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Die Realität wird die Aktienmärkte einholen

Ich war zu pessimistisch in meiner Markteinschätzung. Die Akteure gehen bisher davon aus, dass die Finanzkrise entweder schon überwunden, nicht so schlimm oder beherrschbar ist. Die Zentralbanken werden es schon richten. Wer sich daran hielt, hat in den vergangenen Wochen gut Geld verdient. Der Konsens ist, dass die leichte Wachstumsabschwächung in den USA mehr als wettgemacht wird durch den asiatischen Wirtschaftsboom.

Meine Zweifel an dieser Geschichte sind nicht verschwunden. Ganz im Gegenteil, weder die Finanzkrise noch die amerikanische Immobilienkrise sind überwunden. Sie werden einen stark negativen Einfluss auf das globale Wirtschaftswachstum und damit auf die Aktienmärkte haben. Zudem haben wir zwei weitere Krisen, die es in sich haben: die Ölkrise und den Dollarcrash. Leugnen hilft nicht – und die Struktur der Portfolios muss den neuen Realitäten Rechnung tragen.

Ausführliches dazu in meinem neusten Investment Outlook:

Wermuth’s Investment Outlook – October 2007*) (pdf, 233 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)

 

Was den Euro treibt

Wieso wertet der Euro eigentlich ständig auf? Vielleicht ist es die Erwartung, dass die Zinsen steigen werden, jedenfalls relativ zu denen der USA, oder dass der Dollar fallen muss, es aber gegenüber den Hauptkandidaten, den Währungen der asiatischen Schwellenländer und der Ölexporteure, wegen massiver Stützungsoperationen nicht kann. Der Euro als weinender Dritter?
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Greenspans Memoiren: zugleich spannend und ärgerlich

In Greenspans kürzlich erschienen Memoiren, einem 530 Seiten-Schmöker, durch den ich mich gerade arbeite, gibt es eine Fülle von anregenden Berichten aus dem Zentrum der Wirtschaftspolitik der Nachkriegszeit, wie man sie so schnell nicht wieder finden dürfte. Nach diesem chronologisch angeordneten Teil, der die Hälfte des Buches ausmacht, kommen mehrere gut geschriebene Kapitel grundsätzlicher Art, die ich wegen ihrer gelegentlich ungewohnten Perspektive sehr lehrreich finde, etwa das über das Leistungsbilanzdefizit und die Schuldensituation der USA (S. 346 – 362), oder das berühmte „Conundrum“, die Frage, warum die Anleiherenditen im letzten Zinserhöhungszyklus gesunken statt gestiegen sind (S. 377 – 391). Auf manches kann man allerdings auch verzichten, vor allem auf die ziemlich penetrante Erfolgsgeschichte des Kapitalismus (S. 267 – 345).
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Der starke Euro – ein Geschenk mit Tücken

1,4237 Dollar kostet ein Euro heute Morgen, das sind 1,3738 alte D-Mark pro Dollar, womit wir fast wieder da sind, wo wir vor zwölfeinhalb Jahren schon einmal waren. Der Euro ist fest, wenn auch noch nicht so übertrieben fest, wie es damals die deutsche Währung war. Die reale Abwertung der vergangenen Jahre, die uns den jetzigen rekordhohen Handelsbilanzüberschuss beschert hat, wird zur Zeit ziemlich rasch durch die nominale Aufwertung des Euro wieder rückgängig gemacht. Bisher ist die Wettbewerbsfähigkeit aber nicht ernsthaft in Gefahr: Im Juni und Juli lagen die Auslandsaufträge in der Industrie im Durchschnitt real um 14 Prozent über ihrem Vorjahreswert! Unsere Partnerländer in der Währungsunion, deren reale Wechselkurse vor allem gegenüber Deutschland durch den relativ starken Anstieg ihrer Lohnstückkosten in den letzten Jahren kräftig aufgewertet wurden, kommen jetzt allerdings noch mehr in die Klemme. Die Reaktionen von Monsieur Sarkozy sind absehbar.
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Ifo – Zeit, sich warm anzuziehen

Ifo Index September 2007

Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist im September eingebrochen, er sinkt deutlich um 1,6 Punkte gegenüber dem Wert vom August. Die Frage ist, ob der Ifo-Index tatsächlich ein Frühindikator für die Konjunktur ist. Wenn jedermann schon wusste, dass der September erneut rückläufig sein würde, ist er natürlich kein nützlicher Frühindikator. Zwei andere Indikatoren hatten uns schon klar gemacht, wie sich die Konjunkturaussichten verändern würden: die starke Aufwertung des Euro und die ziemlich ernste Finanzkrise im Gefolge der Probleme an den amerikanischen Märkten für Hypotheken und strukturierte Produkte. Überraschend war am Index nur das Ausmaß des Rückgangs. Niemand möchte bisher so recht wahrhaben, dass der Konjunkturhöhepunkt schon hinter uns liegt, und dass es jetzt angesichts der neuen Rahmenbedingungen ziemlich schnell abkühlen könnte.
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Rätselhafte Inflationsangst in Europa

Es mag ja verständlich sein, dass in den USA die Inflationsangst umgeht, dass das aber in Europa auch so ist, und zwar noch ausgeprägter, ist mir ein völliges Rätsel: Die Renditen der langlaufenden Bundesanleihen steigen seit einigen Tagen ziemlich kräftig, haben im 10-Jahresbereich 4,35 Prozent erreicht und liegen damit nur um 28 Basispunkte unter denen der vergleichbaren amerikanischen Treasuries. Laut Bloomberg haben sich die US-Renditen in den vergangenen sechs Monaten um 3 Basispunkte, die deutschen dagegen um 35 Basispunkte erhöht.
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US Konsumenten in schwieriger Lage

Die Realwirtschaft ist bisher von der Finanzkrise verschont geblieben und die Aktienmärkte zeigen sich unbeeindruckt. Im Gegenteil, nach der Zinssenkung der Fed am vergangenen Dienstag habe sie zu einer kleinen Rally angesetzt. Die Marktteilnehmer setzen darauf, dass die Zentralbanken mit ihrer expansiven Politik eine Rezession vermeiden können. Ich bleibe weiter skeptisch, dass ihnen das wirklich gelingen wird. Der US Immobilienmarkt ist weiter im freien Fall und die Hauspreise beginnen seit kurzem zu sinken. Eine Immobilienkrise war in der Vergangenheit immer mit einer deutlichen Abschwächung des realen Wachstums oder gar einer Rezession verbunden. Das größte Risiko, dass es auch diesmal dazu kommen könnte, liegt bei der finanziellen Lage der amerikanischen Verbraucher. Man sollte den negativen Vermögenseffekt, der sie trifft, nicht unterschätzten. Die Krise ist noch nicht ausgestanden.

Mehr zu den Risiken und weshalb die Realwirtschaft bisher von der Krise verschont geblieben ist, sowie zu den Aussichten für die wichtigsten Aktien- und Bondmärkten und Emerging Markets in meinem neusten Investment Outlook.

Wermuth’s Investment Outlook – September 2007*) (pdf, 213 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)

 

Panik an den Geldmärkten, gelassene Aktionäre

Kann es angehen, dass die Banken sich gegenseitig so wenig trauen und sich so große Sorgen um ihre Zahlungsfähigkeit machen, dass sie ihr Geld horten und auch nicht durch attraktive Zinsen dazu zu bewegen sind, es zu verleihen, während andererseits die Aktienkäufer glauben, dass die Notenbanken durch die Kombination von niedrigen Zinsen und reichlich Zentralbankgeld eine Rezession verhindern werden? Der Geldmarkt hängt in den Seilen, am Aktienmarkt dagegen herrscht Zuversicht.
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Risiken für die Weltwirtschaft

Wie schnell sich die Lage an den Kapitalmärkten ändern kann! Bis vor zehn Tagen ging es noch um Inflationsrisiken, robustes Wachstum der Weltwirtschaft und das Timing von Zinserhöhungen. Jetzt stehen nach den plötzlichen Liquiditätsproblemen der Banken auf einmal ganz andere Themen im Mittelpunkt: platzende Immobilienblasen, unverkäufliche Asset Backed Securities, das Ende der Yen-Carry Trades, der Verkauf riskanter Papiere, vor allem von Aktien, Rettungsaktionen für diverse Banken, die Flucht in sichere Anlagen, Zinssenkungen und das Risiko, dass sich die Krise im Finanzsektor auch in der Realwirtschaft bemerkbar machen könnte.

In meinem neusten Investment Outlook versuche ich mir einen Reim auf die Ereignisse der letzten Tage zu machen und herauszufinden, wohin die Reise gehen könnte.

Wermuth’s Investment Outlook – August 2007*) (pdf, 218 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)

 

Erst Liquiditätskrise, dann Kreditklemme

Liquiditätskrisen sind die kleinen Schwestern von Kreditklemmen (sog. „credit crunches“), also erst mal ziemlich harmlos. Es geht nur um eine vorübergehende Zahlungsunfähigkeit, nicht um Insolvenz. Das wäre eine ganz andere Dimension und ein Grund, sich richtig Sorgen zu machen. Dass der Kurs in die Richtung gehen könnte, ist nicht unwahrscheinlich. Werden die Kreditkonditionen jetzt deutlich verschärft, kann das leicht Unternehmen in die Knie zwingen, die bisher noch den Kopf über Wasser gehalten haben. Am Ende stünde eine Rezession in den USA, die weltweit zu spüren wäre. Die Pläne vieler Notenbanken, die Zinsschraube weiter anzuziehen, wären dann sehr riskant und würden vermutlich aufgegeben. Die US-Märkte erwarten bereits eine Lockerung durch die Fed.
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