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Danke, Financial Times Deutschland!

Liebe FTD,

zu Deinem zehnten Geburtstag einen dreifachen Dank:
Danke für zehn Jahre anregende Zeitungslektüre. Danke für den Wirbel, den Du vor zehn, elf Jahren im deutschen Wirtschaftsjournalismus verursacht hast. Danke aber vor allem, für Thomas Fricke und sein Team, sowie für die Kolumne, Das KAPITAL. Ohne ihre Beharrlichkeit stünde die deutsche volkswirtschaftliche Debatte heute noch weiter im Abseits als sie es ohnehin schon tut. Dein tollster Scoop war die Entzauberung von Hans-Werner Sinn. Aber der Reihe nach. Weiter„Danke, Financial Times Deutschland!“

 

Hausse der Rohstoffpreise – aber keine Inflationsrisiken

Die Weltwirtschaft expandiert zur Zeit mit einer Rate von real 3 1/2 Prozent. Das ist kräftig, reicht aber nicht, um die Outputlücke zu schließen und die Arbeitslosigkeit bleibt daher hoch. Wachstumstreiber sind die Emerging Markets: weil bei ihnen die Produktion von Gütern – statt von Dienstleistungen – noch die dominierende Rolle spielt, sind sie auch hauptverantwortlich für die neue Hausse der Rohstoffpreise. Die wird aber nur vorübergehend auf die Verbraucherpreise durchschlagen. Nicht zuletzt wegen des weltweit sehr moderaten Lohndrucks entwickelt sich keine neue Inflationsmentalität.

Die Notenbanken haben insgesamt kaum Spielraum für höhere Zinsen: die Fed wegen des drohenden Kollaps des Marktes für gewerbliche Immobilien, die EZB wegen der drohenden Insolvenz Griechenlands und der Ansteckungsgefahr für einige andere Länder der Währungsunion. Der Euro wird überleben und Griechenland wird gerettet werden, muss aber, wie die anderen Mitgliedsländer, der EU-Kommission ein stärkeres Mitspracherecht in der Haushaltspolitik einräumen. Ich halte das für eine positive Entwicklung. Ich rate immer noch dazu, Gold zu verkaufen und schlage vor, sich einmal inflationsindizierte Anleihen anzusehen. Die Euroschwäche kann anhalten, wird aber über kurz oder lang vorüber sein.

Ausführliches zu den Aussichten für Aktien, Bonds, Rohstoffe und Währungen in meinem neusten Investment Outlook (diesmal mit einem längeren Anhang über die wirtschaftliche Situation und die Aussichten in Russland):

Wermuth’s Investment Outlook – February 2010*) (pdf, 235 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)

 

Gunnar Heinsohn will sparen

Gunnar Heinsohn heute in der FTD:

„Also bieten überschuldete Regierungen noch mehr Staatsschuldscheine an, die Geschäftsbanken nur so lange profitabel kaufen können, wie ihnen die Zentralbanken das Geld zinsfrei herausreichen. Das Publikum steht vor einer wundersamen Geldvermehrung, ohne dass es den Leistungssektor aus Unternehmen und Arbeitern berührt.“

Aha. Ich dachte eigentlich, dass die Staaten das Geld ausgeben, das sie sich über Staatsanleihen besorgen und damit zum Beispiel Straßen bauen und Bahnstrecken sanieren. Oder es als Transferleistung ausschütten, sodass die Bürger (hoffentlich) ihre Kinder auf eine vernünftige Schule schicken, was das Produktionspotenzial erhöht. Und selbst wenn sie davon Schnaps und Zigaretten kaufen wird mehr Schnaps, werden mehr Zigaretten produziert.

Aber vielleicht habe ich auch etwas falsch verstanden. Irgendwann einmal ist eine ausführlichere Beschäftigung mit Heinsohn nötig – da läuft so einiges schief. Aber nicht heute Abend.

 

Mark Schieritz hütet mit uns die Herde

HERDENTRIEB hat mal wieder eine gute Nachricht in eigener Sache: Mark Schieritz wird Hirte! Ab sofort hütet er mit Dieter, Lucas, Fabian, Uwe und mir die Herde, die ja immer wilder wird.

Mark Schieritz in einem ZEIT-Blog vorzustellen, ist fast wie Eulen nach Athen tragen. Aber da es ja zwischen Online- und Printlesern keinerlei Überschneidungen geben soll, wie uns Medienexperten nicht müde werden klar zu machen, hier die Vorstellung für die Online-Gemeinde: Mark macht als Banken- und Finanzmarktkorrespondent der ZEIT einen großartigen Job. Er kam zur ZEIT, als die Krise gerade losbrach und die ersten Banken wie ’ne IKB oder eine Northern Rock schon dahin gerafft hatte. Seither ist er für einen ZEIT-Korrespondenten im echten Dauereinsatz.

Persönlich habe ich Mark 2004 in Washington bei einer IWF-Tagung kennen und schätzen gelernt. Sein Name war mir als Leser der ersten Stunde von der Financial Times Deutschland schon lange ein Begriff. Dort lernte Mark gleichzeitig mit der Zeitung das Laufen und machte dann dort rasch Karriere.

Was ich an Mark schätze und warum er sehr gut in die Riege der Hirten passt: Mark ist ein Suchender, der keiner Ideologie vertraut, sehr wohl aber dem Mainstream misstraut. Er denkt von den Kapitalmärkten her und hat die Tauschwirtschaft mit ihrer sonderbaren Allokation und ihren hypothetischen Gleichgewichten auch nie mit dem realexistierenden kapitalistischen System in Übereinklang bringen können.

Freuen Sie sich mit uns Hirten auf Mark, der sich von nun an auch hier austoben wird!

herzlich
Ihr Robert Heusinger

 

Griechenlands Krise ist gut für den Euro

Manchmal gibt es nichts Besseres als eine richtige Krise. Sie legt offen, an was man alles nicht gedacht hatte, als man sich einst voller Gottvertrauen und mit den besten Absichten auf ein langfristiges Projekt einließ, ob auf Ehe, Beruf oder eben Währungsunion, und dass es mit einem „weiter so!“ nicht getan ist. Neue Sicherungen müssen her, oder das Projekt muss aufgegeben werden. Weiter„Griechenlands Krise ist gut für den Euro“

 

Hartz-IV-Sätze senken?

Arbeit lohnt sich nicht in diesem Land. Das ist die neue, alte Melodie, die die konservativen Zeitungen schon wieder ertönen lassen. Nein, es geht derzeit nicht um Schützenhilfe für die FDP und ihre Steuersenkungsfantasien. Wir befinden uns am ganz anderen Ende der Lohnskala, dort, wo es hartzt. Dort, wo der Staat das Existenzminimum zahlt.

Seit Wochen wird etwa die FAZ nicht müde auf das Lohnabstandsgebot hinzuweisen. Hilfe, so auch der Artikel „Der schmale Grat zwischen Arbeit und Hartz IV“ in ihrer Samstagsausgabe, viele Geringverdiener haben weniger in der Tasche, als ihnen durch Sozialhilfe zusteht. Was also tun?
Weiter„Hartz-IV-Sätze senken?“

 

Spinnen die Griechen?

Die griechische Regierung lässt über Goldman Sachs prüfen, ob nicht China mit seinen Billionen Dollar Reserven dem Land aus der Patsche helfen kann. Es soll um einen Kredit von bis zu 25 Milliarden Euro gehen, schrieben am Mittwoch die Blätter der Hochfinanz, die Financial Times und das Wall Street Journal. Die griechische Regierung dementierte am Mittag. Soweit die Nachricht.

Das ist natürlich eine Hammer-Meldung. Die EU und Euroland, zu dessen Mitgliedern die „Wiege der Demokratie“ gehört, lassen Athen am ausgestreckten Arm verhungern. Wollen endlich mal ein Exempel mit ihrer Non-Bailout-Klausel statuieren. Und drängen die tricksenden und täuschenden Griechen, sich in ihrer größten Haushaltsnot an den IWF zu wenden. Kann das im Sinne der Europäischen Union sein? Doch was machen die Griechen, bevor sie sich von den USA und ihrem IWF neoliberale Sparprogramme verordnen lassen? Sie machen es wie fast alle Emerging Economies: Sie fragen China, die Alternative zum IWF. Weiter„Spinnen die Griechen?“

 

Warum plötzlich ein Hauch von Vernunft weht

Warum bequemt sich Barack Obama ein Jahr nach seinem Amtsantritt, die Macht der Großbanken zu beschneiden? Robert Reich beantwortet die Frage damit, dass Obamas Demokratische Partei Angst vor weiteren Niederlagen hat. Dass im „liberalen“ Massachusetts ein an Schlichtheit nicht zu überbietender Republikaner die Senatsnachwahl gewonnen hat, macht diese Angst erklärlich. Im November sind allgemeine Parlamentswahlen fällig. In Obamas Kalkül, so meint Reich, der unter William Clinton Arbeitsminister war, sei gegen die Wall Street gerichtete Rhetorik die einzige Möglichkeit, um beim Wähler zu punkten. Weiter„Warum plötzlich ein Hauch von Vernunft weht“

 

Die ultimative Dax-Wette zum Achten

Treue HERDENTRIEB-Leser kennen sie schon: die ultimative Dax-Wette. Anfang des Jahres wetten Marcus Rohwetter und ich, wo der Dax am Jahresende steht. Das tun wir nun schon zum achten Mal, wenngleich erst zum fünften Mal im Blog (2006, 2007, 2008 und 2009).

Als Marcus und ich uns am Freitag in Hamburg nach langer Zeit mal wieder gesehen haben, beschlossen wir, nach dem Ergebnis der zehnten Wette mit Statistiken anzufangen. Dann schauen wir mal, ob man auf unsere Wette zocken kann. Genau, Sie haben richtig gelesen! Wir machen es dann wie die Investmentbanker und geben irgendwann Zertifikate raus…

In 30 Jahren wird sich ein Muster herausbilden, das mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent Marcus Recht behält, oder so ähnlich. Auf jeden Fall ist mein Anflug von Optimismus, den ich hier vor einem Jahr verbreitete, geschwunden. Marcus hat die Wette für 2009 klar gewonnen. Nun steht es schon fünf zu zwei gegen den einstigen Finanzredakteur. Das Fläschchen Champagner wird in Hamburg, nicht in Frankfurt geleert!

Hier also unsere Wette für 2010: Marcus tippt auf den Jahresendstand von 6873 Punkten beim Dax, ich halte mit 4500 dagegen.
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