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Nur die Quote zählt

Aufmerksamkeit bekommt derzeit nur populistisches Geschrei, nicht die kritische Reflexion. Gerade in Deutschland sollte man sich an die Gefahr von Propaganda erinnern.

Populismus – Nur die Quote zählt
© plainpicture/Millennium/Attura Nadia

In dem klugen, differenzierten Beitrag von Michael Ebmeyer vom 6. Juni gibt es einen einzigen Punkt, den ich mir noch präziser und differenzierter gewünscht hätte – und der steht gleich in der Überschrift. Die undogmatische, selbstkritische „linke Erzählung“, die der Autor vermisst und verzweifelt sucht, gibt es nämlich längst. Ein Nachdenken kritischer Intelligenz darüber, „wie wir uns von der neoliberalen Irrlehre lösen und erkunden, wie eine neu und demokratisch fundierte internationale Solidarität aussehen kann“, findet an vielen Orten statt – unter anderem auch hier im Freitext. Weiter„Nur die Quote zählt“

 

#FreeSentsov

Der ukrainische Regisseur Oleh Senzow wurde zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt. Seit Wochen ist er im Hungerstreik. Der Geschmack der Freiheit ist rar in Russland.

Der ukrainische Regisseur Oleh Senzow © Sergey Pivovarov / Reuters

Essen. Als Kind aß ich viel zu viel, weil ich entdeckt hatte, dass es unglaublich angenehm ist, voll zu sein, man fühlt sich sicher, geschützt, sorglos. Essen hat weniger mit Ernährung und Überleben zu tun, sondern viel mehr mit Beruhigung, es tröstet und entspannt. Sehr oft nach dem üppigen Feiertagsessen hatte ich schreckliche Bauchschmerzen und musste in der Nacht erbrechen, dennoch habe ich es nie bereut, und wenn sich wieder eine Möglichkeit ergab, das schmackhafte Salzige mit dem noch schmackhafteren Süßen, Scharfen, Sauren oder gar Geschmacklosen zusammen in den Hals zu stopfen, tat ich es ohne zu zögern. Weiter„#FreeSentsov“

 

Herr Hübner ist da

Unsere Autorin ist Schriftstellerin und nebenher Fußpflegerin in Marzahn. Vielen ist ein Besuch bei ihr peinlich, manche entschuldigen sich im Voraus. Und dann gibt’s noch die spezielle Laufkundschaft.

© Lena Mucha für ZEIT ONLINE

Dieser Text ist Teil unserer Miniserie „Fußpflege in Marzahn“. Alle Folgen finden Sie hier.

Seit drei Jahren arbeite ich in Berlin-Marzahn als Fußpflegerin. Die meisten meiner etwa sechzig Kunden sind Stammkunden. Sie statten mir alle vier bis sieben Wochen einen Besuch ab. Im Lauf der Zeit habe ich diese Kunden kennengelernt, ihre Eigenheiten und Marotten, ihre Lebensgeschichten, ihre Schicksale. Ich mag sie, weiß sie zu nehmen und freue mich immer, sie nach einigen Wochen wohlbehalten wiederzusehen. Die Füße der Stammkunden sind dank regelmäßiger Pflege in gutem Zustand. Weiter„Herr Hübner ist da“

 

Mut zur Lücke

Meinungsbildung war gestern. Heute liken wir oder werden zu Followern. Ein Vorschlag zur Wiederauferstehung der Vernunft: innehalten, nachdenken, mündig werden.

Mut zur Lücke - Vernunft und die mündige Gesellschaft
© Caesar Aldhela / unsplash.com (https://unsplash.com/@caldhela)

Als Nescafé erfunden wurde, warb man für den neuen Kaffeegenuss mit dem Prädikat: sofort löslich. Polaroids ließen sich in kürzester Zeit mit einer Sofortbildkamera erstellen, und die Sofortreinigung suggerierte, dass der Übergang von schmutzig zu sauber ohne Zeitverlust über die Bühne gehen könne. Das sind alles Beispiele aus analogen Zeiten – und entsprechend rührend. Aber eines verbindet sie mit den medialen Instant-Formaten – Twitter, Instagram etc. – des digitalen Zeitalters: die Wertschätzung des nahezu Simultanen, des kurzen Prozesses. Weiter„Mut zur Lücke“

 

Eine Wohltat ist eine Wohltat ist eine Wohltat

Eine gute Tat tun? Der Sohn verdreht die Augen. Soll ich doch gleich sagen, dass er den Müll runterbringen soll. Und überhaupt: Was hilft es denn, selbstlos zu sein?

© Fabrice Coffrini/AFP/Getty Images

Gutes zu tun, ist notwendig. Darüber sind wir uns alle einig, oder? Die Religionen predigen Wohltaten. Im Judentum gilt die „Mitzwa“, die gute Tat, neben der Verehrung Gottes als eines der wichtigsten Gebote. Keine Sorge, ich habe gerade keinen religiösen Schub, aber angesichts der immer stärkeren Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich mache ich mir so meine Gedanken. Weiter„Eine Wohltat ist eine Wohltat ist eine Wohltat“

 

Als das Grün noch grün war

Wisst Ihr noch, damals? Als WM war und wir vor dem Fernseher unseren Schlafanzug mit der Würde eines Einwechselspielers trugen? Als der Fußball noch magisch war?

Die deutsche Fußballnationalmannschaft von 1978 © Onze/Icon Sport/Getty Images

Angefangen hat alles auf dem Dach eines kleinen mexikanischen Hotels in der Retortenstadt Playa del Carmen an der Karibik. Ein halbstündiges Gespräch mit einer amerikanischen Fußballbegeisterten, die eigentlich in Mexiko geboren war. Sie hieß Jolanda und sah so aus wie Hope Solo, die amerikanische Torhüterin und hatte einen Freund mit Schnäuzer und Intellektuellensonnenbrille, der aber nie etwas sagte. Der Anfang vom Ende, die große Fußballdepression. Und dass es so jetzt nicht mehr weitergehen konnte. Weiter„Als das Grün noch grün war“

 

Sorry, wir haben hitzefrei

Was soll das heißen: politikverdrossen? Bei den Temperaturen kann eben niemand mehr denken. Aber unsere Autorin hat eine Idee, wie der Sommer das Land umkrempeln könnte.

Ausnahmezustand Berlin - Sorry, wir haben hitzefrei
© Fabrizio Bensch/Reuters

Seit vier Wochen herrscht in Berlin der Ausnahmezustand. Viel, viel zu früh viel, viel zu warm. Eben noch blühten die Pfingstrosen, schon beginnen die Wiesen auszutrocknen. Sie sind hellbraun und es riecht nach Spätsommer. Es herrschen meistens über 30 Grad, die armen geplagten Preußen seufzen schwer. Weiter„Sorry, wir haben hitzefrei“

 

Linke Erzählung verzweifelt gesucht

Deutschland driftet nach rechts. Salonfähig gewordenes Ressentiment vergiftet die Gesellschaft zunehmend. Wir brauchen dringend ein wirksames Gegenmittel.

Teilnehmer einer AfD-Demonstration und Gegendemonstranten im Mai 2018 in Berlin © Hannibal Hanschke / Reuters

Es ist ein mulmiges Gefühl, und es wird immer mulmiger. Wie die viel beschworene Stimmung im Land sich wandelt. Inzwischen kann jede und jeder davon ein bis mehrere Liedchen aus dem eigenen Leben singen. Wie im Bekanntenkreis auf einmal verächtlich dahergeredet und vor sich hin verleumdet wird. Wie auch Leute, die sich selbst für „links“ halten, Ressentiments der sogenannten neuen Rechten übernehmen. Weiter„Linke Erzählung verzweifelt gesucht“

 

Es ging immer um die Befreiung der Frau

Politikerin und Sexsymbol: Ilona Staller, Cicciolina, ist im selben ungarischen Plattenbauviertel aufgewachsen wie ich. Ein Treffen mit der Ikone meiner Kindheit.

© Giuseppe Cacace/Getty Images

Sie ist in Kőbánya, einem Viertel in Budapest, geboren, heißt Ilona Staller, und ich habe sie vor einigen Wochen in Rom inmitten netter südlicher Häuser in einem Café getroffen. Traumkörper meiner Kindheit und Weltpolitik einer Frau von uns. Sie stellte etwas dar, das lange als Tabu galt, heute sind diese Tabus zu herrschenden Bildern in den Medien geworden. Wir sind satt, sagt meine Freundin, eine Kulturwissenschaftlerin, die mit uns am Tisch sitzt – diese Bilder regieren die Liebe. Frauen sind stets Objekte in der Politik der Pornografie. Weiter„Es ging immer um die Befreiung der Frau“

 

Die Einsamkeit im sechsten Stock

Unsere Autorin ist Schriftstellerin und arbeitet nebenher als Fußpflegerin in Marzahn. Im Frühling blühen dort die Kirschbäume, die Hasen hoppeln. Aber die Idylle trügt.

Marzahn - Die Einsamkeit im sechsten Stock
© Lena Mucha für ZEIT ONLINE

Dieser Text ist Teil unserer Miniserie „Fußpflege in Marzahn“. Alle Folgen finden Sie hier.

Das ganze Jahr über weht in der Ostberliner Plattenbausiedlung Marzahn ein kräftiges Lüftchen. Ich erkläre mir das mit der Nähe zum flachen Brandenburger Umland, über das die gefürchteten sibirischen Fallwinde hinwegsausen, um mit unzähmbarer Wucht direkt in Marzahn einzufahren, sich zwischen den Hochhausriesen in Windkanälen zu bündeln und alles, was nicht mit vollem Heimwerkereinsatz festgelötet ist, von den Balkonen zu fegen – Sitzkissen, Geranienkästen, Sonnenschirme. Weiter„Die Einsamkeit im sechsten Stock“