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191. Prozesstag – V-Mann sagt als Zeuge aus

Zwei Personenkreise sind für die Aufklärung des NSU-Komplexes besonders interessant: Informanten des Verfassungsschutzes und Mitglieder der radikale Neonazi-Gruppe Blood & Honour. Marcel D., Spitzname Riese, war beides. Für den Thüringer Landesverfassungsschutz lieferte er Informationen aus der rechten Szene, in der Thüringer Sektion von Blood & Honour war er Landesvorsitzender. Am Mittwoch sagt er im NSU-Prozess aus.
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Die Öffentlichkeit erwartet lebenslang – Das Medienlog vom Montag, 9. März 2015

Bereits 190 Verhandlungstage dauert der NSU-Prozess – ein Kraftakt für alle Beteiligten. Ein Grund dafür sind die hohen Erwartungen der Öffentlichkeit, die der größte Prozess gegen Rechtsterrorismus in der deutschen Geschichte erfüllen soll. „Alles andere als eine lebenslange Haftstrafe für die Hauptangeklagte würde Unverständnis und Empörung auslösen“, kommentiert Marcel Fürstenau von der Deutschen Welle.
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Rechtsradikaler bedroht Journalisten – Das Medienlog vom Freitag, 6. März 2015

Der Zeuge Hendrik L. aus Chemnitz war die wichtigste Person am Donnerstag im Gerichtsverfahren: Er ist ein alter Bekannter der NSU-Gruppe aus Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. Mit den dreien verkehrte er sowohl vor als auch nach deren Untertauchen 1998. Vor allem mit Mundlos war er nach eigenen Angaben gut befreundet. Ein rechtes Weltbild zu haben, empfand L. offenbar als völlig normal: „Damals habe man zuerst an die eigene Nation gedacht“, gibt Alf Meier vom Bayerischen Rundfunk L.s Aussage wieder. Ansonsten gab er sich „wortkarg, unkonkret, will Namen alter Freunde nicht preisgeben“.
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Bauernschlaue Zschäpe, explosiver Böhnhardt – Das Medienlog vom Donnerstag, 5. März 2015

Einen Blick in die Vergangenheit des Nationalsozialistischen Untergrunds lieferte am Mittwoch der Zeuge Christian K., Bruder des Jenaer Neonazis André K., doch aus der rechten Szene ausgestiegen. Vermutlich diesem Hintergrund war es zu verdanken, dass K. vor Gericht unbefangen und fließend erzählte: „Endlich mal, so könnte man sagen, tritt ein Zeuge mit rechtsextremer Vergangenheit nicht penetrant stur und unwillig auf“, beobachtet Frank Jansen vom Tagesspiegel. Trotzdem sei dabei offen geblieben, „ob der Zeuge alles sagt, was er weiß“.
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190. Prozesstag – Szenezeuge Hendrik L. und Kölner Gutachter

Erneut will das Gericht mithilfe eines Zeugen aus der rechten Szene die Hintergründe des NSU-Komplexes ergründen. Geladen ist am Donnerstag Hendrik L. aus Chemnitz. Er lernte Uwe Mundlos Ende der neunziger Jahre kennen und hatte nach eigenen Angaben bis zum Jahr 2000 mit ihm Kontakt – also auch nach dem Untertauchen des Jenaer Trios aus Mundlos, Beate Zschäpe und Uwe Böhnhardt im Jahr 1998. L. führt in Chemnitz ein Geschäft für rechte Szenekleidung. Dort soll er auch T-Shirts verkauft haben, die Mundlos gestaltet haben soll. Zudem kam L. mehrmals in Berührung mit Mitgliedern des mittlerweile verbotenen Neonazi-Netzwerks Blood & Honour, die versucht haben sollen, den NSU mit Waffen zu unterstützen.

Zudem sagt als Sachverständiger ein psychiatrischer Therapeut aus Köln aus, der den Zeugen Melih K. auf Spätfolgen untersucht hatte. K. wurde beim Anschlag in der Kölner Keupstraße von 2004 schwer verletzt, als er bei der Explosion direkt an der Nagelbombe vorbeiging. Neben den körperlichen Schäden litt K. an Schlafstörungen und geht bis heute in die Psychotherapie.

Informationen aus der Verhandlung gibt es via Twitter hier. Die Berichte darüber fassen wir morgen im NSU-Medienlog zusammen.

 

Mysteriöser Hinweis auf Zschäpe

Er nennt Beate Zschäpe eine Mitläuferin, Uwe Böhnhardt unberechenbar: Zeuge Christian K. lernte das NSU-Trio kennen. Nach dessen Flucht erhielt er eine brisante Information über das Versteck der drei.

Vermutlich treffen sich die Brüder André und Christian K. höchstens zu Weihnachten, wenn überhaupt. Zu verschieden sind die beiden Jenaer Geschwister. André K., 39: ein vierschrötiger, dicklicher Vordenker in der rechtsextremen Szene Thüringens. Christian K., 34: ein hagerer, eloquenter Mann mit dünner Stimme, der den Neonazi-Kreisen nach eigenen Angaben bereits vor Jahren den Rücken gekehrt hat. Seine Mitgliedschaft, sagt er, bereue er heute.
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Neonazis huldigen Ralf Wohlleben – Das Medienlog vom Mittwoch, 4. März 2015

Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe meldete sich zum Wochenauftakt krank, der Gerichtstermin am Dienstag fiel aus. Aufmerksamkeit verschafften sich indes Rechtsextreme – sowohl vor als auch im Gericht. Neben dem Strafjustizzentrum demonstrierten Anhänger der Partei Die Rechte. „Die Botschaft des knappen Dutzends lässt sich mit ‚Alles Lüge‘ zusammenfassen“, berichtet Wiebke Ramm im Tagesspiegel. Die Demonstranten hätten die Opfer verhöhnt und den Prozess eine „Show“ genannt. Gegendemonstranten übertönten die Teilnehmer. Ihre Fortsetzung fand die Propaganda im Saal.
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189. Prozesstag – Sächsischer Verfassungsschützer und Thüringer Neonazi

Update: Der Zeuge Meyer-Plath wurde abgeladen und sagt zu einem späteren Termin aus.

Am 189. Verhandlungstag (die am Dienstag geplante Sitzung war ausgefallen) geht es erneut um die mögliche Verstrickung des Geheimdienstes in den NSU-Komplex: Geladen ist der Präsident des sächsischen Verfassungsschutzes, Gordian Meyer-Plath. Befragt wird der 46-Jährige allerdings nicht in seiner Funktion als Behördenleiter denn wegen einer früheren Tätigkeit: Für den Brandenburger Verfassungsschutz hatte er den V-Mann „Piatto“ betreut. Der Rechtsextreme, der bürgerlich Carsten Sz. heißt, lieferte 1998 eine Information, die möglicherweise zur Ergreifung des gerade untergetauchten Trios aus Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt hätte führen können: Demnach sollte ein Anhänger der radikalen Organisation Blood & Honour dem Trio eine Waffe beschaffen. Fahnder gingen dem Hinweis jedoch nicht nach.

Meyer-Plath hatte bereits im Untersuchungsausschuss des Bundestags ausgesagt. Die Verpflichtung eines V-Manns wie Sz., der damals wegen versuchten Mords in Haft saß, bezeichnete er im Nachhinein als Fehler. Bemerkenswert sei jedoch die Qualität von „Piattos“ Hinweisen gewesen: So seien Publikationen aus der rechten Szene „plastiktütenweise“ auf seinem Schreibtisch gelandet.

Danach sagt der Zeuge Christian K. aus. Er ist der jüngere Bruder des Jenaer Neonazis André K., einem der führenden Köpfe der rechten Szene in Jena und mutmaßlichen NSU-Unterstützer. So schloss auch der Bruder Bekanntschaften in rechtsextremen Kreisen – insbesondere mit Carsten S., der heute mit auf der Anklagebank sitzt, weil er dem NSU-Trio die Pistole Ceska 83 überbracht haben soll, mit der neun Menschen erschossen wurden.

ZEIT ONLINE berichtet aus München und fasst den Prozesstag am Abend auf diesem Blog zusammen. Informationen aus der Verhandlung gibt es via Twitter hier. Weitere Berichte stellen wir morgen im NSU-Medienlog zusammen.

 

Keine Berichte zum NSU-Prozess

Auch am Dienstag, 3. März, gibt es keine Berichte in den deutschen oder englischsprachigen Onlinemedien.

An jedem Werktag sichten wir für das NSU-Prozess-Blog die Medien und stellen wichtige Berichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.

Das nächste Medienlog erscheint am Mittwoch, 4. März 2015.