Was bedeutet die Niederlage Berlins?

Eins haben die Herren in Brüssel und M. Trichet bewirkt. Sie haben mich ins Staunen gebracht. Dass ich das noch erleben darf! Das völlige und vor allen Augen stattfindende Scheitern einer deutschen Bundesregierung. Die Berichte, wie das neue, in Brüssel beschlossene Riesenrettungspaket erst den Ministern und Fraktionsvorsitzenden, dann den Abgeordneten im Bundestag schmackhaft gemacht werden soll, sind einfach verblüffend. Niemand scheint zu wissen, was da passiert und was beschlossen wird. Weiter„Was bedeutet die Niederlage Berlins?“

 

Letzte Chance für den Euro

Was die europäischen Finanzminister am Abend beschließen, muss sitzen, muss konsistent sein mit dem auf Schulden basierenden kapitalistischen System. Es muss für Vertrauen sorgen und der Herde Zäune setzen. Es ist die letzte Chance für den Euro. So dramatisch das klingt, so bitter ist die Wahrheit.

Nach wochenlangen Eiertänzen unserer Kanzlerin und all ihrer maßgeblichen Berater beim Thema Griechenland, lodert die Krise lichterloh: Bei den südeuropäischen Staaten, den europäischen Banken und wenn wir ehrlich sind, wankt das gesamte kapitalistische System – mal wieder.

Der Stress im System ist mindestens so groß wie in den schrecklichsten Tagen der Jahres 2008 nach der Lehman-Pleite. Allein der Blick auf die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen reicht eigentlich: 2,75 Prozent. Absolutes Panikniveau. Zweijährige rentieren unter 0,5 Prozent!
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How to deal with a crisis 101

Brad DeLong zitiert zum Thema Griechenland aus dem Klassiker Lombard Street von Walter Bagehot:

„‚On extraordinary occasions,‘ says Ricardo, ‚a general panic may seize the country, when every one becomes desirous of possessing himself of the precious metals as the most convenient mode of realising or concealing his property,—against such panic banks have no security on any system.‘ The bank or banks which hold the reserve may last a little longer than the others; but if apprehension pass a certain bound, they must perish too.

The use of credit is, that it enables debtors to use a certain part of the money their creditors have lent them. If all those creditors demand all that money at once, they cannot have it, for that which their debtors have used, is for the time employed, and not to be obtained. With the advantages of credit we must take the disadvantages too; but to lessen them as much as we can, we must keep a great store of ready money always available, and advance out of it very freely in periods of panic, and in times of incipient alarm…“

Und weiter:

„The way in which the panic of 1825 was stopped by advancing money has been described in so broad and graphic a way that the passage has become classical. ‚We lent it,‘ said Mr. Harman, on behalf of the Bank of England,

by every possible means and in modes we had never adopted before; we took in stock on security, we purchased Exchequer bills, we made advances on Exchequer bills, we not only discounted outright, but we made advances on the deposit of bills of exchange to an immense amount, in short, by every possible means consistent with the safety of the Bank, and we were not on some occasions over-nice. Seeing the dreadful state in which the public were, we rendered every assistance in our power.

After a day or two of this treatment, the entire panic subsided, and the ‚City‘ was quite calm….“

 

No, we cannot

Die Rettungsaktion für Griechenland dürfte als der unprofessionellste bailout aller Zeiten in die Wirtschaftsgeschichte eingehen. Das wochenlange Hickhack der Politik (und die SPD liefert eine ähnlich erbärmliche Vorstellung ab wie Union und FDP) hat nun auch den letzten Marktteilnehmer verunsichert. Europa steht in Flammen und es ist nicht mehr auszuschließen, dass wir gerade den Anfang vom Ende der Währungsunion erleben. Weiter„No, we cannot“

 

Zurück zu den alten Ungleichgewichten

Im neuen Monatsbericht der EZB gibt es die folgende aufschlussreiche Graphik (eigene Darstellung):

Grafik: Weltweites reales Wirtschaftswachstum

Sie zeigt, dass es, wenn der Internationale Währungsfonds und die EZB recht haben, bereits in diesem Jahr – und erst recht in den folgenden Jahren bis 2014 einschließlich -, wieder Wachstumsraten des globalen realen BIP geben wird, die denen der sieben Vor-Krisenjahre kaum nachstehen. Das heißt, das BIP wird im Durchschnitt mit etwas mehr als 4 Prozent jährlich expandieren. Das ist, wie stets beim IWF, auf der Basis von Kaufkraftparitäten, also mit synthetischen Wechselkursen gerechnet, wodurch die rasch wachsenden Schwellenländer und Entwicklungsländer ein größeres Gewicht bekommen als bei echten, marktbestimmten Wechselkursen (bei denen für das globale Wachstum knapp ein Prozentpunkt weniger herauskommen würde). Weiter„Zurück zu den alten Ungleichgewichten“

 

Ich verstehe die Konjunktur nicht mehr

Vor lauter Griechenlandkrise ist ein bisschen untergegangen, dass die jüngsten Wirtschaftszahlen nicht nur besser sind als erwartet, sondern sogar richtig gut. Vor allem vom Arbeitsmarkt gibt es fast nur Erfreuliches zu berichten: Obwohl das deutsche Bruttoinlandsprodukt 2009 real um 5,0 Prozent gegenüber 2008 zurückgegangen ist, ist die Beschäftigung zwischen Herbst 2008, als sie einen Rekordwert erreicht hatte, und heute nur um 0,4 Prozent gesunken. In den USA war das BIP 2009 lediglich 2,4 Prozent niedriger als im Jahr zuvor, der Einbruch bei der Beschäftigung betrug aber nicht weniger als 6,1 Prozent (Dez. ’07 bis Feb. ’10). Welch ein Gegensatz – und was für eine deutsche Erfolgsstory. Man könnte stolz sein auf die Reformen der 2005 abgewählten rot-grünen Regierung. Der positive Eindruck bleibt, auch wenn einige Sonderfaktoren die deutschen Zahlen geschönt haben mögen. Die Arbeitslosenquote ist im Übrigen seit dem Frühjahr 2009 von 8,3 auf zuletzt 8,0 Prozent gefallen. In Spanien nähert sie sich derweil 20 Prozent, und in Amerika war sie trotz des robusten Wirtschaftswachstums im vierten und ersten Quartal im März immer noch bei 9,7 Prozent. Weiter„Ich verstehe die Konjunktur nicht mehr“

 

Mit Zins und Zinseszins

Die FT berichtet von einen Streit in Europa über die Zinsen, die Griechenland bezahlen muss, wenn es sich im Rahmen des beschlossenen Notfallprogramms von den anderen Staaten Geld leihen will. Einige Länder sind bereit, einen Satz von vier bis viereinhalb Prozent zu akzeptieren. Deutschland drängt aber darauf, dass der aktuelle Marktzins die entscheidende Größe ist. Nach meinen Informationen stimmt die Geschichte. Weiter„Mit Zins und Zinseszins“

 

Hat sie oder hat sie nicht?

Die Märkte – und auf sie kommt es hier an – scheinen meine Interpretation des EU-Gipfels (die Europäer haben eine implizite Garantie für Griechenland abgegeben) nicht zu teilen. Die letzte Anleiheemission verlief nicht sehr gut, der Spread gegenüber deutschen Anleihen hat sich nicht vermindert. Also sind wir genau da, wo wir vor dem Treffen waren – bei einer recht weichen Garantie, die zwar ein paar Basispunkte bringt, aber eben nicht mehr.

Wir haben es also mit einer Art dreiviertel-bailout zu tun. Die Frage ist also, ob die Griechen mit sechs Prozent Zinsen überleben können. Wolfgang Münchau ist skeptisch.