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Auf dem Weg in die Transferunion?

Nach drei Wochen auf der Südhalbkugel bin ich zurück in heimischen Gefilden – und stelle fest, dass sich die Debatten nicht verändert haben. Die FDP warnt also, dass die Aufstockung des Rettungsfonds uns direkt in die Transferunion führt. Einmal abgesehen von der Frage, ob eine Transferunion wirklich so grauenhaft wäre, wie die Liberalen meinen: Stimmt das denn überhaupt?

Wenn wir unter einer Transferunion Fiskaltransfers von den reichen in die armen Länder verstehen: Nein. Der Rettungsfonds ist ein Liquiditätsinstrument. Staaten mit Liquiditätsproblemen erhalten Kredite, die sie mit Zinsen zurückzahlen müssen. Wenn überhaupt, dann findet hier also ein Transfer von den armen in die reichen Länder statt.

Der Rettungsfonds macht in Europa das, was der Internationale Währungsfonds auf globaler Ebene betreibt. Wer argumentiert, hier würde auf europäischer Ebene eine Transferunion eingeführt, der muss auch argumentieren, dass die ganze Welt eine Transferunion ist: Schließlich kann jedes Land in Notfällen auf den IWF zurückgreifen – und der verleiht sein Geld in der Regel günstiger als der europäische Fonds. Auch die Zinsen auf die Zahlungsbilanzhilfen der EU an Länder wie Ungarn sind niedriger als diejenigen, die jetzt von Irland gefordert werden.

Eine Fiskalunion wäre eine Transferunion, aber Liquiditätshilfen und eine strengere makroökonomische Überwachung sollen genau das verhindern. Wie gesagt: Kein normatives Statement, sonder ein positives.

Got it, FDP?

 

Wenn die Löhne zu stark steigen, müssen die Zinsen erhöht werden

Liebes Kapital,

Du hast heute Abend, morgen in der FTD nachzulesen, mal wieder eine solch simple Frage gestellt, dass es mich einfach juckt, zu antworten. Ob ich einer Deiner keynesianischen Freunde bin, mit dem Du gerne die EZB-PK beobachtet hättest, weiß ich nicht. Und ich muss gestehen, mich hat an den Äußerungen von Jean-Claude nix gestört. Wenn er etwas anderes gesagt hätte auf die vielen Nachfragen zur Inflation, dann wäre ich hellhörig geworden. Aber das war doch der übliche Buba-Trash. Weiter„Wenn die Löhne zu stark steigen, müssen die Zinsen erhöht werden“

 

Das Vernünftige ist unwahrscheinlich

Die Kanzlerin hat mal wieder ihren Ton geändert. Als Kommissionspräsident Barroso am Mittwoch hochoffiziell gemeinsam mit Währungskommissar Olli Rehn den Vorschlag einbrachte, den Rettungsschirm und Zungenbrecher ‚European Financial Stability Facility (EFSF)‘ aufzustocken, da hat sie das nicht abgeschmettert, sondern nur gesagt, das sei jetzt nicht nötig. Dabei lag die Betonung auf ‚jetzt‘. Noch Ende Oktober, als ihr Berater und damals noch ihr heißer Kandidat auf die Trichet-Nachfolge als EZB-Präsident, Axel Weber, eine Aufstockung des EFSF als Möglichkeit öffentlich in Erwägung gezogen hatte, hatte sie das brüsk zurückgewiesen. Jetzt schob sie der unmittelbaren Absage an Barrosos Vorschlag die Bemerkung hinterher, Deutschland werde für den Erhalt der gemeinsamen Währung eintreten. Die Währungsunion sei für Deutschland nützlich. Weiter„Das Vernünftige ist unwahrscheinlich“

 

Die ultimative Dax-Wette zum neunten

Hier kommt sie wieder, die ultimative Dax-Wette. Treue Leser des HERDENTRIEBS kennen sie schon. Anfang des Jahres wetten Marcus Rohwetter und ich, wo der Dax am Jahresende steht. Das tun wir nun schon zum neunten Mal, wenngleich erst zum sechsten Mal im Blog (2006, 2007, 2008, 2009 und 2010).

Und wir tun es noch einmal im Nirwana, bevor wir Sie mit Statistiken belästigen werden, so nach der Art, wenn Marcus mindestens 1000 Punkte optimistischer ist als Robert, dann steig der Dax in 80 Prozent der Fälle um 500 Punkte, oder so ähnlich. Also, halten Sie noch zwei Jahre durch, dann werden unsere Wetten handelbar!

Was ist der Spaß an den Wetten? Marcus und ich waren mal Kollegen bei der ZEIT, wo Marcus noch immer arbeitet. Sein Themengebiet ist der Einzelhandel, manchmal die Technik und der Verbraucherschutz, also alles Dinge, die ziemlich weit weg von der Börse sind. Sein jüngster Artikel beschäftigt sich mit Designerkleidung für Hunde!!! Mein Thema waren früher ausschließlich Finanzmärkte und Banken. Und permanent lag Marcus mit seinen Bauchwetten besser als ich mit den irgendwie rational erklärten und natürlich total belesenen Prognosen.
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Zehn Wetten für 2011

Mein Haupt noch etwas aschig, saßen wir drei Hirten – Lucas, Dieter und ich – also zusammen und schritten zur Tat für das neue Jahr. Unser Top-Thema, das uns einige Biere Zeit kostete, war die Euro-Krise und deren Fortgang. Wir wunderten uns sehr über die deutsche Exportlobby, die sich beim Verkaufen der Vorteile des Euro richtig dämlich anstellt, oder gar nicht zu vernehmen ist. Wo ist der BDI, wo die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft? Konnten sie uns doch locker erklären, warum die Löhne in Deutschland sinken mussten. Jetzt, wo es den Deutschen zu erklären gilt, warum der Euro im besten Interesse dieses Landes ist (und natürlich im allerbesten der Exporteure), da schwächeln sie oder gießen mit ihren Haircut-Ideen sogar noch Öl ins Feuer. Dennoch glauben wir, dass der Euro Ende 2011 noch existieren wird, röchelnd! Weiter„Zehn Wetten für 2011“

 

Selbstgerechte Bilanz unserer Wetten 2010

Das Jahr ist nur noch wenige Stunden on, allerhöchste Zeit, unsere zehn Wetten des Jahres 2010 dem Realitätscheck zu unterziehen. Um es vorweg zu nehmen, es war unser schlechtester Jahrgang seit Dieter, Lucas und ich unsere gemeinsamen Jahreswetten hier im Blog kundtun. Zu unserem Treffen in einem kleinen Frankfurter Weinbistrot hatte ich ein Säckchen Asche mitgebracht. Dann und wann streute ich sie mir aufs fast kahle Haupt. Weiter„Selbstgerechte Bilanz unserer Wetten 2010“

 

Der Euro wackelt

Manchmal wird mir doch etwas mulmig. Bisher hatte ich der Eurokrise ziemlich gelassen zugesehen, nach dem Motto, wir kommen in Europa nicht voran, wenn es nicht eine existenzielle Krise zu überwinden gilt – ohne Krise kein Fortschritt in Richtung politische Union und Demokratie und Wohlstand für alle Europäer. Daher fand ich es meistens toll, wenn es mal wieder eine Krise gab.

Nur sind die Summen, um die es jetzt gehen könnte, so gewaltig, dass ein Auseinanderbrechen des Eurosystems nicht mehr auszuschließen ist. Die potenziellen Gläubiger, vor allem Deutschland sowie Holland, Österreich und Finnland, auf die ein Drittel der Bevölkerung und ein etwas größerer Anteil am gemeinsamen BIP entfallen, könnten schon in Kürze an einen Punkt kommen, an dem die Rettungsprogramme politisch nicht mehr zu vermitteln sind. Was haben vor allem die Deutschen davon? In den sieben Landtagswahlen, die 2011 anstehen, wird zu erklären sein, warum es sich lohnt, weiterhin und in immer größerem Maße der Zahlmeister Eurolands zu sein. Das ist kein Thema für Populisten. Frau Merkel wird sich zu einer glühenden Verfechterin des europäischen Projekts wandeln müssen, wenn sie argumentativ die Oberhand behalten möchte. Hat die Bildzeitung eigentlich schon begonnen, sich auf das Thema „zurück zur D-Mark“ einzuschießen? Weiter„Der Euro wackelt“

 

Der Leitartikel, den die FAZ nicht drucken wollte

59600 Euro Vermögen

Die neuesten Daten der Bundesbank zur Geldvermögensbildung sprechen eine deutliche Sprache. Im zweiten Quartal stieg der Geldvermögensbestand der privaten Haushalte auf 4768 Milliarden Euro. Das ist der höchste Wert seit der Wiedervereinigung. Das ist schrecklich viel, wie eine Umrechung pro Kopf zeigt: Jedes Neugeborene beginnt in Deutschland sein Leben mit 59 600 Euro Vermögen.

stattdessen druckten die Kollegen das:

100 000 Euro Schuld

Die Älteren haben Schulden von 1,8 Billionen Euro für Bund, Länder um Gemeinden aufgetürmt. Insgesamt hat das Land – noch ohne Euro-Garantien – 8 Billionen Euro Schulden und Verpflichtungen. Das ist schrecklich viel, wie folgenden Umrechnung pro Kopf zeigt: Jedes Neugeborene in Deutschland beginnnt sein Leben mit 100 000 Euro Schulden.

Die Schulden des einen sind das Vermögen des anderen und welche Betrachtung man sich aussucht, hängt vom Erkenntnisinteresse ab. Oder von der wirtschaftspolitischen Grundüberzeugung. Jedenfalls ist nicht Deutschland arm wie eine Kirchenmaus, sondern der deutsche Staat – und ich hätte schon ein paar Ideen, wie er seine Kassen wieder auffüllen und den Gegensatz zwischen öffentlicher Armut und privatem Reichtum überwinden könnte.

Die Differenz zwischen den 1800 Milliarden und den 8000 Milliarden ist natürlich die so genannte implizite Staatsverschuldung – ein überaus fragwürdiges Konzept. Lässt man sie außen vor, stünden dem Vermögen von 59600 Euro sogar nur eine Schuld von 22500 Euro entgegen.

Don’t worry, be happy!

 

Alles wird gut

Ausgesprochen guter Dinge bin ich an den letzten Tagen des Jahres. Grund dafür ist die unglaublich gute Verfassung der deutschen Wirtschaft. Grund dafür ist aber auch, dass im großen Euro-Streit mal wieder ein Punktsieg an die Franzosen ging. Und die deutschen Stabilitätsfanatiker eine Niederlage einstecken mussten.

Zunächst aber zur deutschen Wirtschaft. Sie brummt. Das ist schon hundertmal besungen worden, auch von mir hier im Blog als ich meine Wachstumswette abgab, oder Ende des Sommers im Cicero (Und jetzt die fetten Jahre?). Aber was so unglaublich ist, ist die Rasanz, mit der sich der Konsum zurück meldet. Schauen Sie auf das Chart.

Ifo Geschäftsklima im Einzelhandel - Dez. 2010
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M. Trichets Einkaufsliste

Die Jungs und Mädels von FT Alphaville sind an ein interessantes Papier gekommen. Die Einkaufsliste der EZB – also die Preise, die sie bereit ist, im Rahmen ihres Staatsanleiheprogramms zu bezahlen. Sie wird am Morgen an die Bondhändler verschickt – hier an Morgan Stanley – und die fragen dann bei ihren Kunden (oder im eigenen Haus) nach, wer den Deal zu diesen Konditionen machen würde. Weiter„M. Trichets Einkaufsliste“