HERDENTRIEB-Leser der ersten Stunde kennen sie schon: die ultimative Dax-Wette. Anfang des Jahres wetten Marcus Rohwetter und ich, wo der Dax am Jahresende steht. Und von Jahr zu Jahr wird die Wette relevanter, weil einfach die Zeitreihe länger und dadurch die Aussagekraft signifikanter wird.
Die Wette ist mein Albtraum, weil ich Jahr für Jahr unter Beweis stelle, dass der Finanzmarktexperte der ZEIT regelmäßig schlechter tippt als sein Kollege, der kein Finanzexperte ist. Weiter„Die ultimative Dax-Wette zum Fünften“
Noch im alten Jahr haben Dieter Wermuth und ich uns getroffen, um gemeinsam tief in die Kristallkugel zu schauen. Wir entdeckten einen freundlich grinsenden Alan Greenspan (das ist der alte Chef der amerikanischen Notenbank, Sie wissen schon). Er winkte uns zu und signalisierte: Auch meine letzte Wette werde ich gewinnen. Ich bin nicht der König der Blasen, sondern the Master of the Universe. Der Weltwirtschaft gelingt das Ausbalancieren der Ungleichgewichte, ohne Dollarcrash, ohne dass die Immobilienblase in Amerika platzt und ohne eine tiefe, weltweite Rezession. Das ist auch unsere Annahme für das nächste Jahr. Weiter„So wird 2007“
Zwischen den Jahren gilt es Resumee zu ziehen. Was ist aus meinen Wetten geworden? Ich lag gar nicht so schlecht: Wachstum, Anleihen und den Euro hatte ich ganz gut im Griff, die Aktien weniger. Bis zum Ende des ersten Halbjahres war ich der King, danach fällt die – selbstgerechte Bilanz – durchwachsen aus. Weiter„Eine selbstgerechte Bilanz meiner Wetten“
Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn. In diesem Fall war ich das blinde Huhn, als ich vor genau einem Jahr das Weblog HERDENTRIEB samt meiner Wachstumswette der Online-Öffentlichkeit vorgestellt habe.
„Zwei Prozent plus“ orakelte ich damals. Und ich schimpfte auf die tonangebenden deutschen Ökonomen, die anscheinend alle beim Pauken des Faches ‚Verkrustungstheorie und Globalisierungsuntauglichkeit‘ ihre eigentliche Aufgabe vernachlässigten, nämlich den Kapitalismus und seine Dynamik zu analysieren. Der Sachverständigenrat hatte ein paar Tage zuvor für 2006 ein Wachstum von 1,0 vorhergesagt und die Forschungsinstitute eines von 1,2 Prozent. Jetzt dürften es sogar fast drei Prozent werden, nach den Zahlen fürs dritte Quartal samt den Aufwärtsrevisionen der Vorquartale. Sensationell. Weiter„Die Wachstumswette für 2007“
So was hat man lange nicht gesehen, so schön. Die Deutsche Wirtschaft wächst kräftig im Vergleich zu den Jammerjahren 2001 bis 2004. Das Wachstumstempo der beiden ersten Quartale liegt bei beeindruckenden drei Prozent. Die Deutsche Wirtschaft wächst nun schon seit fast einem Jahr ansehnlich im Vergleich mit der Zeit seit der Wiedervereinigung. Mit dieser faustdicken Überraschung hat heute Morgen das Statistische Bundesamt aufgewartet. Weiter„Oh, wie ist das schön“
Die große Enttäuschung der jüngsten Turbulenzen an den Finanzmärkten ist der Goldpreis. Was wurde ihm nicht alles angedichtet und nachgesagt? Gold sei die einzige Versicherung gegen Inflation, der sichere Hafen, wenn gar nichts mehr sicher ist. Ich gestehe, auch ich habe solche Sätze geschrieben. Und jetzt? Wie ein billiger Emerging Market kracht der Goldpreis ein, wie Russland oder Indien. Dabei ist die globale Inflationsangst so groß wie seit mindestens sechs Jahren nicht mehr. Dabei ist die Verunsicherung an den Märkten auf einem Zweijahreshoch. Weiter„Goldener Irrtum“
Etwas unbemerkt von der Öffentlichkeit spielen sich gerade dramatische Szenen an den internationalen Bondmärkten ab: Am Donnerstag vor Ostern schoss die Zehnjahresrendite amerikanischer Staatsanleihen erstmals seit knapp vier Jahren wieder über FÜNF Prozent. Die zehnjährigen T-Bonds sind der wichtigste Maßstab am internationalen Kapitalmarkt. Hieran orientiert sich alles! Gleichzeitig erreichten japanische Staatsanleihen mit 2 Prozent Rendite am frühen Dienstag Morgen nahezu ein Siebenjahreshoch! Und auch die zehnjährige Bundesanleihe, die Messlatte des alten Kontinents, steht kurz vor VIER Prozent. Das ist zwar nur ein 18-Monatshoch, aber die Geschwindigkeit des Zinsanstiegs ist beeindruckend. Noch vor sechs Monaten rentierten zehnjährige Bunds bei drei Prozent.
Standortskeptiker, Verkrustungsneurotiker und alle anderen Neoklassiker hergehört: Der Ifo-Index steigt und steigt. Die deutsche Wirtschaft brummt, ob Ihr es glauben wollt oder nicht! Die Lageeinschätzung der befragten rund 7.000 deutschen Firmen und ihre Erwartungen an die Zukunft waren seit 1991 nicht mehr so hoch. Auf satte 105,4 Punkte ist der Ifo-Index heute gestiegen und hat damit die Schätzungen der Experten um drei Punkte übertroffen.
Nach dem kräftigen Anstieg im Februar war sich das Gros der Konjunkturexperten, die Deutschland ja sowie so maximal nur noch 1,5 Prozent Wachstum zutrauen, sicher, dass der Gipfel erreicht ist. Jetzt geht es wieder abwärts, denn jetzt müssen erst mal harte Strukturreformen in Berlin beschlossen werden, tönte es. Ansonsten geht gar nichts, weil nichts gehen darf, weil ja diese schöne Verkrustungsrhetorik plötzlich wegfallen müsste.
Die Wahrheit will ich nicht verschweigen. Ich habe eine Dax-Wette gegen meinen Kollegen Marcus Rohwetter verloren. Er tippte vor einem Jahr den Dax zum Jahresende auf 4.900 Punkte, ich auf 4.700 Punkte. Das Schlimme daran: Wir wetten seit drei Jahren und ich habe das dritte Mal in Folge verloren.