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Schon wieder neue Blasen

Wirklich? Diesmal sind die Schwellenländer an der Reihe, scheint mir. Überall wird auf Teufel komm raus Geld gedruckt, damit das System nicht kollabiert, zum großen Teil nicht zuletzt zur Finanzierung der Staatsausgaben, die inzwischen die regulären Einnahmen aus Steuern und Abgaben so stark übertreffen, wie sonst nur in Kriegszeiten. Noch nie war die Wirtschaftspolitik global so expansiv wie heute. Es ist wie nach der Implosion des Hedge Funds „Long Term Capital Management“ und später nach dem Platzen der New Economy-Blase: Da systemische Risiken drohen, also ganz Schreckliches passieren könnte, wenn wir nicht aufpassen, und die Inflation bei den Verbraucherpreisen (und Löhnen!) unter Kontrolle ist – der internationalen Arbeitsteilung sei Dank -, ziehen Notenbanken und Regierungen alle Register, um die potentielle Gefahr abzuwenden. Rezessionen darf es nicht geben, also auch keine richtigen Reinigungskrisen. Zudem ist Gas geben viel einfacher als eine wirkliche Sanierung des Bankensystems, bei der womöglich große Mitspieler von der Bühne verschwinden und gut bezahlte Arbeitsplätze dauerhaft verloren gehen. Es ist diese Kombination aus expansiver Geldpolitik und niedriger Inflation, die Blasen entstehen lässt. Weiter„Schon wieder neue Blasen“

 

Dokument des Versagens

Hier mal wieder absolut nichts Neues oder Überraschendes. Aber ich bin dennoch beeindruckt vom gemeinsamen Abschlussbericht der Vertreter der drei Oppositionsparteien FDP, Linke und Grüne im HRE-Untersuchungsausschuss. Der Bericht ist voll interessanter Details. Er zeigt, dass das Parlament als Kontrollinstrument der Regierung nicht völlig nutzlos ist. Er zeigt vor allem aber eine abgrundtiefe Unfähigkeit (oder auch Unwilligkeit) dieser Regierung, sich mit dem Desaster der Finanzkrise angemessen auseinanderzusetzen. Weiter„Dokument des Versagens“

 

Ampeln erst einmal auf Grün

Für Anleger sind zwei Trends besonders wichtig: In der Realwirtschaft dominiert weltweit bis auf Weiteres die konjunkturelle Erholung. Sie ist robuster als ich das noch bis vor Kurzem erwartet hatte. Zum anderen wird sich an der rekordniedrigen Kapazitätsauslastung und den steigenden Arbeitslosenzahlen so schnell nichts ändern. Die Inflationsaussichten können vor allem aus diesem Grund besser nicht sein. Es kann sogar immer noch zu einer Deflation kommen. Die Notenbanken haben glaubwürdig versichert, dass sie ihre expansive Politik beibehalten werden – sie machen sich mehr Sorgen um die Stabilität des Bankensystems und das Deflationsrisiko als die Marktteilnehmer.

Die Situation ist daher sowohl für Anleger in Aktien als auch für Bondinvestoren günstig, eine Konstellation, die nur selten vorkommt. Ich zweifle allerdings daran, dass wir schon über den Berg sind. Vor allem die schwache Kreditvergabe, die die Bilanzprobleme der Banken widerspiegelt, macht mir Sorge. Ohne eine kräftige Expansion der Kredite wird es zu keinem kräftigen und dauerhaften Aufschwung kommen – siehe Japan.

Es bietet sich also an, die jetzigen Chancen zu nutzen, also insbesondere bei Aktien long zu gehen, aber misstrauisch zu reagieren, wenn die Märkte zu euphorisch werden. In den Schränken klappern noch eine Menge Skelette.

Ausführliches zur Lage der Weltwirtschaft und den Aussichten für Aktien, Bonds, Rohstoffe und Wechselkurse in meinem neusten Investment Outlook:

Wermuth’s Investment Outlook – September 2009*) (pdf, 217 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)

 

Ungleichheit in den USA: It’s politics, stupid!

„It’s the economy, stupid“ („Es ist die Wirtschaft, Dummy!“) war 1992 der Wahlkampfslogan Bill Clintons, mit dem er Anfang der 90er Jahre den glücklosen Präsidenten George Bush aus dem Amt jagte. Mit dem Spruch lag er genau richtig: Ob die Wirtschaft gut läuft, entscheidet in den USA über Erfolg oder Scheitern eines Präsidenten. Aber dass sie gut läuft, liegt auch in seiner Hand. US-Präsidenten haben einen großen Einfluss darauf, wie stark die Wirtschaft wächst – und darauf, wer die Früchte des Wachstums erntet. Weiter„Ungleichheit in den USA: It’s politics, stupid!“

 

Fehlprognose – Produktion schwächer als erwartet

Gut, dass ich nicht gewettet habe – die Industrieproduktion ist im Juli nicht, wie ich erwartet hatte, um mehr als 2 Prozent gestiegen, sondern trotz der überaus starken Zahlen für die Auftragseingänge um 0,9% gesunken. Allerdings wurde der Juniwert von -0,1 auf +0,8 Prozent korrigiert. So etwas dürfte auch mit den Julizahlen passieren, aber erst einmal stehe ich dumm da. Weiter„Fehlprognose – Produktion schwächer als erwartet“

 

Starkes drittes Quartal

Zwar fehlen noch wichtige Zahlen, trotzdem bin ich mir ziemlich sicher, dass das deutsche Sozialprodukt im jetzigen dritten gegenüber dem zweiten Quartal mit einer auf ein Jahr hochgerechneten Rate (der sog. Verlaufsrate) von real etwa 5 Prozent expandieren wird. Es läge allerdings auch dann noch um 4,4 Prozent unter seinem Vorjahreswert. Weiter„Starkes drittes Quartal“

 

Drei Tage Funkstille

Liebe Blogger, liebe Leser des HERDENTRIEBS,

geben Sie alles und zwar schnell. Denn schon bald droht hier drei Tage absolute Funkstille. Keine neuen Beiträge und noch schlimmer: keine neuen Kommentare. Ab Mittwoch (2.September) 19 Uhr, bis Sonntag (6. September) in der Früh, hat das Blog geschlossen. Warum? Es wird eine neue Blogsoftware von ZEIT-ONLINE aufgespielt und alles natürlich schöner und besser.

Die offizielle Begründung von ZEIT-Online: „Unsere Weblogs werden demnächst visuell überarbeitet und aufgefrischt. Diese Gelegenheit würden wir von der Onlinetechnik gerne nutzen, um den technischen Unterbau der Blogs komplett gegen eine komfortablere Version zu ersetzen.“

Die Hirten bitten um Verständnis und versprechen danach wieder mit vollem Elan am Start zu sein.

herzlich
Ihr Robert Heusinger

 

Erholung auf niedrigem Niveau

Wenn ich mir die jüngsten Daten zur deutschen Konjunktur so ansehe, komme auch ich bei aller Skepsis zu dem Schluss, dass das Schlimmste wohl hinter uns liegt. Die inländische Nachfrage hat vermutlich im jetzigen dritten Quartal zügig zugenommen, nachdem die Lagerbestände im vorigen Quartal stark abgebaut worden waren. Die Beschäftigung hält sich entgegen allen Prognosen bislang erstaunlich gut, die Realeinkommen der Haushalte haben sich deswegen – und weil sich die Terms of Trade nach wie vor kräftig verbessern – stabilisiert, und in wichtigen Abnehmerländern ist die Nachfrage angesprungen. Weiter„Erholung auf niedrigem Niveau“

 

Unfähige Zentralbanker

Bisher ist wenig darüber diskutiert worden, welche Rolle die Notenbanken in der gegenwärtigen Finanzkrise gespielt haben. Ihr Ziel, die Preise stabil zu halten, haben sie erreicht, sogar mehr als das, und als die Rezession einsetzte, haben sie die Zinsen gesenkt, vielleicht etwas spät, aber insgesamt für ihre Verhältnisse sehr mutig, bis in die Nähe von Null, und sie haben die Märkte mit Liquidität überschwemmt. Wie ihr Mandat es verlangt, nutzen sie damit die Spielräume, die durch den Rückgang der Verbraucherpreise entstanden sind. Die geldpolitischen Rahmenbedingungen könnten für Verbraucher und Investoren günstiger nicht sein. Dass die Konjunktur jetzt wieder in Fahrt kommt, dürfen sie sich auch auf ihre Fahnen schreiben. So weit, so gut. Daher werden sie auch kaum kritisiert. Gerade gestern hat der amerikanische Präsident angekündigt, dass er dem Senat vorschlagen werde, die Amtszeit des Fed-Chefs Bernanke, der von seinem republikanischen Vorgänger ernannt worden war, um vier Jahre zu verlängern. Barack Obama hat offenbar keine Zweifel an dessen Fähigkeiten. Weiter„Unfähige Zentralbanker“