Lesezeichen
 

Die Mär von der Entstofflichung

Als ich – es ist inzwischen lange her – an die Universität kam, war gerade die so genannte Entstofflichungsthese populär. Elmar Altvater und andere argumentierten, die Finanzwelt habe sich ganz und gar von der realen Wirtschaft entkoppelt und führe ihr destruktives Eigendasein. In diesen Zeiten, wen wundert es, hört man ähnliches.

Doch um mit einem früheren Bundesaußenminister zu sprechen: I am not convinced. Weiter„Die Mär von der Entstofflichung“

 

Spinnen die Griechen?

Die griechische Regierung lässt über Goldman Sachs prüfen, ob nicht China mit seinen Billionen Dollar Reserven dem Land aus der Patsche helfen kann. Es soll um einen Kredit von bis zu 25 Milliarden Euro gehen, schrieben am Mittwoch die Blätter der Hochfinanz, die Financial Times und das Wall Street Journal. Die griechische Regierung dementierte am Mittag. Soweit die Nachricht.

Das ist natürlich eine Hammer-Meldung. Die EU und Euroland, zu dessen Mitgliedern die „Wiege der Demokratie“ gehört, lassen Athen am ausgestreckten Arm verhungern. Wollen endlich mal ein Exempel mit ihrer Non-Bailout-Klausel statuieren. Und drängen die tricksenden und täuschenden Griechen, sich in ihrer größten Haushaltsnot an den IWF zu wenden. Kann das im Sinne der Europäischen Union sein? Doch was machen die Griechen, bevor sie sich von den USA und ihrem IWF neoliberale Sparprogramme verordnen lassen? Sie machen es wie fast alle Emerging Economies: Sie fragen China, die Alternative zum IWF. Weiter„Spinnen die Griechen?“

 

Warum plötzlich ein Hauch von Vernunft weht

Warum bequemt sich Barack Obama ein Jahr nach seinem Amtsantritt, die Macht der Großbanken zu beschneiden? Robert Reich beantwortet die Frage damit, dass Obamas Demokratische Partei Angst vor weiteren Niederlagen hat. Dass im „liberalen“ Massachusetts ein an Schlichtheit nicht zu überbietender Republikaner die Senatsnachwahl gewonnen hat, macht diese Angst erklärlich. Im November sind allgemeine Parlamentswahlen fällig. In Obamas Kalkül, so meint Reich, der unter William Clinton Arbeitsminister war, sei gegen die Wall Street gerichtete Rhetorik die einzige Möglichkeit, um beim Wähler zu punkten. Weiter„Warum plötzlich ein Hauch von Vernunft weht“

 

Feste Wechselkurse statt Dollarcrash

Ich argumentiere seit Längerem, dass ein neues weltwirtschaftliches Gleichgewicht einen schwächeren Dollar erfordert. Ein Land, das seine Nettoverbindlichkeiten gegenüber dem Ausland Jahr für Jahr um 500 bis 1000 Milliarden Dollar zu erhöhen plant, das auf absehbare Zeit Haushaltsdefizite von mehr als 10 Prozent des BIP erwartet und dessen Notenbank seine Bilanz in weniger als zwei Jahren um 150 Prozent aufgebläht hat, also wie wild Geld druckt, kann keine feste Währung haben, es sei denn es gelänge, die Steuern kräftig zu erhöhen und die Staatsausgaben zu senken. Da sich das im US-Kongress angesichts der mächtigen Interessenvertreter nicht durchsetzen lässt, bleibt als Ausweg nur die klassische Strategie großer Schuldner, nämlich den inneren und äußeren Wert der Währung zu vermindern, also Inflation zuzulassen und abzuwerten. Darauf hat gerade der Yale-Professor Jeffrey Garten in der Financial Times hingewiesen. Weiter„Feste Wechselkurse statt Dollarcrash“

 

China muss nicht aufwerten

Paul Krugman hat vor ein paar Tagen in seiner New York Times-Kolumne darüber geklagt, dass Chinas schlechtes Benehmen für den Rest der Welt eine immer größere Bedrohung darstellt („The Chinese Disconnect„). Im Ernst, er verwendet den Ausdruck „bad behavior“. Um was geht es? Wieder einmal um die zunehmend „bizarre“ Strategie, den Yuan gegenüber dem Dollar stabil zu halten. China hat laut Krugman wegen der zeitweise unbegrenzten Dollarkäufe wesentlich zu der amerikanische Immobilienblase beigetragen und war daher für die globale Finanzkrise mitverantwortlich. Jetzt droht noch schlimmeres Ungemach: Weil die chinesische Regierung trotz der neuen Dollarschwäche, vor allem gegenüber dem Euro, weiterhin am bilateralen Wechselkurs von 6,83 Yuan pro Dollar festhält und die eigene Währung damit im Gleichschritt mit dem Dollar abwertet, nehme China anderen Ländern Nachfrage weg, obwohl die ohnehin überall „deeply depressed“ ist. Es stiehlt anderen Ländern ihre Jobs. Amerika brauche eine schwache Währung, um endlich sein Defizit im Außenhandel abzubauen, aber China mit seinem gewaltigen Überschuss sowie Devisenreserven von $2.273 Mrd. brauche das nicht. Weiter„China muss nicht aufwerten“

 

Unfähige Zentralbanker

Bisher ist wenig darüber diskutiert worden, welche Rolle die Notenbanken in der gegenwärtigen Finanzkrise gespielt haben. Ihr Ziel, die Preise stabil zu halten, haben sie erreicht, sogar mehr als das, und als die Rezession einsetzte, haben sie die Zinsen gesenkt, vielleicht etwas spät, aber insgesamt für ihre Verhältnisse sehr mutig, bis in die Nähe von Null, und sie haben die Märkte mit Liquidität überschwemmt. Wie ihr Mandat es verlangt, nutzen sie damit die Spielräume, die durch den Rückgang der Verbraucherpreise entstanden sind. Die geldpolitischen Rahmenbedingungen könnten für Verbraucher und Investoren günstiger nicht sein. Dass die Konjunktur jetzt wieder in Fahrt kommt, dürfen sie sich auch auf ihre Fahnen schreiben. So weit, so gut. Daher werden sie auch kaum kritisiert. Gerade gestern hat der amerikanische Präsident angekündigt, dass er dem Senat vorschlagen werde, die Amtszeit des Fed-Chefs Bernanke, der von seinem republikanischen Vorgänger ernannt worden war, um vier Jahre zu verlängern. Barack Obama hat offenbar keine Zweifel an dessen Fähigkeiten. Weiter„Unfähige Zentralbanker“

 

Alle sparen – wie kann der Exportweltmeister reagieren?

Wenn ich mir von der Bank 10.000 Euro leihen möchte, bestimmt die Bank die Konditionen, wenn die Bank mir aber bereits 100 Millionen Euro geliehen hat und ich habe Probleme mit der Rückzahlung, kann ich der Bank die Konditionen diktieren. So ist das heute mit Deutschland: als zweitgrößter Kreditgeber der Welt sind wir in der Hand der Schuldner, der Amerikaner, Briten, Spanier, Balten und Iren. Sie versuchen, ob bewusst oder nicht, die reale Schuldenlast durch Konkurse und dergleichen loszuwerden oder durch forciertes Sparen zu vermindern. Weiter„Alle sparen – wie kann der Exportweltmeister reagieren?“

 

Ich verkaufe der Oma ihr klein‘ Häuschen

Niemand kann mir vorwerfen, dass ich zu optimistisch bin, was die Konjunktur angeht. Aber die Zahlen für die deutschen Auftragseingänge im Januar, die am Mittwoch veröffentlicht wurden, haben mich doch umgehauen: real und saisonbereinigt lagen sie um sage und schreibe 35,2% unter ihrem Vorjahreswert. Dabei beschönigt das noch die Situation. Aus dem Vergleich Januar zu Juli ergibt sich eine Verlaufsrate, also eine von sechs Monaten auf ein Jahr hochgerechnete Veränderung, von –51,4%. Wenn das so weitergeht, kann bald die halbe Industrie zumachen. Weiter„Ich verkaufe der Oma ihr klein‘ Häuschen“

 

Oh, Du verdammter Stabilitätspakt

Euroland steckt in der tiefsten Krise seit der Einführung der Gemeinschaftswährung vor zehn Jahren. Daran gibt es leider nichts zu deuteln. An den Finanzmärkten werden bereits Wetten auf die Zahlungsunfähigkeit einzelner Euroländer abgeschlossen, namentlich Griechenland, Irland und die Slowakei. Aber auch Spanien, Portugal und selbst Italien schauen nicht sehr stabil aus. Die Debatte um die Rettung der Eurozone läuft hochtourig. Als populärer Vorschlag wird eine Gemeinschaftsanleihe herumgereicht. Selbst der Internationale Währungsfonds befürwortet inzwischen dieses Instrument. Ist es der Weisheit letzter Schluss? Und wer oder was hat eigentlich zu der Krise geführt? Auf die erste Frage ist die Antwort schwieriger, auf zweite dagegen kinderleicht: Es ist der verdammte Stabilitätspakt, den deutsche Super-Ökonomen ersonnen haben, die vom Kapitalismus noch nie richtig viel verstanden haben. Weiter„Oh, Du verdammter Stabilitätspakt“

 

Kluges vom Sehr-Altkanzler

Manchmal kommt Erfrischendes von unerwarteter Seite. Ich will mich hiermit also nur als schlichter Multiplikator betätigen. Es mag umso überflüssiger wirken, als die unerwartete Seite vom Herausgeber der ZEIT kommt, auf deren Website dieses Blog ja angesiedelt ist.

Mein Hinweis kommt zudem sehr spät. Dafür habe ich eine Entschuldigung. Als der gute Altkanzler Schmidt so langsam 90 wurde, lief die Presse mal wieder zu Hochform auf. In jedem Blatt wurde er hochgejubelt. Mir wurde schlecht dabei und ich habe keinen der Artikel über ihn in jenem Wochen gelesen. Und auch keinen von ihm.

Das war ein Fehler. Am 15. Januar erschien in seiner Hauszeitung ein Artikel „Wie entkommen wir der Depressionsfalle?“ Er beginnt mit einer etwas hilflosen Analyse der Ursachen und Ausgangsbedingungen für die Krise, wobei Selbstsucht und Habgier der Banker und Fahrlässigkeit der politischen Klasse eine wichtige Rolle spielen. Das Wichtige kommt danach. Weiter„Kluges vom Sehr-Altkanzler“