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Warum Deutschland hohe Energiepreise braucht

Am Mittwoch gab es in der Financial Times einen Artikel mit der Überschrift „High energy prices hold Europe back„, und der Unterüberschrift „Das europäische Durcheinander verschafft den USA gewaltige Wettbewerbsvorteile“. Tags zuvor war ein Bericht der Europäischen Kommission zum Thema Energiepreise erschienen. Für den Kolumnisten der FT wurde dort mehr oder weniger das Ende der europäischen Industrie beschworen: Für die Unternehmen seien die Strompreise doppelt so hoch wie in Amerika, und selbst im Vergleich zu China 20 Prozent höher. Bei Gas sei die Lage noch schlimmer. Das sei eine unterschätzte Wachstumsbremse – Europa habe keine Chance auf energieintensive Direktinvestitionen aus dem Rest der Welt. Die Preisdifferenzen hätten eine krisenhafte Situation geschaffen.
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Wir werden diese Schlacht nie gewinnen

Nach drei Wochen auf der Südhalbkugel pünktlich zum Winterbeginn wieder zurück sehe ich, dass Paul Krugman einen sehr interessanten Beitrag über die politische Ökonomie der Wirtschaftspolitik verfasst hat. Seine Kernaussage: Die Essenz der Makroökonomie ist im öffentlichen Diskurs nicht vermittelbar.

On the other hand, the public doesn’t “get” macroeconomics; lines like “American families are having to tighten their belts, so the government should too” still resonate. You could blame Obama for not using the bully pulpit to teach the nation why this is wrong, and I wish he had made more of a stand. Still, the fact is that this is just a hard story to get across — God knows, half the macroeconomics professors in America don’t seem able to understand it — and no politician has ever managed to do it.

Ich kann das aus eigener Erfahrung bestätigen: Die Erfahrungswelt der Menschen ist die einzelwirtschaftliche Situation, dass sich bei gesamtwirtschaftliche Betrachtung die Logik umkehrt versteht niemand. Mit einem Plädoyer für höhere Staatsschulden zur Abfederung lassen sich in einer Talkshow keine Punkte holen. Auch für aufgeklärte Politiker ist es deshalb rational, verbal dem Mainstream zu huldigen und dann still und heimlich doch mehr Geld auszugeben. Übrigens beschreibt das zumindest zum Teil das Handeln der Bundesregierung  nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers und phasenweise auch während der Euro-Krise (allen Lobreden auf die Bundesbank zum Trotz hat Merkel entschieden, Draghi gewähren zu lassen).

Das ist natürlich für progressive Beobachter frustrierend. Denn auch wenn ihre Empfehlungen umgesetzt werden, bleibt die Anerkennung versagt. Es wird auch in Zukunft viele Lobreden auf Walter Eucken und wenige auf John Maynard Keynes geben – obwohl Keynes für das Regierungshandeln wahrscheinlich wichtiger ist. Die Menschen suchen in der Politik die Bestätigung ihrer (Vor)Urteile nicht die intellektuelle Herausforderungen.

Anderseits – um mit einem anderen Politiker zu sprechen: Wichtig ist was hinten rauskommt.

 

Einkommen und Vermögen sind ungleich verteilt – ein Erklärungsversuch

Vor einigen Monaten ist in Frankreich ein fast tausend Seiten dickes (aber gut lesbares) Buch erschienen, das sich in der Tradition der großen Ökonomen des neunzehnten Jahrhunderts mit der Frage beschäftigt, wie und aus welchen Gründen sich die Einkommen und Vermögen in einer Volkswirtschaft verteilen, und welche Trends zu beobachten sind (Thomas Piketty: Le capital au XXIe siècle, 970 S., Paris, September 2013). Anders als seine Vorgänger vor mehr als 150 Jahren (Malthus, Ricardo, Marx) kann Thomas Piketty auf lange Zeitreihen zurückgreifen und seine Thesen auf diese Weise empirisch untermauern oder andere widerlegen, so etwa die von Kuznets aus den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Simon Kuznets, der als einer der Väter der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung gilt, hatte behauptet, dass sich das pro-Kopf-Einkommen im Frühstadium der wirtschaftlichen Entwicklung zunächst ungleichmäßiger verteilt, dass die Ungleichheiten aber abnehmen, wenn das Land ein hohes Wohlstandsniveau erreicht hat; das ist die einst berühmte Kuznets-Kurve. Piketty zeigt – wie in letzter Zeit auch andere Autoren -, dass die These nicht aufrecht zu erhalten ist.
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Deflationsrisiko nimmt weiter zu

Die gestrigen Zahlen für Dezember haben bestätigt, dass das Preisniveau im Euroland nahezu stagniert und dass Deflation ein Risiko ist, das ernst genommen werden muss. In Deutschland sieht es besser aus – weil die Konjunktur einigermaßen läuft. In den Preis- und Kostenpipelines der Währungsunion als Ganzes, also auf den vorgelagerten Stufen, gibt es eine Menge an Deflationspotenzial. Für die EZB stehen die Ampeln weiterhin auf Rot und es geht ihr daher nur darum, auf welche Weise sie die inländische Kaufkraft des Euro rascher vermindern kann als in den letzte Monaten, wie sich also die Endnachfrage mit ihren Mitteln stimulieren lässt.
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Zehn Wetten für 2014

Ein beliebter Spruch von Wertpapierhändlern lautet: If in trouble, double! Frei übersetzt, wenn Du mit Deiner Wette hinten liegst, verdoppele einfach den Einsatz. Die Wahrsage-Hirten des Herdentriebs, Dieter Wermuth, Lucas Zeise und Robert von Heusinger, versuchen indes aus Erfahrung klug zu werden. Sie gelobten bei ihrem traditionellen Glaskugelgucken für 2014 etwas weniger pessimistisch zu sein als im Vorjahr. Denn die Wetten für 2013 waren für das erfolgsverwöhnte Trio eine herbe Enttäuschung. Deshalb wählten die drei Volkswirte mal keine Kneipe und kein Bier, sondern legten die Kugel auf ein weißes Tischdeckchen eines berühmten Frankfurter Cafés und schlürften Tee. Herausgekommen sind – wen wundert‘s – zehn nüchterne Wetten.
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Bondschwäche wird bald enden

Zum Ende des vergangenen Jahres haben Anleger mit zehnjährigen Bundesanleihen Geld verloren. Die Rendite ist von 1,32 auf 1,93 Prozent gestiegen, was einem Kursverlust von etwa 6 Prozent entspricht; der mickrige Zins hat den Rückgang des Marktwerts bei Weitem nicht ausgleichen können. Ist die Bondrallye, die vor drei Jahrzehnten begann, nun vorbei?
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Selbstgerechte Bilanz unserer Wetten 2013

Übermut tut selten gut! In dieser Stimmung trafen sich die drei Hirten, die wie jedes Jahr kurz vor Silvester den Jahresausblick, die zehn Wetten für 2014 wagen, zunächst aber auf ihre Prognosen für das nun fast abgelaufene Jahr zurückschauen. Hatten wir die vergangen zwei Jahre allen Grund zum Jubeln, ärgerten wir uns dieses mal über unseren übertriebenen Pessimismus mit Blick auf Bankzusammenbrüche, Wachstum und Aktien. Wir? Das sind die drei Hirten Lucas Zeise, Dieter Wermuth und ich. Weiter„Selbstgerechte Bilanz unserer Wetten 2013“

 

Sein und Zeit

Zum Jahresausklang ein paar Sätze zu einem Thema, das mich schon in meiner ersten VWL-Vorlesung in Freiburg beschäftigt hat: Die Rolle der Zeit in der Ökonomie. Es ist ein wichtiges Thema, denn in der Debatte über die Staatsverschuldung wird zum Beispiel argumentiert, dass Schulden die kommenden Generationen belasten – also letztlich einer intertemporale Transaktion gleichkommen, in der sich die Gegenwart über die Zukunft erhebt.

Die Kritik an dieser These liegt natürlich auf der Hand und ist Lesern dieses Blogs bekannt: Weiter„Sein und Zeit“

 

Was Anleger 2014 schockieren könnte

Deutsche Aktien sind teuer, Bundesanleihen und Pfandbriefe werfen real kaum noch etwas ab, der Euro hat sich von 1,22 Dollar im Juli 2012 auf fast 1,36 Dollar aufgewertet und in den attraktiveren Städten des Landes gibt es bei Immobilien inzwischen so etwas wie einen Miniboom. Auch an ausländischen Märkten gibt es kaum noch etwas, was wirklich billig ist. Die Zentralbanken geben Gas, aber da die Kapazitätsauslastung überall noch niedrig ist und die Löhne nur sehr moderat steigen, entwickelt sich in den Industrieländern kein Aufschwung, der sich selbst zu tragen verspricht. Die USA könnten die erfreuliche – und wichtige – Ausnahme sein. Aber selbst dort kaufen Unternehmen trotz rekordniedriger Zinsen lieber ihre eigenen Aktien zurück als in Sachanlagen zu investieren. Vielfach haben Aktien den Kontakt zur Realwirtschaft, also zur Entwicklung der Gewinne verloren. Die Hausse hat etwas Künstliches. Will sagen, wenn es Schocks geben sollte, kann es vor allem an den Märkten, die in letzter Zeit gut gelaufen sind, zu deutlichen Kurskorrekturen kommen.
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Die Zentralbanken sind unsere einzige Hoffnung

Gestern hat Ben Bernanke seine letzte – eindrucksvolle – Pressekonferenz gegeben und eine Erholung der amerikanischen Wirtschaft in Aussicht gestellt. In der Nacht haben sich die europäischen Finanzminister auf eine Bankenunion geeinigt, die das Papier nicht wert ist, auf dem sie steht. Was haben die beiden Ereignisse miteinander zu tun?
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