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Ist Schuldenmachen links?

Für Kenner der Debatte ist es nichts Neues: Für höhere Staatsschulden plädieren vor allem Linke. Das ist zunächst einmal keine Selbstverständlichkeit. Schulden schränken die Handlungsfähigkeit des Staates ein, der vor allem den Linken teuer ist. Die Zinszahlungen fließen den Haltern der Staatsanleihen zu – das sind Leute mit Vermögen. Sicher, gemäß den Lehrsätzen der Saldenmechanik kann der Staat durch eine zusätzliche Kreditaufnahme in einer Krise die erhöhte Sparneigung der anderen Wirtschaftssektoren kompensieren und damit das Wachstum sichern. Nur ist das Wachstumsziel kein genuin linkes Ziel. Auch, sagen wir, Hans-Olaf Henkel und Rainer Brüderle wollen Wachstum.

Warum also nur die ständige Forderung nach einem Leben auf Pump? Weiter„Ist Schuldenmachen links?“

 

China wird um eine Rezession herumkommen

Trotz der Zweifel, die ich zeitweise hatte, komme ich am Ende doch zu dem Schluss, dass das rasche Wachstum für eine ganze Weile anhalten wird. Selbst wenn es in den USA entgegen dem Konsens zu einer double-dip-Rezession kommen sollte – weil das Deleveraging (also der Abbau der Verschuldung) der privaten Haushalte noch nicht abgeschlossen ist – und die Konsolidierung der Staatshaushalte im gesamten OECD-Bereich gerade erst begonnen hat und damit die Nachfrage dämpft, dürfte die Weltwirtschaft weiter kräftig expandieren – nicht allein wegen, aber doch in erheblichem Maße dank China. Weiter„China wird um eine Rezession herumkommen“

 

Warum Schulden gut sind für unsere Kinder

Interessanter Beitrag von Robert Skidelsky heute in der FT: Er stellt sich unter anderem die Frage, ob die steigenden Schulden die nachfolgenden Generationen belasten – eine unter Grünen genau so beliebte These wie unter Neuen Sozialen Marktwirtschaftlern. Ist ja auch klar: Wir machen die Schulden, unsere Kinder müssen sie zurückzahlen – oder? Weiter„Warum Schulden gut sind für unsere Kinder“

 

Mit weniger Arbeit große Wunder schaffen

Wahrlich, man muss schon von einem großen Wunder sprechen, wenn man sich die Entwicklung der deutschen Beschäftigung in der größten Wirtschaftskrise seit der Großen Depression der 1930er Jahre anschaut. Die meisten anderen OECD-Länder hatten einen geringeren Rückgang der realen Wirtschaftsleistung zu verzeichnen als Deutschland – aber sehr viel höhere Beschäftigungsverluste. Tatsächlich ist die Zahl der Beschäftigten in Deutschland seit dem Ausbruch der Krise relativ stabil geblieben. Wie kommt dieses Wunder zustande? Weiter„Mit weniger Arbeit große Wunder schaffen“

 

Vadder Adam und die Ifo-Schlümpfe

Weissgarnix hat Spaß mit Hans-Werner Sinn und seiner Aussage, die Investitionen und nicht der Konsum förderten das Wachstum. Einmal abgesehen davon, dass das empirisch Quatsch ist (die meisten Analysen, die ich kenne, sehen die erwartete Nachfrage als wichtigste Determinante des Investitionsverhaltens), habe ich einmal bei unser aller Vater nachgeschlagen.

Also sagt Big Adam:

„Consumption is the sole end and purpose of all production; and the interest of the producer ought to be attended to, only so far as it may be necessary for promoting that of the consumer. The maxim is so perfectly self-evident, that it would be absurd to attempt to prove it. But in the mercantile system, the interest of the consumer is almost constantly sacrificed to that of the producer; and it seems to consider production, and not consumption, as the ultimate end and object of all industry and commerce.“ (Wealth of Nations, Book IV, Chapter VIII)

 

Wenn die Schulden steigen, steigen die Zinsen…

…und deshalb muss der Staat ganz schnell sparen. Oder nicht?

Von Unicredit:

Today, Germany will sell EUR 4bn of the new Bund 3.25% Jul42. 3.25% represents the lowest coupon ever in the 30Y area.

Immerhin 3,1947 Mrd. Euro konnten von dem Ding abgesetzt werden. 30 Jahre für schlappe 3 Prozent! Manchmal macht es richtig Spaß zu beobachten, wie die herrschende Lehre Stück für Stück von der Realität zerlegt wird

 

China wächst und wächst … und wächst weiter

Oder doch nicht? Fragt sich, ob wir es mit einer gigantischen Blase zu tun haben, deren Platzen ziemlich schlimme Folgen sowohl für China als auch den Rest der Welt hätte. Um das herauszufinden, bin ich zwei Wochen lang in Peking, Xi An und Schanghai. Ich schreibe dies in einem der beiden Gästehotels der Jiao Tong Universität von Xi An – Sie erinnern sich, die Kanzlerin war hier vor ein paar Tagen und hat sich die Armee der Terracotta-Krieger angesehen, in Wirklichkeit ging es aber natürlich um die Verbesserung der Wirtschaftsbeziehungen. Die Stadt Xi An hat übrigens sechs Millionen Einwohner.

Blase oder nicht? Wir Ökonomen haben immer Probleme mit der Vorhersage konjunktureller Wendepunkte oder wann eine Blase platzt, und sogar damit, ob überhaupt Blasen existieren oder nicht. Weiter„China wächst und wächst … und wächst weiter“

 

Ich kann beim besten Willen keinen Schuldenberg erkennen

Ist der Sozialstaat an der vermeintlich ausufernden deutschen Staatsverschuldung schuld? Das ist die Frage, die die Politik bewegt und über die wir bekanntlich an dieser Stelle gerade eine kleine, aber feine Auseinandersetzung mit Rainer Hank von den Kollegen von Wirtschaftliche Freiheit führen. Im Kern geht es um die Frage, ob unser Wohlfahrtsstaat wie eine Krake immer mehr Ressourcen bindet und nicht mehr – beziehungsweise nur durch immer höhere Schulden – finanzierbar ist. Ich habe das bezweifelt. In seiner Antwort verweist Hank auf die in der Tat stetig steigende absolute Staatsverschuldung von inzwischen fast 1700 Milliarden Euro. Das ist die berühmte Schuldenuhr. Aber deren Aussagekraft geht gegen Null. Weiter„Ich kann beim besten Willen keinen Schuldenberg erkennen“

 

Die Chicago-Boys entdecken die Ungleichheit

Ich habe es zusammen mit dem Kollegen Marc Brost schon vor einiger Zeit geschrieben, Raghu Rajan, Ex-Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds und seines Zeichens freshwater Ökonom aus Chicago sieht es ähnlich:

„of every dollar of real income growth that was generated between 1976 and 2007, 58 cents wenth to the top 1 percent of households“

zitiert Martin Wolf aus Rajans neuem Buch, und weiter:

„the political response to rising inequality was to expand lending to households, especially low-income ones“

Weil die Amerikaner kein ordentliches Geld mehr verdienen konnten, hat man ihnen Kredite aufgeschwatzt, um die Nachfrage dort (und letztlich in der ganzen Welt) irgendwie aufrechterhalten zu können. Wie man es dreht und wendet: Die durch praktisch alle Analyse bestätigte wachsende Ungleichheit ist nicht nur ein moralisches Problem, sondern eine wesentliche Ursache unserer Kalamitäten.

Deshalb: Nicht in der Bankenregulierung, sondern in der Marko- und Verteilungspolitik liegt der Schlüssel zur Verhinderung künftiger Krisen.