Lesezeichen
 

Panik an den Geldmärkten, gelassene Aktionäre

Kann es angehen, dass die Banken sich gegenseitig so wenig trauen und sich so große Sorgen um ihre Zahlungsfähigkeit machen, dass sie ihr Geld horten und auch nicht durch attraktive Zinsen dazu zu bewegen sind, es zu verleihen, während andererseits die Aktienkäufer glauben, dass die Notenbanken durch die Kombination von niedrigen Zinsen und reichlich Zentralbankgeld eine Rezession verhindern werden? Der Geldmarkt hängt in den Seilen, am Aktienmarkt dagegen herrscht Zuversicht.
Weiter„Panik an den Geldmärkten, gelassene Aktionäre“

 

EZB läutet Zinswende ein

Das war’s wohl. Mit der heutigen Pressekonferenz der Europäischen Zentralbank ist das Ende des Zinserhöhungszyklus eingeläutet worden. Die Notenbanker haben entgegen ihren Ankündigungen von Anfang August die Zinsen unverändert gelassen. Ganz zu Recht. Eine Zinserhöhung im gegenwärtigen nervösen Marktumfeld hätte Turbulenzen nach sich gezogen. Seit einer Woche waren unveränderte Leitzinsen erwartet worden, weshalb die Märkte nach der Entscheidung aufatmeten. Jean-Claude Trichet war für mein Dafürhalten ausreichend „dovish“, um die Zinswende ausrufen zu können. Der nächste Zinsschritt geht nach unten! Weiter„EZB läutet Zinswende ein“

 

Aufschwung ist noch im Takt

Drei aufgeregte Wochen mit Turbulenzen an den Finanzmärkten liegen hinter uns. Die Verunsicherung ist groß und die letzten Kellerleichen sind wohl noch nicht gefunden. Die Stimmungsbarometer des ZEW letzte Woche und des Ifo Instituts diese Woche zeigen nach unten. Das Wachstum im zweiten Quartal war schwach. War’s das jetzt mit dem Aufschwung? Eher nicht. Auch wenn die Risiken mit der US Hypothekenkrise gestiegen sind, überwiegen immer noch die positiven Signale, die von der deutschen Wirtschaft ausgehen. Die Konsumausgaben der privaten Haushalte zeigen nach dem Einbruch im ersten Quartal eine erste Erholung, die sich im Verlauf des Jahres fortsetzen dürfte und die Unternehmen investieren weiter kräftig in ihre Ausrüstung. Gefahr droht von der Finanzierungsseite und dem Kurs, den die Weltwirtschaft einschlagen könnte, falls es zu einer Rezession in den USA kommen sollte. Dass die Kreditkonditionen verschärft werden, ist so gut wie ausgemacht. Aufgrund der guten finanziellen Situation der meisten Unternehmen dürfte der Effekt aber verkraftbar sein. Schwerer wiegt da schon die generelle Unsicherheit, die den noch bestehenden Expansionsdrang abbremsen könnte. Hier wäre ein klares Signal der Wirtschaftspolitik hilfreich, der Wirtschaft etwas Luft zu lassen.
Weiter„Aufschwung ist noch im Takt“

 

Rettungsversuch. Klappe, die zweite

Upps. Das hatte niemand auf der Rechnung. Die beiden mächtigsten Männer der Welt sangen im Duett: It is not our job to bail out speculators. Was so viel heißt, wie es ist nicht unsere Aufgabe, Spekulanten aus der Klemme zu helfen. Das sagte George W. Bush in seiner Rede, mit der er erste Maßnahmen zur Eindämmung der Subprime-Krise verkündete. Das sagte eine Stunde vorher Ben Bernanke, der Chef der amerikanischen Fed. Gut gebrüllt. Und die konzertierte Aktion verfehlte auch nicht ganz ihre Wirkung. Einige übermütige Spekulanten, die sich heute das Rettungspaket par Excellence versprochen hatten, bekamen etwas auf die Finger. Dennoch darf der Satz nicht darüber hinweg täuschen, dass Bush heute höchstpersönlich nachgelegt hat. Mit einem neuen Rettungsversuch. Vor zwei Wochen erst hatte Bernanke den Diskontsatz der Fed gesenkt und das Diskontfenster für alle möglichen toxischen Papiere weit aufgemacht. So ernst ist die Krise am amerikanischen Hypothekenmarkt, so ernst ist die Krise im globalen Kapitalismus. Sind die Ankündigungen Bush’s für die armen, in Zahlungsschwierigkeiten steckenden Haushalte das richtige Heilmittel?
Weiter„Rettungsversuch. Klappe, die zweite“

 

Regulierung wichtiger als Transparenz

Die gegenwärtige Krise des Finanzkapitalismus ist die schwerste seit den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Das ist keine Übertreibung! Wir stehen erst ganz am Anfang. Und ich wette, dass uns die Krise mindestens noch zwei, drei Jahre beschäftigen wird. Nach meinem fast vierwöchigen Urlaub der erste Versuch ein paar Fragen zu beantworten, die mich umtreiben. Hier die erste: Wer ist schuld an der größten Vertrauenskrise seit 80 Jahren? Größte Vertrauenskrise, weil im Kapitalismus nichts schlimmer ist, als wenn sich die Banken gegenseitig nicht mehr über den Weg trauen. Die triviale Antwort: Die Spekulanten sind schuld. Die Gier immer schneller immer reicher zu werden. Die feige Antwort: Die Notenbanken sind schuld. Sie erst haben mit ihrer laxen Geldpolitik nach dem Platzen der Technologieblase Anfang des Jahrtausends die Kreditpyramiden entstehen lassen. Die richtige Antwort: Die Deregulierung der Finanzmärkte seit dem Ende des Bretton Woods System ist zu weit gegangen.
Weiter„Regulierung wichtiger als Transparenz“

 

Minsky und die Krisen des Kapitalismus

Übertreibungen an den Märkten, Assetpreisblasen und Finanzkrisen waren das Element von Hyman Minsky. Der 1996 verstorbene Ökonom ist durch seine Krisentheorie berühmt geworden, stand aber immer am Rand des wirtschaftswissenschaftlichen Mainstreams. Jetzt wird er wieder entdeckt. Nouriel Roubini schreibt etwa, dass die jetzige Krise an den Finanzmärkten ein richtiger Minsky-Moment sei – sie verlaufe genau nach Minskys Theorie der finanziellen Instabilität, die dieser schon in den 60er und 70er Jahren entwickelt hatte. Minskys Hauptthese ist, dass das Finanzsystem im Laufe eines Aufschwungs automatisch instabil wird. Kurz: Im Kapitalismus ist die Krise immer mit dabei.
Weiter„Minsky und die Krisen des Kapitalismus“

 

Risiken für die Weltwirtschaft

Wie schnell sich die Lage an den Kapitalmärkten ändern kann! Bis vor zehn Tagen ging es noch um Inflationsrisiken, robustes Wachstum der Weltwirtschaft und das Timing von Zinserhöhungen. Jetzt stehen nach den plötzlichen Liquiditätsproblemen der Banken auf einmal ganz andere Themen im Mittelpunkt: platzende Immobilienblasen, unverkäufliche Asset Backed Securities, das Ende der Yen-Carry Trades, der Verkauf riskanter Papiere, vor allem von Aktien, Rettungsaktionen für diverse Banken, die Flucht in sichere Anlagen, Zinssenkungen und das Risiko, dass sich die Krise im Finanzsektor auch in der Realwirtschaft bemerkbar machen könnte.

In meinem neusten Investment Outlook versuche ich mir einen Reim auf die Ereignisse der letzten Tage zu machen und herauszufinden, wohin die Reise gehen könnte.

Wermuth’s Investment Outlook – August 2007*) (pdf, 218 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)

 

Die Fed und die Blase

Nachdem die Liquiditätskrise auf dem Geldmarkt erst mal überstanden zu sein scheint, stellt sich die Frage, wer schuld an ihrem Auslöser ist, der Blase auf den Immobilienmärkten.

Die Krise kam mit Ansagen: Wer in den letzten zwei Jahren auch nur an einer einschlägigen Zeitschrift vorbeiging, musste etwas von der Blase am US Immobilienmarkt gehört haben, und dass sie irgendwann platzen müsste. Das war dann im Frühjahr des vergangenen Jahres der Fall. Spätestens seit Anfang des Jahres war bekannt, dass es bei den schlechten Hypothekenkrediten, den sogenannten Subprimes, die den Immobilienboom mit genährt hatten, ein ernsthaftes Problem gab. Das Ende der Blase am Kreditmarkt war damit auch abzusehen. Nur war nicht klar, wann der Crash kommen würde. Alles getreu den Worten Rüdiger Dornbuschs, dass man meistens weiß, dass etwas aus dem Lot geraten ist und daher korrigiert werden muss, aber nie, wann das passieren wird. Ungleichgewichte halten sich länger als so mancher Ökonom wahrhaben möchte.
Weiter„Die Fed und die Blase“

 

Erst Liquiditätskrise, dann Kreditklemme

Liquiditätskrisen sind die kleinen Schwestern von Kreditklemmen (sog. „credit crunches“), also erst mal ziemlich harmlos. Es geht nur um eine vorübergehende Zahlungsunfähigkeit, nicht um Insolvenz. Das wäre eine ganz andere Dimension und ein Grund, sich richtig Sorgen zu machen. Dass der Kurs in die Richtung gehen könnte, ist nicht unwahrscheinlich. Werden die Kreditkonditionen jetzt deutlich verschärft, kann das leicht Unternehmen in die Knie zwingen, die bisher noch den Kopf über Wasser gehalten haben. Am Ende stünde eine Rezession in den USA, die weltweit zu spüren wäre. Die Pläne vieler Notenbanken, die Zinsschraube weiter anzuziehen, wären dann sehr riskant und würden vermutlich aufgegeben. Die US-Märkte erwarten bereits eine Lockerung durch die Fed.
Weiter„Erst Liquiditätskrise, dann Kreditklemme“

 

Schwaches Wachstum im zweiten Quartal

BIP Q2 2007

Die Mehrheit der Analysten wurde enttäuscht. Sie hatten mit einem realen Wachstum von 0,4 Prozent gerechnet. Nach der vorläufigen Berechnung des Statistischen Bundesamtes ist das reale Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorquartal saisonbereinigt aber nur um 0,3 Prozent gestiegen nach 0,5 Prozent im ersten Quartal. Herdentrieb hatte letzte Woche einen Anstieg von 0,8 Prozent durchaus für möglich gehalten, aber der Dämpfer von der Produktionsseite war wohl doch stärker als gedacht.
Weiter„Schwaches Wachstum im zweiten Quartal“