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Liquiditätskrise!!!

Der Schnelltender der EZB war am heutigen Donnerstag rund doppelt so groß wie der nach den Angriffen auf das World Trade Center und das Pentagon im September 2001. Geht es jetzt los? Es gibt offenbar eine Liquiditätsklemme bei Banken, deren Anleger Geld aus Fonds abziehen möchten, die in amerikanischen Asset Backed Securities investiert haben. Da sich in einem sehr nervösen Markt die Käufer für diese einst positiv bewerteten und gut rentierlichen Instrumente in Luft aufgelöst zu haben scheinen, weil die Deckung doch nicht so gut ist wie gedacht, purzeln die Preise, wenn es überhaupt noch welche gibt. Dass die Banken nicht einfach zu den nunmehr sehr niedrigen Kursen zugreifen, zeigt erstens, dass auch sie von der Bonität der Fondsanteile nicht sehr überzeugt sind und zweitens, dass sie von der Welle der Verkaufsaufträge offenbar überwältigt sind und daher die Notenbank um Hilfe bitten müssen.
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Aktien – bisher nur eine Normalisierung

Handelt es sich bei dem Rückgang des Dax von 8100 auf zuletzt 7512 um mehr als die übliche Kurskorrektur auf dem Weg nach oben? Das ist die Frage. Von der Größenordnung her sind diese 7,3 Prozent überhaupt nicht außergewöhnlich, wie schon ein flüchtiger Blick auf den Dax der vergangenen Dekade zeigt. Bisher ist eigentlich noch gar nichts passiert im Vergleich zu dem, was es in den letzten Jahren so gegeben hat: Im Sommer 1997 waren es 34 Prozent, von März bis Ende 2000 21 Prozent, im Sommer 2001 38 Prozent, nicht weniger als 53 Prozent in der 12-Monatsperiode ab März 2002, und 12 Prozent im Frühsommer letzten Jahres.
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Na so was, die Franzosen senken die Steuern!

In der jüngsten Ausgabe der ZEIT (30/2007, S. 25) klagen Sebastian Dullien und Daniela Schwarzer von der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik über die verantwortungslose Steuerpolitik des neuen französischen Präsidenten: Er senkt die Steuern, obwohl das Defizit laut EU-Prognose in diesem Jahr 2,4 Prozent des nominalen Bruttoinlandsprodukts betragen dürfte – und damit nahe der kritischen 3 Prozent-Marke liegt. Auch in Italien, „dem Schuldenkönig Europas“, fehlt, wer hätte es gedacht, wieder einmal jede Disziplin. Der Geldsegen, der durch die gute Konjunktur über’s Land gekommen ist, soll nicht etwa zum Abbau der Schulden, sondern für mehr Sozialausgaben verwendet werden, so dass das Defizit 2007 nicht auf 2,3 Prozent des BIP, sondern nur auf 2,5 Prozent zurückgeht. Und wie sieht es mit Berlin aus? Dort übertrumpfen sich „Abgeordnete und Minister … mit Vorschlägen, um die eigene Klientel mit Geschenken zu beglücken.“

Wir sollten die Kirche im Dorf lassen und uns einfach mal die Fakten ansehen. Außerdem lohnt es, die verschiedenen impliziten Annahmen, die die Autoren machen, ans Licht zu holen. Dann zeigt sich nämlich, dass kein Anlass zur Panik besteht. Was wir in der europäischen Finanzpolitik zur Zeit sehen, ist nicht beunruhigend sondern eher willkommen.
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Russische Rohstoffexporteure sind attraktiv

Der russische Aktienmarkt hat im ersten Halbjahr enttäuscht. Die Kurse sind nach Jahren exorbitanter Performance nicht mehr richtig weiter geklettert. Doch das dürfte nur eine Pause gewesen sein. Denn die Rahmenbedingungen sind nach wie vor gut: Die Bewertung ist niedrig, die Rohstoffpreise steigen wieder und die Binnennachfrage trägt immer mehr zum Wachstum bei.

Vor allem Rohstoffexporteure dürften in den kommenden Monaten positiv überraschen. Denn die gegenwärtig hohen Preise für Öl und einige Metalle sind in den meisten Gewinnschätzungen noch nicht enthalten. Wer nicht auf Einzelaktien spekulieren möchte, kann den russischen Aktienmarkt auch als Wette auf den künftigen Ölpreis spielen. Gut 75 Prozent der Kursschwankungen lassen sich mit den Veränderungen des Ölpreises erklären.

Mehr dazu in meinem monatlichen Investment Outlook, der sich diesmal ausschließlich mit den Investitionssausichten in Russland beschäftigt.

Wermuth’s Investment Outlook – Special edition – July 2007*) (pdf, 224 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)

 

Die Russen kommen – die Chinesen auch!

Wie erwartet, gibt es einen großen Aufruhr, wenn Länder ihre Währungsreserven in etwas anderem anzulegen versuchen als in Forderungen gegenüber den Regierungen der USA oder Westeuropas, wenn sie also etwas Richtiges dafür kaufen wollen, statt nur Versprechen auf spätere Zahlung, die de facto unverbindlich sind. China und Russland verkaufen uns Computer, T-Shirts, Öl und Gas, warum sollte man ihnen im Gegenzug nicht erlauben, Siemens, SAP, Airbus, E.on oder die Deutsche Telekom zu kaufen? Wofür gibt es denn Aktienmärkte? Offenbar gibt es genehme und weniger genehme Eigentümer. Das Geld diktatorisch oder autokratisch regierter Staaten ist hierzulande jedenfalls nicht sehr willkommen.
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Ökonomen verstehen die Welt nicht mehr

Das könnte eine Übertreibung sein – vermutlich haben die Ökonomen die Welt überhaupt noch nie richtig begriffen. „Angesichts der enormen und andauernden strukturellen Änderungen lässt sich … durchaus die Meinung vertreten, dass wir die wirtschaftlichen Abläufe heute womöglich noch weniger verstehen als in der Vergangenheit.“ Das jedenfalls sagt die Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in ihrem jüngste Jahresbericht. Er sollte für alle, die sich für Markoökonomik interessieren eine Pflichtlektüre sein. Der Duktus des Berichts ist entsprechend stets abwägend, aber die Bank scheut trotzdem nicht vor pointierten Analysen und klaren Empfehlungen zurück. Das einleitende Kapitel und die Schlussbemerkungen haben es in sich.
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Colbert im Élysée

Nicolas Sarkozy macht sich mit großer Energie und gestützt auf vier erfolgreiche Wahlen daran, Frankreich zu reformieren und wieder in eine dynamische Wirtschaft zu verwandeln. Mehr Wettbewerb und mehr Offenheit gegenüber ausländischen Einflüssen gehören jedoch nicht zu den Rezepten, mit denen er das erreichen will. Ganz im Gegenteil, er möchte das Land vor den Effekten der Globalisierung schützen und Wettbewerb immer dann einschränken, wenn Arbeitsplätze verloren gehen könnten. Colbert lässt grüßen. Wie kann man im Ernst von Reformen sprechen, wenn man die Wirtschaft weniger effizient macht, oder alles bekämpft, was, wie es in Paris heißt, „trop anglo-saxon“ ist?
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Renditen bei Staatsanleihen wieder attraktiv

Der starke Kursverlust bei den Staatanleihen in der jüngsten Zeit ist das Ergebnis einer Überreaktion. Sie wurde durch die Angst geschürt, dass die Zeit weltweit niedriger Inflationsraten zu Ende sein könnte. Diese Befürchtung ist aber unbegründet, denn die Produktionskapazitäten expandieren immer noch stärker als die Nachfrage und die Geldpolitik ist auf der Hut. So sind die Inflationserwartungen im Euroraum auf dem von der EZB gewünschten Niveau fest verankert und auch das Inflationsziel von 1,5 Prozent (Kernrate), das die Fed anzustreben scheint, ist bei den gegebenen Rahmendaten der US Wirtschaft glaubwürdig.

Auf ihrem derzeitigen Niveau sind Staatsanleihen wieder eine attraktive Alternative zu Aktien und anderen Anlageklassen. Die reale Rendite 10-jähriger Treasuries bewegt sich zwischen 3,5 und 3,75 Prozent und die 10-jähriger Bundesanleihen liegt im Bereich von 2,7 Prozent. Durch die zu erwartende straffere Geldpolitik in vielen Ländern wird der Druck der Zinsen am kurzen Ende das Aufwärtspotential von Anleihen allerdings begrenzen.

Mehr zu den Aussichten für Anleihen, Aktien und Emerging Markets in meinem monatlichen Ausblick:

Wermuth’s Investment Outlook – June 2007*) (pdf, 306 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)

 

Dax kratzt am Hoch

Am heutigen Montag kämpft der DAX, der Index der 30 von der Kapitalisierung des Free Float her schwersten deutschen Aktien, mit der Marke von 8065, seinem bisherigen Rekordschlusskurs. Dieser wurde am 7. März 2000 erreicht, vor mehr als sieben Jahren.

Im Grunde ist das Knacken einer alten Rekordmarke keine Nachricht wert. Denn in der Zwischenzeit sind die Gewinne der Unternehmen geradezu explodiert, nicht nur wegen der zuletzt stark verbesserten Konjunktur, sondern auch weil sich die Einkommensverteilung dramatisch zugunsten der Gewinne verschoben hat, Stichworte „Globalisierung“ und „Schwäche der Gewerkschaften“.
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Wohin mit dem Geld?

Der Kursrutsch bei den Staatsanleihen in der vergangenen Woche hat für einige Turbulenzen auf den Finanzmärkten gesorgt, aber es besteht kein Grund zur Panik. Gute Konjunkturdaten in den USA haben die Gefahr einer Rezession verringert und die Aussicht auf mögliche Zinssenkungen der Fed weiter schwinden lassen. Gepaart mit Inflationsängsten hatte dies die Renditen der langfristigen Anleihen nach oben getrieben. Bei allen Risiken, die es zur Zeit gibt, ist die Weltwirtschaft immer noch in einer guten Verfassung. Wenn ich also heute mein Geld anlegen müsste, und ich hätte keine Lust oder keinen Grund, Immobilien zu kaufen oder alles aufs Sparkonto zu tun, gäbe es durchaus Möglichkeiten dazu. Diese will ich im folgenden analysieren. Ich verzichte aber darauf, den einzelnen Vorschlägen Gewichte zuzuordnen, weil das von der jeweiligen Risiko- und Zeitpräferenz abhängt.
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