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Liquiditätskrise!!!

Der Schnelltender der EZB war am heutigen Donnerstag rund doppelt so groß wie der nach den Angriffen auf das World Trade Center und das Pentagon im September 2001. Geht es jetzt los? Es gibt offenbar eine Liquiditätsklemme bei Banken, deren Anleger Geld aus Fonds abziehen möchten, die in amerikanischen Asset Backed Securities investiert haben. Da sich in einem sehr nervösen Markt die Käufer für diese einst positiv bewerteten und gut rentierlichen Instrumente in Luft aufgelöst zu haben scheinen, weil die Deckung doch nicht so gut ist wie gedacht, purzeln die Preise, wenn es überhaupt noch welche gibt. Dass die Banken nicht einfach zu den nunmehr sehr niedrigen Kursen zugreifen, zeigt erstens, dass auch sie von der Bonität der Fondsanteile nicht sehr überzeugt sind und zweitens, dass sie von der Welle der Verkaufsaufträge offenbar überwältigt sind und daher die Notenbank um Hilfe bitten müssen.
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Aussicht auf ein solides Wachstum

Produktion und Auftragseingang in der Industrie

Die deutschen Konjunkturzahlen, die diese Woche veröffentlicht wurden, waren gemischt. Während es beim Auftragseingang im Juni nach ersten Schätzungen erneut einen kräftigen Anstieg gab, sank die Produktion im Produzierenden Gewerbe saisonbereinigt um 0,4 Prozent gegenüber dem Vormonat, so dass sich im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorquartal nur ein Anstieg von 0,1 Prozent ergab. Das könnte ein Dämpfer für das Wachstum im zweiten Quartal gewesen sein. Die Aussicht ist aber trotzdem nicht schlecht, dass das reale Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal ähnlich stark gestiegen ist wie im ersten. Hierfür sprechen die Entwicklungen auf der Nachfrageseite.
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Kramladen wechselt die Seite

Die Hirten bekommen Verstärkung. Fabian Lindner schreibt von heute an für HERDENTRIEB. Lindner ist den treuen Lesern des Blogs ein alter Bekannter und muss daher an dieser Stelle kaum vorgestellt werden. Denn Fabian Lindner ist Kramladen – einer unserer „ältesten“ und eifrigsten Kommentatoren.

Der 27-jährige diplomierte Politikwissenschaftler und Ökonom wird die nächsten drei Jahre promovieren und nebenbei die Debatten auf HERDENTRIEB mit neuen und alten Erkenntnissen aus der Wissenschaft anfachen. Damit erfüllen wir uns einen alten Wunsch, neben der Praxis des Kapitalismus auch die Theorie stärker im Blog zu berücksichtigen.

Fabian Lindner hat in Paris und Berlin Politik- und Wirtschaftwissenschaft studiert. In seiner Diplomarbeit hat er sich mit der lateinamerikanischen Schuldenkrise befasst und dabei vor allem mit der Rolle des privaten Sektors. Ein Thema, wie es kaum besser zur Philosophie von HERDENTRIEB passen könnte – nämlich den Kapitalismus durch die Finanzierungsbrille zu analysieren, und nicht mit irgendwelchen kruden neoklassischen Gleichgewichtsmodellen.

Sein Promotionsstudium wird Lindner im Oktober an der Freien Universität Berlin beginnen und sich dabei mit den internationalen Finanzmärkten auseinandersetzen.

Die alten Hirten, Dieter Wermuth, Uwe Richter und ich wünschen ihnen, unseren Lesern, sowie uns selbst viel Freude an den Debatten um Fabians Texte.

 

Von der Schwierigkeit, kein Neoklassiker zu sein

Fragt man Ökonomen danach, was man mit einem Monopol anstellen soll, dass kein natürliches ist, haben sie die Antwort sofort parat: Mehr Wettbewerb, mehr Markt! Nur wenn es um den eigenen Markt geht, den Markt für das Produkt Wirtschaftswissenschaft, halten sie sich zurück. Ein Anbieter dominiert, die marktliberale Neoklassik, andere Angebote gibt es nicht oder nur unter dem Ladentisch. So sehen es zumindest die Ökonomen, die sich „heterodox“ nennen, und mit der Neoklassik und der Marktgläubigkeit nicht so recht zufrieden sind. Sie glauben, dass der Markt nicht alle Probleme löst und vor allem der Mensch sich nicht immer so rational verhält, wie es die Neoklassik unterstellt. Auch Ausbeutung, Geschlechterverhältnisse, die Umwelt oder soziale Normen hätten einen Einfluss auf das Wirtschaftsgeschehen. Faktoren, die im Mainstream keine Rolle spielen und deshalb systematisch aus dem herrschenden wissenschaftlichen Diskurs ausgegrenzt werden.

Doch mit dem technischen Wandel werden vorher sicher geglaubte Monopole brüchig. Das Internet mit seinen Blogs bringt auch den Ideenmarkt der Ökonomen durcheinander – zumindest in den USA. Mit seinem Artikel „Hip Heterodoxy“ hat dort der Journalist Christopher Hayes eine interessante und viel beachtete Diskussion über den Stand der Wirtschaftswissenschaft losgetreten.
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Aktien – bisher nur eine Normalisierung

Handelt es sich bei dem Rückgang des Dax von 8100 auf zuletzt 7512 um mehr als die übliche Kurskorrektur auf dem Weg nach oben? Das ist die Frage. Von der Größenordnung her sind diese 7,3 Prozent überhaupt nicht außergewöhnlich, wie schon ein flüchtiger Blick auf den Dax der vergangenen Dekade zeigt. Bisher ist eigentlich noch gar nichts passiert im Vergleich zu dem, was es in den letzten Jahren so gegeben hat: Im Sommer 1997 waren es 34 Prozent, von März bis Ende 2000 21 Prozent, im Sommer 2001 38 Prozent, nicht weniger als 53 Prozent in der 12-Monatsperiode ab März 2002, und 12 Prozent im Frühsommer letzten Jahres.
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Aufschwung bleibt dynamisch

Auftragseingang der Industrie 0705

Der Aufschwung wird schwächer, ist jetzt des öfteren zu lesen. Wirklich? Die Auftragslage der Industrie deutet darauf hin, dass noch genug Dynamik in der deutschen Wirtschaft steckt. Und das erfreuliche dabei ist, dass die Abhängigkeit von der Auslandsnachfrage zurückgegangen ist. Der steigende Euro und der Ölpreis schlagen allerdings aufs Gemüt, das zeigt sich in den Umfrageindizes des Ifo Instituts vom gestrigen Donnerstag und des ZEW von letzter Woche. Während die Beurteilung der aktuelle Lage im Juli praktisch unverändert blieb (der Ifo Index sank hier um 0,1 Punkte auf 111,3) gingen die Erwartungen über die kommenden sechs Monate noch einmal um einen Punkt auf 101,8 zurück. Ein fester Euro und ein steigender Ölpreis sind nicht dazu geeignet positive Impulse auszusenden, aber eine ernsthafte Gefahr für das Wirtschaftswachstum in Deutschland geht von ihnen bislang nicht aus. Gerade haben der IWF und das DIW ihre Wachstumsprognose auf 2,6 Prozent für dieses Jahr nach oben revidiert ebenso wie das IMK Anfang des Monats. Beim IWF ging es gar um 0,8 Prozentpunkte nach oben.
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Na so was, die Franzosen senken die Steuern!

In der jüngsten Ausgabe der ZEIT (30/2007, S. 25) klagen Sebastian Dullien und Daniela Schwarzer von der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik über die verantwortungslose Steuerpolitik des neuen französischen Präsidenten: Er senkt die Steuern, obwohl das Defizit laut EU-Prognose in diesem Jahr 2,4 Prozent des nominalen Bruttoinlandsprodukts betragen dürfte – und damit nahe der kritischen 3 Prozent-Marke liegt. Auch in Italien, „dem Schuldenkönig Europas“, fehlt, wer hätte es gedacht, wieder einmal jede Disziplin. Der Geldsegen, der durch die gute Konjunktur über’s Land gekommen ist, soll nicht etwa zum Abbau der Schulden, sondern für mehr Sozialausgaben verwendet werden, so dass das Defizit 2007 nicht auf 2,3 Prozent des BIP, sondern nur auf 2,5 Prozent zurückgeht. Und wie sieht es mit Berlin aus? Dort übertrumpfen sich „Abgeordnete und Minister … mit Vorschlägen, um die eigene Klientel mit Geschenken zu beglücken.“

Wir sollten die Kirche im Dorf lassen und uns einfach mal die Fakten ansehen. Außerdem lohnt es, die verschiedenen impliziten Annahmen, die die Autoren machen, ans Licht zu holen. Dann zeigt sich nämlich, dass kein Anlass zur Panik besteht. Was wir in der europäischen Finanzpolitik zur Zeit sehen, ist nicht beunruhigend sondern eher willkommen.
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Russische Rohstoffexporteure sind attraktiv

Der russische Aktienmarkt hat im ersten Halbjahr enttäuscht. Die Kurse sind nach Jahren exorbitanter Performance nicht mehr richtig weiter geklettert. Doch das dürfte nur eine Pause gewesen sein. Denn die Rahmenbedingungen sind nach wie vor gut: Die Bewertung ist niedrig, die Rohstoffpreise steigen wieder und die Binnennachfrage trägt immer mehr zum Wachstum bei.

Vor allem Rohstoffexporteure dürften in den kommenden Monaten positiv überraschen. Denn die gegenwärtig hohen Preise für Öl und einige Metalle sind in den meisten Gewinnschätzungen noch nicht enthalten. Wer nicht auf Einzelaktien spekulieren möchte, kann den russischen Aktienmarkt auch als Wette auf den künftigen Ölpreis spielen. Gut 75 Prozent der Kursschwankungen lassen sich mit den Veränderungen des Ölpreises erklären.

Mehr dazu in meinem monatlichen Investment Outlook, der sich diesmal ausschließlich mit den Investitionssausichten in Russland beschäftigt.

Wermuth’s Investment Outlook – Special edition – July 2007*) (pdf, 224 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)

 

Vom Ende des größten Kreditbooms aller Zeiten

An den internationalen Finanzmärkten schaut es gar nicht gut aus. Die Aktien fallen, der Euro notiert auf neuen Höchstständen und die Risikoaufschläge für wackelige Anleihen schnellen empor. Der Anfang vom Ende des größten Kreditbooms aller Zeiten ist eingeläutet. Noch heißt die Begründung für die Turbulenzen in den Nachrichtenagenturen „Subprime Woes“, die Sorge vor vielen, vielen Ausfällen zweitklassiger amerikanischer Hypotheken. In Wirklichkeit ist etwas viel Fundamentaleres am Werk: Das Risiko für Schuldtitel wird neu bewertet. Das schaurige Spiel zwischen Private Equity Firmen, Banken, Hedgefonds und Rate-Agenturen gerät ins Stocken. Das ist dabei die erfreuliche Nachricht. Weiter„Vom Ende des größten Kreditbooms aller Zeiten“