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Jean-Claude Juncker will nicht hartzen

Jean-Claude Juncker ist Premierminister von Luxemburg und Vorsitzender der Gruppe der Euro-Finanzminister. Die hohe Kunst der Diplomatie gehört nicht unbedingt zu seinen Stärken. Das Luxemburger Wort berichtet:

„Den Weg, wie Deutschland seine Wettbewerbsfähigkeit verbessert hat, würde ich in unserem Land nicht gerne gehen“, sagte Juncker unverblümt und warf der Bundesregierung ganz offen „Lohn- und Sozialdumping“ vor.

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Angela Keynes

Etwas Ulkiges passiert zur Zeit in Berlin. Vor einem Jahr ungefähr brüstete sich die Bundesregierung international bei jeder Gelegenheit mit der Größe ihrer Konjunkturprogramme. Heute wiederum muss der Aufschwung als Beleg dafür herhalten, dass Konjunkturpolitik nicht funktioniert und sich Sparsamkeit auszahlt.

Was denn nun? Kurbeln wir oder nicht?

Diese Grafik zeigt auf Basis von Daten aus dem neuesten Outlook der OECD die Entwicklung der konjunkturbereinigten Etatdefizite, ein Indikator für den Expansionsgrad der Fiskalpolitik (das nominelle Defizit taugt hier nicht, denn es würde sich ja auch verschlechtern, wenn die Konjunktur den Bach heruntergeht und der Staat nichts dagegen unternimmt). In den USA beträgt der fiskalische Impuls zwischen 2008 und 2010 2,9 Prozentpunkte. In Deutschland sind es 3,0 Prozentpunkte.

Aber halt, Konjunkturprogramme wirken ja nicht. Das Sparpaket der Regierung hat das Vertrauen der Unternehmer und Verbraucher gestärkt, so dass diese mehr Geld ausgegeben haben.  So ist es gewesen.

 

Neue (amerikanische) Wachstumsschwäche

Ich habe gerade im Project Syndicate zwei Beiträge gelesen, die sich mit der stets aktuellen Frage befassen, wie es denn nun mit der Konjunktur weitergehen kann. Beide Autoren, Nouriel Roubini und Kenneth Rogoff, zeichnen jeweils ein Bild, das keinen Anlass für große Erwartungen gibt. Roubini hat geradezu wieder Oberwasser („Double-Dip Days„). Nachdem er neuerdings auf’s Geldverdienen aus ist, hatte er sich einige Zeit mit seinem Forschungsteam dem Konsensus genähert, dass doch noch alles gut werden würde. Jetzt, da sich in den USA die Anzeichen mehren, dass es vorläufig doch nicht zu einem sich selbst tragenden Aufschwung kommen wird, ist er, wenn auch erst mal im Konjunktiv, zu seinem ursprünglichen Katastrophenszenarium zurückgekehrt. Weiter„Neue (amerikanische) Wachstumsschwäche“

 

Hurra, die Geldpolitik wirkt

Die Deutsche Bank hatte gestern zum Kapitalmarktgespräch in Frankfurt geladen. Eine der interessantesten Entwicklungen betrifft das Thema Staatsanleihen. Weil die Zinsen zumindest in den großen Volkswirtschaften Deutschland, USA und Japan so niedrig sind, sind sie als Geldanlage kaum noch rentabel.  Die Deutschbanker haben ausgerechnet, dass unter Berücksichtigung von Inflation und Steuern beispielsweise nur noch Bundesanleihen mit einer Restlaufzeit von mindestens sechs Jahren überhaupt eine Rendite versprechen. Wer kürzer investiert, dessen Geld schmilzt real.

Was machen also die findigen Vermögensverwalter aus Frankfurt?  Sie weichen auch bei konservativen Portfolien vermehrt auf Aktien und Unternehmensanleihen aus. In ihrer Asset Allocation mit dem Anlageziel Werterhalt liegt die Aktienquote bei 35 Prozent.

Warum ist das interessant? Weil genau dieser Schwenk hin zu riskanteren Anlagen ein Ziel der ultralockeren Geldpolitik ist. Der Zins ist so niedrig, dass die Investoren mit Gewalt in riskantere Anlageklassen getrieben werden. Auf das die Ersparnisse nicht unter der Matratze landen, sondern den Unternehmen für Investitionen zur Verfügung stehen.

Nota bene: Das ist eine notwendige, keine hinreichende Bedingung für einen nachhaltigen Aufschwung. Es muss schon auch Endnachfrage da sein, damit die Unternehmen die Ersparnis überhaupt in Investitionen transformieren. Aber dafür gibt es ja Konjunkturprogramme.

PS: BIP in Q2: +2,2! Das sind 9,0 Prozent saar – wir haben China geschlagen

 

Warum bezahle ich eigentlich Rundfunkgebühr?

Gerade eben ARD-Einspieler bei Anne Will: „Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger fordert kräftige Lohnerhöhungen von drei Prozent“.

EU-COM: Anstieg der Arbeitsproduktivität 2010: 1,6 Prozent
EZB-Zielinflation: Nahe, aber unter zwei Prozent.

Drei Prozent sind nicht „kräftig“, sondern stabilitätskonform!

 

Auf der Suche nach dem bösen Staat

Also: Deutschland braucht mehr Investitionen heißt es allüberall und diese Aussage ist natürlich bei aller Liebe zum Konsum als Endzweck allen Wirtschaftens korrekt. Investitionen sind eine gute Sache, keine Frage.

Die spannende Frage ist nun, wer denn der große Investitionsverweigerer ist in Deutschland. Die Unternehmer, die vor lauter Überregulierung ihre animal spirits verloren haben? Hier aus dem Datenschatz der OECD die privaten Anlageinvestitionen in Deutschland und in der Euro-Zone im Vergleich. So schlecht stehen die Deutschen ganz offensichtlich nicht da. Weiter„Auf der Suche nach dem bösen Staat“

 

Das Ende des amerikanischen Wirtschaftsmodells

Am 31. Juli gab es in der New York Times einen erstaunlichen Artikel mit dem Titel „Four Deformations of the Apocalypse„, erstaunlich vor allem deshalb, weil es sich beim Autor um David Stockman handelt. Der frühere Chef des US-Office of Management and Budget (OMB) und „uber nerd“ rechnet dort schonungslos mit der Wirtschaftspolitik der Republikaner ab. Weiter„Das Ende des amerikanischen Wirtschaftsmodells“

 

Konsum oder Investitionen?

Als ich hier vor einiger Zeit kurz auf Hans-Werner Sinns meines Erachtens nach unsinniger These herumritt, Konsum sei schädlich für das Wachstum, weil es in Wahrheit in Deutschland an Investitionen mangele, wurde mir eine unzulässige Vereinfachung der Sinnschen Gedanken vorgeworfen. Der meine es doch nicht so, das sei doch völlig klar.

Philip Plickerts Leitartikel heute in der FAZ zeigt dagegen, dass wir hier an einem ganz zentralen Punkt angelangt sind. Plickert schreibt über den Exportboom und kommt nach einiger Zeit zu folgender Überlegung Weiter„Konsum oder Investitionen?“