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Der Abwertungswettlauf hat begonnen

Als ich den Euro am Freitag so in die Tiefe rauschen sah und mir das Wehklagen der Händler und Analysten anhörte, da dämmerte es mir: Der Abwertungswettlauf hat begonnen. Die fiese Geschichte aus den 30er Jahren, wo jedes Land versuchte über restriktive Politik Wettbewerbsvorteile zu erlangen – mit dem Ergebnis, dass am Ende alle schlechter dastanden. Und als dann auch noch der US-Finanzminister Tim Geithner seine Wähler tröstete, die Europäer würden ihre Probleme nicht auf Kosten des US-Wachstums lösen, da war mir klar, dass mein Gefühl nicht trügt. Weiter„Der Abwertungswettlauf hat begonnen“

 

Was bedeutet die Niederlage Berlins?

Eins haben die Herren in Brüssel und M. Trichet bewirkt. Sie haben mich ins Staunen gebracht. Dass ich das noch erleben darf! Das völlige und vor allen Augen stattfindende Scheitern einer deutschen Bundesregierung. Die Berichte, wie das neue, in Brüssel beschlossene Riesenrettungspaket erst den Ministern und Fraktionsvorsitzenden, dann den Abgeordneten im Bundestag schmackhaft gemacht werden soll, sind einfach verblüffend. Niemand scheint zu wissen, was da passiert und was beschlossen wird. Weiter„Was bedeutet die Niederlage Berlins?“

 

Kurzfristige Korrektur von Aktien und Rohstoffen

Die Weltwirtschaft expandiert zur Zeit real mit Raten von vier bis fünf Prozent, wobei nunmehr auch die USA, Euroland und Japan zum globalen Wachstum beitragen. Trotzdem werden die Schwellenländer in diesem Prozess auf Jahre hinaus, vielleicht sogar für immer, die entscheidende Rolle spielen. In den Industrieländern werden die Notenbanken die Politik des leichten Geldes trotz gestiegener Inflationsraten beibehalten, während in der übrigen Welt ein vorsichtiger Kurswechsel eingeleitet wurde: Es besteht dort die Gefahr, dass sich neue gefährliche Aktien- und Immobilienblasen bilden.

Nach der massiven Rettungsaktion vom vergangenen Wochenende ist das Risiko von Staatsbankrotten in den Ländern der Eurozone deutlich zurückgegangen, die Marktteilnehmer sind aber noch nicht davon überzeugt, dass die Schuldenprobleme auch dauerhaft gelöst sind. Das dürfte der Grund für den weiterhin schwachen Euro sein. Immerhin wird aber nicht mehr befürchtet, dass es zu einer Kettenreaktion mit zusammenbrechenden staatlichen Schuldnern und damit, wie nach der Lehman-Krise, zu einer neuen globalen Rezession kommt.

Die Aktienkurse dürften in der nahen Zukunft eher fallen als steigen. Fundamental gibt es keine Probleme, und die Aktien sind auch nicht überteuert. Es fehlt im Augenblick einfach an neuen guten Zahlen und Meldungen. Sell in May and go away? Die Rohstoffpreise dürften bis auf Weiteres einfach ein Spiegelbild der Aktienkurse sein.

Ausführliches zu den jüngsten Entwicklungen in der Weltwirtschaft und den Aussichten für Aktien, Bonds und Rohstoffe in meinem neusten Investment Outlook:

Wermuth’s Investment Outlook – May 2010*) (pdf, 225 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)

 

Europa ist gerettet!

Eine kleine Zusammenstellung der Nachrichten dieses Tages: Die Lage am Geldmarkt entspannt sich, die Renditeaufschläge schrumpfen, Spanien kündigt ein Sparprogramm ab.

Das alles bedeutet nicht, dass das Paket die strukturellen Probleme der Währung löst, aber dazu ist es ja auch nicht da. Es sollte den unmittelbar bevor stehenden Kollaps der Währungsunion verhindern und Liquiditätsengpässe bekämpfen.

Ich würde sagen: Das ist gelungen! Ein Hoch auf Nicolas, Jean-Claude und endlich auch Angie!

 

Gerettet oder nicht?

Ich schreibe für das Blatt, deshalb nur in aller Kürze: Ich halte das Rettungspaket für richtig und es ist den Deutschen noch anzurechnen, dass sie da mitgemacht haben. Der Euro stand auf dem Spiel.

Aber: Paul Krugman hat recht: Wir lösen mit der neuen Fazilität nur das Liquiditätsproblem, nicht das (mögliche) Solvenzproblem. Das ist schon mal was, aber es wird nicht reichen.

 

Letzte Chance für den Euro

Was die europäischen Finanzminister am Abend beschließen, muss sitzen, muss konsistent sein mit dem auf Schulden basierenden kapitalistischen System. Es muss für Vertrauen sorgen und der Herde Zäune setzen. Es ist die letzte Chance für den Euro. So dramatisch das klingt, so bitter ist die Wahrheit.

Nach wochenlangen Eiertänzen unserer Kanzlerin und all ihrer maßgeblichen Berater beim Thema Griechenland, lodert die Krise lichterloh: Bei den südeuropäischen Staaten, den europäischen Banken und wenn wir ehrlich sind, wankt das gesamte kapitalistische System – mal wieder.

Der Stress im System ist mindestens so groß wie in den schrecklichsten Tagen der Jahres 2008 nach der Lehman-Pleite. Allein der Blick auf die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen reicht eigentlich: 2,75 Prozent. Absolutes Panikniveau. Zweijährige rentieren unter 0,5 Prozent!
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Merkel et moi

Viele Kommentatoren hier werfen mir Merkelfeindlichkeit vor, deshalb mache ich hier mein Verhältnis zur Kanzlerin öffentlich. Angela Merkel ist aus meiner Sicht keine schlechte Bundeskanzlerin. Sie hebt sich wohltuend von jenen Vorgängern ab, deren einzige Motivation darin besteht „da rein“ zu wollen. Sie ist unprätentiös, neugierig, skeptisch gegenüber den großen Erzählungen und analytisch stark. Das sind alles keine schlechten Eigenschaften und ich glaube auch, dass sie in den meisten wirtschaftspolitischen Fragen den Kern der Dinge erfasst. Weiter„Merkel et moi“