Merkel 1 : Obama 0 leitartikelten neulich angesichts der erbärmlichen Wachstumsraten jenseits des Atlantiks und der grandiosen auf dieser Seite die erzkonservativen editorial pages des Wall Street Journal. Denn es habe sich gezeigt, dass amerikanisches deficit spending nichts bringt, deutsche Enthaltsamkeit aber schon. Klar, dass das Paul Krugman nicht einfach so auf sich sitzen lassen kann und so schlägt er heute zurück.
„Many people are now holding Germany up as proof that austerity is good. There are a number of reasons that’s foolish, among them the fact that Germany’s austerity policies have not yet begun — up to this point they’ve actually been quite Keynesian.“
Wie recht er doch hat, der gute Paul. Kurzarbeitergeld, Wegfall der Pendlerpauschale, Gebäudesanierung dazu die enormen automatischen Stabilisatoren. In den vergangenen Monaten ist eine ganze Menge Stimulus in die Wirtschaft geflossen. Wenn überhaupt, dann beweist Deutschland, dass Fiskalpolitik wirkt. Der IWF schätzt, dass das deutsche Konjunkturprogramm eines der größten weltweit ist. Genau zu dem Ergebnis bin ich auch gekommen.
Aber, sagen jetzt die Kritiker, ist nicht das deutsche Defizit viel niedriger als das amerikanische? Ganz richtig, aber erstens sind die Amerikaner unsolider in die Krise gegangen. 2007 lagen wir drüben bei einem Defizit von 2,8 Prozent des BIP und hüben bei einem Überschuss von 0,2 Prozent. Und zweitens sinkt die Neuverschuldung hierzulande ja nicht, weil der Staat jetzt schon so viel spart (tut er nämlich noch nicht, die Finanzpolitik ist expansiv ausgerichtet), sondern weil die Wirtschaft kräftig wächst und so mehr Geld in die Kassen gespült wird – während sie das bei den Amerikanern kaum tut.
Der Rückgang des Defizits ist ein Beleg dafür, dass Keynes wirkt. Und natürlich profitieren „wir“ auch davon, dass unsere Handelspartner allen voran China kräftig gekurbelt haben.
Es ist interessant zu beobachten, wie die Krise Stück für Stück umgedeutet wird.