Wenn ich mir die jüngsten Prognosen von EU-Kommission, OECD und Internationalem Währungsfonds anschaue, könnte es kaum besser laufen: Das Wachstum ist robust, die Inflation niedrig, die Löhne steigen etwas rascher als in den letzten Jahren und die Geldpolitik dürfte sehr expansiv bleiben. Das gilt global, für die USA und für Euroland. Andererseits weiß ich, dass es diesen Organisationen nie gelingt, eine Rezession vorherzusagen, geschweige denn eine Finanzkrise. Wenn alle zuversichtlich sind, dann geht es los – dann kommt es zu dem ominösen „Minsky Moment“, dem großen Ausverkauf von Aktien, Immobilien und Rohstoffen, manchmal jedenfalls. Oft hält die Euphorie länger an als das skeptische Beobachter wie ich für möglich halten, aber irgendwann kippt die Sache dann doch. Nur: wann? Weiter„Anzeichen für eine neue Finanzkrise“
Seit Anfang Januar bewegen sich die Renditen der zehnjährigen Bundesanleihen in einem engen Korridor um den Wert 0,55 Prozent. Ich kann nicht erkennen, dass sich das demnächst in der einen oder anderen Richtung ändern wird. In Europa werden sich weder die Geldmarktsätze noch die deutschen Bondrenditen nennenswert bewegen.
Es hatte am Rentenmarkt einige Ausbruchversuche in Richtung 0,8 Prozent gegeben, aber das waren immer nur kurze Episoden. Währenddessen sind die langen amerikanischen Zinsen kräftig gestiegen. Die Rendite 10-jähriger Treasuries liegt mittlerweile bei rund drei Prozent. (Real, also nach Abzug der Inflationsrate , liegt sie bei ein Prozent.) Wie der ersten Grafik zu entnehmen ist, hat sich der Renditevorsprung der US-Bonds dadurch ständig vergrößert. Weiter„Warum die europäischen Zinsen nicht steigen“
Die Weltwirtschaft ist im Boom. IWF und OECD haben ihre Wachstumsprognosen für dieses und nächstes Jahr mittlerweile auf 3,9 Prozent erhöht und der Welthandel expandiert das erste Mal seit sechs Jahren wieder merklich stärker als das globale BIP. Trotzdem wird es demnächst zu einer größeren Korrektur der Aktienmärkte kommen. Der Hauptgrund dafür klingt relativ banal: Sie sind so lange so gut gelaufen und jetzt sind sie entsprechend teuer. Weiter„Die Wirtschaft boomt, Aktien aber vor der Korrektur“
Von einer säkularen Stagnation, wie sie für die USA von Ökonomen an die Wand gemalt wird, kann in Deutschland keine Rede sein. Die Produktivität nimmt wieder sehr kräftig zu, dank des Hineinwachsens des realen BIP in die reichlich vorhandenen Kapazitätsreserven und des Anspringens der Ausrüstungsinvestitionen. Der Nachfrageboom bewirkt inzwischen Wunder auf der Angebotsseite. Das schafft Spielräume für höhere Lohnsteigerungen, ohne dass dadurch unmittelbar Gefahren für die Preisstabilität drohen. Weiter„Kleines deutsches Produktivitätswunder“
Erinnert sich jemand, wann zuletzt IWF, OECD, EU-Kommission oder prominente Ökonomen vor zu hohen staatlichen Haushaltsdefiziten in einem der großen Industrieländer gewarnt haben? Es muss schon lange her sein. Irgendwie ist das kein Thema mehr.
Als vor ein paar Monaten der US Tax Cuts and Jobs Act die Hürden im Kongress genommen hatte und erste Berechnungen zeigten, dass dadurch – und durch zusätzliche Ausgabenpläne – das Budgetdefizit der Zentralregierung in diesem Jahr um 0,7 Prozent des BIP zunehmen würde, und 2019 um weitere 0,7 Prozent, auf dann fast sechs Prozent des BIP, kümmerte das niemanden. In der jüngsten Zwischenprognose der OECD, die gerade herauskam, wurden die positiven Wachstumseffekte und die Auswirkungen auf die Geldpolitik kommentiert, nicht aber die hohen Defizite als solche oder die Tatsache, dass die Staatsschulden auf 107 Prozent des BIP oder mehr steigen würden; im Jahr 2007, unmittelbar vor der Finanzkrise, waren es noch 64 Prozent. Anders als heute hatten die USA damals das Maastricht-Schuldenkriterium der europäischen Währungsunion fast erfüllt, wenn das jemals relevant gewesen wäre. Weiter„Expansive Finanzpolitik – OECD hat nichts dagegen“
Am Donnerstag gab es die neuen Prognosen der EZB-Ökonomen. Die Wachstumsrate für 2018 wurde im Vergleich zum letzten Dezember um einen Zehntelprozentpunkt auf 2,4 Prozent angehoben. In den beiden Folgejahren soll es dann bei den Werten der früheren Prognose bleiben, nämlich bei 1,9 und 1,7 Prozent. Insgesamt ist die konjunkturelle Lage sehr erfreulich. Trotz des kräftigen Anstiegs der Produktion dürfte es laut EZB weder in diesem noch im nächsten Jahr Kapazitätsengpässe geben, was sich daran ablesen lässt, dass sich die Inflation erst im Jahr 2020 beschleunigen wird, von jeweils 1,4 Prozent in den Jahren 2018 und 2019 auf dann 1,7 Prozent. Das wäre immer noch etwas unterhalb der EZB-Zielmarke von knapp unter zwei Prozent, würde aber eine „Normalisierung“ der Geldpolitik erlauben, wenn, ja wenn sich die Kerninflation bis dahin nachhaltig von dem 1-Prozent-Niveau entfernt hat, auf dem sie sich seit nunmehr fünf Jahren bewegt. Ich übersetze hier Mario Draghis Begriff „underlying inflation“ mangels eines genau passenden deutschen Wortes mit „Kerninflation“, also die Inflationsrate ohne die volatilen Komponenten Energie, Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak. Weiter„Die EZB gibt weiter Gas“
Aus den neuen BIP-Zahlen, die das Statistische Bundesamt heute früh veröffentlicht hat, lässt sich zusammen mit den Zahlen für die Beschäftigung im vierten Quartal ziemlich genau abschätzen, was sich in Deutschland bei der Produktivität getan hat: Sie stieg in den letzten Jahren nicht nur zügig an, sondern immer rascher. Es gibt keine Anzeichen für ein Nachlassen dieser Dynamik. Vorläufig sieht es also danach aus, dass der Wohlstand – der wesentlich von der Produktivität abhängt – weiter zunehmen wird. Ob das auf faire Weise, also in der Breite, geschieht, steht auf einem anderen Blatt. Weiter„Nichts zu sehen von einer säkularen Stagnation“
In den vergangenen Monaten sah es so aus, als ob die EZB allmählich den Ausstieg aus ihrer Nullzinspolitik vorbereitet: Seit Januar kauft sie pro Monat bis einschließlich September statt für 60 nur noch für 30 Mrd. Euro Anleihen. Danach, so etwa Bundesbank-Chef Weidmann, ein Kritiker der Ankaufprogramme im EZB-Rat, sollten möglichst keine „substanziellen Nettokäufe“ mehr vorgenommen werden. Die Inflation sei schließlich auf dem Weg in Richtung zwei Prozent. Es sei daher angemessen, wenn das Kaufprogramm zum Ende des Jahres ausliefe. Damit wäre eine Normalisierung die Geldpolitik tatsächlich greifbar. Solche Überlegungen dürften jetzt aber wieder vom Tisch sein. Weiter„Auf Mario Draghi ist Verlass“
Vergangene Woche hat der Internationale Währungsfonds seine Wachstumsprognosen für den Euroraum nach oben revidiert. Beim realen BIP werden jetzt für die Jahre 2018 und 2019 Zuwachsraten von 2,2 und 2,0 Prozent erwartet; in Deutschland liegen sie noch ein bisschen darüber. Da sich die Stimmungsindikatoren und die Auftragseingänge außerordentlich positiv entwickeln, die Wirtschaft im Rest der Welt boomt und offenbar nirgendwo Engpässe bei den Kapazitäten bestehen, gibt es für den IWF keinen Grund, in den nächsten Jahren ein Nachlassen der Wachstumsdynamik, geschweige denn eine Rezession vorherzusagen. Weiter„Der europäische Superboom und das Italienrisiko“