Zwar fehlen noch wichtige Zahlen, trotzdem bin ich mir ziemlich sicher, dass das deutsche Sozialprodukt im jetzigen dritten gegenüber dem zweiten Quartal mit einer auf ein Jahr hochgerechneten Rate (der sog. Verlaufsrate) von real etwa 5 Prozent expandieren wird. Es läge allerdings auch dann noch um 4,4 Prozent unter seinem Vorjahreswert. Weiter„Starkes drittes Quartal“
Wenn ich mir die jüngsten Daten zur deutschen Konjunktur so ansehe, komme auch ich bei aller Skepsis zu dem Schluss, dass das Schlimmste wohl hinter uns liegt. Die inländische Nachfrage hat vermutlich im jetzigen dritten Quartal zügig zugenommen, nachdem die Lagerbestände im vorigen Quartal stark abgebaut worden waren. Die Beschäftigung hält sich entgegen allen Prognosen bislang erstaunlich gut, die Realeinkommen der Haushalte haben sich deswegen – und weil sich die Terms of Trade nach wie vor kräftig verbessern – stabilisiert, und in wichtigen Abnehmerländern ist die Nachfrage angesprungen. Weiter„Erholung auf niedrigem Niveau“
Warum wird die Einkommensverteilung seit einigen Jahren in den reicheren Ländern immer ungleichmäßiger? Und warum wird das im großen Ganzen einfach so hingenommen? Die linken Parteien, die die Situation korrigieren könnten, verlieren in Europa ständig an Boden und haben sich offenbar damit abgefunden, dass sich mit dem Thema heutzutage kein Blumentopf mehr gewinnen lässt. Hinweise aus den USA, weshalb dies so ist, liefert der New Yorker Soziologe Dalton Conley in seinem neusten Buch, das ich gerade lese. „Elsewhere, U.S.A.“ (Pantheon Books, 2009) beschreibt den Lebensstil der oberen Einkommensschichten – wie sie auf zunehmend unsichere Beschäftigungsverhältnisse reagieren, wie sich Freizeit und Arbeit bei ihnen bis zur Unkenntlichkeit vermischen, wie sie immer mehr arbeiten, wie selbst Männer neuerdings darauf achten, dass die künftige Ehefrau gut verdient – auch wenn Kinder da sind, glauben beide arbeiten zu müssen -, und wie dadurch ihr Einkommen letztlich viel stärker zunimmt als das der unteren Schichten, mit der Folge, dass die Einkommensverteilung allmählich so ist wie in Drittweltländern. Gerade die richtige Lektüre für den Liegestuhl im Schatten: unterhaltsam, manchmal etwas wirr, aber oft mit präzisen Beobachtungen, auf die ich so schnell nicht gekommen wäre. „Modern man lives in New York and Silicon Valley …,“ und auch in Deutschland ist er schon hier und da gesichtet worden. Weiter„Einkommensverteilung in den USA : wie in der dritten Welt“
Inzwischen ist allen klar, dass wir es diesmal nicht mit einer normalen Konjunkturdelle, sondern mit etwas viel Ernsterem zu tun haben: die Zuwachsraten des deutschen BIP werden mindestens sieben Quartale in Folge im Vorjahresvergleich negative Vorzeichen aufweisen, was ungewöhnlich lang ist; im Tiefpunkt der Rezession, der nach unseren Rechnungen im vergangenen Quartal erreicht wurde, lag das reale BIP um 7,6% unter seinem letzten Höchststand (vom 1. Qu. 2008), ebenfalls ein Rekordwert; die Verbraucherpreise stagnieren seit etwa einem Jahr und dürften, wenn man sich die Einfuhrpreise, die industriellen Erzeugerpreise und den Trend bei den Löhnen ansieht, demnächst fallen, so dass es erstmals zu einer Deflation kommen könnte. Sowohl die Geldpolitik als auch die Finanzpolitik bewegen sich, gemessen an den nominalen Notenbankzinsen und den staatlichen Defiziten, auf vollkommen ungewohntem Terrain. Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass sie, ob gewollt oder nicht, demnächst noch nachlegen müssen, nach dem Motto „Wir haben zwar die Orientierung verloren, aber wir verdoppeln unsere Anstrengungen“, wie es ein Kommentator kürzlich hier im Blog formuliert hatte. Weiter„Was gegen den Wachstumsschock zu tun ist“
Der Chef der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) muss sich in diesen Tagen den Befragungen des amerikanischen Kongresses stellen. Die Abgeordneten aus Senat und Repräsentantenhaus treibt dabei vor allem eins um: Führt die massive Ausweitung der Zentralbankgeldmenge durch die Fed zu einer Inflation wie in den 70er Jahren, oder gar zu einer Hyperinflation wie in Weimar? Weiter„Bernanke kennt sich aus“
Ich hatte mir für diese Woche vorgenommen, den neuen Jahresbericht der BIZ (Bank für Internationalen Zahlungsausgleich) in aller Ruhe von der ersten bis zur letzten Seite durchzulesen. Die Lektüre hat sich auch dieses Jahr wieder gelohnt, denn die Analysen der Basler Zentralbank der Zentralbanken waren und sind mit das Beste, was es gibt, lehrreich, seriös, immer wieder mit einer Gesamtsicht der Dinge, auf die ich gern selbst gekommen wäre, dabei auch ohne Rücksicht auf politische Empfindlichkeiten, insbesondere gegenüber den USA.
Die BIZ hatte schon seit Jahren vor den Gefahren der „Great Moderation“ gewarnt und darauf hingewiesen, dass sich kreditgetriebene Blasen an den Märkten für Aktien, Immobilien, Unternehmensanleihen und Rohstoffe gerade dann bilden, wenn alles hervorragend läuft, wenn also die Wachstumsraten relativ stabil und hoch, die Inflation niedrig und die Staatshaushalte im Gleichgewicht sind. Da alle Blasen irgendwann platzen, dürfen sie nicht zu groß werden. Je größer sie sind, desto höher sind die Folgekosten. Die Politik sollte frühzeitig etwas gegen überhitzte Märkte tun – „leaning against the wind“. Weiter„Ahnungslose Ökonomen“
HRE, IKB, die Commerzbank und diverse Landesbanken haben durch spektakuläre Verluste und noch spektakulärere Rettungsaktionen von sich reden gemacht. Die strauchelnden Konzerne der sogenannten Realwirtschaft wie Opel, Porsche und Arcandor haben die mediale Aufmerksamkeit in letzter Zeit allerdings noch mehr gebunden. Doch die Schwierigkeiten der Banken sind noch längst nicht vorbei. Und die Politik wird wieder arg gefordert sein. Weiter„Die Bankenkrise ist noch längst nicht vorbei“
Ich finde es ziemlich ärgerlich, wie Hans-Werner Sinn am Ende einer krausen Analyse, gespickt mit falschen Zahlen und Behauptungen, in einem Beitrag für die Wirtschaftswoche zu dem Schluss kommt, dass wir zwar eine falsche Wirtschaftsstruktur haben, dass die aber auf dem Wege der Besserung sei, vorausgesetzt die Agenda 2010 wird nicht ausgehöhlt, zum Beispiel durch die Einführung von Mindestlöhnen. Deutschland leidet strukturell an einer zu schwachen Inlandsnachfrage: Das kann man so sehen. Daraus ergibt sich aber nicht zwangsläufig Sinns Schlussfolgerung: „Die Agenda wird helfen, den Binnensektor weiter zu entwickeln und die verzerrten Wirtschaftsstrukturen … allmählich wieder ins Lot zu bringen.“ Das Grundübel sei die nivellierende Lohnpolitik der Vergangenheit, durch die die „arbeitsintensiven Binnensektoren vernichtet“ worden seien. Weiter„Sinn bleibt dabei – Das Problem seien die Löhne“
Wenn ich mir von der Bank 10.000 Euro leihen möchte, bestimmt die Bank die Konditionen, wenn die Bank mir aber bereits 100 Millionen Euro geliehen hat und ich habe Probleme mit der Rückzahlung, kann ich der Bank die Konditionen diktieren. So ist das heute mit Deutschland: als zweitgrößter Kreditgeber der Welt sind wir in der Hand der Schuldner, der Amerikaner, Briten, Spanier, Balten und Iren. Sie versuchen, ob bewusst oder nicht, die reale Schuldenlast durch Konkurse und dergleichen loszuwerden oder durch forciertes Sparen zu vermindern. Weiter„Alle sparen – wie kann der Exportweltmeister reagieren?“
Michael Hüther hat mich erleuchtet. Er hat mir den entscheidenden Hinweis gegeben. Endlich verstehe ich das drollige Verhalten der Bundesregierung. Hüther, im Hauptberuf Leiter des arbeitgebereigenen Instituts der Deutschen Wirtschaft, hat am Freitag im Handelsblatt die einfache und nahe liegende Ansicht ausgesprochen, dass diese Bundesregierung mit der Opel-Rettung überfordert sei. Weiter„Gespielte Inkompetenz“