Einführung in die Geldpolitik mit Hans-Werner Sinn

Deutschlands „klügster Ökonom“ (Bild) hat mal wieder einen echten Skandal aufgedeckt, wie in der neuen Wirtschaftswoche zu lesen ist, und deren Chefredakteur Roland Tichy macht sich seine Ansichten zu eigen:

Die Deutsche Bundesbank hatte Ende des Jahres 2010 für etwa 326 Milliarden Euro Nettoforderungen gegenüber anderen Notenbanken des Euro-Systems. Es handelt sich dabei um eine Art Kontokorrentkredit, der anderen Ländern gewährt wird und im Wesentlichen aus Forderungen im Rahmen des Zahlungsverkehrs für Großbeträge besteht (Target 2). (…) Wenn die Länder, deren Banken die Kredite gegeben wurden, zahlungsunfähig werden, haftet Deutschland.

Mit 326 Milliarden Euro zusätzlich stehen wir also im Risiko. Ein Skandal – wenn es denn so wäre. Weiter„Einführung in die Geldpolitik mit Hans-Werner Sinn“

 

Expansive Wirtschaftspolitik hat sich gelohnt

Auf einmal gibt es kein Altersheim Deutschland mehr. Aus dem Dauerpatienten und hoffnungslosen Fall ist eine Konjunkturlokomotive geworden. Ich habe die jüngste Global Economic Outlook Summary der Wallstreet-Firma JPMorgan vor mir, deren bislang äußerst skeptische und aufreizend besserwisserische Analysten für das Jahr 2011 beim realen BIP jetzt eine Zuwachsrate von 3,5 Prozent für Deutschland erwarten. Ich vermute, dass auch andere ihre Prognosen in den kommenden Monaten deutlich nach oben revidieren werden. Weiter„Expansive Wirtschaftspolitik hat sich gelohnt“

 

Gold – eine Blase platzt

Eigentlich müsste der Goldpreis in diesen Wochen kräftig steigen, schließlich werden die Inflationsprognosen weltweit gerade nach oben angepasst. Im Januar lagen die Verbraucherpreise im Euroland mit 2,4 Prozent im Vorjahresvergleich deutlich über dem Zielwert der EZB (von knapp unter 2 Prozent). Derweil destabilisiert sich die Lage im Nahen Osten zusehends. Angeblich ist der tunesische Staatschef gerade mit einer Tonne Gold an Bord nach Saudi-Arabien geflohen. Gold ist die Währung, auf die in der Krise Verlass ist. Es gibt außerdem nach wie vor eine Menge Liquidität, weil die Fed, die Bank von Japan, die EZB und die Bank of England weiterhin Vollgas geben: Die Banken kommen noch nicht ohne die Hilfe der Notenbanken aus, die Arbeitslosigkeit ist gefährlich hoch und es ist noch nicht sicher, dass der Aufschwung bereits Eigendynamik entwickelt hat. Der Goldpreis profitiert bekanntlich, wenn die Leute den Eindruck haben, dass die Notenbanken Geld „drucken“. Fast alles spricht daher, jedenfalls auf den ersten Blick, für einen höheren Goldpreis. Weiter„Gold – eine Blase platzt“

 

Transfer oder kein Transfer?

Johannes Becker argumentiert, meine Antwort auf die Frage Transferunion ja oder nein sei genauso falsch wie die der FDP. Der Fonds erwirtschafte zwar Gewinn, wenn die Programmländer ihre Kredite zurückzahlen – aber man könne schließlich nicht wissen, ob sie das auch tun. Insofern sei die an den Märkten geforderte Rendite die Kompensation für das Ausfallrisiko und wer günstigere Zinsen anbietet, der vollzieht einen Transfer.

Ex ante (also bevor klar ist, ob Portugal seine Schulden wird bedienen können) ist die Beteiligung am Rettungsschirm für Deutschland ein schlechtes Geschäft. Die hohen Zinsen, die Portugal gegenwärtig am Anleihemarkt zahlen muss, enthalten die Kompensation für das Risiko, dass Portugal seine Schulden nicht bedient. Hingegen sind die Rettungsschirm-Zinsen eine politisch ausgehandelte Größe.

In der Tat hängt alles davon ab, welche Vorstellung von der Funktionsweise der Märkte man hat. Wenn sie perfekt arbeiten, dann ist der Zinsanstieg in der Tat risikoadäquat und der Rettungsfonds würde Zinssubvention betreiben – es käme also zu einem Transfer von Deutschland nach Griechenland. Wenn sie allerdings übertreiben, dann ist womöglich der Zins des Rettungsfonds angemessener und dieser Transfer fände nicht statt oder kehrte sich sogar um (von Griechenland nach Deutschland).

Ich glaube, da steckt einiges an Übertreibung in den Marktzinsen, deshalb bleibe ich dabei: Kein Transfer. Dazu müssen meines Erachtens nicht einmal die Hilfskredite den Status der Vorrangigkeit erhalten, wie es im ESM vorgesehen ist – was bedeutet, dass man mit den Zinsen nach unten gehen kann, ohne das Subventionselement zu erhöhen, wenn das der Fall ist.

 

Zehn Wetten für 2011

Mein Haupt noch etwas aschig, saßen wir drei Hirten – Lucas, Dieter und ich – also zusammen und schritten zur Tat für das neue Jahr. Unser Top-Thema, das uns einige Biere Zeit kostete, war die Euro-Krise und deren Fortgang. Wir wunderten uns sehr über die deutsche Exportlobby, die sich beim Verkaufen der Vorteile des Euro richtig dämlich anstellt, oder gar nicht zu vernehmen ist. Wo ist der BDI, wo die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft? Konnten sie uns doch locker erklären, warum die Löhne in Deutschland sinken mussten. Jetzt, wo es den Deutschen zu erklären gilt, warum der Euro im besten Interesse dieses Landes ist (und natürlich im allerbesten der Exporteure), da schwächeln sie oder gießen mit ihren Haircut-Ideen sogar noch Öl ins Feuer. Dennoch glauben wir, dass der Euro Ende 2011 noch existieren wird, röchelnd! Weiter„Zehn Wetten für 2011“

 

Der Euro wackelt

Manchmal wird mir doch etwas mulmig. Bisher hatte ich der Eurokrise ziemlich gelassen zugesehen, nach dem Motto, wir kommen in Europa nicht voran, wenn es nicht eine existenzielle Krise zu überwinden gilt – ohne Krise kein Fortschritt in Richtung politische Union und Demokratie und Wohlstand für alle Europäer. Daher fand ich es meistens toll, wenn es mal wieder eine Krise gab.

Nur sind die Summen, um die es jetzt gehen könnte, so gewaltig, dass ein Auseinanderbrechen des Eurosystems nicht mehr auszuschließen ist. Die potenziellen Gläubiger, vor allem Deutschland sowie Holland, Österreich und Finnland, auf die ein Drittel der Bevölkerung und ein etwas größerer Anteil am gemeinsamen BIP entfallen, könnten schon in Kürze an einen Punkt kommen, an dem die Rettungsprogramme politisch nicht mehr zu vermitteln sind. Was haben vor allem die Deutschen davon? In den sieben Landtagswahlen, die 2011 anstehen, wird zu erklären sein, warum es sich lohnt, weiterhin und in immer größerem Maße der Zahlmeister Eurolands zu sein. Das ist kein Thema für Populisten. Frau Merkel wird sich zu einer glühenden Verfechterin des europäischen Projekts wandeln müssen, wenn sie argumentativ die Oberhand behalten möchte. Hat die Bildzeitung eigentlich schon begonnen, sich auf das Thema „zurück zur D-Mark“ einzuschießen? Weiter„Der Euro wackelt“

 

M. Trichets Einkaufsliste

Die Jungs und Mädels von FT Alphaville sind an ein interessantes Papier gekommen. Die Einkaufsliste der EZB – also die Preise, die sie bereit ist, im Rahmen ihres Staatsanleiheprogramms zu bezahlen. Sie wird am Morgen an die Bondhändler verschickt – hier an Morgan Stanley – und die fragen dann bei ihren Kunden (oder im eigenen Haus) nach, wer den Deal zu diesen Konditionen machen würde. Weiter„M. Trichets Einkaufsliste“

 

Haare schneiden oder nicht?

Ist die Euro-Zone insolvent oder kriegt sie noch die Kurve? Das ist die alles entscheidende Frage, um die es sich hier, bei Weissgarnix und bei Kantoos immer wieder dreht. Die Skeptiker, sind davon überzeugt, dass die Solvenz nicht mehr gegeben ist und deshalb umgeschuldet werden sollte. Die Optimisten, dazu zählt wohl die EU, glauben, dass es sich nur um ein Illiquiditätsproblem handelt, dass mit Überbrückungskrediten gelöst werden kann. Also: Alte Schulden mit neuen Schulden bekämpfen oder Umschuldung? Weiter„Haare schneiden oder nicht?“

 

Ein Hoch auf diese Regierung

Lassen Sie uns den Hut ziehen vor dieser Regierung! Wann hatte die Bevölkerung in Deutschland je eine in wirtschaftlichen Belangen ausgebufftere Regierung? Wann wurde das letzte Mal eine solch großartige Wachstumspolitik betrieben, die sich gleich dreier Schienen bedient? Dem Wechselkurs, den die Regierung elegant herunter redet, den Zinsen, die sie mit ihrem Insolvenzplänen für Euroland auf immer neue Tiefen fallen lässt, sowie einer gezielten Lohnstückkostensenkungspolitik, die die erarbeiteten Wettbewerbsvorteile zementiert? Was Kanzlerin Merkel samt ihren Beratern, den Herren Schäuble, Brüderle und Weber (Bundesbank) da zaubern, steht makromäßig den goldenen Zeiten eines Bill Clinton und Alan Greenspan in nichts nach. Ja, es ist schlauer.

Deshalb bin ich auch für das nächste Jahr recht optimistisch, was das Wachstum in diesem unseren Lande betrifft. Bei einer solch grandiosen Steuerung sind gut und gerne mehr als 2,5 Prozent Wachstum drin. Die langjährigen Freunde des HERDENTRIEB merken es spätestens hier: Die Wachstumswette ist mal wieder fällig, wie jedes Jahr zum Geburtstag dieses Blogs. Mit ihr begann alles im November 2005. Waren meine ersten vier Wetten gut bis spektakulär (die erste), so war die letzte vom November 2009 geradezu beschämend schlecht. Ich habe zweierlei vollkommen falsch eingeschätzt. Das eine tut weh: die Wirkung der Konjunkturprogramme. Das andere hätte ich mir selbst im Traum nicht ausmalen können: diese verdammt schlaue Regierung. Weiter„Ein Hoch auf diese Regierung“

 

EZB in der Identitätskrise

Die Finanzkrise hat eine Reihe von Problemen zutage gebracht, mit denen die Väter und Mütter des Euros nicht rechnen konnten. Das Hauptziel war es, die Inflation des Währungsraums insgesamt unter Kontrolle zu halten, also bei etwas unter 2 Prozent. So lautet das Inflationsziel der EZB. Das wurde erreicht, es stellte sich aber heraus, dass der Kampf gegen die Geldentwertung nur eine von mehreren Aufgaben der EZB ist, und in einer richtigen Krise nicht einmal die wichtigste. Es ist fast selbstverständlich, dass die Inflationsraten stark zurückgehen, wenn große schuldengetriebene Immobilien- und Aktienkrisen geplatzt sind oder Banken ihre Kredite zurückfahren, weil sie sich (mit Asset-backed Securities oder Hypothekenkrediten) verspekuliert haben. Weiter„EZB in der Identitätskrise“