Die Fed geht noch einmal in die Vollen

Am Mittwoch hatte die Fed beschlossen, bis Mitte 2011 monatlich für rund 75 Mrd. Dollar zusätzliche US-Staatsanleihen mit Restlaufzeiten zwischen zwei und zehn Jahren anzukaufen, netto insgesamt 600 Mrd. Dollar und brutto rund 800 Mrd. Dollar. Dabei deutete sie an, dass es bei Bedarf auch mehr sein könnten. Diese Zahlen entsprechen etwa 4 Prozent des amerikanischen, und 0,9 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts (im dritten Quartal betrug das BIP der USA annualisiert 14,73 Billionen Dollar).

Es handelt sich also um ein massives Programm. Das vorangegangene vom Herbst 2008, als in Washington noch die Furcht vor einer Depression à la dreißiger Jahre umging, war allerdings etwa dreimal so groß. Inzwischen befindet sich Amerika offiziell allerdings seit mehr als einem Jahr im Aufschwung – daher die kleinere Dosis bei dieser Neuauflage des „quantitative easing„, auch QE2 genannt, wie das berühmte Schiff der Cunard Line.

Grafik: Bilanzsumme der Fed (Nov. 4, 2010)

Was heißt das für die Märkte und für die Konjunktur in Amerika und im Rest der Welt? Weiter„Die Fed geht noch einmal in die Vollen“

 

Deflation – wir sind noch einmal davongekommen

Lange hatte ich befürchtet, dass es auch bei uns demnächst zu einer echten Deflation kommen könnte. Das glaube ich inzwischen nicht mehr. Die Inflation wird zwar auf absehbare Zeit niedrig bleiben – weil sich zum Einen die Lücke zwischen Nachfrage und Produktionspotential nur langsam schließt und weil zum Anderen wegen des festen Euro Preisstabilität importiert wird -, eine echte Deflation im Sinne, dass das Preisniveau viele Jahre lang sinkt, wird es aber nicht geben. Ich kann mir gut eine Deflation in Ländern wie Irland, Griechenland, Portugal und Spanien vorstellen, aber nicht in Deutschland, und auch nicht im Euroraum insgesamt. Weiter„Deflation – wir sind noch einmal davongekommen“

 

Scharf, schärfer, Stabi-Pakt

Ich war nie ein Freund des Stabilitätspaktes. Meine Hoffnung war, dass irgendwann jeder sehen würde, was für ein sinnloses Ungetüm das ist. Und als Anfang des Jahres Spanien und Irland in die Bredouille gerieten, dachte ich: Das ist das Ende des Paktes. Denn weder Spanien noch Irland haben je gegen das Defizitkriterium verstoßen. Im Gegenteil: Beide Länder galten bis zum Ausbruch der Krise als Musterschüler. Sie haben in all den Jahren der Währungsunion ihren Schuldenstand zurückgefahren. Spanien von über 60 Prozent gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf unter 40 Prozent, Irland gar auf nur noch 25 Prozent. Und trotzdem gelten beide Länder dank der Krise nun als Wackelkandidaten.

Doch entgegen meiner Annahme, die Debatte um den Stabilitätspakt käme zur Vernunft, ist sie erneut entbrannt. Alles schimpft aufeinander, weil ein Pakt, der versagt hat, nicht so geschärft wird, wie von irgendwelchen Hardlinern gewünscht. Aber, verehrte Leser, der Pakt hat versagt. Warum soll man etwas verschärfen, was weder Irland noch Spanien verhindert hat? Warum denken unsere Politiker nicht mal über etwas nach, das Irland und Spanien verhindert hätte? Weiter„Scharf, schärfer, Stabi-Pakt“

 

Mainz 05 schlägt Wolfsburg 4:3

In einem der sensationellsten Spiele der letzten Zeit haben die 05er am Samstag aus einem 0:3-Rückstand im Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg einen 4:3-Sieg gemacht – und wovon reden die Medien? Von der schwachen Deckung und dem neuen Traumsturm der Wolfsburger. Dass Mainz (wo ich wohne) ein klasse Team hat und einen hervorragenden, strategisch versierten Trainer namens Thomas Tuchel, wird fast gar nicht kommentiert. Mainz ist ein Underdog und wird es bleiben, ein Karnevalsverein eben, obwohl sie in der letzten Saison immerhin auf dem neunten Platz gelandet waren.

Als ich heute in der Financial Times den Beitrag von Wolfgang Münchau mit dem erstaunlichen Titel „Germany’s rebound is no cause for cheer“ las, erinnerte mich das an die Kommentare zum Spiel der Mainzer – irgendwie hat Deutschland bei den sogenannten internationalen Medien keine echte Chance. Was nicht sein kann, das nicht sein darf – Deutschland ist eine Rentnerrepublik und auf gar keinen Fall ein dynamisches Land, so wie Mainz einfach nicht guten Fußball spielen kann. Wenn sie gewinnen, war es Zufall, oder der Gegner hatte einen schlechten Tag. Weiter„Mainz 05 schlägt Wolfsburg 4:3“

 

Neue (amerikanische) Wachstumsschwäche

Ich habe gerade im Project Syndicate zwei Beiträge gelesen, die sich mit der stets aktuellen Frage befassen, wie es denn nun mit der Konjunktur weitergehen kann. Beide Autoren, Nouriel Roubini und Kenneth Rogoff, zeichnen jeweils ein Bild, das keinen Anlass für große Erwartungen gibt. Roubini hat geradezu wieder Oberwasser („Double-Dip Days„). Nachdem er neuerdings auf’s Geldverdienen aus ist, hatte er sich einige Zeit mit seinem Forschungsteam dem Konsensus genähert, dass doch noch alles gut werden würde. Jetzt, da sich in den USA die Anzeichen mehren, dass es vorläufig doch nicht zu einem sich selbst tragenden Aufschwung kommen wird, ist er, wenn auch erst mal im Konjunktiv, zu seinem ursprünglichen Katastrophenszenarium zurückgekehrt. Weiter„Neue (amerikanische) Wachstumsschwäche“

 

Mit weniger Arbeit große Wunder schaffen

Wahrlich, man muss schon von einem großen Wunder sprechen, wenn man sich die Entwicklung der deutschen Beschäftigung in der größten Wirtschaftskrise seit der Großen Depression der 1930er Jahre anschaut. Die meisten anderen OECD-Länder hatten einen geringeren Rückgang der realen Wirtschaftsleistung zu verzeichnen als Deutschland – aber sehr viel höhere Beschäftigungsverluste. Tatsächlich ist die Zahl der Beschäftigten in Deutschland seit dem Ausbruch der Krise relativ stabil geblieben. Wie kommt dieses Wunder zustande? Weiter„Mit weniger Arbeit große Wunder schaffen“

 

Two-speed Euroland

Ich bin jetzt schon eine Weile der Ansicht, dass der Euro nur überleben wird, wenn es weitere Fortschritte in Richtung politische Union gibt. So wie es grundsätzlich in der Europäischen Union der 27 erlaubt ist, dass einige Länder in einzelnen Bereichen des Einigungsprozesses rascher vorangehen, man denke an das Schengen-Abkommen oder eben auch den Euro, so könnte ich mir vorstellen, dass es so etwas auch innerhalb Eurolands geben könnte. Beispielsweise die Begebung gemeinsamer Anleihen durch solche Länder, deren Bonität so gut ist wie die Deutschlands und die bereit sind, ihre Finanzpolitik zunehmend zu vereinheitlichen und füreinander zu haften. Weiter„Two-speed Euroland“

 

Wird die EZB zur Bad Bank?

Es wird derzeit ja ganz munter darüber diskutiert, ob die Europäische Zentralbank durch ihr Programm zum Ankauf von Staatsanleihen zu einer Bad Bank wird, in der die privaten Banken ihre Risiken abladen.

Ich teile diese Einschätzung mit Einschränkungen – aber ich denke, es ist der Preis für die Abwendung der Katastrophe. Weiter„Wird die EZB zur Bad Bank?“

 

Die dummen Ameisen

Martin Wolf hatte am Mittwoch in der FT Aesops Fabel von den Ameisen und den Heuschrecken nacherzählt: Die Deutschen sind die Ameisen, ebenso wie die Japaner und Chinesen, sie sind allesamt fleißig und sparsam, wie nicht anders zu erwarten, und die Heuschrecken sind – na, wer wohl? – die Amerikaner, Briten, Griechen, Spanier, die tanzen und singen den ganzen Sommer, und wenn es dann Winter wird, haben sie nichts zurückgelegt und müssen die Ameisen anbetteln. Die aber sind hartherzig und geben nichts ab. Müssen sterben, die Heuschrecken. Das haben sie davon. Weiter„Die dummen Ameisen“

 

Sparen ist eine schlechte Idee

Spanien, Portugal und erst recht Griechenland sollen jetzt sparen bis zum Umfallen, sonst würden sich die Finanzmärkte gar nicht mehr beruhigen. Und nicht nur die Problembären der Eurozone sollen sparen, auch der Rest, Deutschland und Frankreich voran. Sarkozy und Merkel haben das schon mal angemerkt. Es ist richtig, dass die öffentlichen Haushalte durch die Krise (Bankenrettung und Konjunkturhilfen) arg gebeutelt wurden, und dass man in der mittleren Frist die Schulden auch wieder abbauen muss.

Dabei gibt es nur einige Fragen. Weiter„Sparen ist eine schlechte Idee“