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Zschäpes quälendes Schweigen – Das Medienlog vom Mittwoch, 6. Mai 2015

Heute vor zwei Jahren hat der NSU-Prozess vor dem Münchner Oberlandesgericht begonnen – für die Medien reichlich Anlass für Zwischenbilanzen. Mit einem Web-Spezial dokumentiert der Bayerische Rundfunk den aktuellen Stand im NSU-Prozess. In mehreren Videos kommen Prozessbeteiligte, Beobachter und Experten zu Wort. Dazu gehören etwa der beim Kölner Anschlag von 2004 verletzte Sandro D’Alauro, Zschäpes Verteidiger Wolfgang Heer und der ehemalige Richter Bernd von Heintschel-Heinegg, der bis 2010 den Staatsschutzsenat am Münchner Oberlandesgericht leitete.

In den Interviews geht es um die öffentliche Wahrnehmung des Verfahrens, aber auch um die Hauptangeklagte Beate Zschäpe. Die Sitzungen gingen ihr „an die Nerven und an die körperliche Substanz“, sagt Anwalt Heer.

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Experimente vor Gericht – Das Medienlog vom Dienstag, 5. Mai 2015

Bis zum zweijährigen Jahrestag der Prozesseröffnung dauert es noch einen Tag. Die Medien beginnen derzeit, eine Bilanz der vergangenen zwei Jahre und 202 Prozesstage zu ziehen. Vor dem Münchner Oberlandesgericht habe sich mittlerweile eine Art Biosphäre entwickelt, finden Annette Ramelsberger und Tanjev Schultz von der Süddeutschen Zeitung: „Das hier ist nicht nur eine juristische Prozedur, sondern auch ein psychologisches Experiment“, schreiben die Autoren. Das gelte insbesondere für die Hauptangeklagte Beate Zschäpe: „Man kann sich vorstellen, wie schwierig es für die Verteidiger ist, diese Mandantin im Zaum zu halten“, beobachten die Autoren. Das Schweigen bilde den Willen der Verteidiger ab – Zschäpe wolle den Prozess nur noch hinter sich bringen.

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Zschäpe, der Popstar – Das Medienlog vom Montag, 4. Mai 2015

Bald zwei Jahre dauert der NSU-Prozess. Zu diesem Anlass analysieren deutsche Medien auch ihre eigene Rolle in dem Verfahren. In der Berichterstattung sei die Hauptangeklagte Beate Zschäpe „eine Art negativer Pop-Star“ geworden, merkt Frank Jansen im Tagesspiegel an. Das hänge mit der enormen Frequenz zusammen, in der über das Verfahren berichtet wird. Einer der Gründe für den Medienansturm: „Manche Journalisten treibt auch das schlechte Gewissen an, eine monströse Serie von Verbrechen einst falsch bewertet zu haben.“

An jedem Werktag sichten wir für das NSU-Prozess-Blog die Medien und stellen wichtige Berichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.

Das nächste Medienlog erscheint am Dienstag, 5. Mai 2015.

 

Alles wieder offen im Prozess? – Das Medienlog vom Donnerstag, 30. April 2015

Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe schweigt im NSU-Prozess – doch nur unter großen Mühen, wie der Gerichtsgutachter Norbert Nedopil in Gesprächen mit ihr herausgefunden hat. Sein Gutachten liegt nun auch mehreren Medien vor. Demnach vereinbarte Zschäpe mit ihren Verteidigern, „unbeteiligt und gleichmütig zu erscheinen“. Nun bemerke sie jedoch, „dass die Fassade des Schweigens allmählich bröckele“ und sie etwa ihre Mimik schwer kontrollieren könne, wie Julia Jüttner und Björn Hengst auf Spiegel Online berichten. Nedopil empfiehlt dem Verteidigungsteam schließlich gar, ihre Prozesstaktik um der psychischen Gesundheit ihrer Mandantin willen zu überdenken.

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„Absurdes Theater“ vor Gericht – Das Medienlog vom Mittwoch, 29. April 2015

Der Zeuge André Kö. sagte wenig, erinnerte sich an fast nichts – und gab doch ein einschlägiges Bild der rechten Szene in Sachsen ab. Er provozierte Richter Manfred Götzl mit seinen einsilbigen Antworten, zudem verursachte er Aufruhr mit einer Tätowierung: Auf seiner Glatze trägt Kö. die NS-Losung „Blut und Ehre“. Im Laufe des Prozesstags deckte er sie mit einem Pflaster ab. Befragungen wie diese erinnerten „an Dialoge des absurden Theaters“, kommentiert Annette Ramelsberger von der Süddeutschen Zeitung. Gleichwohl sei die Befragung nicht wertlos gewesen. Kö. habe die Rolle des Mitangeklagten André E. in dessen selbstgegründeter Neonazi-Organisation bestätigt.

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Keine Berichte zum NSU-Prozess

Am Dienstag, 28. April, gibt es keine Berichte in den deutschen oder englischsprachigen Onlinemedien.

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Das nächste Medienlog erscheint am Mittwoch, 29. April 2015.

 

Wie lange kann Zschäpe noch schweigen? – Das Medienlog vom Montag, 27. April 2015

Seit zwei Jahren macht Beate Zschäpe von ihrem Recht Gebrauch, vor Gericht zu den Anklagevorwürfen zu schweigen. Das fällt ihr jedoch zunehmend schwerer, wie aus dem Schreiben eines Gerichtsgutachters hervorgeht, aus dem die Nachrichtenagentur dpa zitiert. Sei ihr das Schweigen zu Beginn noch leicht gefallen, so empfinde sie es nun als „belastend“.

Der Zustand könnte in Zusammenhang mit ihrer Persönlichkeit stehen, legt die Expertise nahe – der Psychiater bezeichnet Zschäpe darin als „narzisstisch“. Das Gutachten könnte erklären, warum Zschäpe sich vor Gericht so nervös verhalte, sobald dort private Dinge über sie besprochen werden, heißt es in der dpa-Meldung.

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Das nächste Medienlog erscheint am Dienstag, 28. April 2015.

 

200 Tage NSU-Prozess: Viele Fragen werden offen bleiben – Das Medienlog vom Freitag, 24. April 2015

Wegmarke im Terrorprozess: Seit mittlerweile 200 Tagen wird der NSU-Komplex vor dem Oberlandesgericht München verhandelt. Für viele Prozessbeobachter ist das ein Anlass, Fazit zu ziehen – zumal der Tag selber nur wenige neue Erkenntnisse brachte. „Kein Anklagepunkt (…) ist bislang nachhaltig erschüttert worden“, bilanziert etwa Karin Truscheit von der FAZ. Derzeit verlängere sich das Verfahren immer weiter durch die Vernehmungen von Zeugen aus Neonazi-Kreisen – weswegen es bis zum Urteil noch dauern werde: „Aus Angst vor oder aus Loyalität gegenüber der rechten Szene wird geschwiegen, gelogen, heruntergespielt“, schreibt die Autorin.

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Verfassungsschutz war dem NSU dicht auf den Fersen – Das Medienlog vom Donnerstag, 23. April 2015

Wieder einmal steht der Verfassungsschutz nach einem Verhandlungstag im NSU-Prozess in einem schlechten Licht: Der Geheimdienst war Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt nach deren Untertauchen 1998 dicht auf der Spur, sagte der heutige Chef des sächsischen Verfassungsschutzes, Gordian Meyer-Plath.

Insgesamt fünf Berichte des V-Manns Piatto deuteten damals unter anderem auf ihren damaligen Fluchtort Chemnitz hin. „Warum wurden die Tipps nicht entschlossen verfolgt?“, fragt Björn Hengst auf Spiegel Online. Richtig verwertet, hätte das abgetauchte Trio damit möglicherweise dingfest gemacht werden können.

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Lügentest für Thüringer Neonazi – Das Medienlog vom Mittwoch, 22. April 2015

Am heutigen Mittwoch geht es im NSU-Prozess erneut um den Thüringer Neonazi Marcel D., der Ende der neunziger Jahre als V-Mann für den Verfassungsschutz gearbeitet haben soll. Das belegen Dokumente der Behörde. Überraschenderweise bestritt D. die Tätigkeit bei seiner ersten Aussage im März. Nun ist neben D. selbst auch dessen ehemaliger Quellenführer Norbert Wießner geladen – er dürfte die Spitzeldienste bestätigen.

Falls D. log und bei seiner Aussage bleibt, „ist spannend, wie das Gericht diesmal reagieren wird“, merkt Kai Mudra in der Thüringer Allgemeinen an. Konsequenzen für eine Falschaussage sind zumindest denkbar: Bundesanwalt Herbert Diemer hatte ein Ermittlungsverfahren deswegen nicht ausgeschlossen. Bislang ist allerdings noch kein NSU-Zeuge wegen möglicher Lügen belangt worden.

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