Die Wirtschaftsprognosen der letzten Monate waren durchgängig recht positiv. Ich argumentiere hier, dass sie nach unten korrigiert werden müssen. Selbst das Risiko einer neuen globalen Rezession ist nicht auszuschließen.
Der wichtigste Indikator dafür, dass es nicht so gut läuft, ist der Welthandel. Wenn ich mir die Außenhandelspreise, den Containerumschlag in den wichtigsten Häfen oder die internationalen Frachtraten ansehe, hat er offenbar seit einigen Quartalen stark an Dynamik eingebüßt, vielleicht schrumpft er inzwischen sogar. In den vergangenen Jahrzehnten ist es immer dann zu einer globalen Rezession gekommen, wenn er rückläufig war. Weiter„Investment Outlook: Globale Rezessions- und Deflationsrisiken“
Von den Ökonomen des Internationalen Währungsfonds, der EU-Kommission, der OECD, des Sachverständigenrats oder der deutschen Forschungsinstitute wurde in den vergangenen Monaten wieder einmal vorhergesagt, dass sich die wirtschaftliche Lage verbessern wird, und zwar sowohl international als auch im Inland: Das Wachstum beschleunigt sich, die Arbeitslosigkeit sinkt, die Haushaltsdefizite der Staaten vermindern sich, und da die Inflation wieder anzieht, gibt es kein Deflationsrisiko mehr. Wie üblich, sind die Analysten der Banken in dieser Jahreszeit besonders optimistisch; sie sagen voraus, dass die Gewinne der Unternehmen im kommenden Jahr um rund zehn Prozent steigen werden und die Anleger daher nicht viel falsch machen können, wenn sie ihre Aktienbestände aufstocken. Ich möchte noch einmal erleben, dass sie einen Rückgang der Gewinne und Kurse prophezeien. Sie sind offenbar strukturell dazu gar nicht in der Lage. Weiter„Eine Rezession der Weltwirtschaft ist nicht unwahrscheinlich“
Nicht der Preis für Rohöl sollte steigen, sondern der Preis, den die Endverbraucher für Benzin, Diesel, Heizöl und andere Erdölprodukte zu entrichten haben. Er ist viel zu niedrig. Zuletzt wurden in Europa trotz der eher lahmen Konjunktur 13,7 Prozent mehr Autos zugelassen als vor einem Jahr, bei einem stark gestiegenen Anteil benzinfressender SUVs. Da auch die Preise für Heizöl im freien Fall sind, wird zudem wieder großzügiger geheizt. Kohle ist so billig geworden, dass sie das vergleichsweise saubere Gas bei der Stromproduktion zunehmend verdrängt. Weiter„Energie muss teurer werden“
„Leben wie Gott in Frankreich“ war einmal. Der Lebensstandard ist zwar immer noch einer der höchsten der Welt, im Vergleich zu Großbritannien, Italien und Spanien, vor allem auch im Vergleich zu Deutschland hat er aber in den vergangenen Jahren nur sehr langsam zugenommen. Die Bevölkerung hat den Eindruck, dass ihr Land wirtschaftlich auf der Stelle tritt und ständig an Einfluss verliert. Vor allem deswegen hat der populistische, fremden- und europafeindliche Front National am Wochenende in der ersten Runde der Regionalwahlen so außerordentlich stark zugelegt. Es kann nicht mehr ausgeschlossen werden, dass Marine Le Pen die nächsten Präsidentschaftswahlen gewinnt. Weiter„Gott lebt nicht mehr in Frankreich“
Die europäische Inflation will einfach nicht anspringen, egal wie viel Geld die EZB in den Bankensektor pumpt, egal wie niedrig die Leitzinsen sind. Die Verbraucher und Unternehmen sollen mehr Schulden machen, also mehr Geld ausgeben, stattdessen sind sie hauptsächlich immer noch darauf aus, ihre Schulden abzubauen und so wenig auszugeben wie sie nur können. Es wird immer deutlicher, dass selbst eine extrem expansive Geldpolitik gegen dieses fundamentale Dilemma nicht viel ausrichten kann. Solange die Schulden nicht auf ein „normales“ Niveau gesunken sind, kann die Geldpolitik die Gäule zur Tränke führen, saufen werden sie nicht, jedenfalls nicht so bald. Weiter„Inflationsziel: Kräftige Abwertung des Euro würde helfen“
Manche Anleger haben den Eindruck, dass sich an den Kapitalmärkten kein Geld mehr verdienen lässt. Falsch! Auch wenn das Wachstum niedrig ist, und selbst wenn die Wirtschaft insgesamt stagniert, findet immer noch genug Strukturwandel statt, der sich profitabel nutzen lässt. Ständig entstehen neue Unternehmen, ständig scheiden andere aus dem Markt aus. Es fehlt nie an Innovationen bei den Produkten, bei ihrer Herstellung, im Vertrieb und in der Kommunikation. Vor allem die Schwellenländer befinden sich in einem dynamischen Aufholprozess, während die reichen Länder eher konsolidieren und relativ gesehen zurückfallen. Auch die politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen wandeln sich im Laufe der Zeit. Weiter„Die Trends, auf die es ankommt“
Seit drei Jahren verfehlt die EZB ihr Inflationsziel von knapp unter zwei Prozent. Zuletzt waren die Verbraucherpreise um 0,1 Prozent niedriger als vor einem Jahr. Angesichts des erneut fallenden Ölpreises, des schwächeren Wachstums in China, der anhaltenden Bilanzbereinigungsprozesse in mehreren europäischen Ländern, der hohen Arbeitslosigkeit und der großen Outputlücke sieht es nicht danach aus, dass sich die Inflation nachhaltig oder auf eine gefährliche Weise beschleunigen könnte. Auf den Stufen, die dem privaten Verbrauch vorgelagert sind, also bei den Einfuhren, im Großhandel und in der Industrie, herrscht Deflation, sodass es von den Kosten her kaum Druck gibt, die Konsumentenpreise zu erhöhen. Deflation ist das Risiko, nicht Inflation. Am vergangenen Donnerstag hat Mario Draghi daher angekündigt, die Geldpolitik weiter zu lockern. Weiter„EZB – mit noch mehr Geld gegen die Deflation“
Ökonomisch war selten etwas so sinnvoll wie Angela Merkels „Wir schaffen das“ von Anfang September, während ihr peinlicher Bittgang zum türkischen Autokraten aus ökonomischer Sicht unnötig und sogar kontraproduktiv war. Unser alterndes Land braucht auf Jahrzehnte hinaus Zuwanderer, wenn es seinen Lebensstandard halten will, wenn nicht immer weniger Erwerbstätige eine immer größere Zahl von Alten versorgen sollen.
Ich halte die Flüchtlinge für ein unerwartetes und höchst willkommenes Geschenk. Ein paar arme Länder treten einen Teil ihres „Humankapitals“ an eines der reichsten Länder ab, ohne etwas für die „Investitionskosten“ zu verlangen, also die Kosten für die Erziehung und Ausbildung der meist jungen Menschen, die zu uns kommen. Wir sollten uns für dieses Geschenk erkenntlich zeigen, auch finanziell, wenn es die Umstände eines Tages zulassen. Weiter„Flüchtlinge nutzen mehr, als sie kosten“
Immer mehr sieht es danach aus, als ob die europäischen Zinsen für viele Jahre auf ihrem jetzigen niedrigen Niveau bleiben oder sogar noch weiter fallen werden. Der wichtigste Grund: Der Schuldenüberhang, der im Verlauf der Finanzkrise entstanden ist, konnte bisher kaum abgebaut werden, sodass die Nachfrage nach Krediten nicht in die Gänge kommt – für Haushalte, Unternehmen und den Staat hat die Sanierung der Bilanzen Vorrang. Billiges Geld wird angeboten wie sauer Bier, aber niemand will es. Und es sieht nicht danach aus, dass sich daran demnächst etwas ändern wird. In einem solchen Umfeld ist nur schwer vorstellbar, dass die Zinsen wieder steigen werden. Weiter„Zinsen werden lange niedrig bleiben – Schuldenüberhang verhindert Anstieg der Inflation“
Gerade hat der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Herbstprognosen veröffentlicht: Die Weltwirtschaft schleppt sich dahin und will einfach nicht in Fahrt kommen. Gemessen in sogenannten Kaufkraftparitäten expandiert sie mit einer Rate von rund 3,1 Prozent, das ist etwa ein Prozentpunkt langsamer als im Jahrzehnt vor der großen Rezession. Von Engpässen in der Produktion kann angesichts der schwachen Nachfrage weder global noch in einzelnen Ländern die Rede sein, im Gegenteil. Es ist für Unternehmen praktisch nicht möglich, die Preise zu erhöhen. Für Aktien ist das Umfeld von daher ungünstig. Dass sie dennoch im Allgemeinen hoch bewertet sind, hat vor allem damit zu tun, dass Bonds, die wichtigste Anlagealternative, infolge der äußerst lockeren Geldpolitik ebenfalls sehr teuer sind. Von den Gewinnaussichten her ist das gegenwärtige Kursniveau von DAX, S&P 500, Nikkei oder Shanghai Composite jedenfalls nicht zu rechtfertigen. Weiter„Aktien sind ziemlich teuer“