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Einführung in die Philosophie

Die großen Fragen interessieren uns wieder. Sie lauten vereinfacht mit Kant: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch? In vielen Schulen spielt Philosophieunterricht eine große Rolle und im öffentlichen Diskurs erleben die alten Ideen dank neuer Denker ein Comeback. Sei es im Fernsehen, in ganz dem Thema gewidmeten Magazinen oder im Themenspecial der ZEIT.

Das Spektrum philosophischer Ideen ist Gegenstand der neuen Themen-Serie auf ZEIT für die Schule. Sie sind Schüler oder junger Student und auf der Suche nach einer schnellen Einführung oder einer Anleitung zur Vertiefung? Sie sind Lehrer an einer Schule und suchen Inspiration für den Philosophieunterricht? Oder interessieren Sie sich einfach für die grundlegenden Fragen der Philosophie, hatten aber nie die Gelegenheit, sich mit ihnen zu befassen? Dann ist unser Angebot für Sie gemacht.

Unsere Beiträge erklären einzelne Standpunkte von Kant und Hegel, Marx und Adorno, Platon und Aristoteles in wenigen, einfachen Worten. Und sie laden ein, miteinander zu philosophieren. Dafür haben wir uns etwas einfallen lassen: Jeden Teilaspekt können Sie in eigens dafür vorgesehenen Bereichen kommentieren und auf diese Weise mit anderen Lesern besprechen. Videos, Bilder und praktisch orientierte Aufgabenstellungen machen Theorien greifbar und schnell verständlich. Unter den Artikeln freuen wir uns über Ihr Feedback oder über weiterführende Hinweise, die anderen Lesern helfen können.

Das Angebot befindet sich im Aufbau und wird regelmäßig erweitert. (Stand: 03/2014)

 

Einführung in die Philosophie der Aufklärung

Einführung in die Philosophie der Aufklärung
© Christof Stache/Getty Images

Die Einführung in die Philosophie der Aufklärung stellt Ihnen die wichtigsten Philosophen dieser Epoche vor. Nach Immanuel Kant meint Aufklärung im philosophischen Sinne einen Prozess, der sich nicht etwa auf eine Epoche beschränkt, sondern der immer wieder wiederholt werden muss. Die Aufklärung ist eine Aufforderung an jeden einzelnen, sich diskursiven Machtverhältnissen nicht unhinterfragt zu fügen, sondern sich immer wieder mündig zu machen, indem man sich mit ihnen befasst. [Zum Dossier]

John Locke: Empirismus und neues Bürgerrecht

Philosophie John Locke EmpirismusJohn Locke ist einer der wichtigsten Vertreter des Empirismus in der Philosophie. Seine Auffassung war es, dass wir nur durch die Wahrnehmung zu Wissen gelangen können. [Zum Text]

René Descartes: Der methodische Zweifel

René Descartes: kartesische SkepsisKönnen wir unserer Wahrnehmung trauen? René Descartes stellte das Wissen seiner Zeit auf eine schwere Probe – und ebnete so den Weg für viele weitere wichtige Erkenntnisse in der Philosophiegeschichte. [Zum Text]

Peter Maffay erklärt Immanuel Kant

Grab von Immanuel Kant, Kaliningrad 1991Immanuel Kants Philosophie kennzeichnet einen Meilenstein in der Geisteswissenschaft. Seine Erkenntnisse bestimmen noch heute viele unserer Auffassungen in der Wissenschaft, aber auch in der Politik. [Zum Text]

Die harmlosen Garnelen und Kant

Was kann ich guten Gewissens noch kaufen? © ZEIT ONLINE/David FülekiWas kann ich essen? Was darf ich kaufen? Was kann ich importieren? Was ist nachhaltig?
Wir prüfen mit Immanuel Kant, ob konventioneller Konsum ethisch vertretbar ist. [Zum Text]

Thomas Hobbes: Der Naturzustand des Menschen

Thomas Hobbes' NaturzustandWie kann man das Verhältnis von beiden, von Bürgern zueinander, aber auch von Staaten zueinander denken? Thomas Hobbes plädiert für einen starken Herrscher, an den wir unsere Freiheiten abtreten sollen. [Zum Text]

Jean-Jacques Rousseau: Kommen die Schwierigkeiten erst mit der Kultur?

Jean-Jacques RousseauJean Jacques Rousseau greift den Gedanken vom Naturzustand gut 100 Jahre nach Hobbes wieder auf, kommt aber zu anderen Schlüssen: Erst durch die Kultur würde der Mensch Konflikte entwickeln. [Zum Text]

Adorno und Horkheimer: Kann Aufklärung scheitern?

Horkheimer Adorno Dialektik der AufklärungNach zwei Weltkriegen ziehen die Philosophen Adorno und Horkheimer eine Bilanz zur Philosophie der Aufklärung: Wenn Kriege noch möglich sind, ist die Aufklärung dann nicht gescheitert? [Zum Text]

Einführung in die Philosophie der Moderne

Einführung in die Philosophie der Moderne
© Christof Stache/Getty Images

Die Einführung in die Philosophie der Moderne behandelt die wichtigsten Fragen dieser Epoche. Die Industrialisierung verändert die Lebenswelt im 19. und im 20. Jahrhundert radikal. Die Philosophie steht vor vielen ethischen Fragen, die es in den vorherigen Jahrhunderten nicht gegeben hat. Angesichts des schwindenden Einflusses der Kirchen muss man sich neu orientieren.[Zum Dossier]

Georg W. F. Hegel: Subjekt-Objekt-Dialektik

Hegel Subjekt Objekt DialektikAus seiner Subjekt-Objekt-Dialektik leitet Georg Wilhelm Friedrich Hegel Aussagen über unsere Fähigkeit ab, uns selbst als Subjekt zu erkennen. Der bloße Konsument kann es nicht. [Zum Text]

Karl Marx und die Industrialisierung

Karl Marx Industrialisierung ArbeiterrevolutionDie Arbeiten von Karl Marx befassen sich mit moderner Ökonomie: Welche Rollen nehmen darin die Menschen ein? Lassen sich die Interessen der Arbeitnehmer mit denen der Produzenten vereinbaren? [Zum Text]

Friedrich Nietzsche: Es denkt

Friedrich Nietzsche Skepsis SpracheIch denke, also bin ich? Friedrich Nietzsche stellt dieses „Ich“ grundlegend infrage: „Es denkt“, provoziert er, müsse es heißen. Des Weiteren fragt er: Können wir mit unserer Sprache wahre Aussagen treffen? [Zum Text]

Charles Darwin: Die Entstehung der Arten

darwinCharles Darwins Hauptwerk Die Entstehung der Arten bricht radikal mit dem Entstehungsmythos der Bibel. Wir erklären sein Evolutionsmodell anhand eines Kinderspielzeugs. [Zum Text]

Jean-François Lyotard: Das postmoderne Wissen

Postmoderne LyotardSeit Nietzsche und Wittgenstein steht infrage, ob wir mittels der Sprache überhaupt etwas Wahres über die Welt aussagen können. Jean-François Lyotard leitet daraus den Begriff der Postmoderne ab. [Zum Text]

Paul Boghossian: Wissen ist nicht verhandelbar

BoghossianSolange die Tatsachen nicht überprüft worden sind, können wir auch keine wahren Aussagen treffen – selbst dann nicht, wenn wir mit einer Spekulation zufällig den Tatsachen entsprechen. Paul Boghossian widerspricht Lyotard in seiner Arbeit „Angst vor der Wahrheit“ entschieden. [Zum Text]

 

Diskussion: Die Beschaffenheit des Menschen

René Magritte: Die Beschaffenheit des Menschen (Quelle: blog.pasqunpeu.fr)

Betrachten Sie das Bild und bearbeiten Sie dazu folgende Aufgaben:

  • Benennen Sie die Gefühle, die Sie beim Betrachten haben.
  • Erklären Sie den Aufbau des Bildes.
  • Erörtern Sie den Sinn des Bildes und seine Tragweite: Wie entsteht unser Bild von der Welt?
  • Erörtern Sie, wie das Bild von Magritte aussehen müsste, wenn Sie Lockes Konzept der inneren Selbstwahrnehmung mit einbeziehen wollten.

Kehren Sie anschließend wieder zu dem Artikel über John Locke zurück.

 

Diskussion: Krapp’s Last Tape

Nach Locke kann man die Rolle von Raum und Zeit problematisieren: Wie kann das Ich eigentlich in der Lage sein, auf sich selbst zurückzugreifen? Braucht es dafür nicht schon Formen des Betrachtens? Ein problemstellendes Material ist das Stück Krapp’s last Tape von Samuel Beckett, das die folgenden Videos zeigen:

  • Beschreiben Sie, was Krapp in dem Video tut.
  • Stellen Sie sich vor, der Mann im Raum mit Tonbandgerät ist Ihr Erinnerungsvermögen an Sie selbst. Wofür stünde das Tonbandgerät? Könnte Krapp auch ohne Band arbeiten? Oder tragen wir alle eine Art Tonband mit uns herum?

Wenn Sie diese Frage interessiert, springen Sie einfach zu Immanuel Kant, 1. Raum und Zeit.

Oder kehren Sie zurück zum Artikel über John Locke.

 

René Descartes: Der methodische Zweifel

Aus unserer Serie: Einführung in die Philosophie

René Descartes: kartesische Skepsis
Können wir unserer Wahrnehmung trauen? Der oben abgebildete Versuch verdeutlicht, dass unsere Wahrnehmung sehr leicht getäuscht werden kann. © Eric Schumacher

René Descartes: Cogito ergo sum

  • Besorgen Sie sich ein Glas Wasser und einen Strohhalm oder einen ähnlichen Gegenstand, beispielsweise einen Stift. Nehmen Sie nun den Strohhalm in die eine und das Glas in die andere Hand und halten Sie das Glas vor den Strohhalm. Sie werden bemerken, dass sich Ihre Wahrnehmung von dem Strohhalm dort, wo Ihr Blick durch das Wasser verstellt wird, verändert: Anscheinend hat der Strohhalm einen Knick.

Jetzt überlegen Sie: Was folgt aus Ihrer Beobachtung in Hinblick auf unsere Wahrnehmung von dem Strohhalm? Können Sie Ihrer Wahrnehmung trauen?
Diskutieren Sie diese Fragen mit anderen Lesern.

René Descartes hätte an den Farbenspielen von Beau Lotto seine Freude gehabt: sie veranschaulichen, wie anfällig unsere Augen für Illusionen sind. (TED-Talk, Englisch).

Wenn wir wissenschaftlich Denken wollen, müssen wir einen Begriff der Wahrheit haben, denn wissenschaftliche Theorien sollen ja wahr sein. Mit der Definition dieses Begriffs befasst sich die philosophische Erkenntnistheorie. Für erkenntnistheoretische Diskussionen der Aufklärung legt René Descartes im Jahr 1641 mit seinen Meditationen einen Grundstein. Er stellt folgende Frage: Was kann ich sicher wissen? Ob es kalt ist, ob hell oder dunkel, wie sich etwas anfühlt, ob etwas außer uns existiert: Alle diese angenommenen Wahrheiten lassen sich der logischen Möglichkeit nach infrage stellen. Denn es könnte sich bei ihnen genauso gut um Sinnestäuschungen handeln.

Bleibt also nichts, was wir als Wahrheit annehmen können? Doch, sagt Descartes: Wir mögen zwar möglicherweise diversen Sinnestäuschungen ausgesetzt sein, sind aber auch in der Lage, über diese Sinnestäuschungen nachzudenken. Dass wir denken, setzt aber die Existenz unseres Ichs voraus. Anders formuliert: Sobald wir denken, können wir uns zumindest einer Sache sicher sein: unserer eigenen Existenz.

René Descartes: Ideen für weiteres Philosophieren

Nur wenige Filme befassen sich ähnlich eindrucksvoll mit der Idee vom Kartesischen Zweifel wie der Blockbuster Matrix, der das Gedankenexperiment radikal auf die Spitze treibt. Der Film illustriert die Idee vom Gehirn im Tank, die in der jüngeren Philosophie viel diskutiert worden ist. Die Idee: Jede unserer Wahrnehmungen könnte eine Illusion sein, die uns über Elektroden direkt in unser Gehirn eingespielt wird, während wir gar keinen Körper besitzen.

Dieses Video behandelt innerhalb der ersten Minuten Descartes‘ Cogito-Argument sehr deutlich. Darüber hinaus erfolgt eine erörternde Einordnung in den historischen Zusammenhang seiner Zeit.

Überlegung zur kritischen Erörterung der Position Descartes‘:

Weitere Materialien zu René Descartes:

René Descartes: Untersuchungen über die Grundlagen der Philosophie (auch „Meditationen“) (Quelle: www.zeno.org)
Der Methodische Zweifel und das Cogito-Argument finden sich in der ersten und zweiten Untersuchung dieses für die Geistesgeschichte historisch bedeutsamen Werkes.

Auszug aus der ersten Untersuchung (Hörtext) (Quelle: www.youtube.com)

Hörtext (Teil 2) (Quelle: www.youtube.com)

René Descartes: Biografische Daten

René Descartes (1596 – 1650). Nach Descartes ist der Kartesische Zweifel (auch methodischer Zweifel) benannt, nach dem nichts außer uns selbst sicher wahr sein kann. Nur die Existenz unseres Ichs ist sicher, weil sie sich durch unser Denken schon selbst beweist.

Biografie zu René Descartes (Quelle: www.rene-descartes.de)

Tabellarische Kurzbiografie zu René Descartes (Quelle: www.zeno.org)

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John Locke: Empirismus und neues Bürgerrecht

Aus unserer Serie: Einführung in die Philosophie

Philosophie John Locke Empirismus
In allen Disziplinen der Wissenschaft spielen empirische Methoden eine wichtige Rolle. Das Bild zeigt die empirische Erforschung an von Viren befallenen Zellen mithilfe eines Mikroskops im Robert Koch Institut in Berlin. © Carsten Koall/Getty Images

1. John Locke und der Empirismus: Die Bedingungen unserer Wahrnehmung

Empiristen sind Theoretiker, die der Auffassung sind, nur durch die Wahrnehmung könne man zu Wissen gelangen. John Locke vertritt diese Haltung historisch besonders wirkmächtig. In Buch 2 des Versuches über den Menschlichen Verstand schreibt er in Kapitel 1, Absatz 2: „Alle Vorstellungen kommen von der Sinnlichen- und Selbstwahrnehmung“. Das räumt auf mit der Vorstellung der angeborenen Ideen aus der Philosophie der Antike, also jenes Wissens, das uns ab dem Tage unserer Geburt vor aller Erfahrung gehört.

Zunächst klingt es sehr nach common sense, zu sagen: „Es existiert sicherlich nur das, was wahrnehmbar ist.“ Aber es wirft die Frage auf: Woher soll eigentlich das kommen, was die Bedingung unserer Wahrnehmung ist, besonders unserer Selbstwahrnehmung?

Ein Beispiel: Wir können uns an uns selbst zu einem anderen Zeitpunkt erinnern – gestern zum Beispiel. Das sieht Locke auch so. Aber: Wir müssen doch irgendwie einen Eindruck davon haben, dass der Gedanke, den wir gestern gedacht haben, zu einem anderen Zeitpunkt gewesen ist, als dieser Gedanke jetzt gerade, in diesem Moment. Woher sollen wir aber ein Zeitgefühl für die Einordnung der Akte unseres Ichs haben? Lockes Lösung: Die Abfolge der verschiedenen Gedanken in uns können wir innerlich wahrnehmen. Anhand ihrer Abfolge nehmen wir Zeit in uns wahr. Denn Denken geschieht ja immer in der Dimension des Nacheinander, ein Gedanke nach dem anderen. Später wird Immanuel Kant diesen Gedanken wieder aufgreifen und verfeinern.

Philosophie John Locke Erziehung
„Die Erziehung macht den großen Unterschied zwischen den Menschen.“ © simonthon/Photocase

In seinen Gedanken über Erziehung erörtert Locke, wie Kinder erzogen werden sollen, und schreibt dabei sowohl über Ernährung, Bewegung und Tagesablauf als auch über die Bildung des Geistes (zweiter Abschnitt). Er legt dabei wiederholt großen Wert auf frühkindliche Erziehung. Historisch besonders wichtige Textstelle: „Die Erziehung macht den großen Unterschied zwischen den Menschen“ (§ 1).

Erkenntnistheoretische, sprachphilosophische und auch theologische Diskussionen handelt Locke in Ein Versuch über den Menschlichen Verstand ab. Die oben erwähnte Textstelle findet sich in Buch 1, Kapitel 2.

John Locke: Ideen für weiteres Philosophieren

  • Erörtern Sie frei, wie sich die Welt einem Säugling darstellen könnte. Benennen Sie die Gegenstände, die er kennen kann und woher er sie kennen kann. Hat er ein Zeitgefühl? Kann er rechnen?
    Diskutieren Sie diese Frage mit anderen Lesern.

Philosophieren mit Bildern: Betrachten Sie das Bild „Die Beschaffenheit des Menschen“ von René Magritte und bearbeiten Sie dazu folgende Aufgaben:

  • Benennen Sie die Gefühle, die Sie beim Betrachten haben.
  • Erklären Sie den Aufbau des Bildes.
  • Erörtern Sie den Sinn des Bildes und seine Tragweite: Wie entsteht unser Bild von der Welt?
  • Erörtern Sie, wie das Bild von Magritte aussehen müsste, wenn Sie Lockes Konzept der inneren Selbstwahrnehmung mit einbeziehen wollten.
    Diskutieren Sie diese Fragen mit anderen Lesern.

Nach John Locke kann man die Rolle von Raum und Zeit problematisieren: Wie kann das Ich eigentlich in der Lage sein, auf sich selbst zurückzugreifen? Braucht es dafür nicht schon Formen des Betrachtens? Ein problemstellendes Material ist das Stück Krapp’s last Tape von Samuel Beckett, das die folgenden Videos zeigen:

2. John Locke und Carl Gottlieb Svarez: Die neue Rolle des Bürgers

Svarez, Carl Gottlieb (1746 – 1798), Jurist, der maßgeblich beteiligt war an der Entwicklung des preußischen Rechtssystems unter dem preußischen Großkanzler Johann Heinrich von Cramer.

Biografie Carl Gottlieb Svarez (Quelle: www.deutsche-biografie.de)

Die Interessen eines Bürgers macht Locke in seinem Brief über Toleranz zum Kriterium für ein gutes Gemeinwesen. Unter diesen Interessen finden sich keine Interessen religiöser oder ständischer Art, sondern lediglich die, die den Besitz und das körperliche Wohlergehen betreffen. Damit ist ein Weg zur weltlichen Rechtfertigung eines Staates eingeschlagen. Einem Bürger seinen Glauben aufzwingen könnte der Staat nach Locke ohnehin nicht, da niemand aufgrund von Zwang wirklich glauben könnte.

Gleichheit vor dem Recht geht mit der Idee der prinzipiellen Gleichheit und der Menschenrechte einher. So schlägt Carl Gottlieb Svarez im Jahr 1791 ein Modell eines Rechtsstaates vor, in dem der Monarch „Machtspruchverbot“ hat: Das bedeutet, dass er den gleichen Gesetzen unterliegt wie seine Untertanen. Svarez entwickelt in dem Vortrag die schöne Polemik, dass die französische Revolution genau dadurch ausgelöst worden sei, dass die Monarchen Machtsprüche gegen einzelne gesprochen hätten. Damit erzielt er einen kleinen Erfolg: Als 1791 das Allgemeine Gesetzbuch für die Preußischen Staaten vorgelegt wird, beinhaltet es in seiner Einleitung als Paragrafen 6 zunächst das Machtspruchverbot. Aber später, in der rechtskräftigen Fassung, wird es dann wieder gestrichen.

Beide Texte finden sich in dem Band Was ist Aufklärung? Thesen, Definitionen, Dokumente. [hg. Stollberg – Rilinger] Stuttgart 2010: Reclam, € 3,40

Erklärung der Rechte des Menschen und Bürgers der Französischen Nationalversammlung (Quelle: www.verfassungen.eu)

John Locke und Carl Gottlieb Svarez: Ideen für weiteres Philosophieren

  • Erörtern Sie: Was sind Interessen eines Bürgers? Entwickeln Sie aus den Bürgerinteressen einen möglichst allgemeinen Gesetzesrahmen.

John Locke: Biografische Daten

John Locke (1632 – 1704), englischer Philosoph der Aufklärung, bekannt vor allem für seine Staatstheorie, Empirist. Locke legte mit seiner Philosophie des Geistes einen Grundstein für Kants später erscheinende Transzendentale Ästhetik: Der Geist greift durch eine Form der inneren Wahrnehmung auf sich selbst zu verschiedenen Zeitpunkten (zum Beispiel gestern) zurück.

Biografie zu John Locke (Quelle: Verfassungsgeschichte der Neuzeit Online, Prof. Dr. Andreas Kley, Universität Zürich)

Tabellarische Kurzbiografie zu John Locke (Quelle: www.zeno.org)

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Diskussion: Herr, Knecht und Arbeit

  • Nehmen Sie sich zehn Minuten oder mehr Zeit und setzen Sie sich mit etwas Knete an einen Tisch. Alternativ können Sie auch einen Stift und ein Blatt verwenden. Sie brauchen weiter keine anderen Werkstoffe oder Gegenstände. Na, dann fangen Sie mal an und beschäftigen Sie sich mit dem, was da vor Ihnen liegt.

Vielleicht haben Sie in den vergangenen Minuten nun etwas zu Papier gebracht oder geknetet. In diesem Fall überlegen Sie sich: Was genau haben Sie da eigentlich produziert? Woraus besteht es? Warum haben Sie genau dies produziert und nichts anderes? Anders ausgedrückt: Was sagt das Produzierte über Sie aus?

Überlegen Sie nun: Wie stehen Sie im Verhältnis zum produzierten Ding?
Kehren Sie anschließend zum Artikel über Hegel zurück.

 

Diskussion: Wenn alles aus der Balance gerät

Zur Heranführung an den Gedanken zum Naturzustand kann dieser Film dienen. Allerdings beinhaltet das Material die Schwierigkeit, dass die Figuren im Film stellenweise durch Körpersprache und Gestik kommunizieren, also ein Naturzustand im strengen Sinne nicht dargestellt wird. Hiermit ist bereits ein Problem für eine Rousseau-Erarbeitung angebahnt: Steht die Musiktruhe im Film nicht vielleicht schon für Kultur?

Aufgaben:

  • Fassen Sie die Handlung kurz zusammen. Welche Elemente gibt es?
  • Interpretieren Sie das gesamte Geschehen.
  • Zu welchen Schlüssen kommen Sie? Finden Sie weitere Beispiele für Ihre Schlüsse.

Kehren Sie anschließend zum Dossier über Thomas Hobbes bzw. Jean-Jacques Rousseau zurück.

 

 

Diskussion: Immanuel Kant vs. Julian Assange

Stellen wir uns vor, Sie sind Julien Assange, der Gründer von Wikileaks. Das Szenario: Sie wohnen im schönen Galgarien. Plötzlich haben Sie die Möglichkeit, eine geheime Information über Ihre Regierung zu erfahren. Sie liegt hier und nur Sie haben Zugriff: Der galgarische Präsident Hernadad möchte dem Nachbarstaat Galgariens, Gobastan, den Krieg erklären.

  • Beurteilen Sie auf Grundlage des Kategorischen Imperativs: Ist es gut, die Nachricht zu veröffentlichen? Begründen Sie Ihre Entscheidung.

Kehren Sie anschließend zum Artikel zurück.

Nachtrag: In unserer Facebook-Reihe „Das philosophische Frühstück“ finden Sie eine zu einer ähnlichen Situation eine weitreichende Debatte, die wir mit großem Interesse verfolgt haben.

 

Diskussion: Das gebrochene Versprechen

Liebe Leser!

Ich, der Autor dieser Zeilen, verspreche Ihnen einen Link, unter dem Sie ein komplettes Konzert von Wolfgang Petry kostenfrei und legal in CD-Qualität herunterladen könnt. Versprochen!

Hier ist er:

Hoppla. Da habe ich den Mund wohl etwas zu voll genommen. Tatsächlich wusste ich ja schon von Anfang an, dass das nicht geht. Von wegen: zum Herunterladen, bei Youtube! Aber das ist ja nicht schlimm. Denn Freude habe ich mit Sicherheit erzeugt, Ihre Vorfreude nämlich und die Freude derjenigen, die den Film über Duisburger Punker gut finden. Und an alle Wolfgang-Petry-Fans, bei denen ich nun wirklich Leid hervorgerufen haben sollte: Beweisen Sie erst einmal, dass Ihr Leid größer ist als die Freude, die ich mit dem gebrochenen Versprechen erzeugt habe.

  • Erörtern Sie: Ist der Bruch des Versprechens wie oben in Ordnung? Dass der Bruch Leid erzeugt, ist zumindest schwer nachzuweisen.

Fahren Sie anschließend mit Ihrer Lektüre des Artikels fort.

 

 

Diskussion: Raum und Zeit bei Immanuel Kant

Bewältigen Sie eine mehrschrittige Rechenaufgabe (zum Beispiel einen Dreisatz). Können Sie die Momente, zu denen Sie auf die Ergebnisse des vorherigen Rechenschritts zurückgegriffen haben, in Beziehung zueinander setzen? Erörtern Sie, wie das funktionieren kann. Dazu bietet sich auch folgendes Bild von René Magritte an: La reproduction interdite (Quelle: media.liveauctiongroup.net)

  • Welche Elemente erkennen Sie in dem Bild?
  • Interpretiert das Bild. Stellt euch einen Geist nach Descartes vor, der aller seiner Wahrnehmung beraubt ist, aber trotzdem denken kann. Kann er einen zeitlichen Bezug seiner Gedanken herstellen?

Kehren Sie nach der Diskussion zum Artikel über Immanuel Kant zurück.