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Stark wie die Mark?

Für die aktuelle Ausgabe der ZEIT habe ich ein Interview mit Jürgen Stark, Chefvolkswirt der EZB, geführt. Axel Weber hin oder her – wenn jemand in der Notenbank die Bezeichnung Falke verdient hat, dann ist es Stark. Kein Wunder also, dass er im Streit um Konjunkturprogramme und Exportüberschüsse die ordnungspolitisch korrekten Positionen vertritt (Strohfeuer bzw. nur die Defizitländer müssen sich anpassen).

Bemerkenswert aber, dass Stark sagt, in schweren Krisen dürfe man sich nicht auf Lehrbuchwissen verlassen und indirekt jene Bundesbanker kritisiert, die die EZB kritisiert haben. Ist denn nichts mehr heilig?

 

Paul Krugman erklärt uns den Krieg

Zumindest kann man das hier so verstehen:

„And it’s also important to send a message to the Germans: we are not going to let them export the consequences of their obsession with austerity. Nicely, nicely isn’t working. Time to get tough.“

Erstaunlich, wie drüben ein mechanistischer Keynesianismus Oberhand gewinnt, während hüben mit nicht-keynesianischen (also expansiven) Effekten einer restriktiven Haushaltspolitik argumentiert wird. Die Amerikaner sind ökonomisch vom Mars, wir von der Venus. Das gab es in der Form meines Wissens noch nie. Ich selbst war von der Literatur zu den nicht-keynesianischen Effekten bislang nicht überzeugt, aber für die nächste Ausgabe der ZEIT werde ich mich nun auf den neuesten Stand bringen.

 

Wird die EZB zur Bad Bank?

Es wird derzeit ja ganz munter darüber diskutiert, ob die Europäische Zentralbank durch ihr Programm zum Ankauf von Staatsanleihen zu einer Bad Bank wird, in der die privaten Banken ihre Risiken abladen.

Ich teile diese Einschätzung mit Einschränkungen – aber ich denke, es ist der Preis für die Abwendung der Katastrophe. Weiter„Wird die EZB zur Bad Bank?“

 

Griechenland spart – und es kann klappen

Die Regierungen überschuldeter kleiner Länder können, wenn sie nur entschlossen genug sind und von der Bevölkerung unterstützt werden, durch eine Radikalkur innerhalb kürzester Zeit ihre Finanzen in Ordnung bringen und das Vertrauen der internationalen Kapitalmärkte zurückgewinnen, sich also erneut zu relativ niedrigen Zinsen verschulden. Estland und Irland machen es gerade vor, Belgien, Schweden und Finnland ist das Kunststück in der Vergangenheit geglückt, und ich vermute, dass es auch Griechenland, Portugal und sogar Spanien gelingen wird. Ist der Abgrund nur nah genug, lassen sich regelmäßig Maßnahmen durchsetzen, die vorher als unzumutbar galten. Weiter„Griechenland spart – und es kann klappen“

 

Die dummen Ameisen

Martin Wolf hatte am Mittwoch in der FT Aesops Fabel von den Ameisen und den Heuschrecken nacherzählt: Die Deutschen sind die Ameisen, ebenso wie die Japaner und Chinesen, sie sind allesamt fleißig und sparsam, wie nicht anders zu erwarten, und die Heuschrecken sind – na, wer wohl? – die Amerikaner, Briten, Griechen, Spanier, die tanzen und singen den ganzen Sommer, und wenn es dann Winter wird, haben sie nichts zurückgelegt und müssen die Ameisen anbetteln. Die aber sind hartherzig und geben nichts ab. Müssen sterben, die Heuschrecken. Das haben sie davon. Weiter„Die dummen Ameisen“

 

Kräftiger Anstieg der Gewinne

Die Aktienmärkte sind schwach und dürften es wohl auch noch eine Weile bleiben, je nachdem wie ernst das Risiko eingeschätzt wird, dass wir global auf eine Deflation zusteuern. Was die deutschen Aktien angeht, kann deren Schwäche allerdings nicht daher kommen, dass die Gewinne einbrechen. Ganz im Gegenteil, auf kurze Sicht werden sie sehr kräftig steigen. Beim wichtigsten Fundamentalfaktor für die Kursentwicklung stehen die Ampeln auf Grün. Ich vermute, dass das für den Rest des Jahres so bleiben wird. Weiter„Kräftiger Anstieg der Gewinne“

 

Ideen und Interessen

Wer sich schon immer gefragt hat, warum die Bundesbank vor Inflation warnt, obwohl die Preise seit Jahren kaum mehr steigen, warum das Institut der deutschen Wirtschaft zur Konsolidierung die Staatsausgaben kürzen will, obwohl der Staat kaum noch Steuern einnimmt, warum sich die Politik dagegen wehrt, höhere Löhne als eine Voraussetzung zur Ankurbelung der Binnennachfrage anzuerkennen, obwohl ganz offensichtlich ist, dass das Lohnwachstum hinter der Produktivität zurückbleibt, warum Vermögenssteuern schlecht sein sollen, obwohl die Ungleichheit dramatisch zunimmt – kurz: Wer sich fragt, warum die Orthodoxie so schwer mit der Empirie in Einklang zu bringen ist, für den hat Paul Krugman die Lösung beim großen alten Briten ausgegraben:

„The completeness of the Ricardian victory is something of a curiosity and a mystery. It must have been due to a complex of suitabilities in the doctrine to the environment into which it was projected. That it reached conclusions quite different from what the ordinary uninstructed person would expect, added, I suppose, to its intellectual prestige. That its teaching, translated into practice, was austere and often unpalatable, lent it virtue. That it was adapted to carry a vast and consistent logical superstructure, gave it beauty. That it could explain much social injustice and apparent cruelty as an inevitable incident in the scheme of progress, and the attempt to change such things as likely on the whole to do more harm than good, commended it to authority. That it afforded a measure of justification to the free activities of the individual capitalist, attracted to it the support of the dominant social force behind authority.“

 

Es geht doch in Richtung Japan

Was ist los? Mitten in einem doch recht kräftigen globalen Wirtschaftsaufschwung, mit Zuwachsraten des realen BIP in der Größenordnung von 4 1/2 Prozent annualisiert, brechen die Märkte für Aktien und Rohstoffe auf einmal ein. Gleichzeitig gehen die Renditen von Staatsanleihen bester Qualität zurück. Angeblich ist doch das Inflationsrisiko erheblich gestiegen, nicht nur wegen des robusten Wachstums, sondern auch weil die Notenbanken die rekordhohen Staatsschulden immer bedenkenloser übernehmen und damit im klassischen Sinne Geld drucken. Jetzt ist sogar die EZB auf diesen gefährlichen Kurs eingeschwenkt. Weiter„Es geht doch in Richtung Japan“

 

Sparen ist eine schlechte Idee

Spanien, Portugal und erst recht Griechenland sollen jetzt sparen bis zum Umfallen, sonst würden sich die Finanzmärkte gar nicht mehr beruhigen. Und nicht nur die Problembären der Eurozone sollen sparen, auch der Rest, Deutschland und Frankreich voran. Sarkozy und Merkel haben das schon mal angemerkt. Es ist richtig, dass die öffentlichen Haushalte durch die Krise (Bankenrettung und Konjunkturhilfen) arg gebeutelt wurden, und dass man in der mittleren Frist die Schulden auch wieder abbauen muss.

Dabei gibt es nur einige Fragen. Weiter„Sparen ist eine schlechte Idee“