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Selbstgerechte Bilanz unserer Wetten 2012

Was waren wir wieder gut! Das war der Tenor unseres diesjährigen Treffens, auf dem wir erst zurück und dann – natürlich – ins Jahr 2013 geschaut haben. Wir? Die drei Hirten Lucas Zeise, Dieter Wermuth und ich wetten jeweils zu Jahresbeginn, was alles so passieren mag. Und wenn es heißt, Bilanz zu ziehen, dann sind wir gewiss nicht objektiv. Was uns gefreut hat, war das große Bild, das wir gezeichnet hatten. Geld indes hätte man nicht überall drauf setzen sollen, denn beim Verlauf der Euro-Krise ist uns ein hellseherischer Fehler unterlaufen, der die schlimme Krise, die wir prognostiziert hatten, nicht hat eintreten lassen: Wir hatten den ungeordneten Austritts Griechenlands aus dem Euro in den Karten. Aber urteilen Sie selber, wie gut wir waren. Weiter„Selbstgerechte Bilanz unserer Wetten 2012“

 

Lasst sie doch von der Klippe springen!

Das meint jedenfalls Jeffrey Sachs, der Columbia-Professor, in seinem jüngsten Blog bei der Onlinezeitung Huffington Post („Going Over the Cliff is the Only Way to Save the Government„). Ein Budgetkompromiss würde dem Staat keinerlei finanziellen Spielraum mehr lassen. Vielmehr sind Steuererhöhungen dringend erforderlich. Die gäbe es, wenn kein Kompromiss zustande kommt. Weiter„Lasst sie doch von der Klippe springen!“

 

Einstieg in die Bankenunion – und die Fiskalunion

Manchmal beschließen Politiker beinahe nebenher Sachen, über deren umwälzende Effekte sie sich keine Vorstellung machen. Das war so bei der Wiedervereinigung, als die DDR-Führung fast aus Versehen den freien Reiseverkehr gestattete, was dann umgehend zum Fall der Mauer und des europäischen Kommunismus führte, das war so bei der Gründung der Währungsunion, als sich die Politiker Italiens, Spaniens und anderer Schwachwährungsländer nicht darüber im Klaren waren, wie sehr sie ihre Politik in einem System unveränderbarer Wechselkurse würden umkrempeln müssen, und es war am 13. Dezember nicht viel anders, als die Finanzminister der 17 Euroländer der gemeinsamen Bankenaufsicht, dem sogenannten Single Supervisory Mechanism SSM unter der Ägide der EZB, überraschend schnell grünes Licht gaben.
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Weimar, Weidmann und die Angst vor der Inflation

Ich sitze gerade in einem Hotelzimmer in Washington um ein Interview vorzubereiten und an meinem Buch zu arbeiten. Es geht – so viel sei schon verraten  – um die Inflation. Ich beschäftige mich dabei auch mit der Weimarer Republik und es ist erschreckend, wie die Angst vor steigenden Preisen die Politik damals gelähmt hat. Weiter„Weimar, Weidmann und die Angst vor der Inflation“

 

Bisher keine Spekulationsblase am Rentenmarkt

Diese Woche gab es in der FAZ einen Aufsatz von Gerald Braunberger mit der kühnen Überschrift „Niedrigrenditen können eine Spekulationsblase sein – oder auch nicht“. Ich liebe solche Überschriften – einerseits, andererseits, könnte so sein oder auch so, wie in der Schule bei Besinnungsaufsätzen. Für den Anleger, der wissen will, ob er seine Anleihen verkaufen sollte oder nicht, ist damit nicht viel gewonnen.
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Schlechte Nachrichten für Sinnologen

Diese Auseinandersetzung wird Hans-Werner Sinn nicht gewinnen: Bekanntlich streitet er ab, dass die Krisenländer Südeuropas nennenswert an Wettbewerbsfähigkeit zurückgewonnen hätten. Er verweist dabei auf die BIP-Deflatoren, die er als geeignetere Messinstrumente als die Lohnstückkosten hält.

Nun hat sich die Bundesbank in ihrem letzten Monatsbericht ausführlich mit der Frage nach dem passenden Indikator auseinandergesetzt. Ergebnis: Es ist nicht der Deflator (siehe dazu auch die exzellente Analyse von Gerald Braunberger).

Der Hauptgrund ist, dass eine Vielzahl von Anhebungen indirekter Steuern und administrierter  Preise zu Konsolidierungszwecken seit geraumer Zeit die Konsumentenpreise und den Deflator der Inlandsnachfrage nach oben treibt, während die Exportpreise davon kaum berührt werden. Deshalb liegt es derzeit nahe, dem Wettbewerbsindikator  auf Basis der Lohnstückkosten den Vorzug zu geben.

Und eben diese Lohnstückkosten zeigen einen erheblichen  Zuwachs an Wettbewerbsfähigkeit, wie ich hier schon vor vielen Monaten gezeigt habe (und was damals niemand hören wollte).

Hans-Werner Sinn wird das nicht anfechten. Er wird seine Argumentationslinie weiter verteidigen und irgendwann wahrscheinlich sagen, er habe es nie so gemeint. Ich bin aber gespannt, wie sich diejenigen verhalten, die seine Thesen nachplappern ohne selbst nachzudenken.

Denn meistens sind diese Leute auch auf der Seite der Bundesbank, deren Botschaften sie häufig ebenfalls ungeprüft übernehmen. Jetzt müssen sie sich entscheiden – ich glaube die Psychologen sprechen von double bind. Das wird interessant. Vielleicht müssen so machen Kommentatoren also tatsächlich selbst einmal einen Blick in die Daten werfen. Schlimm!

 

Warum wir (immer noch) nicht für Griechenland bezahlen

Wegen eines Buchprojekts derzeit etwas weniger Präsenz hier, aber das Thema Griechenland kann nicht unkommentiert bleiben. Da freuen sich die hiesigen Medien also darüber, dass sie die Regierung der Lüge überführt hätten, weil die doch nun eingeräumt habe, dass uns die Rettung etwas koste.

Das Ifo-Institut ist da natürlich gleich bei der Stelle mit einer reichlich absurden Berechnung eines impliziten Schuldenschnitts und der Schlussfolgerung, dass deutsche Etatdefizit würde eigentlich um 14 Milliarden Euro höher ausfallen, wenn man dieses Defizit „versicherungsmathematisch korrekt berechnen“ würde.

Einmal abgesehen, dass es für die Berechnung des Staatsdefizits nun einmal Regeln gibt, die auch eingehalten werden sollten: So einfach ist die Sache nicht.
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Ohne Exporte läuft nichts

Die neuen detaillierten Zahlen zur volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) des vergangenen Quartals zeigen einmal mehr, wie sehr unser Land vom Außenhandel abhängt. Obwohl die inländische Nachfrage um 0,8 Prozent niedriger als im dritten Quartal 2011 war, gab es im gleichen Zeitraum dennoch einen Anstieg des realen BIP um 0,9 Prozent. Der Grund ist die immer noch sehr robuste Auslandsnachfrage: Die Exporte von Waren und Dienstleistungen übertrafen ihren Vorjahreswert um 5,0 Prozent! Woran genau das liegt, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Der relativ schwache Euro, die beträchtliche Unterauslastung der Kapazitäten, das vergleichsweise rasche Wachstum der Weltwirtschaft, vor allem der Schwellenländer, spielen ebenso eine Rolle wie der offenbar konjunkturresistente Produktmix der deutschen Unternehmen.

Grafik: Anteil des Außensektors am BIP 1991-2012
Entwicklung des Anteils des Außensektors am BIP seit 1991 (in Prozent)

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Wann kommt der Schuldenschnitt in Griechenland?

Der Streit um eine Lösung der Griechenlandfrage hält an, am Dienstag dieser Woche konnte sich die Euro-Gruppe nicht auf ein Maßnahmenpaket einigen, um die Schulden des Landes zu drücken – vor allem weil Deutschland radikale Maßnahmen wie einen Schuldenschnitt zum jetzigen Zeitpunkt scheut.

Argumentierte die Bundesregierung bisher eher formaljuristisch – ein Schuldenschnitt macht aus einem Kredit einen Transfer und das ist haushaltsrechtlich und europarechtlich problematisch – so ist neuerdings auch ein ökonomisches Argument aus Berlin zu hören.
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Wie die 5 Weisen den Euro retten wollen

Der Euro ist das zentrale Thema im neuen Jahresgutachten des Sachverständigenrats. Angesichts der enormen wirtschaftlichen und politischen Risiken, die mit seinem Scheitern verbunden wären, war das auch nicht anders zu erwarten. Da die Währungsunion nun einmal existiert, viele Vorentscheidungen schon getroffen sind, ernste Mängel jedoch ihr Überleben gefährden, macht der Rat Vorschläge für einen belastbaren und ökonomisch rationalen institutionellen Rahmen. Zurzeit werden die Weichen gestellt und es ist daher wichtig und dringend, dass Fehler vermieden werden. Der Rat befürchtet, dass aus Provisorien, wie sie vor allem die EZB unter dem Zwang der Umstände geschaffen hat, leicht dauerhafte Einrichtungen werden, die verhindern, dass die Banken und die Finanzpolitik der Mitgliedsländer ihre strukturellen Defizite beheben. Die Gefahr bestehe, dass man sich um die notwendigen Reformen drückt. Japans Umgang mit seiner Banken- und Staatsschuldenkrise wird als abschreckendes Beispiel genannt.
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