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Extra-Anwalt für Zschäpe: zu wenig Erfahrung? – Das Medienlog vom Dienstag, 30. Juni 2015

Die Hinweise auf einen Zuwachs in Beate Zschäpes Verteidigerteam verdichten sich: Der Vorsitzende Richter im NSU-Prozess, Manfred Götzl, teilte den Prozessbeteiligten mit, der Münchner Anwalt Mathias Grasel könnte als vierter Rechtsbeistand hinzustoßen. Grasel unterscheidet sich in einigen Punkten vom derzeitigen Anwaltstrio aus Anja Sturm, Wolfgang Heer und Wolfgang Stahl – dabei geht es auch um seine Vita: „Man tritt Grasel mit der Vermutung sicher nicht zu nahe, seine Erfahrung als Strafverteidiger eher begrenzt zu nennen“, schreibt Gisela Friedrichsen auf Spiegel Online. Er wurde 2011 als Rechtsanwalt zugelassen. Gleichwohl gebe es kaum einen Zweifel, dass das Gericht ihn einsetzen werde.

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214. Prozesstag – Verfassungsschützer Andreas T. und seine Frau

Es ist bereits sein sechster Auftritt im NSU-Prozess: Der frühere hessische Verfassungsschützer Andreas T. muss erneut als Zeuge aussagen. Auch seine Ehefrau ist geladen. T. war Gast im Internetcafé des Kasselers Halit Yozgat, als dieser am 6. April 2006 erschossen wurde – will die tödlichen Schüsse jedoch nicht gehört haben. Deshalb galt er kurzzeitig als Beschuldigter.

Hintergrund der neuen Ladung ist eine Detailfrage: Zeugen hatten sich erinnert, dass T. bei seinem Besuch eine Plastiktüte mit sich führte, in der sich ein schwerer Gegenstand abzeichnete. Anwälte der Nebenklage wollen abklären, ob es sich dabei um die Tatpistole gehandelt haben könnte – was zu dem Schluss führen würde, das T. in die Tat verwickelt gewesen wäre. Seine Frau erinnerte sich in einem abgehörten Telefonat, dass er mit einer Tüte unterwegs war. Heute muss der ehemalige Geheimdienstler dazu auch selbst sein Gedächtnis bemühen.

Ein weiterer Zeuge ist Aleksander H., ein Schulkamerad des NSU-Mitglieds Uwe Mundlos. Es ist sein dritter Termin in München. Bei den ersten beiden Vernehmungen hatte er Fragmente von Mundlos‘ Weg in die rechte Szene nachgezeichnet, auch über die Hauptangeklagte Beate Zschäpe sprach er. Dabei beschrieb er sie als selbstbewusst, teils auch aggressiv.

ZEIT ONLINE berichtet aus München und fasst den Prozesstag am Abend auf diesem Blog zusammen. Informationen aus der Verhandlung gibt es via Twitter hier. Weitere Berichte stellen wir morgen im NSU-Medienlog zusammen.

 

Ein vierter Verteidiger für Beate Zschäpe? – Das Medienlog vom Montag, 29. Juni 2015

Ein neuer Name könnte im NSU-Prozess sehr wichtig werden: Mathias Grasel. Der Münchner Anwalt könnte als vierter Pflichtverteidiger zum Anwaltsteam der Hauptangeklagten Beate Zschäpe dazukommen, wie Frank Jansen im Tagesspiegel berichtet. Zuvor war bekannt geworden, dass Zschäpe mit ihrem Antrag auf Abberufung ihrer Anwältin Anja Sturm beim Gericht gescheitert ist. Die Entscheidung könne bereits am Dienstag fallen, sagte der Jurist der Zeitung.

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Keine Berichte zum NSU-Prozess

Am Freitag, 26. Juni, gibt es keine Berichte in den deutschen oder englischsprachigen Onlinemedien.

An jedem Werktag sichten wir für das NSU-Prozess-Blog die Medien und stellen wichtige Berichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.

Das nächste Medienlog erscheint am Montag, 29. Juni 2015.

 

Verfassungsschützer liefert keine Aufklärung – Das Medienlog vom Donnerstag, 25. Juni 2015

Gut einen Monat nach dem Mord an Halit Yozgat in Kassel rückte ein Telefonat den hessischen Verfassungsschutz ins Zwielicht: Der Quellenführer Andreas T., der innerhalb der Behörde den Kontakt zu V-Männern hielt, stand unter Mordverdacht und der Geheimschutzbeauftragte der Behörde, Gerold Hess, riet ihm: „Ich sage ja jedem: Wenn er weiß, dass irgendwo so etwas passiert, bitte nicht vorbeifahren.“ Ein Hinweis auf die Verwicklung der Behörde in den Fall? Am Mittwoch sagte Hess dazu vor Gericht aus. Er lieferte „mehrere Erklärungsversuche, sonderlich überzeugend klangen sie allerdings nicht“, urteilt Björn Hengst auf Spiegel Online.

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Überfall in Chemnitz: Zeuge beschreibt dritten Täter – Das Medienlog vom Mittwoch, 24. Juni 2015

Der 212. Prozesstag war kurz: Nach anderthalb Stunden beendete Richter Manfred Götzl die Sitzung, weil die Hauptangeklagte Beate Zschäpe an Zahnschmerzen litt. Zuvor sagte der Zeuge Falco K. aus, der 1998 Zeuge des ersten NSU-Überfalls auf einen Chemnitzer Supermarkt geworden war. Einer der Täter schoss mehrmals auf den damals 16-Jährigen, verfehlte ihn jedoch.

Vor Ort waren laut Anklage damals Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt – nun brachte K. jedoch einen weiteren Täter ins Spiel: Drei Menschen seien aus dem Geschäft gerannt, berichtete der Zeuge. Damit erscheine es auch möglich, „dass Beate Zschäpe selbst an einem Tatort ins Geschehen eingriff“, schreibt Frank Jansen vom Tagesspiegel.

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213. Prozesstag – Hessischer Verfassungsschützer soll Antworten liefern

Es war eine weitere, eine sehr mysteriöse Volte im Fall des Kasseler Verfassungsschützers Andreas T.: Nach dem Mord an Halit Yozgat von 2006 unter Verdacht geraten, telefonierte er mit dem Geheimschutzbeauftragten beim Verfassungsschutz, Gerald Hasso Hess. Der raunte ihm in dem abgehörten Gespräch einen merkwürdigen Satz zu: „Ich sage ja jedem: Wenn er weiß, dass irgendwo so etwas passiert, bitte nicht vorbeifahren.“ Ein Hinweis, dass die Behörde in das Tötungsdelikt verwickelt war und nun die Wahrheit vertuschen wollte – oder ein harmloser Spruch am Rande? Heute erklärt sich Hess zu seinen Äußerungen im NSU-Prozess, er ist als Zeuge geladen.

Zuvor hört das Gericht zwei Opfer des Anschlags in der Kölner Keupstraße von 2004, Meral K. und Yavuz S. Beide Zeugen nehmen auch als Nebenkläger am Prozess teil. Die Sachverständigen Oliver Peschel und Rüdiger Mölle beurteilen im Anschluss mit Gutachten, wie schwer die Verletzungen der beiden gewogen haben.

ZEIT ONLINE berichtet aus München und fasst den Prozesstag am Abend auf diesem Blog zusammen. Informationen aus der Verhandlung gibt es via Twitter hier. Weitere Berichte stellen wir morgen im NSU-Medienlog zusammen.

 

Zschäpes Brief: ein Angebot für den Richter? – Das Medienlog vom Dienstag, 23. Juni 2015

Ein neuer Brief von Beate Zschäpe sorgt für Aufsehen: Sie wolle möglicherweise „etwas aussagen“, schreibt sie in einer Begründung des Misstrauensantrags gegen ihre Anwältin Anja Sturm an das Gericht. Die Hauptangeklagte betont, im Falle einer Aussage hätten ihre drei Verteidiger mit einem Ende des Mandats gedroht. Bietet Zschäpe dem Gericht also Worte für die Köpfe ihrer missliebigen Anwälte an?

Sie „hält dem Gericht wie einem müden Pferd eine Mohrrübe vor die Nase“, kommentiert Annette Ramelsberger von der Süddeutschen Zeitung. Auf den Handel werde sich der Strafsenat jedoch nicht einlassen – denn für weitere Informationen werde Zschäpe wohl noch einen höheren Preis verlangen.

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212. Prozesstag – Gefährliche Schüsse beim Überfall

Im Dezember 1998 beging der NSU seine erste bekannte Straftat im Untergrund: Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt überfielen einen Supermarkt in Chemnitz, um an Geld zu kommen. Dabei wäre es beinahe schon blutig zugegangen: Bei der Flucht folgte ihnen ein 16-Jähriger auf den Parkplatz, die Täter schossen mehrmals in seine Richtung. Heute sagt der Zeuge von damals, Falco K., in München aus. Der Sachverständige Oliver Peschel schätzt in einem Gutachten ein, wie stark K. durch die Schüsse gefährdet war. Auch ein anderer Kunde, der den Überfall miterlebt hatte, ist in den NSU-Prozess geladen.

Informationen aus der Verhandlung gibt es via Twitter hier. Die Berichte darüber fassen wir morgen im NSU-Medienlog zusammen.

 

Zschäpe spielt auf Risiko

Beate Zschäpe will aussagen. Sagt sie. Tatsächlich kämpft sie mit ihren Verteidigern um die Hoheit auf der Anklagebank – sie ist dabei, ihre Chancen auf ein mildes Urteil zu schmälern.

Beate Zschäpe beherrscht das Spiel perfekt. Wenn sie ihre drei Verteidiger morgens nicht grüßt, dann ist das eine Eiszeit. Wenn sie kichert oder erstaunt die Augen aufreißt, dann steht am nächsten Tag in der Zeitung, sie habe eine Reaktion gezeigt. Und wenn sie nur dasitzt, auf der Anklagebank, und Gummibärchen isst und Kreuzworträtsel löst, dann wird auch das berichtet, denn sie ist Beate Zschäpe.

Deutschlands bekannteste Angeklagte schweigt sich seit zwei Jahren durch den NSU-Prozess in München. Um auf sich aufmerksam zu machen, muss sie überhaupt nichts sagen. Doch nun hat sie den Vorsitzenden Richter Manfred Götzl in einem Schreiben wissen lassen, dass sie überlegt, eine Aussage zu machen.

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