Der NSU-Prozess greift erneut den Bombenanschlag in der Kölner Keupstraße von 2004 auf. Als Zeuge geladen ist ein Ermittler des nordrhein-westfälischen Landeskriminalamts, der nach der Bombenexplosion den Tatort vermaß. Die Keupstraße war damals großflächig von der Druckwelle betroffen: Nägel aus dem Sprengsatz flogen 150 Meter weit, noch in 250 Metern Entfernung vom Detonationsort gingen Fensterscheiben zu Bruch. Zu Beginn des Jahres hatten die Aussagen zweier anderer Ermittler bereits deutlich gemacht, dass die Polizei den Tatort mit großer Akribie kartografiert und ausgemessen hatte.
Zwei weitere Zeugen sagen zu unterschiedlichen Themen aus.
Informationen aus der Verhandlung gibt es via Twitter hier. Die Berichte darüber fassen wir morgen im NSU-Medienlog zusammen.
Im Mittelpunkt des 180. Verhandlungstags stand die Frage: Wer darf im NSU-Verfahren Nebenkläger sein – und schadet es dem Prozess, wenn offenbar unberechtigte Teilnehmer dabei sein dürfen? Anlass war die Aussage eines Zeugen des Bombenanschlags in der Kölner Keupstraße von 2004. Vor Gericht gab es einen Versuch, ihn zum Nebenkläger zu machen. Wie es zu diesem Versuch kam, ist umstritten. Der Zeuge sagt, sein Anwalt Ferhat Tikbas habe ihn gegen seinen Willen zum Nebenkläger machen wollen. Tikbas bestritt dies gegenüber mehreren Medien. Doch handelte es sich bei der Aussage des Zeugen nun um einen Fall, „den die Verteidiger Zschäpes und Wohllebens kritisch beäugten“, wie Frank Jansen vom Tagesspiegel schreibt.
Misstöne im NSU-Prozess: Am Mittwoch sagten drei Nebenkläger aus, die vom Bombenanschlag auf der Keupstraße betroffen waren – doch offenbar nur einem Schreiben ihres Anwalts zufolge. Demnach hatten die Zeugen bei der Explosion ein Knalltrauma erlitten. Vor Gericht wussten sie von dieser Verletzung nichts. Hatte sich der Zeugenbeistand ein Mandat konstruiert? „So stellt sich die Frage, ob der Gesetzgeber die Berechtigung zur Nebenklage nicht doch zu weit ausgedehnt hat“, merkt Gisela Friedrichsen auf Spiegel Online an. Durch Opfervertreter dieser Art gerieten die Institution der Nebenklage und die Interessen der wahren Geschädigten in Verruf.
Am Donnerstag bewertet das Gericht in München Beweise, die den Bombenanschlag in der Kölner Keupstraße von 2004 dem NSU-Trio zuordnen sollen. Dazu sagt eine Ermittlerin des Bundeskriminalamts aus, die Asservate aus der letzten Wohnung von Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt in der Zwickauer Frühlingsstraße augewertet hat. Zu den Indizien gehören etwa Zeitungsausschnitte, in denen über die Tat berichtet wird, außerdem das Bekennervideo, in dem die Explosion thematisiert wird.
Außerdem sagen zwei Zeugen aus, die den Anschlag in Köln miterlebten.
ZEIT ONLINE berichtet aus München und fasst den Prozesstag am Abend auf diesem Blog zusammen. Informationen aus der Verhandlung gibt es via Twitter hier. Weitere Berichte stellen wir morgen im NSU-Medienlog zusammen.
Ein wichtiger Schritt bei der Aufklärung des Nagelbombenanschlags auf der Kölner Keupstraße von 2004: Zwei Zeugen sagten am Dienstag aus, sie hätten Uwe Mundlos oder Uwe Böhnhardt vor und nach der Explosion in der Nähe des Tatorts gesehen. Eine Zeugin sah einen nach ihren Angaben deutsch oder osteuropäisch wirkenden Mann, der mit größter Vorsicht ein Fahrrad schob – darin befand sich mutmaßlich der Sprengsatz. Diesen Hinweis nahmen die Ermittler offenbar nicht sonderlich ernst. „Es ist unfassbar!“, echauffiert sich Gisela Friedrichsen auf Spiegel Online: „Warum ging die Polizei diesen Angaben nicht gründlich nach? Wieso verfolgte sie die Hinweise nicht weiter?“
Der Nagelbombenanschlag vom Juni 2004 in der Kölner Keupstraße war sorgfältig vorbereitet – und war ein schwerer Schlag gegen die migrantische Gemeinde in Köln. Zu den Nachwirkungen der Tat mit 22 Verletzten gehören Verdächtigungen der Polizei gegen die Opfer, während ein rechtsradikaler Hintergrund ausgeschlossen wurde. Erst mit dem Auffliegen des NSU wurde die Tat der Zwickauer Terrorzelle zugeordnet. Was nach dem Anschlag geschah, darüber berichten am Mittwoch fünf Zeugen, die am Tag der Tat verletzt wurden.
Informationen aus der Verhandlung gibt es via Twitter hier. Die Berichte darüber fassen wir morgen im NSU-Medienlog zusammen.
Die Marathonvernehmungen von Opfern des Anschlags auf der Kölner Keupstraße vom 9. Juni 2004 gehen in die zweite Woche. Am Dienstag sind elf Zeugen geladen, die durch die Explosion einer mit Nägeln gespickten Schwarzpulverbombe verletzt worden. Betroffene, die in der vergangenen Woche ausgesagt hatten, berichteten von langwierigen Spätfolgen – sowohl körperliche Gebrechen als auch psychische Leiden.
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Die Aufklärung des Bombenanschlags in der Kölner Keupstraße von 2004 ist vor Gericht angelaufen – doch wird die Untersuchung des Falls den 22 Verletzten gerecht? Diese seien die „sich lange als Opfer zweiter Klasse vorkommenden Geschädigten“, kommentiert Harald Biskup im Kölner Stadtanzeiger. Ein Grund dafür: Der Fall habe „bislang wenig öffentliche Beachtung gefunden“.
Bei der Explosion gab es keine Toten – doch die ferngezündete Nagelbombe hatte das Potenzial, Menschen zu töten, wie ein Gutachter vergangene Woche nachgewiesen hatte. Das Vertrauen in den Rechtsstaat sei erschüttert worden.
An jedem Werktag sichten wir für das NSU-Prozess-Blog die Medien und stellen wichtige Berichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.
Das nächste Medienlog erscheint am Dienstag, 27. Januar 2015.
Tag drei der Zeugenvernehmungen zum Nagelbombenanschlag in der Kölner Keupstraße von 2004: Erneut sagten traumatisierte Opfer aus, zudem ein Sachverständiger, der die Wirkung der Bombe nachgestellt hat – das Ergebnis: Der Sprengsatz hätte im Umfeld von wenigen Metern Menschen töten können. Durch Zufall blieb es bei Verletzungen der 22 Betroffenen. „Der Anschlag ist nun aufgeklärt, vermessen und kartografiert worden (…). Zurück bleiben die Menschen in der Keupstraße“, schreibt Per Hinrichs von der Welt.
Für die Kölner Polizei diente der 176. Verhandlungstag im NSU-Prozess nicht der Imagepflege: Zum zweiten Mal sagten Opfer des Nagelbombenanschlags auf der Keupstraße von 2004 aus – und erhoben dabei schwere Vorwürfe gegen die Ermittler. Denn diese befragten Zeugen scharf nach Verwicklungen ins kriminelle Milieu, ohne den terroristischen Hintergrund aufzurollen – verantwortlich für den Anschlag ist laut Anklage der Nationalsozialistische Untergrund. „Es ist wohl der Verlust des Urvertrauens, der so viele Keupstraße-Opfer für immer gezeichnet hat“, notiert Per Hinrichs von der Welt.