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Sparen ist eine schlechte Idee

Spanien, Portugal und erst recht Griechenland sollen jetzt sparen bis zum Umfallen, sonst würden sich die Finanzmärkte gar nicht mehr beruhigen. Und nicht nur die Problembären der Eurozone sollen sparen, auch der Rest, Deutschland und Frankreich voran. Sarkozy und Merkel haben das schon mal angemerkt. Es ist richtig, dass die öffentlichen Haushalte durch die Krise (Bankenrettung und Konjunkturhilfen) arg gebeutelt wurden, und dass man in der mittleren Frist die Schulden auch wieder abbauen muss.

Dabei gibt es nur einige Fragen. Weiter„Sparen ist eine schlechte Idee“

 

Ich verstehe die Konjunktur nicht mehr

Vor lauter Griechenlandkrise ist ein bisschen untergegangen, dass die jüngsten Wirtschaftszahlen nicht nur besser sind als erwartet, sondern sogar richtig gut. Vor allem vom Arbeitsmarkt gibt es fast nur Erfreuliches zu berichten: Obwohl das deutsche Bruttoinlandsprodukt 2009 real um 5,0 Prozent gegenüber 2008 zurückgegangen ist, ist die Beschäftigung zwischen Herbst 2008, als sie einen Rekordwert erreicht hatte, und heute nur um 0,4 Prozent gesunken. In den USA war das BIP 2009 lediglich 2,4 Prozent niedriger als im Jahr zuvor, der Einbruch bei der Beschäftigung betrug aber nicht weniger als 6,1 Prozent (Dez. ’07 bis Feb. ’10). Welch ein Gegensatz – und was für eine deutsche Erfolgsstory. Man könnte stolz sein auf die Reformen der 2005 abgewählten rot-grünen Regierung. Der positive Eindruck bleibt, auch wenn einige Sonderfaktoren die deutschen Zahlen geschönt haben mögen. Die Arbeitslosenquote ist im Übrigen seit dem Frühjahr 2009 von 8,3 auf zuletzt 8,0 Prozent gefallen. In Spanien nähert sie sich derweil 20 Prozent, und in Amerika war sie trotz des robusten Wirtschaftswachstums im vierten und ersten Quartal im März immer noch bei 9,7 Prozent. Weiter„Ich verstehe die Konjunktur nicht mehr“

 

Mit Zins und Zinseszins

Die FT berichtet von einen Streit in Europa über die Zinsen, die Griechenland bezahlen muss, wenn es sich im Rahmen des beschlossenen Notfallprogramms von den anderen Staaten Geld leihen will. Einige Länder sind bereit, einen Satz von vier bis viereinhalb Prozent zu akzeptieren. Deutschland drängt aber darauf, dass der aktuelle Marktzins die entscheidende Größe ist. Nach meinen Informationen stimmt die Geschichte. Weiter„Mit Zins und Zinseszins“

 

Frankreich – Deutschland 1:0

Das war ja zu erwarten. Die französische Finanzministerin kritisiert die deutschen Exportüberschüsse und wir schlagen zurück.

Leider nicht sehr überzeugend. Rainer Brüderle in der FAZ: „Die gute Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen ist weder ein deutsches noch ein französisches Problem. Sie ist vielmehr Grundlage für Wachstum, Beschäftigung und Wohlstand in Deutschland wie auch in Europa“.

Marc Beise in der Süddeutschen: „Wer vorankommen will, sollte man meinen, orientiere sich am Beispiel der Erfolgreichen und versuche nicht, diese auf sein eigenes schwächeres Niveau herunterziehen. Das fehlende Selbstbewusstsein selbst der französischen Regierung ist bemerkenswert. Ministerin Lagarde könnte einen flammenden Appell an ihre Landsleute richten: Franzosen, macht es den Deutschen nach!“

Das Problem ist nur: Was passiert denn, wenn die anderen es den Deutschen nachmachen? Wenn ganz Europa das tut, stehlen wir Nachfrage bei den Amerikanern und den Asiaten. Die werden sich freuen und ein paar Handelsschranken errichten. Weiter„Frankreich – Deutschland 1:0“

 

Griechenland kann es alleine schaffen

Was würde eigentlich passieren, wenn Griechenland einfach sich selbst überlassen bliebe? Bis Ende Mai müssen offenbar Staatsanleihen in Höhe von 20,5 Mrd. Euro am Markt untergebracht werden, was etwa 8 1/2 Prozent des nominalen Bruttoinlandsprodukts entspricht. Die jüngste 10-jährige Anleihe, mit einem Kupon von 6 1/4 Prozent, war fast dreifach überzeichnet, was zeigt, dass es bislang keine Probleme gibt. Wenn die Griechen genug zahlen – genauer: versprechen zu zahlen -, werden sie auch in der Zukunft Abnehmer für ihre Schulden finden. Nur tut es natürlich weh, wenn die Zinsbelastung fast doppelt so hoch ist wie in Deutschland (zehnjährige Bundesanleihen haben zur Zeit eine Rendite von 3,18 Prozent). Weiter„Griechenland kann es alleine schaffen“

 

Quälen Sie die Griechen nicht, Frau Merkel!

Die griechische Regierung hat also ihr Sparprogramm vorgestellt. Und es ist wahrhaft drakonisch. Nach Berechnungen von Barclays Capital summieren sich die Einsparungen auf 16 Milliarden Euro oder sieben Prozent des Bruttoinlandsprodukts in diesem Jahr.

Ich kenne kein Land, dass eine ähnlich ambitionierte Konsolidierung versucht hätte. Und der Sparkurs dürfte die griechische Wirtschaft erheblich stärker bremsen als es in ähnlichen Fällen anderswo der Fall war. In den neunziger Jahren haben Staaten wie Dänemark und Schweden ihre Etats nach einer Krise auch gekürzt – aber diese Staaten konnten sich darauf verlassen, dass die Währung abwertet und so der Export anzieht um den Nachfrageausfall ausgleicht. Die Griechen können das – wegen der Währungsunion und weil im Rest der Welt auch Flaute herrscht – nicht. Weiter„Quälen Sie die Griechen nicht, Frau Merkel!“

 

Inflation ist gut für die Demokratie

Es war ja nicht anders zu erwarten. Der Vorschlag des Internationalen Währungsfonds, die Zentralbanken sollten künftig eine höhere Teuerungsrate tolerieren, kommt in Deutschland, dem Land der Inflationsneurotiker, gar nicht gut an. Für Bundesbankpräsident Axel Weber spielt der IWF mit dem Feuer, Jürgen Stark is not amused und mein Kollege Henrik Müller meint gar, Inflation zerstöre die Demokratie.

Ich glaube, das Gegenteil ist richtig: Zu wenig Inflation zerstört die Demokratie. Weiter„Inflation ist gut für die Demokratie“

 

Der Staat muss jetzt Schulden machen

Die Schuldenpanik macht sich wieder breit in Deutschland. Viele meinen, die steigenden Staatsschulden stürzen uns ins Unglück. Das hat auch wieder die Debatte gezeigt, die viele hier im Blog zum Einstandsbeitrag von Mark Schieritz geführt haben. Aber in der jetzigen Situation bleibt dem Staat leider nicht viel anderes übrig als mehr auszugeben und einen beträchtlichen Teil seiner Ausgaben über Kredite zu finanzieren. Denn die übrigen Stützen des Wachstums – die Konsumausgaben der Privathaushalte und die Investitionen der Unternehmen – sind eingebrochen. Deutschland befindet sich in einer Rezession. Weiter„Der Staat muss jetzt Schulden machen“

 

Leute, gebt mehr Geld aus!

Wenn ich mir die detaillierten Zahlen für das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal ansehe, die am Mittwoch veröffentlicht wurden, komme ich, wie sonst auch immer, zu der nicht sehr originellen Erkenntnis, dass es mal wieder an der Binnennachfrage gehapert hat: real minus 2,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal, minus 3,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert, und Stagnation seit inzwischen zehn Jahren. Wenn der Export nicht wäre! Der Wachstumsbeitrag des Außenhandels zum realen BIP war +2,0 Prozentpunkte, womit er den neuerlichen Einbruch der Inlandsnachfrage genau ausglich. Insgesamt ergab sich für das reale BIP im Vorquartalsvergleich ein Nullwachstum. Der Abstand zum vierten Quartal 2008 betrug immer noch minus 2,4 Prozent. Weiter„Leute, gebt mehr Geld aus!“