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Deutsche Konjunktur ist nicht klein zu kriegen

Auftragseingang der Industrie 0711

Manchmal kann ich nicht glauben was ich sehe. Wieso nehmen die Auftragseingänge in der Industrie immer noch so stark zu, trotz der Finanzkrise, des starken Wechselkurses und des Verlusts an Kaufkraft durch die kräftig steigenden Preise für Energie, Nahrungsmittel und die meisten anderen Rohstoffe? Funktioniert der Preismechanismus nicht mehr? Oder ist das, was in Deutschland hergestellt wird, unempfindlich gegenüber steigenden Preisen? Das wäre natürlich wunderbar und ein Zeichen dafür, dass wir auf der Angebotsseite keine Strukturprobleme haben, jedenfalls im Vergleich zu unseren ausländischen Konkurrenten.
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Hier spricht der Bär

Es ist wieder so weit: HERDENTRIEB feiert seinen zweiten Geburtstag – und Hirte Heusinger gibt seine Wachstumsprognose ab. Mit der grandiosen Wette für 2006 sind wir 2005 gestartet und bekannt geworden.

Das nächste Jahr wird schlecht. Das Wachstum wird nur bei 1,5 Prozent oder drunter liegen. Damit ist HERDENTRIEB mal wieder aus der Herde ausgerissen, die für Deutschland um die zwei Prozent erwartet (Sachverständige 1,9 und Gemeinschaftsprognose 2,1 Prozent).

Die Wette macht keinen Spaß. Es wäre die erste Wette im Blog, die ich gerne verlöre. Wie ich es auch drehe und wende, es sieht düster aus. Und das aus drei Gründen: Erstens verschlechtern sich die Finanzierungsbedingungen für die Banken und Unternehmen. Zweitens bleibt der Konsum mau. Das ist die eigentliche Enttäuschung. Und drittens sind Deutschlands tonangebende Ökonomen, der Bundesfinanzminister und der Bundesbankpräsident keineswegs alarmiert, reden sich die Welt schön und fechten Sträuße aus, die lächerlich sind. Wenn das nächste Jahr dann tatsächlich rezessiv werden sollte, wissen Letztere ganz bestimmt wieder woran es lag: an den ausgebliebenen Strukturreformen. Lesen Sie weiter und Sie werden die wahren Gründe erfahren:
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Ein Austritt aus dem Euro lohnt sich nicht

Acht Jahre ist der Euro nun alt. Ganz verschiedene Länder mit unterschiedlichen Kulturen und wirtschaftlichen Strukturen haben es fertig gebracht, einen einheitlichen Binnenmarkt zu schaffen. Und damit der gut funktioniert, haben sie sich dazu noch eine gemeinsame Währung gegeben – ein Projekt, von dem die Staatenlenker Europas schon seit den späten 60er Jahren geträumt haben. Das sollte nicht allein die wirtschaftliche, sondern vor allem auch die politische Einheit Europas vorantreiben. Nun lassen sie die Europäische Zentralbank (EZB) über ihr geldpolitisches Schicksal entscheiden.

Die Schwierigkeit dabei ist nur, dass diese gemeinsame Geldpolitik nicht die Probleme einzelner Staaten ausbügeln kann – so wie es früher die eigene Geldpolitik hätte tun können. Darüber hinaus wirkt der eine Zins, den die EZB setzt, in Ländern mit unterschiedlichen Strukturen ganz verschieden. Das kann zu Spannungen in der Währungsunion führen. Sollte sich ein Mitglied deshalb zum Austritt veranlasst sehen, ist deren Zukunft eher ungewiss. Der US-Ökonom Barry Eichengreen hat sich kürzlich ausführlich mit der Frage des Auseinanderbrechens von Euroland beschäftigt.*) Sein Fazit: Auch wenn der schlimmste Fall nicht grundsätzlich auszuschließen ist, ist er doch sehr unwahrscheinlich, weil die Kosten eines Austritts einfach zu hoch sind.
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Aufschwung ist noch im Takt

Drei aufgeregte Wochen mit Turbulenzen an den Finanzmärkten liegen hinter uns. Die Verunsicherung ist groß und die letzten Kellerleichen sind wohl noch nicht gefunden. Die Stimmungsbarometer des ZEW letzte Woche und des Ifo Instituts diese Woche zeigen nach unten. Das Wachstum im zweiten Quartal war schwach. War’s das jetzt mit dem Aufschwung? Eher nicht. Auch wenn die Risiken mit der US Hypothekenkrise gestiegen sind, überwiegen immer noch die positiven Signale, die von der deutschen Wirtschaft ausgehen. Die Konsumausgaben der privaten Haushalte zeigen nach dem Einbruch im ersten Quartal eine erste Erholung, die sich im Verlauf des Jahres fortsetzen dürfte und die Unternehmen investieren weiter kräftig in ihre Ausrüstung. Gefahr droht von der Finanzierungsseite und dem Kurs, den die Weltwirtschaft einschlagen könnte, falls es zu einer Rezession in den USA kommen sollte. Dass die Kreditkonditionen verschärft werden, ist so gut wie ausgemacht. Aufgrund der guten finanziellen Situation der meisten Unternehmen dürfte der Effekt aber verkraftbar sein. Schwerer wiegt da schon die generelle Unsicherheit, die den noch bestehenden Expansionsdrang abbremsen könnte. Hier wäre ein klares Signal der Wirtschaftspolitik hilfreich, der Wirtschaft etwas Luft zu lassen.
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Aufschwung bleibt dynamisch

Auftragseingang der Industrie 0705

Der Aufschwung wird schwächer, ist jetzt des öfteren zu lesen. Wirklich? Die Auftragslage der Industrie deutet darauf hin, dass noch genug Dynamik in der deutschen Wirtschaft steckt. Und das erfreuliche dabei ist, dass die Abhängigkeit von der Auslandsnachfrage zurückgegangen ist. Der steigende Euro und der Ölpreis schlagen allerdings aufs Gemüt, das zeigt sich in den Umfrageindizes des Ifo Instituts vom gestrigen Donnerstag und des ZEW von letzter Woche. Während die Beurteilung der aktuelle Lage im Juli praktisch unverändert blieb (der Ifo Index sank hier um 0,1 Punkte auf 111,3) gingen die Erwartungen über die kommenden sechs Monate noch einmal um einen Punkt auf 101,8 zurück. Ein fester Euro und ein steigender Ölpreis sind nicht dazu geeignet positive Impulse auszusenden, aber eine ernsthafte Gefahr für das Wirtschaftswachstum in Deutschland geht von ihnen bislang nicht aus. Gerade haben der IWF und das DIW ihre Wachstumsprognose auf 2,6 Prozent für dieses Jahr nach oben revidiert ebenso wie das IMK Anfang des Monats. Beim IWF ging es gar um 0,8 Prozentpunkte nach oben.
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Na so was, die Franzosen senken die Steuern!

In der jüngsten Ausgabe der ZEIT (30/2007, S. 25) klagen Sebastian Dullien und Daniela Schwarzer von der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik über die verantwortungslose Steuerpolitik des neuen französischen Präsidenten: Er senkt die Steuern, obwohl das Defizit laut EU-Prognose in diesem Jahr 2,4 Prozent des nominalen Bruttoinlandsprodukts betragen dürfte – und damit nahe der kritischen 3 Prozent-Marke liegt. Auch in Italien, „dem Schuldenkönig Europas“, fehlt, wer hätte es gedacht, wieder einmal jede Disziplin. Der Geldsegen, der durch die gute Konjunktur über’s Land gekommen ist, soll nicht etwa zum Abbau der Schulden, sondern für mehr Sozialausgaben verwendet werden, so dass das Defizit 2007 nicht auf 2,3 Prozent des BIP, sondern nur auf 2,5 Prozent zurückgeht. Und wie sieht es mit Berlin aus? Dort übertrumpfen sich „Abgeordnete und Minister … mit Vorschlägen, um die eigene Klientel mit Geschenken zu beglücken.“

Wir sollten die Kirche im Dorf lassen und uns einfach mal die Fakten ansehen. Außerdem lohnt es, die verschiedenen impliziten Annahmen, die die Autoren machen, ans Licht zu holen. Dann zeigt sich nämlich, dass kein Anlass zur Panik besteht. Was wir in der europäischen Finanzpolitik zur Zeit sehen, ist nicht beunruhigend sondern eher willkommen.
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Colbert im Élysée

Nicolas Sarkozy macht sich mit großer Energie und gestützt auf vier erfolgreiche Wahlen daran, Frankreich zu reformieren und wieder in eine dynamische Wirtschaft zu verwandeln. Mehr Wettbewerb und mehr Offenheit gegenüber ausländischen Einflüssen gehören jedoch nicht zu den Rezepten, mit denen er das erreichen will. Ganz im Gegenteil, er möchte das Land vor den Effekten der Globalisierung schützen und Wettbewerb immer dann einschränken, wenn Arbeitsplätze verloren gehen könnten. Colbert lässt grüßen. Wie kann man im Ernst von Reformen sprechen, wenn man die Wirtschaft weniger effizient macht, oder alles bekämpft, was, wie es in Paris heißt, „trop anglo-saxon“ ist?
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Warnschuss für die EZB

Ifo Geschäftsklima Juni 2007

Trübt sich der Himmel über dem Aufschwung in Deutschland jetzt ein? Wie schon am Dienstag beim Konjunkturindikator des ZEW zeigen nun auch beim Ifo Index die Erwartungen nach unten. Nachdem die 7000 vom Münchner Ifo Institut befragten Unternehmen ihre Geschäftserwartungen für die folgenden sechs Monate seit März immer besser eingeschätzt hatten, ist der Index im Juni deutlich um zwei Punkte gesunken. Auch die Beurteilung der aktuellen Lage hat sich verschlechtert. Hier ist der Wert um 1,1 Punkte gefallen. Um hieraus aber auf eine deutliche Abschwächung der Konjunktur oder gar auf einen Wendepunkte zu schließen, muss man schon eine ordentliche Portion Pessimismus mitbringen.
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Die Oberoptimisten aus Kiel

Die Konjunkturexperten des Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) bestätigen ihren Ruf als Superoptimisten. Ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr, die sie im Gemeinschaftsgutachten der führenden Wirtschaftsinstitute schon von 2,8 Prozent auf 3 Prozent angehoben hatten (die Mehrheit der Institute geht von 2,4 Prozent aus), ist noch einmal um 0,2 Prozentpunkte nach oben revidiert worden – auf sensationelle 3,2 Prozent. Die Kieler setzten dabei vor allem auf den privaten Konsum.
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Keine Irreführung – der Arbeitsmarkt brummt

Joachim Jahnke, den ich sehr schätze, hat auf seiner Home Page einen Kommentar zur Entwicklung der Beschäftigung in Deutschland veröffentlicht, in dem er versucht, die eigentlich sehr erfreulichen Zahlen so zu relativieren, dass nicht mehr viel Gutes übrigbleibt: „1. Quartal 2007: Beschleunigter Anstieg der Erwerbstätigkeit? Nein: Nur eine Irreführung“.

Jahnke irrt: Der Arbeitsmarkt bessert sich nämlich tatsächlich, wie man es auch dreht und wendet. Es überzeugt nicht, wenn man sagt, dass der Anstieg der Beschäftigung von immerhin 1,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr nur den falschen Leuten zugute kommt und im übrigen großenteils der milden Witterung geschuldet ist.
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