Lesezeichen
 

Ein Kompass für verunsicherte Anleger

Trotz der vielen Risiken ist die Weltwirtschaft gut in Form. Sie expandiert kräftig. Da die Kapazitätsauslastung niedrig und die Arbeitslosigkeit hoch ist, gibt es kaum Inflationsrisiken, vor allem nicht in den Industrieländern. Die Zinsen werden daher niedrig bleiben. Auch von der Finanzpolitik sind global für’s Erste keine restriktiven Effekte zu befürchten – erst im nächsten Jahr dürfte es ernst werden.

Ich befasse mich in meinem Investment Outlook mit den Problemen der sogenannten Model Uncertainty, also mit der Frage, wie sich das, was wir in der Wirtschaft und an den Märkten zur Zeit beobachten, konsistent erklären lässt. Die Anleger wissen nicht, wie es weitergehen wird, weil sich so vieles radikal verändert: Inflation oder Deflation? (Deflation!) Kann der Aufschwung der Weltwirtschaft auch ohne einen nennenswerten Beitrag der amerikanischen Verbraucher weitergehen? (ja!) Wird es in China einen Crash geben? (Vielleicht, macht aber nichts!) Wie gefährlich sind die rekordhohen Staatsdefizite? (sehr, aber nicht katastrophal!)

Nüchtern betrachtet ist eine Zeit großer Unsicherheit immer auch eine Zeit, in der die Grundlagen für eine gute und dauerhafte Performance gelegt werden.

Eine ausführliche Analyse der Lage der Weltwirtschaft und der Aussichten für Aktien, Bonds und Wechselkurse gibt es in meinem neusten Investment Outlook:

Wermuth’s Investment Outlook – June 2010*) (pdf, 225 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)

 

Kurzfristige Korrektur von Aktien und Rohstoffen

Die Weltwirtschaft expandiert zur Zeit real mit Raten von vier bis fünf Prozent, wobei nunmehr auch die USA, Euroland und Japan zum globalen Wachstum beitragen. Trotzdem werden die Schwellenländer in diesem Prozess auf Jahre hinaus, vielleicht sogar für immer, die entscheidende Rolle spielen. In den Industrieländern werden die Notenbanken die Politik des leichten Geldes trotz gestiegener Inflationsraten beibehalten, während in der übrigen Welt ein vorsichtiger Kurswechsel eingeleitet wurde: Es besteht dort die Gefahr, dass sich neue gefährliche Aktien- und Immobilienblasen bilden.

Nach der massiven Rettungsaktion vom vergangenen Wochenende ist das Risiko von Staatsbankrotten in den Ländern der Eurozone deutlich zurückgegangen, die Marktteilnehmer sind aber noch nicht davon überzeugt, dass die Schuldenprobleme auch dauerhaft gelöst sind. Das dürfte der Grund für den weiterhin schwachen Euro sein. Immerhin wird aber nicht mehr befürchtet, dass es zu einer Kettenreaktion mit zusammenbrechenden staatlichen Schuldnern und damit, wie nach der Lehman-Krise, zu einer neuen globalen Rezession kommt.

Die Aktienkurse dürften in der nahen Zukunft eher fallen als steigen. Fundamental gibt es keine Probleme, und die Aktien sind auch nicht überteuert. Es fehlt im Augenblick einfach an neuen guten Zahlen und Meldungen. Sell in May and go away? Die Rohstoffpreise dürften bis auf Weiteres einfach ein Spiegelbild der Aktienkurse sein.

Ausführliches zu den jüngsten Entwicklungen in der Weltwirtschaft und den Aussichten für Aktien, Bonds und Rohstoffe in meinem neusten Investment Outlook:

Wermuth’s Investment Outlook – May 2010*) (pdf, 225 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)

 

Es läuft gar nicht so schlecht – Anleihen und Aktien profitieren

Nach wie vor expandiert die Weltwirtschaft real mit Verlaufsraten von etwa 4 Prozent, die Schwellenländer sogar mit Raten von rund 6 1/2 Prozent. Besonders die Industrieproduktion und der Welthandel ziehen stark an. Eine Folge davon ist der neue Boom der Rohstoffpreise, der wiederum dazu geführt hat, dass die Inflationsraten bei den Verbraucherpreisen kräftig gestiegen sind. Im OECD-Bereich sinkt die Kerninflation aber immer noch, so dass die Zentralbanken bei ihrer Politik des leichten Geldes bleiben dürften. Das ist positiv für die Bondmärkte. Die Aktienkurse profitieren ebenfalls von niedrigen Zinsen und – wegen der niedrigen Kapazitätsauslastung und dem Anspringen der Nachfrage – von zu erwartenden Produktivitätsgewinnen. Zudem sind die Kurse noch weit von ihren früheren Höchstständen entfernt. Das gilt allerdings nicht für die Schwellenländer. Dort sind die Aussichten für Aktien bis auf Weiteres nicht so positiv: Die Notenbankzinsen steigen, der Grad der Auslastung ist bereits hoch, und die Kursgewinne des vergangenen Jahres waren bereits beträchtlich.

Ich plädiere dafür, den Yuan an den Dollar gekoppelt zu lassen, erwarte Kursgewinne bei den Rohstoffwährungen, und denke, dass es für den Euro von nun an wieder nach oben gehen wird.

Die Risiken geraten angesichts der positiven Entwicklungen ein bisschen aus dem Blickfeld, ich behalte sie aber im Auge. Es ist schwer zu leugnen, dass die keynesianische Politik erfolgreich war und es gar nicht so unwahrscheinlich ist, dass wir es inzwischen mit einem sich selbst tragenden Aufschwung zu tun haben. Genießen wir den Augenblick!

Ausführliches zu den Aussichten für Aktien, Bonds, Rohstoffe und Währungen in den wichtigsten Schwellen- und Industrieländern in meinem neusten Investment Outlook:

Wermuth’s Investment Outlook – April 2010*) (pdf, 223 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)

 

Hausse der Rohstoffpreise – aber keine Inflationsrisiken

Die Weltwirtschaft expandiert zur Zeit mit einer Rate von real 3 1/2 Prozent. Das ist kräftig, reicht aber nicht, um die Outputlücke zu schließen und die Arbeitslosigkeit bleibt daher hoch. Wachstumstreiber sind die Emerging Markets: weil bei ihnen die Produktion von Gütern – statt von Dienstleistungen – noch die dominierende Rolle spielt, sind sie auch hauptverantwortlich für die neue Hausse der Rohstoffpreise. Die wird aber nur vorübergehend auf die Verbraucherpreise durchschlagen. Nicht zuletzt wegen des weltweit sehr moderaten Lohndrucks entwickelt sich keine neue Inflationsmentalität.

Die Notenbanken haben insgesamt kaum Spielraum für höhere Zinsen: die Fed wegen des drohenden Kollaps des Marktes für gewerbliche Immobilien, die EZB wegen der drohenden Insolvenz Griechenlands und der Ansteckungsgefahr für einige andere Länder der Währungsunion. Der Euro wird überleben und Griechenland wird gerettet werden, muss aber, wie die anderen Mitgliedsländer, der EU-Kommission ein stärkeres Mitspracherecht in der Haushaltspolitik einräumen. Ich halte das für eine positive Entwicklung. Ich rate immer noch dazu, Gold zu verkaufen und schlage vor, sich einmal inflationsindizierte Anleihen anzusehen. Die Euroschwäche kann anhalten, wird aber über kurz oder lang vorüber sein.

Ausführliches zu den Aussichten für Aktien, Bonds, Rohstoffe und Währungen in meinem neusten Investment Outlook (diesmal mit einem längeren Anhang über die wirtschaftliche Situation und die Aussichten in Russland):

Wermuth’s Investment Outlook – February 2010*) (pdf, 235 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)

 

Die Weltwirtschaft im Aufschwung – aber nicht mehr lange

Es sieht so aus, als würde der Schwung, mit der die Weltwirtschaft ins neue Jahr gestartet ist, ein paar Quartale lang tragen und uns schöne Wachstumsraten bescheren. Läger müssen aufgestockt werden, die Zinsen werden für’s Erste rekordniedrig bleiben, und die finanzpolitischen Maßnahmen entfalten erst jetzt ihre volle Wirkung, vor allem die amerikanischen und chinesischen. Das ist für Aktien und Rohstoffe besser als für festverzinsliche Anleihen.

Aber deren Zeit kommt auch. Ich vermute, dass wir global auf eine „double dip recession“ zusteuern, denn noch trägt der Aufschwung sich nicht selbst, noch ist er auf die wirtschaftspolitischen Krücken angewiesen. Während die Inflationsraten wegen der neuen Rohstoffhausse wohl noch für eine Weile steigen werden, braucht man mittelfristig nicht zu befürchten, dass es sich dabei um etwas Nachhaltiges handelt. Viel hängt davon ab, ob China sein hohes Wachstumstempo beibehalten kann. Ich meine, dass es dort zunehmend nach neuen Blasen aussieht – und die müssen irgendwann platzen. Zudem: Weder in den USA, noch im Euroland, noch in Japan haben wir es mit einem sich selbst tragenden Konjunkturaufschwung zu tun. Noch steigt fast überall die Arbeitslosigkeit, und die Löhne kommen immer mehr unter Druck. Schuldenabbau steht vor allem in den Ländern im Vordergrund, wo Immobilienblasen geplatzt sind, und die Wirtschaftpolitik kann nicht noch einmal draufsatteln: Dafür sind die Staatsdefizite zu groß, und die Zinsen können nicht viel weiter gesenkt werden. Die Zentralbanken planen außerdem, die Zügel vom Frühjahr an anzuziehen. Ich hoffe, sie planen es nur.

Ausführliches zur Lage der Weltwirtschaft und den Aussichten für Aktien, Bonds und Rohstoffe in meinem neusten Investment Outlook:

Wermuth’s Investment Outlook – January 2010*) (pdf, 220 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)

 

Anleger sind verwirrt

Die Wirtschaftsnachrichten verbessern sich zusehends. Nicht nur in Deutschland, auch im Rest der Welt wächst das reale Sozialprodukt wieder. Da die Arbeitslosigkeit aber noch steigt und die Inflation wegen der nach wie vor sehr niedrigen Kapazitätsauslastung auf absehbare Zeit kein Problem darstellt, dürfte die Wirtschaftspolitik ihren sehr expansiven Kurs beibehalten.

Anleihen profitieren von niedrigen Notenbankzinsen und erfreulichen Inflationsaussichten, Aktien wiederum von der konjunkturellen Erholung, steigender Produktivität – und ebenfalls von den Zinsen. Das gilt auch für Unternehmensanleihen, deren Renditevorsprung gegenüber Staatsanleihen inzwischen kaum größer ist als vor der Lehman-Pleite. Bei Rohstoffen gibt es einen neuen Boom, der offenbar nicht zuletzt durch eine Flucht aus dem Papiergeld in die Sachwerte befeuert wird.

Aber wie geht es weiter? Die Risiken sind nicht verschwunden und für die Anleger gibt es zur Zeit zwei gleichermaßen plausible Szenarien: Entweder befinden wir uns auf dem Weg in die Deflation und langjährige Stagnation nach japanischem Muster, vor allem weil der Abbau von Schulden überall höchste Priorität hat – dafür sprechen vor allem die rekordniedrigen Anleiherenditen -, oder es geht in Richtung südamerikanische Hyperinflation, verursacht durch übermäßige Staatsdefizite und die Überschwemmung der Märkte mit Liquidität und abzulesen an den festen Aktienmärkten und Rohstoffpreisen.

Noch bin ich mir sicher, dass wir es erst mal mit Deflation zu tun haben. Aus dem vielen umherschwappenden Geld wird nicht automatisch Inflation. Selbst im boomenden China lag der BIP-Deflator zuletzt weit im negativen Bereich (-3,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr).

Ausführliches zu den Risiken für die Weltwirtschaft und den Aussichten für Aktien, Bonds und Rohstoffe in meinem neusten Investment Outlook:

Wermuth’s Investment Outlook – November 2009*) (pdf, 225 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)

 

China rettet die Welt

Dass die Aktienmärkte, ebenso wie die Rohstoffmärkte, weiter haussieren, hat nicht zuletzt damit zu tun, dass sich im Fernen Osten ein Land weitgehend von der globalen Rezession abgekoppelt hat und kräftig wächst: Chinas Beitrag zum globalen BIP beträgt zwar „nur“ 8%, aber das reicht, die Exporte Deutschlands und Japans, selbst der USA, wieder in Fahrt zu bringen und die Stimmung zu verbessern. Die Rohstoffpreise werden zur Zeit fast gänzlich von Chinas Strategien dominiert. Im Übrigen halten die Notenbanken und die Finanzminister weltweit den Fuß fest auf dem Gaspedal. Die expansive Politik schlägt inzwischen sichtbar an: Im abgelaufenen dritten Quartal dürfte das globale BIP mit einer annualisierten Rate von 3 bis 4 Prozent zugenommen haben. Nach einem Rückgang um 1,1 Prozent in diesem Jahr, dem ersten Rückgang seit der Nachkriegszeit, dürfte es im nächsten wieder eine positive Zuwachsrate von 3,1 Prozent geben – sagt der Internationale Währungsfonds.

Die Kapazitätsauslastung bleibt aber global sehr niedrig, so dass vorläufig keine Inflationsgefahren drohen. Deflation ist nach wie vor ein Risiko. In China nimmt das reale BIP 2009 um vermutlich 8 1/2 Prozent zu, der BIP-Deflator, das breiteste Inflationsmaß, sinkt gleichzeitig um etwa 4 Prozent. Insgesamt dürften die Bondrenditen noch um Einiges fallen. Für den Euroraum kommt in dieser Hinsicht als positiver Faktor hinzu, dass der Dollar weiter abwerten dürfte. Der EZB wird nichts übrig bleiben als irgendwann im nächsten Jahr die Zinsen weiter zu senken – erst danach dürfte über Interventionen am Devisenmarkt nachgedacht werden.

So breit aufgestellt das Wachstum der Weltwirtschaft zur Zeit ist, so wenig ist sicher, dass es ohne wirtschaftspolitische Krücken geht. Die Kreditvergabe ist schwach, die Banken haben noch gewaltigen Abschreibungsbedarf, die Arbeitslosigkeit steigt vermutlich noch um Einiges, und in vielen Ländern hat Sparen oberste Priorität, etwa in den USA, wo Haushalte und Banken mit Überschuldung und notleidenden Assets im Gefolge der geplatzten Immobilienblase zu kämpfen haben.

Daher: Eine neue Euphorie wird es nicht geben. Rückschläge, auch große, werden sich nicht vermeiden lassen. Aber für’s Erste bleibe ich dabei, dass die Aussichten sowohl für Aktien als auch für Anleihen nicht schlecht sind.

Ausführliches zur wirtschaftlichen Lage in den USA, Euroland, Japan, China und Russland sowie den Aussichten für Aktien, Bonds, Rohstoffe und Wechselkurse in meinem neusten Investment Outlook:

Wermuth’s Investment Outlook – October 2009*) (pdf, 239 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)

 

Ampeln erst einmal auf Grün

Für Anleger sind zwei Trends besonders wichtig: In der Realwirtschaft dominiert weltweit bis auf Weiteres die konjunkturelle Erholung. Sie ist robuster als ich das noch bis vor Kurzem erwartet hatte. Zum anderen wird sich an der rekordniedrigen Kapazitätsauslastung und den steigenden Arbeitslosenzahlen so schnell nichts ändern. Die Inflationsaussichten können vor allem aus diesem Grund besser nicht sein. Es kann sogar immer noch zu einer Deflation kommen. Die Notenbanken haben glaubwürdig versichert, dass sie ihre expansive Politik beibehalten werden – sie machen sich mehr Sorgen um die Stabilität des Bankensystems und das Deflationsrisiko als die Marktteilnehmer.

Die Situation ist daher sowohl für Anleger in Aktien als auch für Bondinvestoren günstig, eine Konstellation, die nur selten vorkommt. Ich zweifle allerdings daran, dass wir schon über den Berg sind. Vor allem die schwache Kreditvergabe, die die Bilanzprobleme der Banken widerspiegelt, macht mir Sorge. Ohne eine kräftige Expansion der Kredite wird es zu keinem kräftigen und dauerhaften Aufschwung kommen – siehe Japan.

Es bietet sich also an, die jetzigen Chancen zu nutzen, also insbesondere bei Aktien long zu gehen, aber misstrauisch zu reagieren, wenn die Märkte zu euphorisch werden. In den Schränken klappern noch eine Menge Skelette.

Ausführliches zur Lage der Weltwirtschaft und den Aussichten für Aktien, Bonds, Rohstoffe und Wechselkurse in meinem neusten Investment Outlook:

Wermuth’s Investment Outlook – September 2009*) (pdf, 217 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)

 

Attraktive Anleiherenditen

Es gibt keine Anzeichen dafür, dass sich die Inflation innerhalb des nächsten Jahres beschleunigen wird. Das gilt nicht nur für Deutschland und Euroland, sondern auch global. Es gibt einen gewaltigen Überschuss an ungenutzten Kapazitäten, und die Lohninflation bewegt sich in Richtung Null. Die Banken in den entwickelten Volkswirtschaften sind voll damit ausgelastet, ihre Aktiva – also auch ihre Kredite – abzubauen; einen neuen schuldengetriebenen Boom können sie noch nicht wieder finanzieren. Wenn man sich die Erzeugerpreise und die Importpreise ansieht, wird klar, dass in der Pipeline noch eine Menge an Deflation steckt.

Die Wirtschaftspolitik wird angesichts günstiger Inflationsaussichten und stark steigender Arbeitslosigkeit bei ihrer sehr expansiven Linie bleiben, und sie kann sich das zur Zeit auch leisten. Explodierende staatliche Defizite beeinträchtigen die Rentenmärkte, vor allem in den USA, aber insgesamt überwiegen die positiven Effekte niedriger Inflation. Deflationsrisiken bestehen trotz der Stabilisierung der Wirtschaft nach wie vor. Ich bin zunehmend davon überzeugt, dass die EZB die Zinsen bis zum Frühjahr auf 0,25 Prozent senken wird. Das bedeutet Negativzinsen auf die Einlagenfazilität, wie in Schweden.

All das sind gute Nachrichten für die Rentenmärkte. Unternehmensanleihen und Anleihen von Schwellenländern, die Renner der Saison, bieten weiterhin attraktive Renditen.

Die Aktienmärkte dürften fest bleiben, so lange die positiven Wirtschaftsnachrichten überwiegen, vermutlich also noch für den Rest des Jahres. Die überbordende Liquidität ist ein zusätzlicher positiver Faktor. Die Risiken sind aber nach wie vor ungewöhnlich groß. Nicht nur das, gemessen an den Kurs-Gewinnverhältnissen und den Risikoprämien sind Aktien weltweit inzwischen auch wieder recht teuer.

Der Dollar schwächelt, obwohl sich das amerikanische Leistungsbilanzdefizit dramatisch verringert hat und die Nachrichten aus der Wirtschaft immer besser werden. Vermutlich drückt das Überangebot staatlicher Papiere auf’s Gemüt der internationalen Anleger. Was sollen sie mit all den Dollars anfangen?

Ausführliches zu den Aussichten für Aktien und Anleihen in die wichtigsten Industrie- und Schwellenländern in meinem neusten Investment Outlook:

Wermuth’s Investment Outlook – August 2009*) (pdf, 214 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)

 

Gewinne unter Druck, Aktien zu teuer

Es gibt eine einfache Faustregel, mit der sich bestimmen lässt, wie sich die Gewinne der Unternehmen entwickeln: Wie stark sind die Kosten gestiegen, und wie stark die Erträge? Das lässt sich überschlägig durch den Vergleich der Lohnstückkosten und der Verkaufspreise berechnen. Danach gehen die Gewinne in allen wichtigen Ländern zur Zeit stark zurück.

Den Unternehmen wird nichts anderes übrig bleiben, als ihre Kosten zu senken, also Mitarbeiter zu entlassen. Sie haben wegen der überall sehr niedrigen Kapazitätsauslastung kaum ein Möglichkeit, ihre Preise zu erhöhen. Vielmehr befinden wir uns auf absehbare Zeit in einer Phase von Preiskriegen.

Es ist daher sicher, dass das Preisniveau weder bei uns noch bei unseren Konkurrenten steigen wird. In den vier größten Volkswirtschaften – USA, Euroland, Japan und China – liegt die gewogene Inflationsrate im Vorjahresvergleich zur Zeit bei -0,9%, obwohl sich die Ölpreise seit vergangenem Dezember verdoppelt haben.

Anleihen solventer Staaten sind fundamental gut unterstützt: die Preise sinken, die Notenbanken fahren eine sehr expansive Politik, die Rohstoffpreise werden zwangsläufig wieder sinken, und Aktien sind wegen der tiefen und noch längst nicht überwundenen Rezession keine gute Anlagealternative.

Kurzfristig wird der Dollar stabil sein, mittelfristig belastet, dass die US-Regierung versuchen könnte, ihre reale und stark steigende Schuldenlast durch Inflation abzuschütteln. In einem Jahr dürfte der Euro wieder $1,60 kosten.

Ausführliches zur Situation der Unternehmensgewinne und den Aussichten für Aktien, Bonds, Rohstoffe und Wechselkurse in meinem neusten Investment Outlook:

Wermuth’s Investment Outlook – July 2009*) (pdf, 217 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)