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Wer reich werden will, muss Keynes lesen

Reden kostet bekanntlich nichts – vor allem wenn man verbeamteter Wirtschaftsprofessor ist – und deshalb ist es kein Wunder, dass der Methodenstreit zwischen Keynesianern und Monetaristen die Meinungsseiten der Zeitungen überquellen lässt und sich beide Seiten ihre Modelle an den Kopf werden. Wirkt eine Ausweitung der Staatsverschuldung expansiv oder kontraktiv? Führt die Ausweitung der Zentralbankgeldmenge zu Inflation? Weiter„Wer reich werden will, muss Keynes lesen“

 

Die Wirtschaft hebt ab

Gerade ist Einiges los an der Datenfront. Nachdem der Internationale Währungsfonds heute früh seine gerade mal zwei Monate alte Wachstumsprognose für das reale globale BIP im Jahr 2010 um 0,4 Prozentpunkte auf 4,6 Prozent angehoben hat (Vorjahresvergleich, in Kaufkraftparitäten), ebenso wie die deutsche, von 1,2 auf 1,4 Prozent, meldete die Bundesbank zur Mittagsstunde, dass die deutsche Industrieproduktion im Mai saisonbereinigt um sage und schreibe 2,6 Prozent gegenüber dem April und um 12,4 Prozent gegenüber Mai 2009 zugelegt hat. Weiter„Die Wirtschaft hebt ab“

 

Two-speed Euroland

Ich bin jetzt schon eine Weile der Ansicht, dass der Euro nur überleben wird, wenn es weitere Fortschritte in Richtung politische Union gibt. So wie es grundsätzlich in der Europäischen Union der 27 erlaubt ist, dass einige Länder in einzelnen Bereichen des Einigungsprozesses rascher vorangehen, man denke an das Schengen-Abkommen oder eben auch den Euro, so könnte ich mir vorstellen, dass es so etwas auch innerhalb Eurolands geben könnte. Beispielsweise die Begebung gemeinsamer Anleihen durch solche Länder, deren Bonität so gut ist wie die Deutschlands und die bereit sind, ihre Finanzpolitik zunehmend zu vereinheitlichen und füreinander zu haften. Weiter„Two-speed Euroland“

 

Gelddrucken reicht nicht im Kampf gegen Deflation

Ist eigentlich jemandem aufgefallen, dass Gelddrucken, die Monetarisierung staatlicher Schuldverschreibungen durch die Notenbank, also die Finanzierung der Staatsausgaben durch die Notenpresse, unter Ökonomen inzwischen ganz entspannt gesehen wird, schon fast als de rigueur gilt. Auch Martin Wolf hat am Mittwoch in der Financial Times eine Lanze für weiteres Gelddrucken gebrochen – und an den deutschen, amerikanischen und japanischen Rentenmärkten wird das offenbar ebenfalls begrüßt. Jedenfalls sinken die Renditen trotz dieser Sündenfälle weiter. Disinflation oder sogar Deflation können also einhergehen mit Gelddrucken. Bei 30-jährigen Bundesanleihen geben sich die Anleger zur Zeit mit einer jährlichen Rendite von 3,36 Prozent zufrieden. Was ist los mit ihnen? Warum kaufen sie gleichzeitig alle Goldmünzen, deren sie habhaft werden können? Weiter„Gelddrucken reicht nicht im Kampf gegen Deflation“

 

Darf Axel Weber noch zur EZB?

Ich bin on-the-record mit einem vorsichtigen endorsement von Axel Weber als Präsident der Europäischen Zentralbank. Nach seiner Entscheidung, gegen den Kauf von Staatsanleihen zu stimmen und seine Kritik am Kurs des EZB-Rats, dem er selbst angehört, auch noch öffentlich zu machen, wird er im Ausland skeptischer beurteilt. Paul Krugman hat im Handelsblatt gegen Weber Stellung bezogen, auch in der EU regt sich offensichtlich Widerstand, wollen ebenfalls die Düsseldorfer Kollegen erfahren haben (leider kein Link).

Ich bin unschlüssig. Ich halte den Kauf von Staatsanleihen in der Situation, in der Europa nun einmal war, für alternativlos und bin der Meinung, Differenzen im Zentralbankrat sollten auch da bleiben. Ich habe Weber in dem Artikel damals unterstützt, weil ich glaube, dass er viel pragmatischer ist, als viele denken, dass er gute Leute zur Bundesbank geholt und sie so nach vorne gebracht hat (wenn die Volkswirte in der Bundesbank nicht gewesen wären, wären wir in dieser Krise völlig untergegangen) und dass er sich allein durch die konservative veröffentlichte Meinung in Deutschland gezwungen sieht, den Falken zu spielen.

Wenn er erst einmal an der Spitze der EZB ist, so dachte ich, dann lernen wir den wahren Weber kennen und dann ist er souverän genug, die Kritik der monetären Taliban in deutschen Universitäten und Redaktionsstuben an sich abprallen zu lassen. Die meisten von ihnen stecken er und seine Leute analytisch locker in die Tasche.

Ich glaube immer noch, dass Weber ein kluger und pragmatischer Ökonom ist. Was ich mich frage ist: Wie souverän ist er wirklich?

 

China schießt ein Selbsttor

In der Financial Times gab es heute auf Seite 15 einen Kommentar von James Mackintosh, in dem er argumentiert, dass Chinas Ankündigung, die Wechselkursflexibilität zu verbessern (to „enhance„), de facto erneut darauf hinauslaufen wird, dass die Zentralbank massiv intervenieren muss, mehr als bei einem festen Wechselkurs des Yuan gegenüber dem Dollar. Recht hat er. Weiter„China schießt ein Selbsttor“

 

Ein Kompass für verunsicherte Anleger

Trotz der vielen Risiken ist die Weltwirtschaft gut in Form. Sie expandiert kräftig. Da die Kapazitätsauslastung niedrig und die Arbeitslosigkeit hoch ist, gibt es kaum Inflationsrisiken, vor allem nicht in den Industrieländern. Die Zinsen werden daher niedrig bleiben. Auch von der Finanzpolitik sind global für’s Erste keine restriktiven Effekte zu befürchten – erst im nächsten Jahr dürfte es ernst werden.

Ich befasse mich in meinem Investment Outlook mit den Problemen der sogenannten Model Uncertainty, also mit der Frage, wie sich das, was wir in der Wirtschaft und an den Märkten zur Zeit beobachten, konsistent erklären lässt. Die Anleger wissen nicht, wie es weitergehen wird, weil sich so vieles radikal verändert: Inflation oder Deflation? (Deflation!) Kann der Aufschwung der Weltwirtschaft auch ohne einen nennenswerten Beitrag der amerikanischen Verbraucher weitergehen? (ja!) Wird es in China einen Crash geben? (Vielleicht, macht aber nichts!) Wie gefährlich sind die rekordhohen Staatsdefizite? (sehr, aber nicht katastrophal!)

Nüchtern betrachtet ist eine Zeit großer Unsicherheit immer auch eine Zeit, in der die Grundlagen für eine gute und dauerhafte Performance gelegt werden.

Eine ausführliche Analyse der Lage der Weltwirtschaft und der Aussichten für Aktien, Bonds und Wechselkurse gibt es in meinem neusten Investment Outlook:

Wermuth’s Investment Outlook – June 2010*) (pdf, 225 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)

 

Ist der Kapitalismus ein Kettenbrief?

Schönes Stück im Kapital mal wieder zu der Frage, ob der Kapitalismus ein Kettenbrief ist. Ich teile nicht alles, was die Kollegen schreiben, kann mit dieser Beschreibung aber ebenfalls nicht viel anfangen. Soll das erstens bedeuten, dass er notwendigerweise kollabieren muss? Dafür hält er sich schon ziemlich lange – und wie die Kollegen beim Kapital gezeigt haben, ist es keineswegs so, dass die Verschuldung der volkswirtschaftlichen Sektoren gemessen an der Wirtschaftsleistung immer weiter steigt (selbst wenn sie das täte, muss das noch nicht problematisch sein, denn das kann auch strukturelle Gründe haben wie zum Beispiel mehr Finanzintermediation). Weiter„Ist der Kapitalismus ein Kettenbrief?“