genau, dass kein Mitgliedsstaat ausscheidet. Sonst kann man keine einheitliche Geldpolitik machen und keine gemeinsame Zentralbank installieren, die alle Banken im Währungsraum versorgen muss. Sonst haben wir ein Festkurssystem.

Aber vielleicht will Merz das ja.

 

Der Fehler der Bankenrettung

Aus der FTD von morgen:

Deutschlands Banken brauchen nach Informationen der FTD und der Nachrichtenagentur Reuters deutlich mehr Geld, um ihre Kapitalquoten wie gefordert zu erhöhen: statt wie bisher gedacht 5,2 Mrd. Euro womöglich 10 Mrd. Euro oder sogar noch mehr. Der Grund: Insidern zufolge hat Europas Bankenaufsicht EBA den Stresstest vom Sommer um die Daten des dritten Quartals aufgefrischt. In diesem Zeitraum, der die Monate Juli, August und September umfasst, war die Staatsschuldenkrise in Europa eskaliert.

Die Bankenrekapitalisierung könnte – zusammen mit dem Schuldenschnitt – einmal als einer der größten Fehler des Krisenmanagements eingehen. Wie die FTD ganz richtig weiter schreibt und auch hier schon zu lesen war:

Viele Banken in Europa bauen derzeit ihre Bilanzen ab, womit sie die Krise allerdings doppelt verschärfen: einerseits, indem sie durch den Verkauf von Staatsanleihen deren Kurse drücken und Renditen in die Höhe treiben, was den Staaten die Aufnahme neuer Darlehen immer schwerer macht. Andererseits dadurch, dass sie durch das Abstoßen der Bonds Wertverluste auf diese Papiere realisieren, was zu Verlusten führt, ihr Eigenkapital aufzehrt und dadurch wiederum den Kapitalbedarf abermals vergrößert. 

Wir befinden uns also gerade in einem Teufelskreis aus Anleiheverkäufen, steigenden Zinsen, wachsender Pleitegefahr und noch mehr Anleiheverkäufen. Und wieder die FTD:

Diesen Teufelskreis hatte die EBA im Sommer mit ihrem Blitz-Stresstest selbst in Gang gesetzt, indem sie die Banken zwang, ihre Staatsanleihen auf deren Marktwert abzuschreiben, um ein realistischeres Bild der Lage zu bekommen.

So wird das nichts mehr.

 

Zinsen außer Kontrolle – Teil II

Wenn man sich in die Daten eingräbt, findet man nicht wieder heraus. Hier die Zinsen auf Unternehmenskredite mit einer Laufzeit von einem bis fünf Jahren in Deutschland und Griechenland.

Grafik: Zinssätze für Unternehmenskredite - DE und GR

Deutsche Firmen zahlten zuletzt weniger als vier Prozent, griechische fast acht Prozent – und das in einem gemeinsamen Währungsraum. Wenn man jetzt noch bedenkt, dass die deutsche Wirtschaft boomt (also höhere Zinsen benötigte), die griechische aber schrumpft (und damit auf niedrige angewiesen wäre), wird die Brisanz der Lage deutlich. Irgendetwas muss passieren.

Und angesichts dieser Zahlen kann ich beim Lesen der neuesten Analyse von Hans-Werner Sinn nur den Kopf schütteln:

Als Irland sich vor einem Jahr weigerte, unter den Rettungsschirm zu gehen, und fast schon von Trichet dazu geprügelt werden musste, wunderte man sich. Wollte das Land etwa untergehen, statt gerettet zu werden? Das wollte es natürlich nicht. Die Lösung des Rätsels war, dass Irland für nur ein Prozent Zinsen von der EZB die Erlaubnis erhalten hatte, die Druckerpresse auf hohen Touren laufen zu lassen und sich bereits damit hatte retten können. Und so war es auch bei Griechenland, Portugal, Spanien und neuerdings auch Italien.

Ein Prozent? Merke: Preis des Zentralbankgelds ist ungleich Preis des Kredits. Kann man übrigens auch in Lehrbüchern zur Geldtheorie nachlesen.

 

Hat die EZB doch recht (Italiens Zinsen außer Kontrolle)?

Vor einige Zeit habe ich hier bekanntlich an der offiziellen Rechtfertigung der EZB für das Anleiheprogramm bezweifelt. Die Notenbank argumentiert bekanntlich, dieses diene dazu, die Transmission der Geldpolitik zu gewährleisten. Dabei gehe es doch in Wahrheit ganz offensichtlich darum, die Anleihemärkte zu stabilisieren, um damit die Staatsfinanzierung zu erleichtern, was zumindest nicht unmittelbar mit dem Mandat der EZB zu tun hat (was nicht bedeutet, dass es deshalb keine Argumente dafür gibt, doch darum geht es mir hier nicht).

Aber vielleicht ist das doch nicht so einfach. Weiter„Hat die EZB doch recht (Italiens Zinsen außer Kontrolle)?“

 

Wir Hunnen

Volker Kauder, heute auf dem Parteitag der CDU:

„Jetzt auf einmal wird in Europa Deutsch gesprochen.“

Er meint es sicher nicht so, aber doch sind es solche Sätze, die Unbehagen wecken. Ganz im Ernst: Warum dieses Auftrumpfen, sobald man sich im Recht und auf der Überholspur wähnt? Dieses Rechthaberische? Warum nicht genießen, werben, überzeugen?

Irgend etwas stimmt mit den Deutschen nicht.

 

Europa 2011 = Europa 1931

Ein Land steht vor dem wirtschaftlichen und politischen Abgrund. Der Staat steht vor dem Bankrott und die Regierung spart drakonisch: Sie kürzt heftig bei den öffentlichen Bediensteten und erhöht kräftig die Steuern; die Wirtschaft schrumpft dramatisch, und die Arbeitslosigkeit steigt; in den Städten kommt es zu Massendemonstrationen und zu Straßenschlachten; die Banken stehen vor dem Kollaps, weil die internationalen Kapitalgeber ihr Geld aus dem Land abziehen; Banken müssen mit öffentlichen Mitteln vor dem Zusammenbruch gerettet werden. Griechenland 2011? Nein, Deutschland 1931. Weiter„Europa 2011 = Europa 1931“

 

Die CDU zündelt

Wenn es noch eines Beweises bedurfte, dass die politische Klasse in Deutschland mit der Krise hoffnungslos überfordert ist, dann hat ihn die CDU jetzt erbracht. Ein europapolitischer Leitantrag für den Bundesparteitag sieht vor, dass Mitgliedsstaaten der Währungsunion diese wieder verlassen können. Um es mit dem Europaparlamentarier Markus Pieper zu sagen: „Wenn Polen kommt, darf Griechenland gehen.“

Wenn das Regierungslinie wird, wird es ein Desaster geben. Weiter„Die CDU zündelt“