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Anlagestrategie in Zeiten extrem niedriger Bondrenditen

Am vergangenen Freitag war die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe auf unter drei Prozent gefallen und liegt jetzt bei 3,03 Prozent, nachdem sie von ihrem historischen Tiefststand Ende August 2010 von 2,12 Prozent bis zum 11. April dieses Jahres zügig auf 3,49 Prozent gestiegen war. Für viele sah dieser Anstieg wie die längst überfällige Korrektur der Renditen aus: Schließlich hatten die Notenbanken, einschließlich der EZB, so viel Geld in die Wirtschaft gepumpt wie seit Menschengedenken nicht mehr, die Weltkonjunktur befand sich offenbar auf dem Weg in Richtung eines sich selbst tragenden Aufschwungs, die Rohstoffpreise und in ihrem Fahrwasser auch die Inflationsraten der Verbraucherpreise stiegen sehr stark, von Deflation war keine Rede mehr, alle Frühindikatoren zeigten nach oben und die meisten Zentralbanken waren dabei, die Zinsen zu erhöhen. Nur die amerikanische und die japanische Notenbank waren sich ihrer Sache noch nicht sicher und signalisierten, dass sie sich vorläufig nicht bewegen wollten.

Aber sonst sprach eigentlich alles gegen den Kauf von Renten, sie waren daher die Verlierer der Stunde. Weiter„Anlagestrategie in Zeiten extrem niedriger Bondrenditen“

 

Eine Stimme für Euroland im Währungsfonds!

Die Schwellenländer erheben in der Debatte um die Nachfolge von Dominique Strauss-Kahn den Anspruch, dass die Spitze des Internationalen Währungsfonds mit einer Persönlichkeit aus ihren Reihen besetzt wird. So verständlich dieses Anliegen sein mag, so wenig verstehe ich, wieso jemand aus einem Schwellenland auf diesen einflussreichen Posten gewählt werden sollte. Denn die wichtigsten potenziellen Kreditgeber müssen darüber bestimmen dürfen, wer sie vertritt. Und das sind nun einmal die Westeuropäer und die Nordamerikaner. Warum sollte ein Brasilianer, Chinese oder ein Thailänder deren Interessen im Auge haben? Weiter„Eine Stimme für Euroland im Währungsfonds!“

 

Risiken werden überschätzt

Die Weltwirtschaft zeigt sich in der ersten Hälfte des Jahres robust und expandiert kräftig. Gleichzeitig ist die Liste der politischen und ökonomischen Risiken nicht kürzer geworden. Was die Entwicklung an den Finanzmärkten unmittelbar betrifft, stehen zurzeit die Inflationsrisiken und die Frage der Stabilität der europäischen Währungsunion im Vordergrund.

Die Hauptthesen in meinem neuen Tour d’Horizon sind:

1. Die Inflationsaussichten sind weiterhin positiv: Trotz des erfreulichen Wachstums zwei Jahre nach Ende der großen Rezession gibt es global noch erhebliche Kapazitätsreserven, nicht zuletzt auf dem Arbeitsmarkt. Der neue Rohstoffboom beeinträchtigt die Kaufkraft und dämpft damit die Nachfrage sowie, mit einer zeitlichen Verzögerung, die Inflation. In weiten Teilen der Weltwirtschaft (USA, Japan, GB, Spanien) ist nach dem Platzen von Immobilienblasen nach wie vor Deleveraging angesagt, also der vorrangige Abbau von Schulden. Auch dadurch kommt die Nachfrage der Haushalte nicht richtig auf die Beine. Fast alle Länder sind zudem dazu verurteilt, ihre öffentlichen Haushalte in Ordnung zu bringen – die Schuldenmacherei ist vielfach an eine natürliche Grenze gestoßen. Von dieser Seite sind also ebenfalls inflationsdämpfende Effekte zu erwarten.

2. Die EZB wird wohl die Zinsen weiter anheben, aber angesichts der Solvenzprobleme in den Ländern der Peripherie eher piano.

3. Trotzdem ist nicht mit einem Crash der führenden Bondmärkte zu rechnen: Die Renditen sind sehr niedrig, aber noch nicht gefährlich niedrig.

4. Die Situation Griechenlands bleibt kritisch, wird jedoch auf dem üblichen europäischen Weg des Durchwurstelns gelöst werden. Das gilt auch für Irland und Portugal. Am Ende wird ein weiterer großer Schritt in Richtung Transferunion und politische Union stehen.

5. Der Euro wird weiter aufwerten, aber wegen der Schuldenkrise glücklicherweise nur langsam. Das schafft ein Zeitfenster für die schmerzhaften Reformen in Griechenland und den anderen wackligen Ländern. Eine Dollarabwertung ist in (fast) jedermanns Interesse, und überfällig.

6. Gemessen an ihren KGVs, dem Verhältnis Kurs zu Buchwert sowie der Dividendenrendite sind die meisten Aktien sehr billig. Die Anleger sind verschreckt, sie können aber nicht viel falsch machen, wenn meine Vorhersagen einigermaßen ins Schwarze treffen.

Ausführliches zu alledem und den Aussichten bei den Rohstoffpreisen, Wechselkursen, Bonds und Aktien in meinem neusten Investment Outlook:

Wermuth’s Investment Outlook – May 2011*) (pdf, 214 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)

 

Fed will weiter Gas geben

Gestern Abend hatte der Chairman der Fed, Ben Bernanke, erstmals in der Geschichte der amerikanischen Notenbank eine Pressekonferenz veranstaltet, um die künftige Strategie der amerikanischen Geldpolitik zu erläutern.

Wie die Fed am 3. November 2010 angekündigt hatte, läuft die zweite Runde des „quantitative easing“ Ende Juni 2011 aus. Beim QE2, wie es auch genannt wird, geht es um den Ankauf von US-Staatsanleihen mit dem Ziel, die Zentralbankgeldmenge aggressiv zu vergrößern und gleichzeitig darum, wenn auch nur in zweiter Linie, die Zinsen am Rentenmarkt zu senken und auf diese Weise die Investitionstätigkeit und das Wirtschaftswachstum zu stimulieren. Weiter„Fed will weiter Gas geben“

 

EZB weniger expansiv als es scheint

Die Europäische Zentralbank hat am 13. April ihren Leitzins auf 1,25 Prozent angehoben. Er ist damit immer noch auf einem rekordniedrigem Niveau. Die meisten Analysten und Marktteilnehmern halten die Geldpolitik daher weiter für extrem expansiv. Das gelte vor allem für Deutschland, dessen Wirtschaft im ersten Quartal saisonbereinigt um fast ein Prozent gegenüber dem vierten Quartal 2010 gewachsen ist, wenn mein Mitblogger Uwe Richter mit seiner Schätzung recht hat. Das reale Inlandsprodukt wäre damit im ersten Quartal bis auf 0,5 Prozent an seinen bisherigen Höchststand vom ersten Quartal 2008 herangekommen. Aber dennoch bleibt nach wie vor eine große Outputlücke. Warum? Weil das Produktionspotential nach meinem Verständnis in diesen drei Jahren um 1,5 Prozent pro Jahr zugelegt hat: Die Differenz zwischen aktuellem BIP und dem Potentialwert betrug im ersten Quartal 5 Prozent. Von Vollauslastung und damit von Inflationsgefahren kann also selbst in dem Land der Währungsunion, das zur Zeit relativ am stärksten wächst, noch keine Rede sein. Weiter„EZB weniger expansiv als es scheint“

 

Portugal wird es schaffen

Aus deutscher Sicht lässt sich nicht viel gegen die Erhöhung der Notenbankzinsen um 25 Basispunkte auf 1,25 Prozent in der vergangenen Woche sagen; sie hätten auch stärker angehoben werden können. Nicht ganz so gelassen werden die Dinge in den Ländern gesehen, die mit Schuldenkrisen kämpfen. Da die EZB aber noch nicht signalisiert hat, dass die mengenmäßig unbeschränkte Zuteilung von Zentralbankgeld demnächst beendet werden soll, wird es einerseits nicht an Liquidität fehlen und es andererseits bei kurzen Laufzeiten bei negativen Realzinsen bleiben. Auch die Krisenländer können sich daher kaum beklagen.

Nach Griechenland und Irland hat jetzt auch Portugal die Europäische Kommission um finanziellen Beistand gebeten. Weiter„Portugal wird es schaffen“

 

Britisches Wirtschaftsmodell ist gescheitert

Ich erinnere mich nur ungern an die vielen Artikel in der Financial Times und im Economist, in denen das britische Modell als Vorbild für die deutsche Wirtschaftspolitik empfohlen wurde. Ich kann nur sagen, ein Glück, dass wir uns nicht allzu sehr davon haben beeindrucken lassen, vor allem auch nicht von der Behauptung, dass der Euro der Anfang und das Ende allen Übels sei, oder dass die Dienstleistungen in einer reichen Volkswirtschaft der Wachstumsmotor par excellence seien und man ganz gut ohne einen nennenswerten Industriesektor auskommen könne. Wenn ich mir die aktuellen Zahlen ansehe, kann ich mir eine gewisse Schadenfreude nicht verkneifen. Zur Zeit läuft in Deutschland in wirtschaftlicher Hinsicht praktisch alles besser als auf der Insel. Weiter„Britisches Wirtschaftsmodell ist gescheitert“

 

Inflation wird bald zurückgehen

Gestern habe ich für 1,539 Euro den Liter getankt, und ich gehe davon aus, dass mir mein Stromversorger in Kürze die Preise um 20 Prozent oder so erhöhen wird. Ich sehe gerade, dass die von den Energierohstoffen getrieben Einfuhrpreise im Februar um 11,9 Prozent über ihrem Vorjahreswert lagen. Nicht nur das, sie steigen sogar immer rascher, nämlich mit einer annualisierten Rate von 17,1 Prozent in den vergangenen sechs Monaten. Da die Importe von Gütern und Dienstleistungen im vergangenen Quartal annualisiert 1062 Mrd. Euro betrugen, bei einem BIP von 2524 Mrd. Euro, könnten mich solche Zahlen erschrecken. Tun sie aber nicht. Ich glaube nicht, dass sich eine neue Inflationsmentalität breit macht. Weiter„Inflation wird bald zurückgehen“

 

Der Ölpreis drückt auf die Aktienkurse

Es sieht danach aus, als stünden die Aktienmärkte global vor einer längeren Korrektur. Steigende Notenbanksätze sind dabei das geringste Risiko: Die Zügel dürften nur sehr vorsichtig angezogen werden, so dass die Geldpolitik nach wie vor expansiv wirkt. Das größte Risiko für die Konjunktur und damit für die Unternehmensgewinne sind die hohen Rohstoffpreise, vor allem der Ölpreis. Er bewirkt eine massive Umverteilung der Einkommen von den Ölkonsumenten hin zu den Ölproduzenten und dämpft damit die Nachfrage in den meisten OECD-Ländern, aber auch in China und Indien. Dass es im Euroland noch zu einer Krise kommen wird, die mit dem Lehman-Konkurs von September 2008 vergleichbar ist, glaube ich dagegen nicht mehr. Die Regierungen der 17 Euroländer sind entschlossen, alles zu tun, was zu tun ist, auch wenn es viel Geld kostet. Ein anderes, ernsteres Risiko für die Aktienmärkte ist das hohe Kursniveau: Zyklisch bereinigt liegen die Gewinne unter ihrem aktuellen Niveau – so dass die Kurs-/Gewinnverhältnisse höher sind als es den Anschein hat. Weiter„Der Ölpreis drückt auf die Aktienkurse“

 

Expansive Wirtschaftspolitik hat sich gelohnt

Auf einmal gibt es kein Altersheim Deutschland mehr. Aus dem Dauerpatienten und hoffnungslosen Fall ist eine Konjunkturlokomotive geworden. Ich habe die jüngste Global Economic Outlook Summary der Wallstreet-Firma JPMorgan vor mir, deren bislang äußerst skeptische und aufreizend besserwisserische Analysten für das Jahr 2011 beim realen BIP jetzt eine Zuwachsrate von 3,5 Prozent für Deutschland erwarten. Ich vermute, dass auch andere ihre Prognosen in den kommenden Monaten deutlich nach oben revidieren werden. Weiter„Expansive Wirtschaftspolitik hat sich gelohnt“