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Globalisierung braucht soziale Absicherung

Für die meisten Volkswirte ist Freihandel etwas, was die Amerikaner als motherhood and apple pie bezeichnen würden – er ist einfach immer eine gute Sache und jenseits aller Kritik und Miesmacherei. Wie die Wahlen zum europäischen Parlament gezeigt haben, betrachtet aber inzwischen ein großer Teil der Menschen den scharfen Wettbewerb, mit dem Freihandel einhergeht, sehr skeptisch. Viele würden gern die Grenzen dicht machen und ausländische Produkte und Arbeiter soweit es geht draußen halten. Sie können sich nicht anpassen, verlieren ihre Jobs oder müssen mit ansehen, wie ihre Reallöhne sinken. Da ihnen die Institutionen der Europäischen Union bisher weder helfen können noch wollen, sehen sie ihr Heil in einer Renationalisierung der Wirtschaftspolitik. Wenn ich mir die Anzahl der Euro-Skeptiker im neuen Parlament und die niedrige Wahlbeteiligung ansehe, ist das europäische Friedens- und Wohlstandsprojekt nicht mehr ganz so populär wie einst. Für die Existenzabsicherung der Menschen spielt die EU kaum eine Rolle.
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Bundesbank und EZB überschätzen Inflation

Die Bundesbank hat ihre halbjährliche Prognose vorgelegt. Danach wird sich der Anstieg der Verbraucherpreise, „gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) von 1,1% in diesem Jahr auf 1,5% im kommenden Jahr und dann weiter auf 1,9% im Jahr 2016 verstärken“, ohne die Preise für Energie bis 2016 sogar auf mehr als 2 Prozent. Warum steigt die Inflationsrate aus Sicht der Bundesbank? Es wird nur ein einziger Kostenfaktor genannt: höhere Lohnsteigerungen wegen Verknappungen am Arbeitsmarkt. Der feste Euro, die Deflationstendenzen in den peripheren Ländern des Euroraums oder unterausgelastete Kapazitäten werden nicht für erwähnenswert gehalten. Das hätte vermutlich nicht ins Bild steigender Inflationsraten gepasst.
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Inflationsrate nähert sich wieder der Null

Es geht weiter in Richtung Deflation. Die Verbraucherpreise Euro-Lands waren im Mai nur noch um 0,5 Prozent höher als ein Jahr zuvor, in Deutschland waren es 0,6 Prozent (jeweils gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex). Die EZB gerät zusehends in Panik und dürfte daher am Donnerstag ein ganzes Bündel von expansiven Maßnahmen verkünden mit dem Ziel, Unternehmen und Haushalte dazu zu bewegen, mehr Schulden zu machen und mit dem geliehenen Geld ihre Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen so zu steigern, dass die Inflationsraten wieder anziehen.
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Der EZB fehlt ein Ausstiegsszenario

Ich frage mich, ob wir uns damit abfinden müssen, dass die Zinsen für viele Jahre auf dem jetzigen Niveau verharren werden. Das wäre so etwas wie das japanische Modell für Euro-Land. Was machen dann nur die Sparer, und müssen eines Tages auch die Versicherungen vom Steuerzahler gerettet werden, weil sie ihre Renditeversprechen nicht einhalten können?

Die Fragen müssen Ernst genommen und ein kritischer Blick auf die Politik der EZB geworfen werden. Weiter„Der EZB fehlt ein Ausstiegsszenario“

 

Erstes Quartal – endlich mal Wachstum!

Die detaillierten Zahlen zum deutschen Sozialprodukt im ersten Quartal, die gerade veröffentlicht wurden, sind besser, als ich erwartet hatte. Dabei bin ich schon ziemlich optimistisch. Kürzlich hatte ich ausgerechnet, dass unter einigen nicht unrealistischen Annahmen 2014 beim realen BIP durchaus eine Drei vor dem Komma stehen könnte. Die Konsensusprognose liegt bei knapp unter zwei Prozent. Viel ist dem außergewöhnlich warmen Winter geschuldet, sodass es nicht unbedingt so weitergehen muss, aber die Frühindikatoren sind robust, vor allem die Stimmung der Verbraucher und Unternehmer. Die Bauwirtschaft hebt gerade ab.
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Das Problem Jugendarbeitslosigkeit lässt sich lösen

Im März lag die Arbeitslosenquote für 15- bis 24-Jährige nach der Definition der Internationalen Arbeitsorganisation ILO in der EU bei 22,8 Prozent – das waren nicht weniger als 5,3 Millionen Personen. Die Quote ist mehr als doppelt so hoch wie die für 25- bis 64-jährigen Erwerbspersonen. Man kann den Eindruck gewinnen, dass ein großer Teil derjenigen, die künftig das Sozialprodukt erwirtschaften und für die Rentner aufkommen müssen, dazu nicht in der Lage sein wird.
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Aktienmärkte vor der Sommerpause

Wohin die Anleger auch schauen, es ist nicht viel los an den Märkten. Selten war die Volatilität so gering wie heute. Das ist für mich ein Zeichen, dass es an zündenden Ideen oder wenigstens an politischen Entwicklungen fehlt, die ganz neue Perspektiven eröffnen. Die Strategien, die bisher die Märkte bestimmt hatten, sind nicht mehr relevant.

An den Bondmärkten werden die Renditen zunächst auf ihren rekordniedrigen Niveaus bleiben, die Spreads zwischen Unternehmensanleihen und Staatsanleihen sind wieder fast so niedrig wie vor der Finanzkrise, ebenso wie die zwischen den Peripherieländern Eurolands und Deutschlands. Die Aktienmärkte in den OECD-Ländern sind fünf Jahre lang sehr gut gelaufen, legen jetzt aber eine Pause ein. Die Gewinne werden nicht mehr so rasch steigen. Dafür könnte die Lethargie in den Schwellenländern demnächst enden – da gibt es eine Menge an Nachholbedarf, nicht zuletzt weil die Bewertungen der Aktien sehr niedrig und die Wachstumsraten des Sozialprodukts vergleichsweise hoch sind.

Insgesamt schrumpft die globale Output-Lücke kaum, so dass es bei den niedrigen Inflationsraten und damit vor allem in den wohlhabenden Ländern bei der expansiven Geldpolitik bleiben wird. Das Deleveraging ist noch nicht beendet, am ehesten jedoch in den USA – dort ist man aber immer noch weit von Vollbeschäftigung entfernt, so dass die Fed weiter Gas gibt. Am Immobilienmarkt scheinen sich neue Blasen zu entwickeln; auch die amerikanischen Aktien sind nicht mehr gerade billig.

Im Euroraum beschleunigt sich das Wachstum nach zwei Jahren Rezession wieder, trotz fortgesetzten Schuldenabbaus; es bleibt aber mit 1,5 Prozent in 2014 bescheiden. An den Aktienmärkten werden die Peripherieländer weiterhin die Favoriten der Saison sein.

In Japan wird mit aller Macht versucht, endlich aus der Deflationsfalle herauszukommen; die Marktteilnehmer sind aber nicht davon überzeugt, dass es gelingen wird. Ich halte die Yen-Schwäche nur für vorübergehend. China ist dabei, die Binnennachfrage etwas von den Investitionen hin zum privaten Konsum zu verlagern. Das kostet erst mal Wachstum. Auch die Abwertung des Yuan dürfte, wie die des Yen, nur vorübergehend sein – sie passt nicht zu den robusten Fundamentalfaktoren des Landes.

Die niedrigen Zinsen, die globale Output-Lücke, das moderate Wachstum der Weltwirtschaft und vor allem die Abkühlung in China sprechen für sinkende Rohstoffpreise. Andererseits fehlen global die Anzeichen für eine neue signifikante Abschwächung des Wachstums, so dass es bei den Rohstoffpreisen keinesfalls zu einem Crash, sondern eher zu einem leichten Abwärtstrend kommen wird.

Der Wechselkurs des Euro wird weiter fest bleiben, auch wenn das Mario Draghi nicht gefällt: Der Euroraum weist einen gewaltigen und immer größeren Leistungsbilanzüberschuss auf; die Bilanz der EZB schrumpft seit beinahe zwei Jahren, während die Gelddruckmaschinen in den USA und in Japan auf Hochtouren laufen. Die Angebots-Nachfragekonstellation spricht daher für den Euro, ebenso wie die Tatsache, dass die weitere Existenz des Euro nach den Beschlüssen zur Bankenunion immer weniger infrage gestellt wird.

Ausführliches zur wirtschaftlichen Lage in den USA, in Euroland, Japan und China, sowie den Aussichten und Risiken für Aktien, Bonds, Wechselkurse und Rohstoffe finden Sie in meinem neusten Investment Outlook:

Wermuth’s Investment Outlook – Deceptively calm global markets, May 2014*) (pdf, 550 KB)

*) Der Investment Outlook von Dieter Wermuth ist in englischer Sprache verfasst und wird im Herdentrieb in loser Folge zum Herunterladen bereitgestellt. (UR)

 

Euro wertet weiter auf – wegen des gigantischen Überschusses in der Leistungsbilanz

Ich habe in den vielen Jahren, in denen ich versucht habe zu verstehen, warum die Wechselkurse sich bewegen wie sie sich bewegen, gelernt, dass von den ökonomischen Faktoren, die für eine Erklärung in Frage kommen, auf Dauer die Veränderungen in den Salden der Leistungsbilanzen am verlässlichsten sind. Unter den europäische Währungen wertete die D-Mark früher stets auf, während die Lira und der französische Franc fast immer abwerteten – Deutschland hatte einen Überschuss in der Leistungsbilanz, die beiden anderen Länder ein beinahe strukturelles Defizit. Auch der Dollar gehörte, und gehört, zu den abwertenden Währungen. Dass es bisher nicht zu einer Flucht aus dem Greenback gekommen ist, hat vor allem mit seinem Status als Reservewährung und Zielwährung für Fluchtkapital zu tun.
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Flucht in die Sachwerte

In der Öffentlichkeit ist es noch nicht so richtig angekommen: In Deutschland findet zurzeit eine Flucht in die Sachwerte statt, aber diesmal nicht aus Furcht vor einer neuen Lohn-Preisspirale, sondern weil die Habenzinsen und Bondrenditen so außerordentlich niedrig sind. Die Anleger halten Ausschau nach Alternativen. Da es am Arbeitsmarkt ganz gut aussieht, sind sie wieder bereit, längerfristige Risiken einzugehen. Bislang handelt es sich eher um eine Normalisierung als um Vorboten neuer Immobilien- und Aktienblasen. Noch befindet sich die deutsche Wirtschaft in einer Phase, in der die steigenden Immobilienpreise und Aktienkurse positive Vermögenseffekte haben, also ihrerseits die allgemeine Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen stimulieren und den Konjunkturaufschwung damit robuster machen.
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Dividendentitel gegen Anlagenotstand

Wenn Sparer in diesen Tagen Geld verdienen möchten, müssen sie bereit sein, Risiken einzugehen. Mit ihren Sparbüchern kommen sie nicht weit. Wenn sie die Inflationsrate vom Zins abziehen, schreiben sie rote Zahlen. Aktien mit hohen Dividendenrenditen sind daher heute – noch mehr als sonst – eine attraktive Anlagealternative. Ich denke, mit einem einigermaßen breit gestreuten Portefeuille lässt sich vor Steuern verlässlich eine Rendite von 3,5 bis 4 Prozent erreichen. Das haut denjenigen nicht um, der denkt, unter 10 Prozent macht er es nicht, aber real sind das, gerechnet mit der aktuellen deutschen Inflationsrate von 1,0 Prozent, immer noch 2,5 bis 3 Prozent und damit mehr als die wahrscheinliche mittelfristige Zuwachsrate des realen Sozialprodukts. Aus den inflationsgesicherten Bundesanleihen lässt sich ablesen, dass die Marktteilnehmer für die nächsten fünf Jahre eine durchschnittliche Inflationsrate von 1,05 Prozent erwarten, die künftige Inflationsrate für die Anleger also real etwa so viel übrig lassen wird wie heute.
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