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Die Lage ist ernst

Nach den Zahlen für die Industrieproduktion im Dezember zu urteilen, wird das deutsche Sozialprodukt im 4. Quartal gegenüber dem 3. Quartal real und saisonbereinigt um ein bis zwei Prozent geschrumpft sein. Das bedeutet, dass es im Vorjahresvergleich zwischen 0,6 und 1,6 Prozent zurückgegangen ist.

Um die Sache mal dramatischer darzustellen – oder so dramatisch, wie sie wirklich ist: Die Industrieproduktion einschließlich Bau lag im Dezember um 12,0 Prozent unter ihrem Vorjahreswert. Der Absturz läuft seit September: Wenn man den Rückgang von August bis Dezember auf’s Jahr hochrechnet, ergibt sich eine Verlaufsrate von –33,6% (104,6/119,9 hoch drei, da vier Monate ein Drittel eines Jahres sind). Das ist ein deutlich stärkerer Rückgang als etwa in den USA (-16,0 Prozent) oder in Großbritannien (-17,6 Prozent). Auch im Vorjahresvergleich ist der Rückgang in Deutschland größer. Weiter„Die Lage ist ernst“

 

Depression Economics

„The Return of Depression Economics and the Crisis of 2008“ heißt das im Dezember erschienene Buch von Paul Krugman, dem Nobelpreisträger des vergangenen Jahres. Es ist eine Aktualisierung seines 1999 im Anschluss an die Asien- und LTCM-Krise veröffentlichten Buches, klar und unterhaltsam geschrieben, ohne ökonomischen Jargon. Bekanntlich ist Krugman ein vielgelesener Blogger und Kolumnist der New York Times, und, obwohl er erst 55 Jahre alt ist, Autor, Mitautor oder Herausgeber von mehr als 200 wissenschaftlichen Artikeln und zwanzig Büchern – eine Art Wunderkind der Profession -, außerdem schon von Geburt an Keynesianer, scheint es. Dass Märkte nicht von sich aus zu stabilen Verhältnissen tendieren, wusste der Princeton Professor schon, als viele Ökonomen, die heute laut nach dem Staat und einer Stimulierung der Nachfrage rufen, noch Neo-Klassiker, Supply Siders oder Monetaristen waren. Weiter„Depression Economics“

 

Ein Konjunkturprogramm sieht anders aus

Nehmen wir an, die deutsche Wirtschaft schrumpft in diesem Jahr, gemessen am realen BIP, um 3 Prozent im Vergleich zu 2008, dann führt das zu einer Zunahme der Output-Lücke um etwa 4 Prozentpunkte. Ich habe dabei angenommen, dass das sogenannte Potentialwachstum des realen BIP ein Prozent pro Jahr beträgt.

Um diese Lücke eins zu eins zu schließen, müsste der Staat 2009 durch Senkung von Steuern und Abgaben sowie Mehrausgaben eine zusätzliche Nachfrage von etwa 100 Mrd. Euro schaffen. Wohlgemerkt, allein 2009. Davon kann bei dem neuen Konjunkturpaket auch nicht annähernd die Rede sein. Es geht um 50 Mrd. Euro, verteilt auf zwei Jahre, also um nicht einmal 25 Mrd. Euro, die in diesem Jahr wirksam werden. Das wird nicht reichen, wenn das Ziel sein soll, eine Rezession frühzeitig zu beenden, geschweige denn sie zu vermeiden. Weiter„Ein Konjunkturprogramm sieht anders aus“

 

Eiszeit in Deutschland

In diesen Tagen ist der HERDENTRIEB drei Jahre alt geworden. Und da im November 2005 alles mit der famosen Wachstumswette für das Jahr 2006 begann, wird der Geburtstag stets mit einer neuen Wachstumswette gefeiert. So schwer wie heute ist mir die Wette allerdings noch nie gefallen. Denn zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust! Die eine, die schwärmerische, sagt mir, Deutschland hat die besten Vorraussetzungen die Krise glimpflich zu bestehen. Die andere, die realistische, zeichnet ein fürchterlich düsteres Bild. Da der Journalist nun mal der Wahrheit verpflichtet ist, siegt die realistische Seele. Solange es kein Konjunkturprogramm in Deutschland gibt, das den Namen verdient hat, solange Merkel und Steinbrück den Eichel machen, solange gilt die Wette: Das Brutto-Inlandsprodukt schrumpft nächstes Jahr um mindestens 1,5 Prozent. Damit bin ich deutlich pessimistischer als Sachverständigenrat und Herbstgutachter, die eine Stagnation erwarten.
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Mehrwertsteuern runter, Energiesteuern rauf

Heute morgen auf Bloomberg übertrafen sich die Analysten mit pessimistischen Prognosen. Der Ifo-Index ist im November auf 85,8 gefallen und hat damit fast das Niveau von Anfang 1993 erreicht, den seit der Wiedervereinigung niedrigsten Wert. Die Erwartungskomponente des Index ist im freien Fall, während sich die aktuelle Lage, die andere Komponente, noch ganz gut hält – den Unternehmen ging es ja bis vor kurzem nicht schlecht. Aber auch hier ist der Abwärtstrend inzwischen ziemlich steil.
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Wunschdenken reicht nicht

Am gestrigen Donnerstag hat die EZB die Zinsen um einen halben Punkt auf 3 ¼ Prozent gesenkt. Gut so. War es genug? Vermutlich sind viel niedrigere Zinsen angebracht, aber immerhin hat Herr Trichet in der Pressekonferenz zugegeben, dass auch ein größerer Schritt diskutiert wurde – ein kleinerer allerdings auch. Ich halte der EZB zugute, dass sich das monetäre Umfeld durch die starke nominale Abwertung des Euro seit dem 11. Juli bereits sehr verbessert hat und dass es insgesamt weniger wirtschaftlich bedrohliche Ungleichgewichte gibt als in den USA oder in Großbritannien, ein vorsichtigeres Vorgehen also gerechtfertigt werden kann. Weiter„Wunschdenken reicht nicht“

 

Die Zeit für ein großes Konjunkturprogramm drängt

Der Altweibersommer geht in diesen Tagen zu Ende, der Winter steht vor der Tür, und auch konjunkturell wird es von nun an zunehmend kälter. Die Frühindikatoren sprechen eine klare Sprache: Der jüngste Einbruch des Ifo-Geschäftsklimaindex auf Rezessionsniveau war ein Indiz, der Rückgang der realen Auftragseingänge um 7,3 Prozent (annualisiert) in den sechs Monaten bis August ein anderes. Trotz schwachem Euro gehen die Auftragseingänge rapide zurück. Im Euroland nimmt die Arbeitslosigkeit bereits seit März Monat für Monat zu, auch wenn die Quote noch unverändert beim zyklischen Tief von 7,3 Prozent liegt. Deutschland konnte sich wegen seiner strukturellen Vorteile eine Zeitlang in einer Art „splendid isolation“ wähnen, damit ist es jetzt aber vorbei. Weiter„Die Zeit für ein großes Konjunkturprogramm drängt“

 

Rettet Frankfurt, aber vergesst nicht Neukölln!

Die Bundesregierung und besonders Finanzminister Peer Steinbrück hat in den letzten Wochen eine 180-Drehung vollzogen. Als erstes war für Peer Steinbrück die Krise nur eine US-Krise, mit der wir wenig zu tun haben – das deutsche Wirtschaftswachstum würde davon nicht berührt. Plötzlich musste die private Hypo Real Estate gerettet werden. Den Haushalt wollte Steinbrück aber weiterhin bis 2011 ausgeglichen sehen. Damit ist es jetzt endgültig vorbei. Die Bundesregierung stellt sofort hundert Milliarden Euro zur Verfügung, um eventuell Anteile an Banken zu kaufen und für deren Interbankenkredite zu bürgen, weitere 400 Milliarden Euro stehen bereit. Wo die Bundesregierung jetzt schon so weit beim Abpinseln amerikanischer Finanzrettungspolitik gegangen ist, sollte die Bundesregierung auf ihren Minister Glos hören und eines nicht vergessen: Da draußen gibt es nicht nur Banken, sondern auch verunsicherte Arbeitnehmer und eine sich verschlechternde Wirtschaft, die dringend Unterstützung braucht. Und zwar ganz, ganz schnell!
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Von nun an sinken die Inflationsraten

Nach den ersten Resultaten aus einigen Bundesländern, die am Mittwoch bekannt gegeben wurden, lagen die deutschen Verbraucherpreise im August offenbar nur noch 3,1 Prozent über ihrem Vorjahreswert, nach 3,3 Prozent im Juli. Saisonbereinigt sind sie um 0,3 Prozent gegenüber Juli gefallen. Es ist allerdings noch eine Menge Druck in der Pipeline. Im Juli betrugen die Inflationsraten bei den Einfuhrpreisen und industriellen Erzeugerpreisen noch 9,3 Prozent und 8,9 Prozent. Das an die Verbraucher weiter zu geben, wird aber nicht leicht sein. Denn trotz der bis zuletzt gestiegen Beschäftigung, ist es um die Einkommen der privaten Haushalte insgesamt nicht gut bestellt.
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Deutsches BIP geht stark zurück

Wenn es stimmt, was die Süddeutsche berichtet und was die Financial Times am heutigen Mittwoch als Hauptüberschrift auf ihrer Titelseite bringt, dann ist das reale Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal saisonbereinigt gegenüber dem ersten um 1 Prozent zurückgegangen, nach angelsächsischem Usus also mit einer annualisierten Rate von rund 4 Prozent. Die USA, gemeinhin als der neue kranke Mann unter den Industrieländern bekannt, hatten es so gerechnet dagegen auf eine Zuwachsrate von plus 1,9 Prozent gebracht. Noch so ein Quartal, und wir steckten, wiederum nach angelsächsischem Verständnis, in einer Rezession. Wie ernst sollen wir das nehmen?
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