Lesezeichen
 

Die Bankenkrise ist noch längst nicht vorbei

HRE, IKB, die Commerzbank und diverse Landesbanken haben durch spektakuläre Verluste und noch spektakulärere Rettungsaktionen von sich reden gemacht. Die strauchelnden Konzerne der sogenannten Realwirtschaft wie Opel, Porsche und Arcandor haben die mediale Aufmerksamkeit in letzter Zeit allerdings noch mehr gebunden. Doch die Schwierigkeiten der Banken sind noch längst nicht vorbei. Und die Politik wird wieder arg gefordert sein. Weiter„Die Bankenkrise ist noch längst nicht vorbei“

 

Sinn bleibt dabei – Das Problem seien die Löhne

Ich finde es ziemlich ärgerlich, wie Hans-Werner Sinn am Ende einer krausen Analyse, gespickt mit falschen Zahlen und Behauptungen, in einem Beitrag für die Wirtschaftswoche zu dem Schluss kommt, dass wir zwar eine falsche Wirtschaftsstruktur haben, dass die aber auf dem Wege der Besserung sei, vorausgesetzt die Agenda 2010 wird nicht ausgehöhlt, zum Beispiel durch die Einführung von Mindestlöhnen. Deutschland leidet strukturell an einer zu schwachen Inlandsnachfrage: Das kann man so sehen. Daraus ergibt sich aber nicht zwangsläufig Sinns Schlussfolgerung: „Die Agenda wird helfen, den Binnensektor weiter zu entwickeln und die verzerrten Wirtschaftsstrukturen … allmählich wieder ins Lot zu bringen.“ Das Grundübel sei die nivellierende Lohnpolitik der Vergangenheit, durch die die „arbeitsintensiven Binnensektoren vernichtet“ worden seien. Weiter„Sinn bleibt dabei – Das Problem seien die Löhne“

 

Quantitative Easing erweist sich als Selbsttor

Wenn es das Ziel der Federal Reserve ist, durch den Ankauf von längerlaufenden Anleihen aller Art die gesamte Zinsstrukturkurve abzusenken und so die Bereitschaft, sich zu verschulden und Geld auszugeben zu stimulieren, muss man leider feststellen, dass das ein Flop war. Die Märkte machen nicht mit. Das kann nicht zuletzt daher kommen, dass sie verwirrt sind, dass ihnen nicht klar ist, wohin die Reise letztlich gehen soll. Weiter„Quantitative Easing erweist sich als Selbsttor“

 

Alle sparen – wie kann der Exportweltmeister reagieren?

Wenn ich mir von der Bank 10.000 Euro leihen möchte, bestimmt die Bank die Konditionen, wenn die Bank mir aber bereits 100 Millionen Euro geliehen hat und ich habe Probleme mit der Rückzahlung, kann ich der Bank die Konditionen diktieren. So ist das heute mit Deutschland: als zweitgrößter Kreditgeber der Welt sind wir in der Hand der Schuldner, der Amerikaner, Briten, Spanier, Balten und Iren. Sie versuchen, ob bewusst oder nicht, die reale Schuldenlast durch Konkurse und dergleichen loszuwerden oder durch forciertes Sparen zu vermindern. Weiter„Alle sparen – wie kann der Exportweltmeister reagieren?“

 

Aktienmärkten fehlt fundamentale Unterstützung

Seit Anfang März haben die Aktienindices der USA, Japans und Deutschlands um rund 37% zugelegt, in den BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China waren es seit dem Tiefpunkt sogar zwischen 52% und 123%. Selten hat es eine solche Rallye innerhalb eines so kurzen Zeitraums gegeben. Die Marktteilnehmer wetten darauf, dass die global extrem expansive Geld- und Finanzpolitik demnächst greifen wird, dass jede Rezession einmal endet, und dass die diversen „green shoots“ zusammengenommen bereits zeigen, dass der konjunkturelle Aufschwung kurz bevorsteht. Die Anleger sind daher bereit, riskantere Sachen zu kaufen – das hilft den Aktien, den Rohstoffen und dem Euro (!) und erklärt warum die Rentenmärkte so schwach sind.

Die harten Daten lassen eine solche Interpretation nicht zu. Es fehlt an Anzeichen, dass die Verbraucher wieder mehr Geld ausgeben werden – vor allem die Arbeitsmärkte sind weit von einer Wende zum Positiven entfernt. Die Unternehmen werden trotz niedriger Notenbankzinsen nicht investieren, solange die Kapazitätsauslastung und ihre Gewinne so niedrig sind. Zudem steigen die langfristigen Zinsen recht kräftig, was ebenfalls nicht gerade zur Neuverschuldung animiert. Nur der Staat kann die Outputlücke füllen, und er tut es auch. Wie das Beispiel Japan zeigt, führen auch gigantische Staatsdefizite nicht unbedingt zu steigender Inflation solange die Nachfrage des privaten Sektors nicht anzieht. Die Inflationsfurcht ist daher übertrieben. Eine Flucht in die Sachwerte, also Aktien und Rohstoffe, ist sehr verfrüht. Es wird zu Korrekturen kommen müssen.

Die Stärke des Euro hat weniger mit zunehmender Risikofreude zu tun als vielmehr mit fundamentalen Faktoren wie dem im Vergleich zu Euroland immer noch sehr hohen Handelsbilanzdefizit der USA.

Ausführliches zu den Inflationsrisken, der Weltkonjunktur und den Aussichten für Aktien, Bonds und Rohstoffe in meinem neusten Investment Outlook:

Wermuth’s Investment Outlook – June 2009*) (pdf, 214 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)

 

Gespielte Inkompetenz

Michael Hüther hat mich erleuchtet. Er hat mir den entscheidenden Hinweis gegeben. Endlich verstehe ich das drollige Verhalten der Bundesregierung. Hüther, im Hauptberuf Leiter des arbeitgebereigenen Instituts der Deutschen Wirtschaft, hat am Freitag im Handelsblatt die einfache und nahe liegende Ansicht ausgesprochen, dass diese Bundesregierung mit der Opel-Rettung überfordert sei. Weiter„Gespielte Inkompetenz“

 

Einbruch der Gewinne, Konsum hält sich noch

Heute morgen gab es die detaillierten saisonbereinigten Zahlen zum deutschen Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal. An der ursprünglich veröffentlichten Gesamtzahl hat sich nichts geändert: Gegenüber Q4 ist das reale BIP um 3,8% gesunken, also auf ein Jahr hochgerechnet mit einer Rate von 14,4%, und lag damit um 6,9% unter dem Vorjahreswert. Spannender, weil neu, ist der Blick auf die Komponenten. Vor allem der Einbruch der Gewinne und der gewaltige Anstieg der Lohnstückkosten lassen befürchten, dass die Probleme am deutschen Arbeitsmarkt gerade erst begonnen haben. Ein Glück, dass dieses Jahr gewählt wird und die Politiker alles tun werden, damit es hier zu keiner Katastrophe kommt. Auch wenn manche der Maßnahmen nicht sinnvoll sind, oder sogar kontraproduktiv, ist die pragmatische anti-zyklische Politik trotzdem das Gebot der Stunde. Weiter„Einbruch der Gewinne, Konsum hält sich noch“

 

Deflation – langsam wird es ernst

Im Economist gibt es hinten immer zwei Seiten mit volkswirtschaftlich relevanten Statistiken und Prognosen. Wenn ich mir die Vorhersagen für die Verbraucherpreise im Jahr 2009 für die 42 Länder plus Euroland ansehe, hat die Deflation in den reicheren Ländern bereits begonnen: In neun von 42 Fällen steht ein Minuszeichen vor der Inflationsrate. Dazu zählen die USA, Japan, Spanien, die Schweiz, Schweden, aber auch die ärmeren Länder China, Malaysia, Thailand und Taiwan. In weiteren 12 Ländern wird eine Inflationsrate von 0% bis 1% erwartet. Im World Economic Outlook vom April sagt der Internationale Währungsfonds für die „advanced economies“ in diesem Jahr einen Rückgang der Verbraucherpreise um 0,2% voraus. Für die Schwellenländer und Entwicklungsländer steigen die Preise im (Kaufkraft-)gewogenen Mittel noch um 5,7%, nach 9,3% im Vorjahr (Kap. 1, S. 10). Die Preise für international gehandelte Güter sinken laut IWF auf breiter Front (Anhang A, S. 204). Weiter„Deflation – langsam wird es ernst“

 

Wer schrumpft, das ist die Frage

Dass der Finanzsektor schrumpfen muss, dürfte wohl unbestritten sein. Die Frage ist nur wie und, vor allem, wer. Welche Bank darf überleben, welche wird abgewickelt? Welche darf wachsen und welche wird halbiert?

Dass die klassische Antwort: „der Markt wird’s schon richten. Da überleben die Starken und das ist für alle von Vorteil“, zur Zeit nicht funktioniert, bedarf wohl keiner weiteren Begründung. In Nichtkrisenzeiten mag man über die Richtigkeit dieser Antwort trefflich streiten, in diesen Krisenzeiten aber ist offensichtlich, dass über das Schicksal der Einzelbank nicht der Markt sondern die Politik entscheidet. Weiter„Wer schrumpft, das ist die Frage“

 

Der Markt, der will nicht so wie ich es will

In diesen Tagen sehe ich ziemlich dumm aus – andauernd rede ich von tiefer Rezession und nahender Deflation, und dass die Sache noch lange nicht ausgestanden ist, derweil an den Märkten schwungvoll ein ganz anderes Spiel abläuft. Dort wird gewettet, dass aufgrund der massiven wirtschaftspolitischen Stimuli und angesichts ausgebombter Aktienkurse, Rohstoffpreise und Immobilienpreise der Zeitpunkt für einen Einstieg da ist, genauer: sogar bereits hinter uns liegt. Rollt der Zug also schon und ist es höchste Zeit aufzuspringen? Weiter„Der Markt, der will nicht so wie ich es will“