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Was passiert, wenn sich die US-Regierung nicht mehr verschulden darf

Der 17. Oktober rückt näher, der Tag, an dem die Schulden der amerikanischen Bundesregierung ihr gesetzliches Limit von 16,7 Billionen Dollar erreichen werden. Danach dürfen keine neuen Schulden mehr gemacht werden – der Staat kann nur so viel ausgeben, wie an laufenden Einnahmen hereinkommt. Die Ausgaben liegen in diesem Jahr bei etwa 3,85, die Einnahmen bei 2,70 Billionen Dollar. Etwa 30 Prozent der Bundesausgaben werden also auch heute noch, vier Jahre nach dem Ende der Rezession, mit Schulden finanziert. Vermutlich werden die Exekutive, also der demokratische Präsident, und das Repräsentantenhaus, die untere Kammer der Legislative, in letzter Minute einen Kompromiss finden oder sich auf Übergangslösungen einigen. Wenn aber nicht, was dann?
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Der deutsche Konjunkturmotor stottert – Zeit, die prozyklische Finanzpolitik zu beenden!

Ich bin überrascht, dass es in diesen Tagen fast nur optimistische Äußerungen zur deutschen Konjunktur gibt, denn die Fakten sind keineswegs so gut wie die Stimmung.

Grafik: ifo Geschäftsklimaindex (Geschäftserwartungen und Lageeinschätzung)
ifo-Geschäftsklimaindex (Geschäftserwartungen und Lageeinschätzung)

Ein Warnsignal ist die Arbeitslosigkeit. Weiter„Der deutsche Konjunkturmotor stottert – Zeit, die prozyklische Finanzpolitik zu beenden!“

 

Euro – Zeit für einen ausgewogeneren Policy Mix

Endlich haben wir die Wahlen hinter uns und es ist wieder möglich, unvoreingenommen die wichtigsten wirtschaftspolitischen Themen anzugehen: die Zukunft des Euro, die Energiewende und die Einkommensverteilung. Martin Wolf hat am Mittwoch in der Financial Times wieder einmal versucht nachzuweisen, dass der Euro nicht überleben kann, wenn Deutschland an seiner Sparpolitik festhält und die Krisenländer zwingt, ebenfalls eine solche Politik zu betreiben („Germany’s strange parallel universe„). Er weist darauf hin, dass Wolfgang Schäuble vor ein paar Tagen auf der Kommentarseite der FT in seinem Beitrag („Ignore the doom-mongers – Europe is being fixed„) über die positiven Tendenzen im Euro-Land mit keinem Wort konzediert hat, dass es nicht nur auf strukturelle Reformen auf der Angebotsseite ankommt, sondern ebenso sehr auf eine dynamischere Nachfrage, wenn der Euro eine Zukunft haben soll.
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Fünf Jahre Lehman und nichts gelernt

In der Finanzpresse wird gerade das fünfjährige Jubiläum der Pleite von Lehman Brothers begangen. Sie gilt als der Beginn der Finanzkrise, in der die OECD-Länder immer noch stecken. Ich würde den Beginn allerdings eher auf den Sommer 2007 datieren, als der amerikanische Hypothekenmarkt zusammenbrach, der europäische Geldmarkt auf einmal illiquide wurde und die Düsseldorfer IKB gerettet werden musste. Die Banken hatten sich damals plötzlich nicht mehr gegenseitig über den Weg getraut, weil sie den Verdacht hatten, dass sich viele von ihnen mit amerikanischen (asset backed) „Wertpapieren“ verzockt hatten – was sich ja bald als zutreffend erwies. Im Sommer und Herbst des Jahres 2007 begann sowohl in den reichen Ländern als auch in den wichtigsten Schwellenländern ein starker Rückgang der Aktienkurse und – wenn auch nur in den Ländern mit guter Bonität – ein scharfer Rückgang der Anleiherenditen.
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Arbeitslosenquote ist kein guter Indikator für die Lage am US-Arbeitsmarkt

Für die Fed, die bekanntlich nicht nur für Preisstabilität sondern auch für Vollbeschäftigung sorgen soll, ist die Arbeitslosenquote eine Schlüsselgröße, allerdings eine, die die wahren Verhältnisse am Arbeitsmarkt nicht immer richtig wiedergibt. Wie das erste Schaubild zeigt, ist die Quote seit ihrem Hoch im Oktober des Krisenjahrs 2009 (10,0 Prozent) kräftig und ziemlich stetig gefallen. Sie lag im vergangenen Monat bei nur noch 7,3 Prozent. Das sieht schön aus, zu schön. Es gibt nach wie vor einen erheblichen Mangel an Jobs. Von daher müsste die Zentralbank eigentlich ihre expansive Politik beibehalten.

Grafik: US Arbeitslosenquote seit 1980

Wenn es so weitergeht, wird die Quote Mitte nächsten Jahres 6,5 Prozent erreichen. Die Fed steckt dann in einem Dilemma, denn sie hatte vor einigen Monaten erklärt, dass sie bei diesem Niveau anfangen würde, die Leitzinsen (die Fed Funds Rate) zu erhöhen. Weiter„Arbeitslosenquote ist kein guter Indikator für die Lage am US-Arbeitsmarkt“

 

Investment Outlook: drei Risiken für Anleger

Im Augenblick bereiten vor allem drei Risiken den Anlegern schlaflose Nächte: dass sich aus den Bürgerkriegen im Nahen Osten ein Flächenbrand entwickelt, der zu einer neuen Ölkrise und einer weltweiten Rezession führt, dass die langen Zinsen weiter steigen, nachdem die Fed angekündigt hat, dass sie die Käufe von US-Anleihen zurückfahren wird, und dass die Aktien und Wechselkurse wichtiger Schwellenländer weiter unter Druck bleiben und Staaten insolvent werden.

Wenn die Ölpreise auf 200 Dollar steigen sollten, lässt sich wirtschaftspolitisch nur wenig machen. Nach einem kurzfristigen Anstieg der Inflationsraten kommt es durch den Rückgang der allgemeinen Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen in den erdölimportierenden Ländern dann aber eher zu deflationären Effekten. Dazu gehören insbesondere die vier Schwergewichte der Weltwirtschaft: die USA, Euroland, China und Japan. Die Finanzpolitik müsste voll auf Expansion umschalten, während ein frühzeitiges Ende der Nullzinspolitik noch unwahrscheinlicher ist als jetzt. Wie es letztlich laufen wird, entscheiden nicht die Ökonomen und Unternehmer, sondern die Politiker.

Der Anstieg der langen Zinsen kann sich noch eine Weile fortsetzen. Die Fed hat ihre Drohung, demnächst netto immer weniger amerikanische Staatsanleihen zu kaufen, noch nicht wahrgemacht. Andererseits werden die langen Zinsen durch die niedrigen Refinanzierungskosten in Schach gehalten. Eine dauerhafte Schwäche der Rentenmärkte erfordert zudem ein Anziehen der Inflationserwartungen. Das ist noch nicht zu erkennen. Ich gehe auch davon aus, dass es demnächst zu einer Rotation aus Aktien in Renten kommen wird, und zwar weil die Anleger Gewinne mitnehmen möchten und weil die Schwäche der Rentenmärkte günstige Einstiegsmöglichkeiten bietet.

Die Eurokrise ist noch nicht überstanden, aber ich habe den Eindruck, dass sie kontrolliert werden kann. Wer an den Euro glaubt, sollte im 10-Jahresbereich vielleicht keine griechischen Anleihen kaufen, obwohl die Zinsen bei knapp über 10 Prozent liegen, aber die weniger riskanten italienischen und spanischen Alternativen; ihre Renditen betragen etwas weniger als 4,5 Prozent.

In Ländern wie Brasilien, Argentinien, Süd-Afrika, Türkei, Indien oder Indonesien ist es zu einem Einbruch der Devisenkurse und zu Verlusten an den Aktienmärkten gekommen. Die Kombination von großen Leistungsbilanzdefiziten, hohen Auslandsschulden in fremder Währung, beträchtlichen staatlichen Haushaltsdefiziten und dem Ende der Carry Trades – Verschuldung in Dollar, Anlage in Schwellenländern – könnte einige Länder an den Rand der Zahlungsunfähigkeit bringen. Ich denke aber, dass die Probleme erkannt sind, es nicht an Interventionsmasse fehlt und dass die Marktkräfte die Probleme im Wesentlichen lösen können, wenn die Kurse der Devisen und Aktien genug gefallen sind.

Eine ausführliche Diskussion der drei Risiken finden Sie in meinem neusten Investment Outlook:

Wermuth’s Investment Outlook – September 2013*) (pdf, 434 KB)

*) Der Investment Outlook von Dieter Wermuth ist in englischer Sprache verfasst und wird im Herdentrieb in loser Folge zum Herunterladen bereitgestellt. (UR)

 

Deutsche Konjunktur nimmt Fahrt auf

Nach den neuen Ifo-Zahlen zu urteilen, wird es mit der deutschen Wirtschaft weiter aufwärts gehen. Die Geschäftserwartungen der Unternehmer verbessern sich seit Monaten: Wenn nichts Unerwartetes dazwischenkommt, wird die Industrieproduktion demnächst etwa fünf Prozent höher sein als vor Jahresfrist. Das sieht nach einem soliden Aufschwung aus. Das „Wunder“ am Arbeitsmarkt könnte sich fortsetzen, jedenfalls was die Anzahl der neuen Jobs angeht – bei den Löhnen tut sich bekanntlich nicht viel, immerhin nehmen sie aber seit einigen Jahren rascher zu als die Geldentwertung.

Grafik: ifo Geschäftserwartungen im Vergleich zum Wachstum der Industrieproduktion
ifo Geschäftserwartungen im Vergleich zum Wachstum der Industrieproduktion

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Die Ratlosigkeit der Notenbanker

Die Europäische Zentralbank (EZB) versucht mit allen Mitteln, die Unternehmen und Haushalte dazu zu bringen, sich endlich wieder mehr Geld zu leihen und auszugeben. Da unterscheidet sie sich nicht von der amerikanischen Fed, der Bank of Japan oder der Bank of England. Die mittelfristigen Inflationserwartungen sind da, wo sie sein sollen – in der Nähe von zwei Prozent. Die aktuellen Inflationsraten liegen deutlich darunter. Von daher sollte es Spielraum für die expansive Geldpolitik geben, also für eine Stimulierung der Konjunktur. Vielleicht wurde so bislang Schlimmeres verhindert, aber das eigentliche Ziel ist nicht erreicht: Das Volumen der Kredite an nicht finanzielle Unternehmen und Haushalte liegt in der Währungsunion um 2,5 Prozent unter seinem Vorjahreswert. Schuldenmachen ist stark aus der Mode gekommen.
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Ölpreis vor dem Fall

Mit dem Ölpreis ist es wie mit der Inflation: Angesichts des schwachen globalen Wirtschaftswachstums und der hohen Arbeitslosigkeit ist es nicht plausibel, dass sich der Ölpreis zwischen 100 und 110 Dollar je Fass hält, nachdem er in den 15 Jahren bis 2002 bei 20 Dollar gelegen hatte. Genauso ist es kaum nachvollziehbar, warum die Verbraucherpreise in Westeuropa und Nordamerika nicht schon längst nachhaltig sinken, so wie bis vor Kurzem in Japan. Beides hat offenbar mit verschiedenen Rigiditäten an den Märkten zu tun, also mit Strukturen, Mechanismen und Strategien, die das verhindern.
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