Am Mittwoch, 28. Mai, gibt es keine Berichte in den deutschen oder englischsprachigen Onlinemedien.
An jedem Werktag sichten wir für das NSU-Prozess-Blog die Medien und stellen wichtige Berichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.
Das nächste Medienlog erscheint am Donnerstag, 29. Mai 2014.
Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Gefangener aus einer Haftanstalt behauptet, etwas über etwaige NSU-Unterstützer zu wissen – obwohl dem nicht so ist. Der Grund ist meist simpel: die Hoffnung auf einen Vorteil. Am Montag war das Gericht möglicherweise mit einem solchen Fall konfrontiert.
Seit mehr als einem Jahr wird nun schon gegen Beate Zschäpe und vier weitere Angeklagte verhandelt – doch mit jedem weiteren Zeugen erhellt der Prozess die Neonazi-Szene stärker. Auch Chaos, Fehlverhalten und mutmaßliche Vertuschung durch Sicherheitsbehörden treten immer stärker zutage – und mehren die Rufe nach einer detaillierten Auseinandersetzung. Und ein bislang kaum bekannter V-Mann wirft Fragen auf.
Nachdem Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos 1998 abgetaucht waren, finanzierte sich das Trio sein Leben im Untergrund anfangs noch über Spenden aus der rechtsextremen Szene. Der Verkauf des menschenverachtenden Spiels Pogromly sollte zusätzliche Einnahmen bringen. Doch die vor Fremdenhass strotzende Nachbildung des Klassikers Monopoly verkaufte sich zu schlecht. Also begannen Böhnhardt und Mundlos, mit Raubüberfällen Geld zu beschaffen – 15-mal bis zu ihrem Tod in Eisenach 2011.
Beate Zschäpe verzog keine Miene, als am Mittwoch im NSU-Prozess der 4. November 2011 rekonstruiert wurde – der Tag, an dem Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt eine Bank in Eisenach überfallen hatten. Was danach folgte, ist bis heute von Mythen umrankt. Fakt ist: Die beiden flüchteten sich in einen Wohnwagen. Vermutet, aber von Skeptikern immer wieder angezweifelt wird: Als Beamte den Wagen entdeckten, habe Mundlos Böhnhardt erschossen, Feuer gelegt und sich selbst gerichtet.
Brutal und rücksichtslos – so beschrieben die am Dienstag geladenen Zeugen des Banküberfalls in Eisenach Böhnhardt und Mundlos und schaffen durch ihre Erinnerungen ein detailliertes Bild der beiden Terroristen. Die Männer raubten am 4. November 2011 eine Sparkasse aus und flohen anschließend auf ihren Fahrrädern. Wenig später waren sie tot. „Ihnen wurde der 15. Raubüberfall zum Verhängnis“, schreibt Per Hinrichs in der Welt.
Wortkargheit und Erinnerungslücken des Zeugen verlangen dem Gericht in der Vernehmung viel ab – diese Erfahrung hat Manfred Götzl, der Vorsitzende Richter des NSU-Prozesses, in den mehr als 100 Prozesstagen oft genug gemacht. Am Montag war er mit einem besonders renitenten Zeugen aus der Neonazi-Szene konfrontiert: Jürgen H., nach eigenem Bekunden ein ehemals guter Freund des wegen Beihilfe Angeklagten Ralf Wohlleben, schilderte seine Botengänge für die Untergetauchten des NSU. Götzl sei wieder einmal nicht zu beneiden, schreibt Karin Truscheit in der FAZ. „Denn der Zeuge, der als Beruf ‚Spedition‘ und auf Nachfragen ‚fahre‘ angegeben habe, ist das Paradebeispiel an Intransigenz dem Gericht gegenüber.“
Mehrere Tage musste der Prozess wegen einer Erkrankung der Hauptangeklagten Beate Zschäpe pausieren. Nun wird er mit der Vernehmung von Jürgen H. wieder aufgenommen, der nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes als Kurier für den NSU tätig war. Doch während sich das Gericht mit der Frage befasst, wie das 1998 untergetauchte NSU-Trio seine Kontakte zur Außenwelt organisierte, wachsen die Zweifel daran, ob der NSU tatsächlich nur aus drei Mitgliedern bestand.
Auch heute gibt es keine Berichte in den deutschen oder englischsprachigen Onlinemedien, wie schon am Mittwoch, 14. Mai und am Donnerstag, 15. Mai. In dieser Woche ist Prozesspause.
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Das nächste Medienlog erscheint am Montag, 19. Mai 2014.
Geladene Zeugen, wartende Juristen, Straßensperrungen und ein voller Verhandlungssaal 101 im Oberlandesgericht München. Alles war angerichtet in der vergangenen Woche für die Fortsetzung des NSU-Prozesses gegen Beate Zschäpe. Doch der Angeklagten ging es nicht gut – und so fielen drei angesetzte Verhandlungstage einfach aus. Allein dafür würden sich die Kosten auf rund 450.000 Euro belaufen. Bezahlt vom Staat – umsonst. „Das ist der Preis“, rechnet die Thüringer Allgemeine vor.