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Mit Zins und Zinseszins

Die FT berichtet von einen Streit in Europa über die Zinsen, die Griechenland bezahlen muss, wenn es sich im Rahmen des beschlossenen Notfallprogramms von den anderen Staaten Geld leihen will. Einige Länder sind bereit, einen Satz von vier bis viereinhalb Prozent zu akzeptieren. Deutschland drängt aber darauf, dass der aktuelle Marktzins die entscheidende Größe ist. Nach meinen Informationen stimmt die Geschichte. Weiter„Mit Zins und Zinseszins“

 

Warum wir die Zockerbanken brauchen

Deutschland diskutiert die Bankenabgabe und fast alle sind froh, dass es den Hasardeuren des Geldes endlich zumindest ein wenig an den Kragen geht. Der Tenor vieler Bericht ist, dass der Staat die Banken nicht eng genug an die Kandare nimmt – und während das durchaus so sein mag, ist das Problem vielschichtiger.

Es geht nämlich darum, welche Rolle die Banken in einer Volkswirtschaft spielen. Darüber haben sich auch Paul Krugman und Greg Mankiw Gedanken gemacht. Die beiden sind gefechtserfahren und spitzen natürlich hemmungslos zu, aber ihr Schlagabtausch ist spannend und erhellend, weil er – anders als fast alles, was man hier so zu hören bekommt – immer den Kern des Problems berührt. Weiter„Warum wir die Zockerbanken brauchen“

 

Hat sie oder hat sie nicht?

Die Märkte – und auf sie kommt es hier an – scheinen meine Interpretation des EU-Gipfels (die Europäer haben eine implizite Garantie für Griechenland abgegeben) nicht zu teilen. Die letzte Anleiheemission verlief nicht sehr gut, der Spread gegenüber deutschen Anleihen hat sich nicht vermindert. Also sind wir genau da, wo wir vor dem Treffen waren – bei einer recht weichen Garantie, die zwar ein paar Basispunkte bringt, aber eben nicht mehr.

Wir haben es also mit einer Art dreiviertel-bailout zu tun. Die Frage ist also, ob die Griechen mit sechs Prozent Zinsen überleben können. Wolfgang Münchau ist skeptisch.

 

Merkel macht den Maradona

Im Weltmeisterschaftspiel des Jahres 1986 verlud Diego Armando Maradona die englische Abwehr auf legendäre Weise. Der Argentinier täuschte Ausweichbewegungen an, hielt tatsächlich aber geradewegs auf das Tor zu – und machte das Ding rein.

Angela Merkels Europapolitik funktioniert ganz ähnlich, nur macht sie am Ende nichts rein. Weiter„Merkel macht den Maradona“

 

A Tribute to Das Kapital

Meistens sind mir meine früheren Kollegen Jörg Berens und Matthias Pindter von der FTD viel zu österreichisch, aber in jedem Fall ist ihre Kolumne „Das Kapital“ eine der klügsten in der deutschen Presse. Und neulich haben sie den Nagel so etwas von auf den Kopf getroffen. Ich zitiere und genieße:

„Im Leben kommt es bekanntlich auf die richtige Balance an. Das betrifft die Ernährung ebenso wie die Arbeitsbelastung, die Kindererziehung oder die Finanzplanung. Doch ähnlich wie im privaten kommt es natürlich auch im öffentlichen Leben auf das richtige Gleichgewicht an. Idealerweise sollte die Politik ein Programm verfolgen, das die Interessen aller gesellschaftlichen Gruppen berücksichtigt. Bloß kann von Ausgewogenheit inzwischen eben fast keine Rede mehr sein.

Im Gegenteil scheinen die politischen Lager immer radikaler. Auf der einen Seite des Spektrums stehen jene, die doch glatt eine neosozialistische Konterrevolution wähnen. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: In Deutschland war der Lohnanteil am Volkseinkommen im vierten Quartal 2009 um 5,6 Prozentpunkte niedriger als Ende 1999. Die Unternehmensteuersätze haben sich seit den 90ern fast halbiert. Die Medien sind voll von Berichten über Hartz IV, Mini- oder Ein-Euro-Jobs. Und von Firmenvorständen, die Millionen verdienen. Auf den Straßen sieht man alte Frauen, die in Mülltonnen wühlen, um ein paar Pfandflaschen zu ergattern.

Dennoch wollen die Marktradikalen eine Fortsetzung der Entwicklungen der vergangenen Jahre: Unternehmen sollen nicht ihre Kapitalkosten verdienen, sondern das Doppelte davon. Und wie gehabt sollen sie ihre Überrenditen nicht für Investitionen verwenden, sondern für Ausschüttungen oder Übernahmen. Schon gar nicht sollen die Firmen oder die Spitzenverdiener für dringend benötigte Staatsausgaben in Bereichen wie Bildung oder Kultur herangezogen werden. Lieber nimmt man eine Spaltung der Gesellschaft in Kauf – und gräbt sich nebenbei selbst das Wasser ab. Denn nicht nur soll die Zahl der 16- bis 25-Jährigen bis 2020 um rund 15 Prozent sinken, nein, der Nachwuchs wird vermutlich auch ziemlich dürftig ausgebildet sein.“

 

Kohls Mädchen auf Abwegen

Ich verstehe die positiven Schlagzeilen in der deutschen Presse zum absehbaren Griechenland-Kompromiss der EU nicht. Es wird wahrscheinlich einen Deal geben auf dem Gipfel in Brüssel morgen, der Internationale Währungsfonds (IWF) wird einen Teil der Arbeit übernehmen, die Staaten Europas werden auf freiwilliger Basis einspringen, wenn das nicht reicht.

Das ist die schlechteste denkbare Lösung. Weiter„Kohls Mädchen auf Abwegen“

 

Merkel opfert den Euro

Spätestens seit der Kanzlerschaft von Helmut Schmidt ist die europäische Währungsintegration ein Pfeiler der deutschen Außenpolitik. Helmut Kohl hat den Euro – gegen den anfänglichen Widerstand der Bundesbank – durchgesetzt und sich um sein Land verdient gemacht.

Angela Merkels Politik gefährdet das Jahrhundertprojekt. Weil Deutschland bremst, findet die EU keine Lösung für das Griechenlandproblem. Wer an der Entscheidungsfähigkeit der europäischen Institutionen zweifelte – das Hin- und Her um ein mögliches Rettungspaket wird ihn bestätigen. Weiter„Merkel opfert den Euro“

 

Frankreich – Deutschland 1:0

Das war ja zu erwarten. Die französische Finanzministerin kritisiert die deutschen Exportüberschüsse und wir schlagen zurück.

Leider nicht sehr überzeugend. Rainer Brüderle in der FAZ: „Die gute Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen ist weder ein deutsches noch ein französisches Problem. Sie ist vielmehr Grundlage für Wachstum, Beschäftigung und Wohlstand in Deutschland wie auch in Europa“.

Marc Beise in der Süddeutschen: „Wer vorankommen will, sollte man meinen, orientiere sich am Beispiel der Erfolgreichen und versuche nicht, diese auf sein eigenes schwächeres Niveau herunterziehen. Das fehlende Selbstbewusstsein selbst der französischen Regierung ist bemerkenswert. Ministerin Lagarde könnte einen flammenden Appell an ihre Landsleute richten: Franzosen, macht es den Deutschen nach!“

Das Problem ist nur: Was passiert denn, wenn die anderen es den Deutschen nachmachen? Wenn ganz Europa das tut, stehlen wir Nachfrage bei den Amerikanern und den Asiaten. Die werden sich freuen und ein paar Handelsschranken errichten. Weiter„Frankreich – Deutschland 1:0“

 

Als Paul Volcker den Walter Eucken machte

Gestern Abend war ich im Schloss Bellevue. Der Bundespräsident hatte zu einem Empfang mit Paul Volcker, Jean-Claude Trichet und Josef Ackermann (der aber verhindert war und Jürgen Fitschen schickte) geladen. Organisiert wurde die Veranstaltung von der American Academy, auch Richard von Weizsäcker meldete sich zu Wort. (Hier der Bericht meines Kollegen Thomas Hanke vom Handelsblatt.)

Volcker hatte noch einmal Gelegenheit, ausführlich für seinen Vorschlag zu werben, den Eigenhandel vom normalen Bankgeschäft abzuspalten. Weiter„Als Paul Volcker den Walter Eucken machte“