Eigentlich sollen im Kapitalismus die Kräfte des Marktes die Wirtschaft antreiben. Ist es da nicht merkwürdig, dass gerade die Märkte immer ganz gespannt auf eine staatliche Institution, nämlich die Zentralbank, schauen? So wie in den letzten Tagen, als der Zinsentscheidung der Fed geradezu entgegen gefiebert wurde. In normalen Zeiten mag man sich darüber wundern. Wenn aber Krisenszenarien die Schlagzeilen beherrschen, wird der Grund schnell klar: Die Zentralbanken haben die Macht, den wichtigsten Preis in der Marktwirtschaft zu bestimmen, den Preis für Geld. Weiter„Zentralbanker, die Champions der Staatsintervention?“
Die Operation hat begonnen. Die amerikanische Zentralbank hat den Leitzins gesenkt. Und zwar unerwartet kräftig um einen halben Prozentpunkt. Es ist die erste Zinssenkung, die unter Ben Bernanke beschlossen wurde. Sie ist das Bekenntnis des noch neuen Chefs an der Spitze der Fed, dass die US-Konjunktur schweren Zeiten entgegen geht, dass das globale Finanzsystem unter Stress steht. Der schwierigere Teil des Abbaus der unheimlichen Ungleichgewichte in der Weltwirtschaft ist eingeläutet. Jetzt heißt es anschnallen und Daumen drücken. Weiter„Bernankes Erste“
Das war’s wohl. Mit der heutigen Pressekonferenz der Europäischen Zentralbank ist das Ende des Zinserhöhungszyklus eingeläutet worden. Die Notenbanker haben entgegen ihren Ankündigungen von Anfang August die Zinsen unverändert gelassen. Ganz zu Recht. Eine Zinserhöhung im gegenwärtigen nervösen Marktumfeld hätte Turbulenzen nach sich gezogen. Seit einer Woche waren unveränderte Leitzinsen erwartet worden, weshalb die Märkte nach der Entscheidung aufatmeten. Jean-Claude Trichet war für mein Dafürhalten ausreichend „dovish“, um die Zinswende ausrufen zu können. Der nächste Zinsschritt geht nach unten! Weiter„EZB läutet Zinswende ein“
Spätestens mit der heutigen Zinserhöhung stimuliert die Europäische Zentralbank (EZB) das Wachstum Eurolands nicht mehr. Das dürfte Jean-Claude Trichet genauso sehen, der wohl das A-Wort auf der gleich beginnenden Pressekonferenz vermeiden wird. Das A-Wort ist das berühmte „akkomodierend“, das die EZB-Volkswirte seit Jahren nutzen, um zu signalisieren, dass ihre Geldpolitik konjunkturfördernd ist. (Nachtrag: Ich habe mich geirrt! Trichet hat „policy remains on the accommodative side“ gesagt. Unglaublich. Das sollte er mal vorrechnen!) Gerade hat die EZB den Leitzins auf vier Prozent angehoben. Damit hat sie die Zinsen binnen 18 Monaten verdoppelt! Bremst sie schon? Wahrscheinlich noch nicht. Aber erste Bremsspuren an den Immobilienmärkten und bei der Immobilienkreditvergabe vor allem in Spanien, Irland und Frankreich sind nicht mehr zu leugnen. Ja, die Banken erwarten sogar wieder strengere Vergabekriterien für Immobilienkredite, wie der jüngste Lending Survey der EZB zeigt Seite 5 und 6). Es ist an der Zeit innezuhalten, Mister Trichet. Vier Prozent sind genug. Weiter„Give growth a chance“
Gerade hat das amerikanische Department of Commerce die BIP-Zahlen für das erste Quartal veröffentlicht: Es handelt sich um eine erste Schätzung, auf die noch mehrere Revisionen folgen werden. Der Output hat danach mit einer Verlaufsrate von 1,3 Prozent zugenommen und damit deutlich langsamer als erwartet – und auch deutlich langsamer als in den Vorquartalen -, während die Inflation, gemessen am BIP-Deflator, auf annualisiert 4,0 Prozent angezogen hat, nach 1,7 Prozent im vierten Quartal. Zuletzt hatte es so hohe Inflationszahlen im Jahr 1991 gegeben. Es geht also weiter in Richtung Stagflation. Aus konjunkturellen Gründen müsste die Fed eigentlich demnächst die Zinsen senken, aus Stabilitätsgründen dagegen erhöhen. Mit anderen Worten, sie wird vorläufig nichts tun. Weiter„Schwache US-Konjunktur, starker Euro“
Die Worte des EZB Präsidenten Jean-Claude Trichet auf der Pressekonferenz am gestrigen Donnerstag waren so klar wie sie nur sein konnten: Im Juni werden die Notenbankzinsen erneut um 25 Basispunkte angehoben, auf dann 4 Prozent. Außerdem hat er sich die Tür offengehalten für weitere Schritte, da die Konjunktur besser läuft als gedacht, die Löhne jetzt möglicherweise rascher steigen, die Inflationsrate wieder über 2 Prozent klettern könnte, und weil vor allem die Liquiditätsversorgung und die Expansion der Kredite boomartige Züge angenommen haben.
Die europäische Zinskurve ist zur Zeit flach wie ein Brett. Der Unterschied in der Rendite zehnjähriger und zweijähriger Bundesanleihen beträgt gerade einmal einen hundertstel Prozentpunkt, oder einen Basispunkt. Alles verzinst sich mit etwa 3,9 Prozent, auch das Dreimonatsgeld unter den Banken. Was lehrt uns das? Haben wir es hier mit einem Vorboten einer Rezession zu tun? Weiter„Zinsen – für uns ok, für die anderen zu hoch“
Zwei Tage in Folge habe ich den Worten von zwei der wichtigsten Notenbanker des Eurosystems gelauscht. Am Dienstag Axel Weber, dem Bundesbankpräsidenten, und gestern Abend Lorenzo Bini-Smaghi, dem italienischen Direktor der Europäischen Zentralbank. Beide reden weiteren Zinserhöhungen das Wort. Das ist nichts Neues. Was mich umtreibt, ist das geldpolitische Modell, das die Herren im Kopf haben. Hier der spekulative Versuch, zu verstehen, wie die EZB zur Zeit tickt. Ich fürchte, gerade ist ein altes geldpolitisches Konzept schwer auf dem Vormarsch: der natürliche Zins. Die Zwei-Säulen-Strategie hätte defacto ausgedient. Sollte ich mich nicht irren, steigt der EZB-Zins mindestens auf 4,25, wenn nicht auf 4,50 Prozent, wenn die Wirtschaft Eurolands dieses und nächstes Jahr so wächst wie vermutet, also um rund 2,5 Prozent. Weiter„Die EZB entdeckt den natürlichen Zins“
Was treibt die Finanzmärkte wirklich? Volatilität oder Liquidität? Diese Frage muss nach dem Anschauungsunterricht der Tage seit dem Grauen Dienstag gestellt werden. Das Standardargument kennt jeder: die Notenbanken fluten die Märkte, pumpen Geld ins System. Es ist zu viel Suppe da und diese treibt dann die Kurse an den Finanzmärkten. So oder so ähnlich. Zumindest wird immer so getan, als würden die Notenbanken mit ihrer Geldpolitik die Liquiditätsbedingungen an den Finanzmärkten festlegen. Diese Sichtweise habe ich noch nie recht verstanden. Ist es nicht vielmehr die Volatilität, also die Schwankungsanfälligkeit der Kurse, die Blasen erzeugen kann, wenn die Vola niedrig ist? Weiter„Volatilität oder Liquidität?“
Heute gab es eine wichtige Zahl und eine wichtige Entscheidung. Die deutsche Industrie hat ihre Produktion im Januar so stark gesteigert wie seit Jahrzehnten nicht mehr und es sieht fast so aus, als entwickele sich hierzulande entgegen allen Kassandrarufen so etwas wie ein ausgewachsener Wirtschaftsboom. Während das eine einigermaßen überraschende Nachricht war, kann man das von der Zinsentscheidung der EZB nicht sagen. Sie war von langer Hand angekündigt und dadurch sozusagen old news. Wichtig war sie dennoch. Machen wir uns mal ans Interpretieren. Weiter„Es boomet sehr – und die EZB erhöht die Zinsen“