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Niemand hat die Absicht, Roland Koch zu kritisieren

Die Distanzierung mancher Unterzeichner von dem gestern hier angekündigten Brief – beziehungsweise von der Deutung, es handele sich um eine Distanzierung führender Unionspolitiker von Roland Koch – ist ein klassisches Beispiel für Bullshit.
Was denn sonst soll das wohl sein?
Warum steht Ole von Beust an erster Stelle der Unterzeichner? Na klar, weil sein Name mit B anfängt!
Oder vielleicht auch deshalb, weil er in Hamburg bald die Grünen zum Regieren brauchen könnte? Die FDP wirds womöglich in Hamburg nicht schaffen.
Der Brief ist auch ein deutliches Signal in den Hamburg-Wahlkampf hinein: Die Union steht nicht für die Koch-Art des Wahlkämpfens. Sie will für die Grünen gesprächsfähig bleiben.
Der ursprüngliche Appell stammt schließlich von dem Berliner Grünen Özcan Mutlu.
Ich bin nicht davon überzeugt, dass die Grünen im Hamburg sich auf Schwarz-Grün einlassen würden. Aber von Beust muss sich diese Möglichkeit theoretisch offenhalten, um überhaupt eine Machtperspektive zu haben.

Davon abgesehen ist der Brief ein (spätes!) Lebenszeichen der liberalen Unionisten, die unter dem Koch-Kurs gelitten und ihm den Misserfolg heimlich gewünscht haben.
Sollen andere ihnen ihre taktische Feigheit vorhalten: Ich finde es super, dass sie jetzt wenigstens aus den Löchern kommen. Deutschland bewegt sich doch.

 

Die Union antwortet den Deutschtürken

Morgen in der ZEIT: Unionspolitiker antworten auf den Appell der Deutschtürken an die Union. Initiiert wurde die Antwort vom nordrhein-westfälischen Integrationsminister Armin Laschet. Unterschrieben haben u.a. Ole von Beust, Friedbert Pflüger, Peter Altmaier, Rita Süssmuth und Ruprecht Polenz.
Ein Auszug:

„Dürfen wir Ihren Blick auch lenken auf die Deutsche Islamkonferenz, die der christdemokratische Innenminister Wolfgang Schäuble einberufen hat. Die klare und unverblümte Aussage, dass der Islam Teil der deutschen Gesellschaft ist und bleibt, hätten wir uns auch schon von seinem sozialdemokratischen Vorgänger gewünscht. Doch für diese Erkenntnis brauchte die Politik über 45 Jahre seit dem Anwerbeabkommen mit der Türkei 1961.
Diese »demonstrative Erkenntnisverweigerung«, wie Klaus Bade es genannt hat, hat die Politik in Deutschland viele Jahrzehnte geprägt. Nicht nur die Union, sondern alle politischen Parteien überboten sich in der Kampfrhetorik, die der Integrationspolitik nicht dienlich war. Dabei ist klar: Unsere älter werdende Gesellschaft, in der 38 Prozent der Kinder eine Zuwanderungsgeschichte haben, braucht Poten­zia­le eines jeden Kindes, das hier geboren ist.
Und auch wenn Sie den Blick auf Großstädte richten, werden Sie feststellen, dass hier Christdemokraten in Stuttgart und Frankfurt, in Duisburg und Essen, in Hamburg und Köln eine vorbildliche Integrationspolitik angestoßen haben und tagtäglich zum Gelingen des Miteinanders in vielfältigen Stadtgesellschaften beitragen.
Deutschland hat sich verändert! Die politischen Lager sind enger zusammengerückt. Dabei musste die Union erkennen, dass Deutschland de facto ein Einwanderungsland ist und es in der jahrzehntelang verschlafenen Integrationspolitik einen dringenden Nach­holbedarf gibt. Das linke politische Lager ist ebenfalls zu der Erkenntnis gelangt, dass eine mul­tikulturelle Einwanderungsgesellschaft kein immerwährendes Straßenfest ist und man auch klare Anforderungen formulieren muss. Und Daniel Cohn-Bendit hat recht, wenn er für die politische Linke einräumt, man habe die Einwanderer idealisiert und zu spät die deutsche Sprache als zentrales Integrationsproblem erkannt. Dies führte dazu, dass Migranten Objekte der Politik waren und nicht deren Träger.
Integrationspolitik muss über Parteiengrenzen hinweg erfolgen. Integrationspolitik ist so fundamental für die Zukunft unseres Landes, dass sie nicht zum Wahlkampfthema degradiert werden darf. Sie haben recht, wenn Sie schreiben: Die beste Prävention gegen Jugendgewalt ist Bildung, individuelle Förderung und die Eingliederung der Eltern. »Eltern müssen begreifen, dass die Söhne nicht alles tun und lassen dürfen, was sie wollen.« Anforderung an Werte, an Respekt vor dem anderen: Auch das ist lange unterblieben in Zeiten politischer Kampflage.

….

Wir brauchen politische Vorbilder, Erfolgsgeschichten, für die Sie stehen und die in dieser Klarheit sagen, dass abscheuliche Vorgänge wie in der Münchner U-Bahn »die ganze Härte unserer bestehenden Gesetze« erfahren müssen. Wir, Mitglieder der CDU und der CSU, wissen, dass das, was der 17-jährige Grieche und der 20-jährige Türke gegenüber dem 76-jährigen Rentner getan haben, untypisch ist für die Kultur ihrer Eltern und Großeltern. Respekt vor dem Alter wird in Zuwandererfamilien oft höher geschätzt als bei deutschen Jugendlichen.
Gewalt und Kriminalität gedeihen, wo Respektlosigkeit, mangelnde Bildung und Erziehung herrschen. Dumm schlägt gut – hat die taz getitelt. Umso mehr müssen wir anerkennen, dass Gewalt kein ethnisches, sondern ein Bildungsproblem ist.“

Der Rest morgen an einem Kiosk Ihres Vertrauens.

 

Deutschtürken appellieren an die CDU

Morgen in der ZEIT: Ein Aufruf prominenter Deutschtürken an die CDU, die Debatte über Jugendkriminalität zu versachlichen.
Der Berliner Grüne Özcan Mutlu hat die Sache initiert und Schauspieler, Sänger, Sportler, TV-Moderatoren und Autoren haben unterschrieben.
Ich finde dies einen wichtigen Appell, dessen sachlicher Ton mir zusagt. Ich habe mich darum dafür eingesetzt, dass wir diesen Appell im Wortlaut veröffentlichen.
Zitat:

„Wir bestreiten nicht, dass die Zahl der Mi­gran­ten unter den jugendlichen Straftätern hoch ist.
Dafür gibt es Gründe, die ausführlich analysiert werden müssen. Nur ist umgekehrt die übergroße Mehrheit junger Männer mit Mi­gra­tions­hin­ter­grund eben nicht kriminell. Das Dird bei der Debatte allzu gern vergessen. Daher sind wir besonders darum bemüht, Lösungen für die ernste Problematik zu suchen. Zur Lösungsfindung gehört sicherlich auch, das Problem zu benennen und darüber zu diskutieren. Jedoch muss diese Diskussion sachlich, konstruktiv und ­lösungsorientiert geführt werden. Roland Koch s­paltet mit seinen rechtspopulistischen Äußerungen die Gesellschaft und gefährdet damit die langsam gedeihende Integrationspolitik. Die Unionsparteien müssen bei der Diskussion endlich anerkennen, dass das Problem kein ethnisches ist, sondern, wie zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, ein soziales!
Je mehr sich sozial benachteiligte Milieus eta­blieren, desto gravierender wird auch die Gewaltproblematik werden. Besonders in den Migranten-Communitys fehlt es jungen Männern sehr oft an positiven Vorbildern, die sie respektieren und an denen sie sich orientieren können. Es fehlt ihnen überhaupt an Perspektiven, an positiven Lebenserfahrungen und einem Selbstwertgefühl.“

Der Rest morgen an einem Kiosk Ihres Vertrauens.

 

Gordon Brown: Ich kann junge Islamisten verstehen

Dem Observer hat Gordon Brown am letzten Sonntag ein Interview über seine jüngsten Pläne für das kommende Jahr gegeben. Darin findet sich ein bemerkenswerte Passage über die Notwendigkeit, „die Herzen und Köpfe“ der Muslime zu gewinnen. Brown hat offenbar das großartige Bekenntnisbuch des Hizb-ut-Tahrir-Aussteigers Ed Husain gelesen.

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Zitat:

Brown, who says he is determined that the battle against terrorism should involve a campaign to win the ‚hearts and minds‘ of Muslims, even indicates that he can understand why young people are attracted to Islamism.

Asked about Ed Husain, the young Muslim who wrote a book about how he supported and then abandoned the hardline Hizb ut Tahrir organisation, Brown says: ‚When you read Ed Husain there was a ferment of activity around colleges and around certain mosques and institutions. And it’s hardly surprising that lots of young people are drawn into that, not just because of the excitement, because of the pressures that are upon them.‘

The Prime Minister adds that more needs to be done to persuade Islamists that their image of Britain is distorted: ‚We ought to be … part of that debate. And the more we can have these roadshows that are encouraging the debate and discussion, the better.‘

 

Sprachnachweise für Einwanderer als Abzocke?

Dies hier scheint mir Aufmerksamkeit zu verdienen. Es schreibt „Bettina“ anläßlich des Post über die Sprachnachweise für Zuwanderer („300 Worte sind nicht genug“):

Nun, als direkt Betroffene, Ehefrau eines derzeitig Deutsch lernenden Ausländers, ist uns erst im Laufe der Zeit die Irreführung der Politik deutlich geworden.
Da ist die Rede davon, um einreisen zu können, müsse man sich auf einfache Weise artikulieren können: Wie heißt du/ heißen Sie? Formulare ausfüllen etc.

Nach einem 100-stündigen Intensivsprachkurs hier in Deutschland an einer Volkshochschule und dem erforderlichen zitierten Wissen, ist mein Mann zunächst in sein Heimatland zurück gereist. Damit das Erlernte nicht vergessen, sondern verfestigt und erweitert wird, haben wir beschlossen, dass er in seinem Heimatland einen von der dortigen Deutschen Botschaft angebotenen Kurse besucht.

Gleichzeitig wurde ihm von einem Mitarbeiter der Botschaft, welcher für die Annahme der Anträge zwecks Ehegattennachzug verantwortlich ist, mitgeteilt, er wäre mit der Bescheinigung der Volkshochschule gut vorbereitet, weil diese anerkannt würde.

Nach 2 Wochen in dem neuen Kurs teilte die Lehrerin vor Ort mit, dass nun jeder eine Prüfung Start Deutsch1 ablegen müsse. Unabhängig davon, dass „wir“ uns ziemlich veralbert vorkommen, lässt diese Lehrerin keine Minute/Stunde aus, den Teilnehmern dieses Kurses mitzuteilen, wie SCHWER die Prüfung wäre und dass kaum eine Chance bestünde, diese Prüfung zu bewältigen, es sei denn…
Sie bot den verschreckten und eingeschüchterten Teilnehmern an, sie könne Ihnen weitere Stunden, natürlich gegen zusätzliche Bezahlung, anbieten. Der Kurs vor Ort kostet 90,– Euro für knapp 50 Std., Material 26,– Euro sowie nun noch einmal knapp 20,– Euro p. P. für zusätzliche Stunden. Geht man in dem Land von einem Durchschnittseinkommen von knapp 200,– Euro aus, liegt auf der Hand, wer diese Kosten übernehmen muss.

Spannend ist, dass diese Lehrerin gleichzeitig Botschaftsangehörige ist und eine weitere Botschaftsangehörige, die für die gesamten Sprachkurse verantwortlich zeichnet, ist gleichzeitig autorisiert, die Prüfungen für das Goethe-Institut abzunehmen. Eine für meine Begriffe mehr als unglückliche Verquickung, vor allem, wenn man bedenkt, welches Menschenbild die vor Ort in diesen Kursen Tätigen haben.

Hausaufgaben werden grundsätzlich nicht überprüft und korrigiert, Deklinationen müssen die Teilnehmer sich irgendwie mit ihren Partnern im Ausland aneignen, wenn denn dann mal das Internet in dem Land funktioniert.

Einem Mitbetroffenen haben die Mitarbeiter vor Ort einen weiteren Einblick in ihre Ansichten gewährt:
Wie man überhaupt einen Menschen aus dem Land ehelichen kann.
Die meisten der Teilnehmer würden das Land niemals verlassen können, da sie nicht einmal die Grammatik ihrer eigenen Sprache beherrschen.
…aber auch dafür hätte man eine Lösung, er könne ja Privatunterricht die Stunde für 20,– Euro für seine Ehefrau „kaufen“.

Aufgerüttelt, durch diverse Äuserungen und Informationen, habe ich daraufhin einen Übungssatz als Vorbereitung für die Prüfung beim Goethe-Institut angefordert. Wenn es nicht so traurig wäre, würde ich an eine Provinzposse glauben.

In einem der Hörbeispiele des GOETHE-INSTITUTES ist zu hören: „Mensch Jan du Penner…“

In meinem Haus wird dieser Jargon nicht gepflegt und ich habe selbst etliche Kurse zum Erlernen anderer Sprachen belegt – kein einziges Mal wurden mir vergleichbare Worte beigebracht, waren schon gar nicht prüfungsrelevant. Zudem sind wir alle bemüht, dem Verfall der deutschen Sprache entgegenzuwirken und der Jugend ein Vorbild für eine angemessene Sprachwahl zu sein.
Ich will mir gar nicht vorstellen, wie viele ausländische Lerndende zukünftig Freunde, Verwandte und erst recht ihnen fremde Menschen mit „Mensch, du Penner“ anreden, weil das schliesslich beim bewährten Goethe-Institut ein prüfungsrelevantes Wort ist.

Meine diesbezügliche Beschwerde beim Goethe-Institut hat man dahingehend beantwortet, dass das Wort „Penner“ unter all den heutzutage verwandten Wörtern von Jugendlichen doch noch recht charmant wäre. Zudem bekäme die Institution -vor allem aus dem Ausland- immer wieder Lob und Anerkennung, so dass sie dieses Wort „O-Ton: getrost“ in die Welt schicken könnten. Es unterläge eh der subjektiven Betrachtung.

Welches Weltbild wird da vom offiziellen Förderer der deutschen Kultur, so der Slogan auf deren Internetseiten, in die Welt transportiert? Anstatt sich der Kritik zu stellen, wird arrogant auf die Stellung der Institution als solches hingewiesen. Schlimm genug, fällt mir dazu nur ein!
Im Gesetz ist von einem Wortschatz die Rede, der dazu dienen soll, sich im Leben zurecht zu finden. Auch in unserer Stadt gibt es Menschen, die unter der Wortbezeichnung „Penner“ erfasst werden können, doch haben diese wenig mit unserer alltäglichen Lebenswelt zu tun und diesesWort ist auch nicht erforderlich, um sich im Alltag zurecht zu finden.

Kommen wir zu den „geringen“ Kosten der Prüfung: 50,– Euro, beliebig wiederholbar. Bis dass der Tod uns scheidet…

Wie sagte ein weiterer Betroffener so schön: Absolute Geldschneiderei. Die Botschaft verdient Geld mit ihren Kursen, die Lehrer vor Ort mit eigenen Kursen in den Kursen, geboren aus desmotivierender und einschüchternder Haltung den Partizipanten gegenüber. Mangelnder Unterricht, der wiederum nicht auf die Prüfung vorbereitet, so dass mindestens ein „Durchfall“ pro Prüfling garantiert ist – also, mindestens 100,– Euro Prüfungsgebühr.

Frage: Warum werden nur Prüfungen vom Goethe-Institut akzeptiert? Weil die so prägnat die Sprache der Straße vermitteln? Oder geht man gleich davon aus, dass die betroffenden Lerner eh alle aus unteren Schichten kommen und sich somit in der deutschen Sprache gleich wieder zuhause fühlen sollen? Zu dem Schluss könnte man kommen, denn das Buch zur Vorbereitung auf die Prüfung „Optimal“ aus dem Verlag Langenscheidt hat da nette Passagen parat.
Schon auf den ersten Seiten des Buches findet man reichlich Lernstoff der nicht nur überflüssig ist, sondern meiner Meinung nach nur dazu dient, das Erlangen eines Sprachzertifikates fast unmöglich zu gestalten.
„Grüetzi“ oder „Servus“ sind da noch ertragbar.

Ferner zitiere ich folgende Textauszüge:

„Hallo, mein Name ist Yakuma Waldhäusl, mein Vater ist Japaner, meine Mutter Österreicherin“.

„Hallo, ich bin Werner, ich komme aus Ostfriesland und rede nur Comicdeutsch“.

Weiterhin folgen viele Dialekte und Namen, die ein Ausländer überhaupt nicht verstehen kann, da er aus einer ganz anderen Kultur kommt und noch nie in Europa war und mit denen selbst ich meine Schwierigkeiten hatte.

Bei mir schleicht sich zunehmend das Gefühl ein, dass ich durch den Sprachtest indirekt darauf aufmerksam gemacht werden soll, mein Blut doch lieber mit deutschen Männern zu mischen – gleich einem Reinheitsgebot.

 

Ein Hauptschullehrer gibt auf

Bewegendes Dokument in der taz: Ein Hauptschullehrer schreibt über seine jahrzehntelange Berufserfahrung.

Wolfgang Schenk, 59 Jahre, bekennender Linker (bei Adorno studiert, später Maoist), seit 1972 als „Idealist“ an drei Berliner Hauptschulen tätig, ist in den vorzeitigen Ruhestand gegangen. Schenk war in den Achtzigern schulpolitischer Sprecher der Grünen in Berlin und Mitglied der GEW. Beides hat er aufgegeben. Das Resümee eines Ausgebrannten ist eine Besorgnis erregende Lektüre. Auch auf die Einwanderungspolitik kommt er zu sprechen.

Zitat:

„Auch die ethnische Herkunft spielt eine entscheidende Rolle. Türkischstämmige Einwanderer stellen einen großen Teil der Unterschicht. Die erste Generation der türkischen Kinder war lernwillig, sie wollte gut sein. Die Eltern kamen noch zu jedem Elternabend, auch wenn sie kaum Deutsch sprachen, ihr Kind sollte etwas werden in Deutschland.

Dann machten sich an den Hauptschulen schnell die Fehler der deutschen Einwanderungspolitik bemerkbar. Nach Berlin kamen viele bildungsferne, anatolische Bauern, wenig türkischer Mittelstand. Der Staat duldet noch immer aus falsch verstandener Toleranz, dass junge türkische Frauen für arrangierte Ehen nachgeholt werden. Was das bedeutet, merken wir in den Schulklassen: Die Jungs spielen ihre Mackerrolle, fassen jede Kritik als Frontalangriff auf und reagieren schnell mit Gewalt. Die Mädchen sind eifrig, aber mit zwölf, dreizehn Jahren sitzen sie plötzlich mit Kopftuch in der Klasse und werden vom Sport- oder Biologieunterricht abgemeldet. Ihre Eltern sind nicht daran interessiert, in der Gesellschaft anzukommen, ihre Kinder sollen es auch nicht. Gegen diese Integrationshürden ist von der Schule aus kaum anzukommen.“

 

Der ganze Text hier.

 

Amsterdam brennt weiter

Die Samstagnacht war bereits die sechste Nacht in Folge, in der in Amsterdam Autos brannten. Die Polizei hat bisher keinen der Täter dingfest machen können. Die zuvor Verhafteten, die einen Benzinkanister mit sich herumtrugen, wurden „aus Mangel an Beweisen“ freigelassen.

Berichte hier und hier.

Der Amsterdamer Bürgermeister Job Cohen (Sozialdemokrat) stellt nun in Aussicht, das Kindergeld für Familien zu streichen, deren Kinder in die Krawalle verwickelt sind.  Das Geld müsste dann an einen Sozialarbeiter abgeführt werden, der die Jugendlichen wieder auf den rechten Weg bringt.

 

Amsterdamer Bürgermeister: Hier regiert der Mob

Der marokkanischstämmige Bürgermeister von Slotervaart, dem Stadtteil Amsterdams , in dem seit Tagen die Autos brennen, schlägt im Telegraaf harte Worte über die randalierenden marokkanischen Jugendlichen an: „Es sind Jungen zwischen 12 und 23, die weder zur Schule gehen noch arbeiten. Sie knacken bei hellichtem Tag Autos und füllen den Tag mit kriminellen Aktivitäten. Sie wollen schnell reich werden, aber nicht auf legale Art. Es sind ganz gewöhnliche Lumpen, oft noch mit einer Verhaltensstörung.“

Auf die Frage, ob die Jungen an Entfremdung und Sinnverlust leiden, sagt Marcouch: „Das sind keine Jungs, die sich langweilen. Überhaupt, Amsterdam ist eine Weltstadt. Da muss sich niemand lanweilen. Und sie sollen bloss nicht damit kommen, dass es keine Arbeit für sie gibt. Sie können sich morgen bei mir melden. Ich hatte letztens fünfzig freie Stellen als Postbote, und auch im Hafen können sie arbeiten, aber sie wollen es einfach nicht.“

„Die Gruppe hartnäckiger Krimineller ist eigentlich größer, sagt Marcouch. „Aber zur Zeit sorgen etwa dreißig junge Männer für die meiste Unruhe. Wir tun nichts anderes als helfen, aber sie lassen das an sich abprallen. Darum müssen wir sie jetzt härter anfassen. Richter müssen nicht nur das konkrete Delikt in Betracht ziehen, sondern die Personen selbst. Was hat so jemand schon alles auf dem Gewissen? Wenn sie das mit erwägen, dann können die Strafen auch höher ausfallen.“

Ahmed Marcouch ist übrigens gläubiger Moslem und Sozialdemokrat. Ein Porträt meines Kollegen Werner A. Perger hier.

 

Ausschreitungen in Amsterdam

Der Polizeichef von Amsterdam, Bernard Welten, hat in einer Fernsehsendung gesagt, er befürchte „Pariser Zustände“ im Stadtteil Slotervaart.

Am Sonntagabend hatte ein 22 jahre alter Mann namens Bilal B. eine Polizeiwache betretren und zwei Beamte mit einem Messer attackiert. Eine Polizistin erschoss den Angreifer. Daraufhin kam es in den folgenden Nächten zu Ausschreitungen. Autos wurden in Brand gesteckt, Polizeibeamte beschimpft und bedrängt.

Gestern nahm die Polizei drei Jugendliche fest, die mit Benzinkanistern unterwegs waren.

Bilal B. war nach Aussagen seiner Familie in psychiatrischer Behandlung. Er soll an Schizophrenie gelitten haben und war auf einer geschlossenen Abteilung, aus der er fliehen konnte. Seine Familie hält dan Angriff auf die Polizeiwache für einen „suicide by cop“.

Es gibt aber noch eine andere Dimension des Verbrechens: Bilal B’s Bruder Abdullah B. war mit Samir A. in Kontakt, der 2006 wegen der Vorbereitung terroristischer Akte verurteilt wurde. Samir A. wiederum hatte Kontakt zu Mohammed Bouyeri, dem Mörder Theo van Goghs. Es ist nicht bekannt, ob und wenn ja wie sehr, Bilab B. in diese dschihadistischen Aktivitäten verstrickt war.

Während die Niederlande noch über der Frage rätseln, ob und in welcher Weise Schizophrenie und Dschihadismus bei der Tat als Motive ineinander wirkten, nutzen die Radalierer von Slotervaart das Ereignis als willkommenen Anlass, die Strassen unsicher zu machen. Etwa 35 Randalierer zwischen 12 und 17 Jahren, die öfter bereits aufgefallen sind, sollen den harten Kern bilden. Dass daraus eine größere Unruhe wird, kann der Polizeichef nicht ausschließen.

Der Polizeichef hatte erst am Samstag an der Trauerfeier für den marokkanischen Schüler Youssef Mokhtari teilgenommen, der von einem türkischen Klassenkamerdaen niedergestochen worden war. Auch dies in Amsterdam-Slotervaart.

Ein Polizeichef, der sich in einem Stadtteil seiner Stadt nicht mehr sicher fühlt, eine Mordtat zwischen persönlichem Wahn und politischer Ideologie, brennende Autos. Die neue Europäische Normalität?

 

Ralph Giordanos intellektuelle Bankrotterklärung

Ralph Giordano legt im Streit um die Kölner Moschee nach. Im Deutschlandradio bekommt er die Gelegenheit, den gestrigen „Tag der offenen Moschee“ zu kommentieren. Er hat also das ganz große Megaphon in der Hand, trotzdem ist er schon präventiv beleidigt, man wolle ihn eine „Ecke stellen“.
Man wird doch wohl noch kritisieren dürfen, wenn „Mega- und Giga-Moscheen“ gebaut werden, sagt er im penetranten Ton der Dauergekränktheit. Ihn selber darf man allerdings lange schon nicht mehr kritisieren, ohne sofort in die Ecke des „Multikulti-Illusionismus“ gestellt zu werden.
Im Gespräch wird immer unklarer, was er eigentlich sagen will. Einerseits stellt er den Islam der Ditib als grundsätzlich gefährlich, frauenfeindlich und unvereinbar mit dem „judäo-christlichen Erbe“ dar. Andererseits sagt er, zwischen Hinterhofmoschee und „Giga-Moschee“ gebe es doch viele Zwischenstufen, die nicht provozieren.
Beides gleichzeitig geht aber nicht: entweder ist der Islam prinzipiell unvereinbar mit unserer Ordnung, wie Giordano sagt, oder die Größe der Moschee und ihre Gestaltung, sowie die Transparenz der dahinter stehenden Organisation machen den Unterschied.
Ist eh alles egal, denkt man nach einer Weile, denn es geht Giordano sowieso nur noch darum, den Ehrenfelder Bau und alle weiteren Moscheebauten zu verhindern.
Das wird spätestens am Ende klar, wenn Giordano mit Blick auf Ditib und Diyanet sagt, der Kölner Moscheebau sei „ein Machtanspruch, eine Kriegserklärung, eine Landnahme auf fremdem Territorium“.

Kriegserklärung? Landnahme? Jawohl, er hat es gesagt. Das ist eine neue Eskalationsstufe des Streits. Wenn diese extreme Rhetorik benutzt wird, um gegen ein Moscheebauprojekt zu protestieren, dann ist zwischen einem Al-Kaida-Bekennerschreiben und einem Bauantrag der Ditib nicht mehr zu unterscheiden.

Wer hier eine Moschee baut, erklärt uns damit den Krieg? Dann ist ja wohl Notwehr geboten, dann müssen und dürfen wir zurückschlagen aus Selbstverteidigung.

Es ist nicht nötig, Ralph Giordano in eine „Ecke“ zu stellen. Er besorgt das ganz alleine. Es ist traurig und peinlich, ihm dabei zuzusehen.

Dieses Interview ist eine geistige Bankrotterklärung – und ein weiterer Bärendienst dieses einstmals respektablen Intellektuellen für jede ernsthafte Islamkritik.