Lesezeichen
 

228. Prozesstag – Zwei frühere Gefährten als Zeugen

Er ist bereits zum fünften Mal geladen, nachdem vorige Vernehmungen aus unterschiedlichen Gründen geplatzt waren: Am Mittwoch sagt der Zeuge Tom T. aus dem thüringischen Stadtroda aus. Er ist einer der frühen Wegbegleiter des NSU-Trios und war dabei, als sich Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt während der neunziger Jahre in der rechtsextremen Kameradschaft Jena radikalisierten. Dabei schloss er auch Bekanntschaft mit den Mitangeklagten Holger G. und Ralf Wohlleben. Seine Erinnerungen an die gemeinsame Zeit dürften Rückschlüsse auf die Gedankenwelt von Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt zulassen, die 1998 Jena verließen und im Untergrund ihre Mordserie begonnen haben sollen.

Außerdem sagt die Zeugin Yvonne D. aus, die früh in Kontakt mit dem NSU-Trio gekommen war. Kennengelernt hatte sie zumindest Beate Zschäpe im Jena der neunziger Jahre. Sie soll Angaben zur Kameradschaft Jena machen, in der sich Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt in ihrer Jugenszeit trafen und radikalisierten. Auch Wohlleben und Holger G. lernte sie kennen.

ZEIT ONLINE berichtet aus München und fasst den Prozesstag am Abend auf diesem Blog zusammen. Informationen aus der Verhandlung gibt es via Twitter hier. Weitere Berichte stellen wir morgen im NSU-Medienlog zusammen.

 

Verfassungsschutz hielt NSU für harmlos

Viel Geld zahlte der Verfassungsschutz einem V-Mann, der heimlich den NSU unterstützte. Im Münchner Prozess kommt heraus: Die Behörde hat die Gefahr der rechten Terrorgruppe grob unterschätzt.

Marcel D. war im Nebenjob Neonazi mit besonderen Verbindungen. Zumindest verdiente er dank seiner rechtsextremen Aktivitäten ein Gehalt, das von seinen Einkünften als Elektriker nicht allzu weit entfernt war. Seine Tätowierungen verbarg er unter der Arbeitskleidung, wenn er unter der Woche auf Montage fuhr. Zurück in seiner Heimat Gera gab es Treffen mit den Mitarbeitern des Thüringer Verfassungsschutzes, für die er als V-Mann aus der rechten Szene berichtete. Nach den Plauderstündchen gab es Bargeld: 400 bis 500 Mark jede Woche, vier Jahre lang von 1997 bis 2000.
Weiter„Verfassungsschutz hielt NSU für harmlos“

 

Keine Berichte zum NSU-Prozess

Auch am Dienstag, 15. September, gibt es keine Berichte in den deutschen oder englischsprachigen Onlinemedien.

An jedem Werktag sichten wir für das NSU-Prozess-Blog die Medien und stellen wichtige Berichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.

Das nächste Medienlog erscheint am Mittwoch, 16. September 2015.

 

227. Prozesstag – Einer Lüge auf der Spur

Es ist der Versuch, einen der wohl hartnäckigsten Zeugen im NSU-Prozess doch noch zu knacken: Am Dienstag sagt Jürgen Z. aus, V-Mann-Führer des thüringischen Informanten Marcel D. Der Neonazi hatte in zwei Vernehmungen stets bestritten, als Spitzel für den Verfassungsschutz in Thüringen gearbeitet zu haben – obwohl Belege dafür gibt, dass er unter dem Decknamen Hagel für die Behörde tätig war.

D. ist eine interessante Figur für das Verfahren: Er soll zweimal Spenden aus Konzerten des rechtsextremen Netzwerks Blood & Honour an das NSU-Trio weitergeleitet haben. Der V-Mann-Führer, der D. in seiner Spitzelzeit von 1997 bis 2000 betreute, soll nun den endgültigen Beweis erbringen, dass der Neonazi spionierte. Dann droht ihm möglicherweise ein Prozess wegen Falschaussage.

ZEIT ONLINE berichtet aus München und fasst den Prozesstag am Abend auf diesem Blog zusammen. Informationen aus der Verhandlung gibt es via Twitter hier. Weitere Berichte stellen wir morgen im NSU-Medienlog zusammen.

 

Freibrief zum Lügen? – Das Medienlog vom Donnerstag, 3. September 2015

Die Sommerpause im NSU-Prozess ist zu Ende. Am Mittwoch sagten zwei Zeugen aus, darunter erneut der Neonazi-Aussteiger Kay S., der Beate Zschäpe und den Mitangeklagten Ralf Wohlleben zuvor belastet hatte. Wohllebens Anwalt Olaf Klemke wollte den Zeugen vereidigen lassen – weil er S. als Lügner verdächtigt. Das lehnte das Gericht jedoch ab. Offensichtlich sei, dass sich die Verteidiger des Angeklagten „bissig, wenn nicht rabiat gegen dessen unvermeidlich erscheinende Verurteilung wehren“, schreibt Frank Jansen vom Tagesspiegel. Dies werde jedoch wenig nützen.

Weiter„Freibrief zum Lügen? – Das Medienlog vom Donnerstag, 3. September 2015“

 

226. Prozesstag – Szenemitglied Mario B.

Update: Der Zeuge ist erkrankt und wird zu einem späteren Termin erneut geladen.

Wo in der rechten Szene Thüringens etwas passierte, da war Mario B. meist nicht weit entfernt. Er baute in den neunziger Jahren enge Verbindungen zu den späteren NSU-Mitgliedern Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt auf. Nun sagt er zum dritten Mal aus, nachdem er sich vor Gericht zuvor heftige Wortgefechte mit Richter Manfred Götzl geliefert hatte. Dabei stellte er die drei NSU-Mitglieder als auffallend positiv und freundlich dar.

Der Rudolstädter engagierte sich im Thüringer Heimatschutz, der rechtsextremen Organisation des V-Manns Tino Brandt. 1998, nach dem Untertauchen des Trios, übernahm er eine wichtige Aufgabe: Gemeinsam mit dem Neonazi André K. flog er nach Südafrika, um die Lage zu sondieren. Denn dorthin sollten die drei Flüchtigen zum Schutz vor deutschen Fahndern gebracht werden. Dazu kam es jedoch nicht.

Informationen aus der Verhandlung gibt es via Twitter hier. Die Berichte darüber fassen wir morgen im NSU-Medienlog zusammen.

 

Zschäpes Maske sitzt noch

Mit Machtspielen gegen ihre eigenen Anwälte hat sich Beate Zschäpe selbst geschadet – hieß es bislang. Doch tatsächlich spielt das Recht der Angeklagten in die Hände.

Nach einem Monat Sommerpause geht es an diesem Mittwoch beim NSU-Prozess in München weiter. Nach zweieinhalb Jahren und 224 Verhandlungstagen könnte es die letzte planmäßige Unterbrechung vor dem Urteil gewesen sein. Opferangehörige und Verletzte von zehn Morden, zwei Bombenanschlägen und weiteren Taten werden dann erfahren, ob die Hauptangeklagte Beate Zschäpe in den Augen des Gerichts als Mittäterin an diesen Akten rechtsextremer Gewalt gilt – und dafür ins Gefängnis muss.

Dass es dazu kommt, das scheint seit diesem Sommer wahrscheinlicher als je zuvor. Denn Zschäpe schweigt zwar im Gerichtssaal, hatte durch Angriffe gegen ihre angestammten drei Verteidiger aber einiges von ihrer Persönlichkeit enthüllt.

Weiter„Zschäpes Maske sitzt noch“

 

Die eine Chance für Anwalt Grasel – Das Medienlog vom Mittwoch, 2. September 2015

Was kann Zschäpes neuer Verteidiger Mathias Grasel noch ausrichten nach fast zweieinhalb Jahren NSU-Prozess ohne ihn? Das wird sich ab heute, mit dem Ende der Sommerpause zeigen. „Falsch gemacht hat der junge Anwalt bisher nichts, außer dass er (…) die Dimension dieses Verfahrens wohl nicht erkannt hat. Man kann seinen Entschluss mutig nennen oder vermessen“, schreibt Gisela Friedrichsen auf Spiegel Online dazu. Er könne „das Steuer nicht mehr herumreißen“, doch er habe eine Chance: Er könne dem Gericht und den Angehörigen so etwas wie eine menschliche Seite der Hauptangeklagten schildern – damit „sie vielleicht etwas weniger kaltblütig und vom Leid der Opfer ungerührt erscheint“.

An jedem Werktag sichten wir für das NSU-Prozess-Blog die Medien und stellen wichtige Berichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.

Das nächste Medienlog erscheint am Donnerstag, 3. September 2015.

 

225. Prozesstag – Zschäpes Taxifahrer sagt aus

Am Mittwoch, den 2. September, kehrt der NSU-Prozess aus der einmonatigen Sommerpause zurück. Die Prozesswoche beginnt mit zwei Zeugen. Der erste ist ein Taxifahrer, der Beate Zschäpe Mitte Juni 2011 chauffiert hatte. Bei der Polizei hatte er ausgesagt, sie vom Versteck des Trios in der Zwickauer Frühlingsstraße zum Bahnhof gefahren zu haben. An einem anderen Tag sei Uwe Böhnhardt sein Fahrgast gewesen. Danach tritt der Neonazi-Aussteiger Kay S. in den Zeugenstand. Es ist sein dritter Termin in München. Bei den vorigen Vernehmungen hatte er Zschäpe und den Mitangeklagten Ralf Wohlleben belastet.

Das Augenmerk vieler Beobachter wird sich indes erneut auf die Anklagebank richten – und auf Zschäpes neuen Verteidiger Mathias Grasel. Fraglich ist dabei, ob er sich in der Sommerpause so weit in den Prozess einarbeiten konnte, dass er auch Zeugen befragen kann. Bisher hatte er ausschließlich namens seiner Mandantin Anträge gegen die bisherigen drei Anwälte gestellt.

Informationen aus der Verhandlung gibt es via Twitter hier. Die Berichte darüber fassen wir morgen im NSU-Medienlog zusammen.

 

Keine Berichte zum NSU-Prozess

Am Dienstag, 1. September, gibt es keine Berichte in den deutschen oder englischsprachigen Onlinemedien.

An jedem Werktag sichten wir für das NSU-Prozess-Blog die Medien und stellen wichtige Berichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.

Das nächste Medienlog erscheint am Mittwoch, 2. September 2015.