Die Arbeitspapiere der EZB sind in aller Regel kein Lesevergnügen, doch das neue Papier der Notenbank zu den Folgewirkungen niedriger Zinsen ist eine Pflichtlektüre für alle, die sich mit Geldpolitik befassen.
Immer wieder rauchen die Köpfe, wenn es um die berühmte Formel I = S geht, also darum, dass die gesamtwirtschaftlichen Investitionen (I) gleich den gesamtwirtschaftlichen Ersparnissen (S) sind, so zuletzt auch wieder einmal hier im Herdentrieb. Ganze Weltanschauungen scheiden sich daran, wie dieses Gleichheitszeichen zu interpretieren ist.
Neoklassiker glauben, dass erst einmal gespart werden müsse, damit sich dann die Investitionen in gleichem Umfang einstellen. Keynesianer denken genau anders herum, dass erst die Investitionen zu den entsprechenden Ersparnissen führen würden. Die unterschiedliche Sichtweise ist nicht trivial, denn je nachdem, wie man I = S interpretiert, kommt man zu ganz unterschiedlichen wirtschaftspolitischen Empfehlungen. Weiter„I = S, was heißt denn des?“
Wir erinnern uns: Eines der wichtigsten Ergebnisse der Expertenkommission zur Ankurbelung der Investitionen in Deutschland war der Vorschlag, die Autobahnen in eine eigene Gesellschaft auszulagern, die sich aus Einnahmen einer allgemeinen Maut finanziert und auch Schulden aufnehmen kann. Die Expertenkommission empfahl, diese Gesellschaft nicht dem Staatssektor zuzuordnen beziehungsweise mit einer Staatsgarantie auszustatten. Offizielle Begründung: Weil dann mögliche Schulden des Vehikels auf die Schuldenbremse angerechnet werden. Den Vertretern der Finanzindustrie in dem Gremium ging es aber vor allem darum, dass die Anleihen der Gesellschaft möglichst hohe Renditen abwerfen – und das wäre bei einer Staatsgarantie nicht der Fall, weil dann die Rendite in etwa auf dem Niveau von Bundesanleihen läge. Weiter„IWF zerschiesst Gabriels Autobahngesellschaft“
Ich frage mich, warum sich unsere Wirtschaft nicht schon längst in einem richtigen Boom befindet, mit Zuwachsraten beim realen BIP von drei Prozent oder mehr. Ich kann mich nicht erinnern, dass die Politik schon einmal dermaßen expansiv war wie heute – die Leitzinsen sind superniedrig, die Währung ist extrem schwach, die realen Haushaltseinkommen und Gewinne sind durch den Verfall des Ölpreises stark gestiegen. Und die Finanzpolitik hat inzwischen von restriktiv auf neutral umgeschaltet. Die Stimmung der Unternehmen könnte nicht besser sein. Weiter„Deutsche Konjunktur: Gute Stimmung, schwache Zahlen“
Vielleicht gelingt Bill Gross gerade der Coup seines Lebens. Als der zuletzt etwas glücklose Anleihekönig vor ein paar Tagen mit der Aussage an den Markt ging, er setze auf einen Anstieg der deutschen Anleiherenditen (the short of a lifetime), hat man ihn ausgelacht. Angesichts des milliardenschweren Ankaufsprogramms der EZB prognostizieren die meisten Zinsstrategen weiter sinkende Renditen und damit steigende Kurse.
Ich kann mir vorstellen, dass im Bundesfinanzministerium die Sektkorken geknallt haben: Die Entmachtung von Yanis Varoufakis ist ein Sieg für die Gläubiger, die ihn schon lange aus dem Weg räumen wollten. Varoufakis bleibt zwar griechischer Finanzminister, doch in den Verhandlungen mit den Europäern werden nun andere den Ton angeben. Weiter„Auf Wiedersehen, Yanis“
Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel steht vor der Quadratur des Kreises: Seit mittlerweile zwölf Jahren verfällt die öffentliche Infrastruktur stetig, aber der Minister hat keine Mittel, öffentliche Straßen, Kitas und Schulen instand zu halten oder sogar auszubauen. Die Steuereinnahmen reichen nicht; die Kreditaufnahme hat sich der Staat durch Schuldenbremse und Europäischen Fiskalpakt selbst verboten. Gleichzeitig scharren die Versicherungen und Banken mit den Füßen, weil die Zinsen auf Staatsanleihen auf historischen Niedrigständen liegen – das schmälert auch die Renditen der Riester-Rente. Weiter„Gabriels Investitionskommission: viel heiße Luft“
Die Katastrophe am Arbeitsmarkt ist bisher ausgeblieben – der Mindestlohn von 8,50 Euro scheint verkraftbar zu sein. Da spätestens seit vergangenem Herbst klar ist, dass er im Januar kommen würde, hätten schon damals die Entlassungen beginnen müssen. Haben sie aber nicht. Vielmehr hat die Anzahl der Jobs in den sechs Monaten bis zum Februar um nicht weniger als 193.000 zugenommen und damit im selben Rhythmus wie in den Jahren zuvor. Weiter„Der Mindestlohn ist zu niedrig“