Erst mussten die Prozessbeteiligten eine Verspätung von über sechs Stunden in Kauf nehmen, dann erlebten sie Vernehmungen im Rekordtempo. Der Angeklagte Holger G. hatte den Verhandlungstag vergessen und reiste aus Hannover an. Vor Gericht ging es im Anschluss im Blitztempo zu: In gut einer Stunde befragte Richter Manfred Götzl sieben Zeugen zu zwei Banküberfällen auf eine Sparkasse in Stralsund von 2006 und 2007. Die Aussagen waren dennoch tief greifend: „Einige der Zeugen wurden durch den jeweiligen Überfall regelrecht traumatisiert“, beobachtet Christoph Arnowski vom Bayerischen Rundfunk.
Er spielte mit Uwe Mundlos Basketball, gemeinsam gingen sie auf Radtouren: Aleksander H. war in seiner Jugendzeit ein guter Freund von Uwe Mundlos. Dieser entwickelte sich später zum mutmaßlichen rechten Gewalttäter. H. hielt mit ihm Kontakt, bis Mundlos 1998 mit Beate Zschäpe und Uwe Böhnhardt die Flucht ergriff und in den Untergrund ging. Am Dienstag sagt der Zeuge, der nach eigenen Angaben nichts mit der rechten Szene zu tun hatte, im Münchner Prozess aus.
Nach einer Pause während der Osterferien beschäftigt sich der NSU-Prozess am Dienstag erneut mit den Überfällen auf eine Sparkassenfiliale in Stralsund. Am 7. November 2006 und am 18. Januar 2007 sollen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt die Zweigstelle überfallen dabei über 255.000 Euro erbeutet haben. Mehrere Angestellte mussten beide Überfälle miterleben.
Erstmals könnte eine Zivilklage auf die Ermittlungsfehler im NSU-Fall folgen. Ein Imbissbesitzer aus der Kölner Keupstraße will gegen das Land Thüringen vor Gericht ziehen, wie der MDR berichtet. Nach dem Willen des Innenministeriums sollen zuvor das Strafverfahren in München und die Untersuchungsausschüsse abgeschlossen werden. Das lehnte der Anwalt des Geschädigten jedoch ab. Ein Termin für die Verhandlung steht jedoch noch nicht fest. Weiter„Keupstraßen-Opfer beginnt Zivilprozess – Das Medienlog vom Montag, 13. April 2015“
Auch am Freitag, 10. April, gibt es keine Berichte in den deutschen oder englischsprachigen Onlinemedien.
An jedem Werktag sichten wir für das NSU-Prozess-Blog die Medien und stellen wichtige Berichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de. Weiter„Keine Berichte zum NSU-Prozess“
Es ist ein neuer, mysteriöser Todesfall im NSU-Komplex: Melisa M., Zeugin im NSU-Ausschuss von Baden-Württemberg, starb am Samstag etwa anderthalb Jahre nach ihrem damaligen Freund Florian H., einem möglichen Zeugen zum rätselhaften Polizistenmord von Heilbronn. „Wann immer die Hoffnung auf eine Erklärung aufkam, gab es Tote“, kommentiert Miguel Sanches von der WAZ. Damit gehöre der Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter „zu den rätselhaftesten der NSU-Mordserie“. Wie viele Beobachter ordnet der Autor die gestorbenen Zeugen einer vermeintlichen Serie zu, in der auch der V-Mann Thomas Ri. den Tod fand. Weiter„Das Rätsel der drei toten Zeugen – Das Medienlog vom Dienstag, 31. März 2015“
Eine junge Frau stirbt einen Monat nachdem sie im Landtag zum NSU ausgesagt hat. Es ist der dritte Fall, in dem ein Zeuge aus dem Terrorkomplex zu Tode kommt.
Melisa M. fuhr das Motorrad mit der Startnummer 314. Motocross, die Fahrt über Rennstrecken mit Rampen und engen Kurven, war ihr Hobby. Ein Unfall am Dienstag vergangener Woche schien zunächst nur ein Dämpfer zu sein: M. fuhr mit der Maschine ihres Freundes auf einem Trainingskurs. Als sie stürzte, fiel das Motorrad auf ihr linkes Knie und verursachte einen Bluterguss. Weiter„Das rätselhafte Sterben der NSU-Zeugen“
Neue Wendung im mysteriösen Fall um den toten Ex-Neonazi Florian H.: Die frühere Freundin des möglichen NSU-Zeugen starb am Samstag, rund einen Monat nachdem sie im Stuttgarter Untersuchungsausschuss ausgesagt hatte. Das berichtet die Nachrichtenagentur dpa. Die 20-Jährige war in nicht-öffentlicher Sitzung gehört worden, weil sie sich nach eigenen Angaben bedroht fühlte. Ihr Verlobter fand die junge Frau am Samstagabend mit einem Krampfanfall in ihrer Wohnung im Kreis Karlsruhe. Nach Angaben der Karlsruher Polizei sollte ihre Leiche gestern Abend obduziert werden. Weiter„NSU-Zeugin tot aufgefunden – Das Medienlog vom Montag, 30. März 2015“
Die Anwältin der NSU-Hauptangeklagten Beate Zschäpe, Anja Sturm, hat am Donnerstag die Ermittlungen kritisiert, durch die das NSU-Trio 1998 zur Flucht in den Untergrund gebracht wurde. Mehrere Beweismittel dürfen ihrer Ansicht nach nicht Eingang in den Prozess finden, berichtet die Nachrichtenagentur dpa. Sturm sagte, das Thüringer Landeskriminalamt und der Verfassungsschutz hätten bei der Operation der drei Jenaer Neonazis zusammengearbeitet, obwohl Polizei und Geheimdienste laut Gesetz getrennt arbeiten müssten. Außerdem monierte Sturm, die Ermittler hätten unzulässigerweise eine Blutprobe von Zschäpe auf DNA untersucht. Weiter„Zschäpe-Verteidiger zweifeln Beweismittel an – Das Medienlog vom Freitag, 27. März 2015“