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Mehrwertsteuern runter, Energiesteuern rauf

Heute morgen auf Bloomberg übertrafen sich die Analysten mit pessimistischen Prognosen. Der Ifo-Index ist im November auf 85,8 gefallen und hat damit fast das Niveau von Anfang 1993 erreicht, den seit der Wiedervereinigung niedrigsten Wert. Die Erwartungskomponente des Index ist im freien Fall, während sich die aktuelle Lage, die andere Komponente, noch ganz gut hält – den Unternehmen ging es ja bis vor kurzem nicht schlecht. Aber auch hier ist der Abwärtstrend inzwischen ziemlich steil.
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Deflation wird wahrscheinlicher

Deflation herrscht, wenn auf breiter Front die Preise sinken, und das nicht nur für ein paar Monate. Bei den Vermögenspreisen passiert das öfter, bei den Verbraucherpreisen dagegen nicht so häufig. Sinkende Verbraucherpreise, das hört sich aus Sicht der Konsumenten im ersten Moment nicht schlecht an. Wenn es sich nur um einzelne Preise handelt, ist es das auch nicht. Hat man es aber mit einer ausgemachten Deflation zu tun, dann befindet sich die Wirtschaft in einer gefährlichen Lage. Wenn die Leute beginnen, fallende Preise für normal zu halten, macht sich eine Deflationsmentalität breit. Es lohnt sich, Käufe aufzuschieben, weil morgen alles noch billiger ist. Ein sich selbst verstärkenden Prozess kommt in Gang, der zu einem Einbruch der Nachfrage und einem scharfen Anstieg der Arbeitslosigkeit führt. Der deflationäre Rückgang der Vermögenspreise und des Verbraucherpreisniveaus hängen eng zusammen, wobei der Verfall von Aktienkursen, Rohstoffpreisen und Immobilienpreisen in der Kausalitätskette typischerweise einen Vorlauf vor den Verbraucherpreisen hat.
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Warum der Euro schwach bleiben könnte

Wenn ich mir die fundamentalen Determinanten des Euro-Wechselkurses ansehe, kann ich nur staunen, dass er gegenüber dem Dollar und Yen so schwach ist. Eigentlich hätte der Euro, wenn es nach mir gegangen wäre, bei $1,40 drehen müssen und wäre jetzt wieder bei $1,50.

Die Leistungsbilanz Eurolands ist nur leicht defizitär dieses Jahr (-0,4 Prozent des BIP), verglichen mit den -4,6 Prozent der USA; Japan weist allerdings einen Überschuss von 3,9 Prozent auf. An den Devisenmärkten ist daher das Angebot an Dollar, das aus dem Warenhandel, den Dienstleistungen und den Transfers resultiert, nach wie vor um ein Vielfaches höher als das an Euro, was den Kurs des Dollar mehr schwächen müsste als den des Euro. Das scheint keinen großen Einfluss auf den Wechselkurs zu haben.
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Aktien und Rohstoffpreise bleiben unter Druck

Nachdem die Aktienmärkte so stark gefallen sind, stellt sich die Frage, ob es schon wieder an der Zeit ist einzusteigen. Aus europäischer Sicht gibt es vier wichtige Faktoren, die zu einem Ende der Krise beitragen: 1. der Verfall der Rohstoffpreise, der die allgemeine Kaufkraft wieder verbessert, 2. eine immer expansivere Geldpolitik, also stark sinkende Zinsen, 3. der kommende Schwenk in der Finanzpolitik, der von den immer schlechteren Wirtschaftszahlen gegen den Widerstand der Budgetausgleicher erzwungen wird, und 4. die Abwertung des Euro.

Das wird aber nicht ausreichen, weil der Prozess des Schuldenabbaus, also das Deleveraging, noch längst nicht beendet ist. Zu viele Haushalte, Banken und andere Unternehmen haben in den vergangenen Jahrzehnten des leichten Geldes ihre Bilanzen dadurch ruiniert, dass sie in Erwartung ständig steigender Kurse Vermögenswerte auf Pump gekauft haben. Nachdem die Vermögenspreise nun im freien Fall sind, bemerken immer mehr Akteure, dass sie überschuldet sind. Sie sind gezwungen, ihre Ausgaben massiv einzuschränken. Es kann lange dauern, bis sie sich wieder saniert haben, vielleicht so lange wie in Japan.

Aktien sind billig, vor allem europäische, aber das heißt nicht, dass sie nicht noch billiger werden können. Die beginnende tiefe Rezession wird auf die Gewinne durchschlagen. Die beste Alternative sind im Moment Staatsanleihen von Euroländern, insbesondere griechische oder italienische, die sehr attraktive Renditen bieten. Sie reflektieren die Furcht, dass die Eurozone auseinanderbrechen könnte. Das ist aber unwahrscheinlich – vielmehr wird es in nächster Zeit voraussichtlich Vereinbarungen in den Bereichen Finanzmarktstabilität und Bankenaufsicht geben, die die Währungsunion wetterfester machen werden.

Rohstoffe sind nach wie vor teuer. Ihre Preise liegen immer noch deutlich über ihren mittelfristigen Trends. Das gilt auch für Öl und Gold.

Ausführliches zu den Aussichten für Aktien, Bonds, Rohstoffe und Wechselkurse sowie ein Blick auf die jüngste Entwicklung in Russland in meinem neusten Investment Outlook:

Wermuth’s Investment Outlook – November 2008*) (pdf, 216 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)

 

Wunschdenken reicht nicht

Am gestrigen Donnerstag hat die EZB die Zinsen um einen halben Punkt auf 3 ¼ Prozent gesenkt. Gut so. War es genug? Vermutlich sind viel niedrigere Zinsen angebracht, aber immerhin hat Herr Trichet in der Pressekonferenz zugegeben, dass auch ein größerer Schritt diskutiert wurde – ein kleinerer allerdings auch. Ich halte der EZB zugute, dass sich das monetäre Umfeld durch die starke nominale Abwertung des Euro seit dem 11. Juli bereits sehr verbessert hat und dass es insgesamt weniger wirtschaftlich bedrohliche Ungleichgewichte gibt als in den USA oder in Großbritannien, ein vorsichtigeres Vorgehen also gerechtfertigt werden kann. Weiter„Wunschdenken reicht nicht“

 

Kein Land kann sich von der Krise abkoppeln

Bisher hatte ich immer gedacht, dass sich so etwas wie die Finanzkrise von 1997/98 nicht wiederholen würde. Warum? Weil die Schwellenländer ihre Lektionen damals gelernt und in der Folge so solide gewirtschaftet hatten, dass sie nicht mehr von ausländischen Geldgebern abhängig waren. Wäre es dabei geblieben, hätte der Internationale Währungsfonds in nicht allzu ferner Zukunft mangels Betätigungsfeld zumachen können. Das ist nicht geschehen, ich habe mich geirrt. Trotz ihrer stark gestiegenen Währungsreserven geraten viele Schwellenländer jetzt in Zahlungsschwierigkeiten. Wie konnte es dazu kommen? Weiter„Kein Land kann sich von der Krise abkoppeln“

 

Die Zeit für ein großes Konjunkturprogramm drängt

Der Altweibersommer geht in diesen Tagen zu Ende, der Winter steht vor der Tür, und auch konjunkturell wird es von nun an zunehmend kälter. Die Frühindikatoren sprechen eine klare Sprache: Der jüngste Einbruch des Ifo-Geschäftsklimaindex auf Rezessionsniveau war ein Indiz, der Rückgang der realen Auftragseingänge um 7,3 Prozent (annualisiert) in den sechs Monaten bis August ein anderes. Trotz schwachem Euro gehen die Auftragseingänge rapide zurück. Im Euroland nimmt die Arbeitslosigkeit bereits seit März Monat für Monat zu, auch wenn die Quote noch unverändert beim zyklischen Tief von 7,3 Prozent liegt. Deutschland konnte sich wegen seiner strukturellen Vorteile eine Zeitlang in einer Art „splendid isolation“ wähnen, damit ist es jetzt aber vorbei. Weiter„Die Zeit für ein großes Konjunkturprogramm drängt“

 

Aktien sind billig, Kurse fallen aber weiter

Zwar sind die Aktienkurse und internationalen Immobilienpreise stark gesunken, es spricht aber vieles dafür, dass der Abwärtstrend weitergeht. In Japan, wo es in den neunziger Jahren ähnliche Entwicklungen gab wie jetzt in den meisten anderen OECD-Ländern, liegen die Aktienindices immer noch bei nur 20% ihres Niveaus von Ende 1989. Der erzwungene Abbau von Schulden, das sogenannte Deleveraging, wird weitergehen. Die Rettungspakete der Regierungen und Notenbanken sind notwendig, sie können aber für sich genommen das Abgleiten in die Rezession nicht verhindern. Der Staat wird auch bei der Stabilisierung der Nachfrage eine weit wichtigere Rolle spielen müssen, als man das bis vor Kurzem gedacht hätte. Da die Inflationsraten weiter rasch zurückgehen werden, können – und müssen – sowohl die Fed als auch insbesondere die EZB die Zinsen weiter senken. Die Renditekurven müssen steiler werden, damit die Banken wieder Geld verdienen können. Nur so können sie eines Tages wieder privatisiert werden.

Europäische Staatsanleihen sind für’s Erste die sichersten Anlagevehikel. Bei Aktien empfiehlt sich eine Umschichtung von zyklischen Werten und Rohstoffproduzenten zu solchen, die von fallenden Preisen für Öl und Metalle, steigenden Staatsausgaben, sinkenden Zinsen und der Injektion staatlicher Gelder profitieren.

Ausführliches zu den Effekten der Finanzkrise und den staatlichen Rettungsmaßnahmen in meinem neusten Investment Outlook:

Wermuth’s Investment Outlook – October 2008*) (pdf, 212 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)

 

Für die Währungsunion ist die Krise auch eine Chance

Ich bin einigermaßen überrascht, dass der Euro in letzter Zeit gegenüber dem Dollar so viel an Boden verloren hat. Ich hatte erwartet, dass $1,40 der Wendepunkt sein würde. Jetzt kostet er nur noch $1,3408 und damit knapp 16 Prozent weniger als am 11. Juli, seinem letzten Höchststand. Das kann man schon als Crash bezeichnen, auch wenn das realwirtschaftlich keine so schlechte Sache ist. Was ist los?
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Die EZB muss – und wird – die Zinsen senken

Was ist eigentlich fundamental los? Viele Banken haben, wie wir jetzt immer klarer erkennen, mit unglaublichen Hebeln gearbeitet, sie haben langfristige Aktiva – Hypotheken, Aktien, Unternehmensanleihen und amerikanische Asset Backed Securities – vorwiegend mit geliehenem Geld finanziert. Das wäre nicht weiter gefährlich, wenn diese Verbindlichkeiten (Schulden) ebenfalls langfristig fällig gewesen wären. Eine geringe Diskrepanz in den Fristen ist normal und gehört zum Bankgeschäft. Als Schutz gegen das Risiko, dass plötzlich Schulden fällig sind, sich aber nicht genügend Aktiva zu vernünftigen Konditionen verkaufen lassen, gibt es Kreditlinien bei anderen Banken sowie die Fazilitäten der Notenbank. Damit lassen sich Engpässe überbrücken. Wenn es dennoch zu verlustreichen Notverkäufen kommen sollte, vermindert das die Reserven und damit das Eigenkapital der Bank. Dafür sind Reserven aber schließlich da. Ein tüchtiger Treasurer ist zudem gewöhnlich in der Lage, diese Art von Risiken unter Kontrolle zu halten.
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