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Ich kann beim besten Willen keinen Schuldenberg erkennen

Ist der Sozialstaat an der vermeintlich ausufernden deutschen Staatsverschuldung schuld? Das ist die Frage, die die Politik bewegt und über die wir bekanntlich an dieser Stelle gerade eine kleine, aber feine Auseinandersetzung mit Rainer Hank von den Kollegen von Wirtschaftliche Freiheit führen. Im Kern geht es um die Frage, ob unser Wohlfahrtsstaat wie eine Krake immer mehr Ressourcen bindet und nicht mehr – beziehungsweise nur durch immer höhere Schulden – finanzierbar ist. Ich habe das bezweifelt. In seiner Antwort verweist Hank auf die in der Tat stetig steigende absolute Staatsverschuldung von inzwischen fast 1700 Milliarden Euro. Das ist die berühmte Schuldenuhr. Aber deren Aussagekraft geht gegen Null. Weiter„Ich kann beim besten Willen keinen Schuldenberg erkennen“

 

Wer reich werden will, muss Keynes lesen

Reden kostet bekanntlich nichts – vor allem wenn man verbeamteter Wirtschaftsprofessor ist – und deshalb ist es kein Wunder, dass der Methodenstreit zwischen Keynesianern und Monetaristen die Meinungsseiten der Zeitungen überquellen lässt und sich beide Seiten ihre Modelle an den Kopf werden. Wirkt eine Ausweitung der Staatsverschuldung expansiv oder kontraktiv? Führt die Ausweitung der Zentralbankgeldmenge zu Inflation? Weiter„Wer reich werden will, muss Keynes lesen“

 

Ist der Kapitalismus ein Kettenbrief?

Schönes Stück im Kapital mal wieder zu der Frage, ob der Kapitalismus ein Kettenbrief ist. Ich teile nicht alles, was die Kollegen schreiben, kann mit dieser Beschreibung aber ebenfalls nicht viel anfangen. Soll das erstens bedeuten, dass er notwendigerweise kollabieren muss? Dafür hält er sich schon ziemlich lange – und wie die Kollegen beim Kapital gezeigt haben, ist es keineswegs so, dass die Verschuldung der volkswirtschaftlichen Sektoren gemessen an der Wirtschaftsleistung immer weiter steigt (selbst wenn sie das täte, muss das noch nicht problematisch sein, denn das kann auch strukturelle Gründe haben wie zum Beispiel mehr Finanzintermediation). Weiter„Ist der Kapitalismus ein Kettenbrief?“

 

Ideen und Interessen

Wer sich schon immer gefragt hat, warum die Bundesbank vor Inflation warnt, obwohl die Preise seit Jahren kaum mehr steigen, warum das Institut der deutschen Wirtschaft zur Konsolidierung die Staatsausgaben kürzen will, obwohl der Staat kaum noch Steuern einnimmt, warum sich die Politik dagegen wehrt, höhere Löhne als eine Voraussetzung zur Ankurbelung der Binnennachfrage anzuerkennen, obwohl ganz offensichtlich ist, dass das Lohnwachstum hinter der Produktivität zurückbleibt, warum Vermögenssteuern schlecht sein sollen, obwohl die Ungleichheit dramatisch zunimmt – kurz: Wer sich fragt, warum die Orthodoxie so schwer mit der Empirie in Einklang zu bringen ist, für den hat Paul Krugman die Lösung beim großen alten Briten ausgegraben:

„The completeness of the Ricardian victory is something of a curiosity and a mystery. It must have been due to a complex of suitabilities in the doctrine to the environment into which it was projected. That it reached conclusions quite different from what the ordinary uninstructed person would expect, added, I suppose, to its intellectual prestige. That its teaching, translated into practice, was austere and often unpalatable, lent it virtue. That it was adapted to carry a vast and consistent logical superstructure, gave it beauty. That it could explain much social injustice and apparent cruelty as an inevitable incident in the scheme of progress, and the attempt to change such things as likely on the whole to do more harm than good, commended it to authority. That it afforded a measure of justification to the free activities of the individual capitalist, attracted to it the support of the dominant social force behind authority.“

 

Was bedeutet die Niederlage Berlins?

Eins haben die Herren in Brüssel und M. Trichet bewirkt. Sie haben mich ins Staunen gebracht. Dass ich das noch erleben darf! Das völlige und vor allen Augen stattfindende Scheitern einer deutschen Bundesregierung. Die Berichte, wie das neue, in Brüssel beschlossene Riesenrettungspaket erst den Ministern und Fraktionsvorsitzenden, dann den Abgeordneten im Bundestag schmackhaft gemacht werden soll, sind einfach verblüffend. Niemand scheint zu wissen, was da passiert und was beschlossen wird. Weiter„Was bedeutet die Niederlage Berlins?“

 

Letzte Chance für den Euro

Was die europäischen Finanzminister am Abend beschließen, muss sitzen, muss konsistent sein mit dem auf Schulden basierenden kapitalistischen System. Es muss für Vertrauen sorgen und der Herde Zäune setzen. Es ist die letzte Chance für den Euro. So dramatisch das klingt, so bitter ist die Wahrheit.

Nach wochenlangen Eiertänzen unserer Kanzlerin und all ihrer maßgeblichen Berater beim Thema Griechenland, lodert die Krise lichterloh: Bei den südeuropäischen Staaten, den europäischen Banken und wenn wir ehrlich sind, wankt das gesamte kapitalistische System – mal wieder.

Der Stress im System ist mindestens so groß wie in den schrecklichsten Tagen der Jahres 2008 nach der Lehman-Pleite. Allein der Blick auf die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen reicht eigentlich: 2,75 Prozent. Absolutes Panikniveau. Zweijährige rentieren unter 0,5 Prozent!
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Warum wir die Zockerbanken brauchen

Deutschland diskutiert die Bankenabgabe und fast alle sind froh, dass es den Hasardeuren des Geldes endlich zumindest ein wenig an den Kragen geht. Der Tenor vieler Bericht ist, dass der Staat die Banken nicht eng genug an die Kandare nimmt – und während das durchaus so sein mag, ist das Problem vielschichtiger.

Es geht nämlich darum, welche Rolle die Banken in einer Volkswirtschaft spielen. Darüber haben sich auch Paul Krugman und Greg Mankiw Gedanken gemacht. Die beiden sind gefechtserfahren und spitzen natürlich hemmungslos zu, aber ihr Schlagabtausch ist spannend und erhellend, weil er – anders als fast alles, was man hier so zu hören bekommt – immer den Kern des Problems berührt. Weiter„Warum wir die Zockerbanken brauchen“

 

Goldman Sachs, die „Bubble Machine“

Vor kurzem wurde ich auf einen Artikel über Goldman Sachs aufmerksam gemacht, der im Juli vergangenen Jahres auf der Website des Rolling Stone Magazine, also einer für Leute wie mich ziemlich obskuren Publikation, erschienen war. Hauptbotschaft: Die Goldmänner sind überall, vor allem da, wo in der Politik die finanziell relevanten Entscheidungen getroffen werden, sie haben entscheidend an allen amerikanischen Finanzblasen seit 1929 mitgewirkt, dabei unglaublich viel Geld verdient – und haben es nicht, anders als die Mehrheit der Bevölkerung, verloren, als die Blasen schließlich platzten. Weiter„Goldman Sachs, die „Bubble Machine““

 

Für Fortgeschrittene

Ganz allmählich scheint sich der Blick auf das Wesen Kapitalismus zu ändern. Selbst in Deutschland. Das ist sensationell. Jetzt hat sogar die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, die gerne so tut, als handele es sich dabei um eine Tauschwirtschaft und nicht um eine Geldwirtschaft, ihren Lesern erklärt, dass ein Land nicht permanent Überschüsse aufhäufen kann. Und sie haben Wolfgang Stützel und seiner Saldenmechanik eine kleine Referenz erwiesen (leider online nicht verfügbar). Wahnsinn. Und weil ich deshalb gerade so gut gelaunt bin, sollten wir uns jetzt an den Kapitalismus für Fortgeschrittene wagen. An das Geheimnis dieses auf Schulden basierenden Geldsystems. Es lautet: Der Gläubiger muss es seinem Schuldner ermöglichen, die Schulden zurück zu zahlen. Er muss ihn zahlungsfähig halten.
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